§ 83 - N I C O L I N I

"Studiosus veritatis" (jilalhJhV) ist die Übersetzung, die Porphyr von "Sanconiatone" {Sanchuniathon} gibt. (vgl. ~Teodoreto, Graecarum affectionum curatio, II, in Opera, ed. Migne, IV, 854). Wer oft von ihm spricht ist nicht etwa - nach einem fehlerhaften Zitat, das auf den alexandrinischen Cyrill, Contra Iulianum, VI, 205, zurückgeht - Clemens alexandrinus, sondern Eusebios (Praeparatio evangelica, passim), der sehr viele Kenntnisse über die phönizische Theologie der sogenannten griechischen Übersetzung der ~Storia des Sanchuniathon entnahm: eine im 2. Jahrhundert vor Christus von ~Philon aus ~Biblos hergestellte und nun bis auf wenige Fragmente verlorene Übersetzung.  ¶  In Wahrheit {veramente} sind die chinesischen Ideogramme (vgl. schon § 50) eine gänzlich von der hierglyphischen verschiedene Schrift, wie in De dignitate et augumentisscientiarum, VI, 1, schon Bacon bemerkt hatte. Dennoch hatten sie mit den Hieroglyphen unter anderen verglichen: Trigault, op. cit., lib. I, cap. 5; Martini, op. cit., I, p. 22; und im sechsten Teil (pp. 225-36) der schon zitierten/angeführten China illustrata der Pater Athanasius Kircher, der sich auf Bücher und mündliche Informationen seines polnischen Mitbruders Michael Boym (1612-1659) stütze. Und daß sicherlich dieser Fabel oder Halbfabel noch die communis opinio des Endes des siebzehnten Jahrhunderts anhing, wird vielleicht nicht so deutlich aus Hofmann, II, 509, wie aus den zitierten /erwähnten {citate} Exercitationes des Morin, p. 17. Auch hatte der {sqq. =freie Ü} schon erwähnte Fréret in einer im sechsten Band (1729) der Mémoires de l´Academie des Inscriptions et Belles-Lettres veröffentlichten Abhandlung {dissertation} sehr auf dem rein konventionellen Charakter bestanden, den von Anfang an die chinesischen Ideogramme gehabt hätten. Vgl. ebenso Warburton I, 31 ff, und vor allem für Nachrichten von anderen Theorien, die einige französischen Jesuitenmissionaren des frühen siebzehnten Jahrhunderts vorgeschlagen hatten (Gaupil, Parennin, Prémare, Magaillans usw.), einige Remarques sur la première écriture des chinois, die Léonard seiner Übersetzung des Warburton, II, 525-5l7, zugefügt hatte.  ¶  "Im Dunkel ihrer Verschlossenheit": weil Vico die Chinesen ~entsprechend/gleichförmig {conforme} "der ganzen übrigen Welt verschlossen" glaubte (§ 99). {"das wahre Licht der Zeiten nicht erblickten": NICOL schweigt}  ¶  Um die vor allem von Porphyr vorgelegten Auskünfte {ragguiali} über Sanchuniathon, die während des siebzehnten Jahrhunderts unter anderen vor allem von Voss und von Bochart gesammelt und erweitert worden waren, als fabelhaft {favolosi} zu erweisen - daß er nämlich noch vor dem traditionellen Datum des trojanischen Krieges in phönizischen alphabetischen Buchstaben und unter Mithilfe des Priesters ~Ierombale eine Geschichte Phöniziens verfaßt habe - behauptet {allega} Vico die Nichtexistenz der alphabetischen Buchstaben in homerischen (§ 66) und natürlich noch mehr in vorhomerischen Zeiten. Während allerdings seine gewohnten Quellen (Marsham, pp. 30, 79 und 244; Hofmann, IV, 47, usw) noch an die Authentizität der eben erwähnten Auskünfte glaubten, hatte schon Johann Heinrich Ursin (?-1667), De Zoroastro bactriano, Hermete Trismegisto, Sanchoniatone phaenicio eorumque scriptis (Norimaberga 1661) vermutet {congetturato}, daß die sogenannte Geschichte des Sanchuniathon nur eine Fälschung des sogenannten griechischen Übersetzers Philo war; und Vico selbst wird im § 442, ohne die Namen zu nennen, Schriftsteller erwähnen, die seiner Meinung nach {a suo dire} die historische Existenz Sanchuniathons rundweg verneint hätten {avrebbero addirittura negato..}. Wenn man hinzunimmt {Che se a ciò s´aggiunge}, daß Vico im angeführten {citato: hier aus Kontext: angeführt, erwähnt} § 443 ihn viel später als Homer und wenig vor Herodot ansiedelt, wird die Zerstreutheit noch unerklärlicher, mit der Vico ihn in der chronologischen Tafel und hier vor dem trojanischen Krieg ansiedelt. Zum Stand der Forschungen der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts s. auf jeden Fall einen von Goguet als Anhang zu dem ersten Band seines oft angeführten Werkes vorgelegten Exkurs zu Sanchuniathon. (NICOLINI I, 53-55)