§ 96 - N I C O L I N I

Der sogenannte Zensus des Servius Tullius wird nicht als "Basis" der "Volksfreiheit" oder demokratischen Freiheit angenommen, sondern der "Freiheit der Herren" oder der aristokratischen Freiheit in dem in den §§ 107 und 619-623 erklärten Sinn.  ¶  Zu der Anordnung der Dezemvirn, die dem alten oder kranken Beklagten die Möglichkeit/Erlaubnis {facoltà} gab, von der klagenden Partei, um vor dem Prätor zu erscheinen, ein iumentum {Zugtier, Lasttier} oder eine arcera {(vkl.) gedeckter Wagen in Kastenform} zu verlangen, s. die Rekonstruktion der XII Tafeln von ~Giacomo Godefroi (1586-1652), zuerst 1616 in Heidelberg veröffentlicht und zusammen mit den entsprechenden {correlative} Probationes in den Fontes juris desselben Autors wiederaufgelegt (Genf 1653), ~tav. I (vgl. auch hier weiter unten § 1430). Diese Anordnung - will Vico sagen - verträgt sich, da sie auf sehr primitive Lebensbedingungen verweist (was alles andere als richtig ist), schlecht mit der ziemlich fortgeschrittenen Zivilisation, wie sie die ~kurialischen elfenbeinernen Stühle und die anderen Abzeichen dokumentieren, die, mehr als ein Jahrhundert zuvor, Tarquinius Priscus in Rom eingeführt habe (Floro, I, 5): um so mehr, als noch zur Zeit des Kriegs gegen {di, s. Ü} Pyrrus die Römer die Elefanten (und somit das Elfenbein) und Lukanien so wenig kannten, daß sie diese nicht aus jenem herkommend annehmen und sie "lukanische Ochsen" nennen konnten (Plinius, N.h., VIII, 6; Solino, Polyhistor, 25). Siehe aber zu anderen Etymologien von "lucas bos" Varro, De lingua latina, VII, 39-40; ~Nonio Marcello, IV, 349; und allgemein G.G. Voss, Etymologicon linguae latinae, Neapel 1763 mit Zusätzen von Alessio Simmaco Mazzocchi (ein Universitätskollege Vicos) wiederaufgelegt, II, 404-405. (NICOLINI I, 61/62)