§ 66 - N I C O L I N I

Tatsächlich schreibt Cicero, De nat. deor., III, 22 (und vgl. {e - auch adversativ!; hier?} Lactanz, Div. Inst., I, 6) "Thot", oder nach einigen Kodizes "Thoyt". Die Form QeuJ hingegen findet sich bei Platon, Philebos, p. 18 b; Phädrus, p. 274 c. Auch fehlen nicht andere Formen; zu ihnen s. Plinius, N.h., VII, 57; Eusebios, Praep. evang., I, 9 (Ausg./Ed. {ediz.} Migne, p. 93). Jedenfall ist unter den Vico bekanntesten Schriftstellern Augustinus derjenige, der sich am längsten über ~Mercurius Trismegistus ausläßt: De civ. Dei, passim, besonders VIII, 23 und 24.  ¶  Zahlreich sind die Erfindungen, die eine von Platon im Phädrus , p. 274 c-d, aufgenommene /gesammelte {raccolta} Tradition dem Thot zuschrieb - die Arithmetik {il calcolo aritmetico}, die Geometrie, die Astronomie, das Brettspiel, das Würfelspiel, und vor allem die alphabetische Schrift (vgl auch ~Igino, Fabulae, 277; Diodorus Siculus, I, 22; Plutarch, Symposion, IV, 3; Pseudo-Jamblichos, De mysteriis aegyptiorum, I; sowie eine Stelle bei Abulfaragi, die der französische Übersetzer des Werkes von Warburton referiert, I, 180 sqq.); aber keine Quelle erwähnt in diesem Zusammenhang auch die Gesetze. Oder nach einer anderen von Diodor, l.c. (und vgl. Goguet, I, 62-63; II, 73-74) überlieferten/gesammelten Tradition war es eher ~Mneve {= Mnevis, ägypt. hl. Stier??; nach Nicol. § 67: "Mneve, primo re di tutto l´Egitto e fondatore di tutt´e quattro le dinastie (vgl. § 58) {NIC 66, 67}} - nach der Legende der erste, der im Land der Pharaonen geschriebene Gesetze publizierte (aber nachdem Vulkan, Helios und Osiris ungeschriebene gegeben hatten) - , der die Gesetze, um sie zu beglaubigen, dem Merkur zugeschrieben hatte {ital: Kondizinal: le avrebbe attribuite..}. Weiterhin {S´aggiunga ancora che} ist nach den Worten des hl. Augustinus, De civ. Dei, XVIII, 39, die alphabetische Schrift den Ägyptern (aber nachdem die hebräischen Patriarchen sie schon kennengelernt hatten) nicht von Trismegistos, sondern von Isis gelehrt worden. Andererseits neigte man schon zu Zeiten Vicos dazu, obwohl die oben erwähnte platonische Tradition (s. eher noch als die zitierte Stelle des Phaedrus den ~Philebos, p. 18 b-d) bei der Zuschreibung der Unterscheidung zwischen Vokalen und Konsonanten, tonlosen {afone} und stummen Buchstaben usw. an Thot von wirklichen alphabetischen Buchstaben sprach, dem ägyptischen Merkur nicht diese Erfindung, sondern die der ideographischen oder hieroglyphischen Schrift beizulegen. Vgl. ~Stefano Morin (1625-1700), Exercitationes de lingua primaeva (Utrecht 1694), p.l 181, der sich auf die zitierte Stelle des Symposions von Plutarch stützt; Warburton, op. cit., I, 26-30, der seinerseits das Fragment von Sanchuniaton anführt, von dem im § 83 die Rede sein wird. Schließlich hatten die Ägypter nach Marsham, pp. 36 sqq.und 123 den anderen Völkern nur die Schrift, nicht auch noch die Gesetze gelehrt.  ¶  Weit davon entfernt, behaupten zu wollen, daß die Griechen ihre Gesetze immer in alphabetischen Buchstaben geschrieben hätten - daß er das Gegenteil meint, geht aus § 1508 hervor -, will Vico nur hervorheben, daß man dies allgemein annahm: deshalb wäre hier eine Anspielung auf die Tradition denkbar {donde una probabile allusione}, nach der in solchen Buchstaben das erste corpus iuris in Griechenland, oder die Gesetze des legendären {favoloso} ~Zaleucos aus Locri verfaßt worden seien (Diodor, XII, 20-21; und vgl. Goguet, II, 70 und 74).  ¶  Daß das griechische Alphabet von dem phönizischen abstamme und zuerst in Theben von Cadmus eingeführt worden wäre, wird unter anderen von Herodot, V, 98 und von Tacitus, Ann., XI, 14 erzählt und war unter den gewohnten Quellen Vicos von Van Heurn, pp. 35-36, 193-96"gemeint" {era.."oppinato" = "von denen man bisher gemeint hat, Kadmus habe sie ihnen...", § 66} worden. Marsham jedoch (p. 123) hiel das kadmische Alphabet ägyptischen Ursprungs. Vgl. auf jeden Fall für mehr Einzelheite §§ 439-42.  ¶  "Wie man sehen wird": im § 679.  ¶  Von "Feizio", d.h. von dem holländischen Gelehrten ~Everando Feith siehe die posthumen Antiquitatum homericarum libri sex (Leyden 1679), p. 119: vgl. auch Van Heurn, p. 69, sowie hier weiter unten § 1508.  ¶  Die Stelle bei Flavius Josephus (Contra Apionem, I, 2), auf den Vico so oft zurückkommt, war schon von ~Francesco Hédelin Abt von Aubignac (1604-76) hervorgehoben worden in den Conjectures académiques ou dissertation sur l´"Iliade", 1664 geschrieben und posthum 1715 in Paris veröffentlicht, sowie von dem schon erwähnten Voorbroeck oder ~Perizonio in den Animadversiones historicae (Amsterdam 1685), um analog zu Vico zu belegen, daß lange Zeit hindurch das einzige Mittel der Überlieferung der Ilias und der Odyssee der Gesang gewesen war. Aber es scheint, daß diese seine homerischen Vorgänger dem Vico völlig unbekannt blieben (vgl. § 780).  ¶  Daß "die griechischen Buchstaben so sehr verschieden von den phönizischen" ausfielen, ist eine nicht korrekte Behauptung, die Vico in den §§ 430, 440 und 442 erörtern wird.  ¶  Vgl. schließlich § 1149. (NICOLINI I, 46/47)