§ 46 - N I C O L I N I

Manetho war weniger "ägyptischer Oberpriester" als Opferpriester und Kustos der Archive des Tempels von Heliopolis zur Zeit von Ptolemeus Philadephus (zweite Hälfte des dritten Jahrhunderts v. Chr.). Und daß in seiner Universalgeschichte Ägyptens (von der vor allem durch Contra Apionem des Flavius Josephus und die Chronik des Eusebius von Caesarea eine Fragmente erhalten sind) "die ganze ägyptische Geschichte in eine erhabene natürliche Theologie" umgewandelt hätte, ist eine Behauptung, zu der Vico dank der irrtümlichen Interpretation einer Stelle gelangte, die er Eusebius zuschrieb, die aber in Wirklichkeit von Laktanz stammt (vgl. weiter unten §§ 222 und 361). Wie dem auch sei: als eine Kostprobe {saggio} der Fragen, die zur Zeit Vicos in Bezug auf das Werk von Manetho und die Quellen, aus denen er geschöpft zu haben versicherte, debattiert wurden vgl. Warburton Essai sur les hiéroglyphes in der erwähnten Übersetzung, I, 160-65, 170-177 und das lange Supplement des Übersetzers 177-182.  ¶  In dem Hinweis auf die "griechischen Philosophen" verbirgt sich eine Anspielung auf Platon, dem Vico mehr als einmal vorwarf, die hellenischen Mythen intellektualisiert zu haben. Vgl. z.B. § 515, der auch wegen des Vergleichs dieser Mythen mit den ägyptischen Hieroglyphen relevant ist. (NICOLINI I, 31/32)