§ 59 - N I C O L I N I

Vgl. §§ 1140-1144.  ¶  Nach Vico kann ein Volk erst dann wirklich sich als gegründet ansehen, wenn an die Stelle des Zustandes der isolierten Familien und der ebenfalls isolierten heroischen Städte jener andere der primitiven aristokratischen Staaten getreten ist. (s. oben § 55 und vgl. außerdem §§ 582 ff). So muß natürlich für ihn Zoroaster, der schon im § 55 auf eine mythischen Personifikation der aristokratischen babylonischen Regierung/Herrschaftsform zurückgeführt worden war, gleichzeitig Mythos/mythische Form der abstrakten Vorstellung "Volksgründer" werden. Ebenso natürlich nimmt Vico an, um sich die Vielzehl der Zoroaster zu erklären, daß vor dem Auftauchen des Mythos das Wort "Zoroaster", statt ein Eigenname zu sein, ein Gemeinname gewesen sei, der nicht nur in Babylon, sondern im ganzen Orient "Volksgründer" bedeutet habe.  ¶  Mehr/Eher als Varro handeln speziell von dem ägyptischen , dem tyrischen und den phönizischen Herkules Diodor (I, 7; III, 9, 24 und 55; XVI, 45), Cicero (De nat. deor., II, 6) und die anderen antiken Schriftsteller, die Vico aus seiner direkten Quelle, nämlich aus Marsham pp. 302 sqq. zitiert. Natürlich überläßt Vico sich seiner Phantasie, wenn er mutmaßt, daß jene asiatischen Herkules genau wie die verschiedenen Zoroaster alle reine Personifikationen der abstrakten Vorstellung "Volksgründer" waren, ja daß in Asien zu ihrer Bezeichnung unterschiedslos die Personifikation "Herkules " und die Personifikation "Zoroaster" üblich waren. Aber andererseits hatte schon Varro (in Servius, Ad Aen., VIII, 564) bemerkt, daß jene verschiedenen Herkules alle Personifikationen einer abstrakten Vorstellung, nämlich der von "facere fortiter" gewesen seien.  ¶  Da Vico die Avesten nicht kannte und nicht kennen konnte (vgl § 55), ist evident, daß er , wenn er von den Zoroaster zugeschriebenen philosophischen Oraklen spricht, sich auf jene zuerst 1563 aus verschiedenen griechischen Quellen gesammelten beziehen wollte, und daß er {sie} vielleicht in der lateinischen Übersetzung von Van Heurn: vgl. op. cit., pp. 124-40; vgl. auch Stanley, Hist. Phil. in der im Anhang angeführten Übersetzung. Außerdem sollen nach einer von Bang gesammelten/übernommenen Tradition die Bücher des Zoroaster von Ninus verbrannt worden sein: jedoch habe der iranische Magier aus Furcht vor dem "duplex orbis excidium {Zerstörung, Vernichtung, Untergang, Fall}, unum per aquas, unum per ignem" vorgesorgt und die kostbaren Vorschriften sowohl der magischen Kunst wie der sieben freien Künste bewaht, indem er sie auf vierzehn Säulen einmeißeln ließ, "septem aeneis {kupfern, ehern, aus Bronze}, septem lateritiis {latericiis? - aus Ziegeln}". Schließlich stehen die Bezeichnungen "Pythagoreer" und "Platoniker", die Vico benutzt, um die "nur zu neue Lehre" zu kennzeichnen, die jene sogenannten Orakel zeigen, für "Neopythagoreer" und "Neoplatoniker".  ¶  Richtig ist, daß die "Anmaßung der Gelehrten" (vgl. §§ 127-28) an die "Folge der Schulen" glaubte oder an kulturelle Einflüsse zwischen den Völkern glaubte (daran glaubte auch Goguet, I, 61): keiner aber, und schon gar nicht Van Heurn, dem Vico sie offensichtlich zuschieben will (§ 93 Ende {in fine}) hatte jemals jene besondere "Folge" dargestellt, von der Vico behauptet, sie sei allgemein akzeptiert. Der Hinweis möge genügen, daß hinsichtlich des Berosus diskutiert wurde, ob er zur Zeit von Moses oder von Alexander des Großen oder direkt von Ptolemeus ~Philadelphos gelebt habe (Van Heurn, passim, besonders pp. 25, 60, 249; vgl. auch Hofmann, I, 522), und daß der hl. Augustinus, De civ. Dei, XVIII, 39) Atlas als Großvater von Merkurios Trismegistos angesehen wurde.  ¶  "Aber wir werden bald sehen": im § 93. (NICOLINI I, 40/41)