§ 47 - N I C O L I N I

Daß die Ägypter als "gloriae animalia" bespöttelt worden seien, wird von keiner Quelle gesagt, noch nannte sie Tacitus "gens novarum religionum avida". Etwas ähnliches findet sich indes bei Q. Curtius {Curzio}, IV, 1, und in Plinius dem Jüngeren¸ Pan., 31 ("ventosa et insolens natio") und bei Flavius Vopiscus, Saturninus, 7 ("novarum rerum...cupientes").  ¶  Über die "vorgefaßte Meinung von dem eigenen ungeheuren Alter", § 45.  ¶  "Weil sie die Art und Weise nicht kannten" usw: sie konnten sie umso weniger wissen, als es sich um eine der persönlichsten Theorien/Lehren Vicos handelt (§§ 145-46 und folgende)  ¶  Die Vielzahl der Jupiter ist einer der Angelpunkte des Systems Vicos, auf das er allergrößten Wert legt, nicht ohne fast jedesmal gleichzeitig daran zu erinnern, daß die Ägypter ihren Jupiter Ammon als den ältesten von allen priesen: vgl §§ 53, 380, 761 usw.  ¶  An Herkules[sen] zählte Varro (in Servius, Ad Aen., VIII, 564) sogar vierundvierzig. Aber andererseits begrenzte Cicero (De natura deorum, III, 16) ihre Anzahl auf sechs; Diodorus (III, 24, 3; VII, 64, 6; IV, 9, 1; XVII, 46, 1) auf vier; Plutarch (De malign. Herod., V, 22) auf einen allein (den thebanischen).  ¶  Tacitus (Ann.., II, 60) sprach nur von dem ägyptischen Herkules, nicht auch von Jupiter Ammon, dessen Herkunft indes von allen Jupitern, die bei fast allen Völkern anzutreffen sind, von Marsham hervorgehoben wurde, pp. 36 sqq.  ¶  Diodorus (I, 23) schreibt in Wahrheit {veramente} nicht nur den Ägyptern ein Alter von mehr als zehntausend Jahren zu, sondern fügt hinzu, daß andere es sogar auf zwanzigtausend Jahre - und seien es auch Mondjahre - schätzten (vgl. oben § 45). Jedenfalls {wohl: Comunque} "stürzte" der französische Hebraist und Theologe Jacques Cappel (1570-1624) in seiner Historia sacra et exotica ab Adamo usque ad Augustus (Sedan 1613), S. 43, die Einschätungen des sizilianischen Historikers, insofern er die Ägypter nicht älter als 2222 vor Christus sein läßt.  ¶  Gegen Xenophon bemerkt derselbe Cappel nichts anderes als daß er bei der Erzählung der Taten des Cyrus, König von Persien, einige Daten auslasse (op. cit. pp. 229-32). Und was Platon tatsächlich über die Perser "ersinnt" besteht wirklich nur darin, daß im ersten Alkibiades, p. 120 e, Sokrates die Frage stellt: ob die persischen und lakedomänischen Könige von niederer Herkunft als die athenischen seien, da die lakedämonischen von Herkules und die persischen von ~Echemene abstammten, welche beide ihren Ursprung von Perseus {? Perse}, Sohn des Zeus behaupteten {ripetevano}.  ¶  Gänzlich im sechzehnten Jahrhundern dem jüngeren Merkurius Trismegistus zugeschrieben, wurde der Poimander seu de potestate ac sapientia divina, den Vico über das lateinische Flickwerk von Marsilio Ficino kannte, im siebzehnten im Unterschied zu heute, ganz und gar für eine späte Fälschung gehalten.  ¶  Richtig [ist] der Verweis auf Causabon, vgl. dessen Exercitationes zu den Annales des {Caesar} Baronius, unter dem Titel De rebus sacris et ecclesiasticis, Ausgabe Frankfurt {ediz. di Fr.} 1615, p. 57: hingegen sagt Saumaise, Plinianae exercitationes, Paris 1629, p. 19 nur, daß der Ausdruck kuraniV bibloV, der häufig bei ~Giorgio Sincello bezüglich der hermetischen Bücher auftaucht (Abs. 45), als "liber collectaneus" zu übersetzen ~ist. Das eine und andere sind übrigens Zitate aus zweiter Hand, die Vico dem Marsham entnahm (p. 244), wobei er das zweite auf seine Art interpretierte. (NICOLINI I, 32/33)