§ 99 - N I C O L I N I

Ähnlich wie Bacon, der die Hieroglyphen "characteres reales" genannt hatte (De dignitate et augumentis scientiarum, VI, 1), bildet Vico den Ausdruck "dinghafte Worte", um eine Art von Ausdrücken anzuzeigen, die nicht aus Lauten, Gesten und nicht einmal aus ideographischen oder hieroglyphischen Zeichen gebildet werden, sondern direkt aus greifbaren res, die entweder den Gegenstand selbst bezeichnen, der gezeigt wird, oder aber etwas durch ihn symbolisiertes.  ¶  Die Anekdote/Geschichte von dem Frosch, der Maus usw., die von Idanthyrsus den Botschaftern des Darius gezeigt wurden (vgl. hier weiter oben § 48) ist von Herodot, IV, 131 berichtet wurden; aber nicht St. Kyrill {Cyrillo, hier Ü}, sondern Clemens von Alexandrien, Stromata, V, 8, erwähnt die "lächerlichen Interpretationen", auf die im Text angespielt wird und die einen Verteidiger gegen Vico in Romano, Apologia, p. 94 fanden. Zu den "wahren Bedeutungen", deren Erklärung Vico "weiter unten" verspricht vgl. § 435.  ¶  Daß jene "dinghaften Worte" eine Art von Hieroglyphen waren, ist schon vor Vico festgestellt {osservato} worden; aber daraus war, im Gegensatz zu Vico, der Schluß gezogen worden, daß zur Zeit des Idanthyrsus auch die Skythen sich der Hieroglyphen bedienten (Hofmann, II, 509).  ¶  "mußte {dovett´esser, pass.remot!!} einer der chinesischen Könige gewesen sein" {so der ital. Text} muß natürlich interpretiert werden als "mußte wie einer der chinesischen König gewesen sein". Jedoch die Verschlossenheit der Chinesen gegenüber "der ganzen übrigen Welt" ist vicosche Übertreibung, die von den oft fabelhaften Auskünften herrührt, die seit Marco Polo von ihrer "große Mauer" gegeben wurden. Zu ihrem unendlichen Alter {antichità sterminata} vgl. § 50: zu ihren Ideogrammen, 83. Aus dem, was Vico dann hinzufügt, geht hervor, daß seit den ersten Jahrzehnten des achtzehnten Jahrhunderts in Neapel jene "kleinen Statuen" aus China und jene anderen "feinen Arbeiten" oder chinoiseries zirkulierten, von denen dann jedes Haus oder Häuschen {?? casuccia; SANS, ZING: nix} sozusagen überschwemmt wurde. Sie in der Geburtsstadt Vicos zu verbreiten, ja China in Mode zu bringen, half auch 1724 die Ankunft des Missionars Matteo Ripa da Eboli (1682-1746) in Neapel, zusammen mit einigen Chinesen, nach vierzehn Jahren Apostololat im Reich des Himmels. Dieser gründete wenige Jahre danach eben in Neapel ein chinesisches Kolleg {Collegio di cinesi}, das heute das Istituto Orientale {Orientinstitut} geworden ist.  ¶  Zur Rohheit der Ägypter in einigen darstellenden Künsten, § 45. (NICOLINI I, 63/64)