§ 100 - N I C O L I N I

Vielleicht von der Tatsache getäuscht, daß nach der Tradition der eine und der andere von ~Skythien nach Griechenland gekommen sei - der erste aber zur Zeit von Solon, der zweite vor dem trojanischen Krieg - verwechselt Vico Anacharsis, den Philosophen und einen der sieben Weisen, mit Abaris, dem Dichter und Priester des Apoll, wobei er dem ersten die verstreuten {dispersi} "skythischen Orakel" zuschreibt, die indes dem zweiten zugehören, und von Abaris, der ~Skythien hellenisieren wollte, versichert, er sei von seinem Bruder Kaduidas getötet worden, während die Tradition dies alles von Ancharis erzählt (Herodot IV, 76; Diogenes Laertius I, 102; vgl. auch Marsham p. 645, sowie hier weiter unten § 745).  ¶  Nicht auch dem alte Zeusorakel bei Dodona {Diss. Uni HH im WWW}, für das vielmehr zu Zeiten Vicos ägyptischer Ursprung behauptet wurde (Marsham pp. 64 sqq.und weiter unten § 1318), sondern nur dem delphischen wurde skythischer Ursprungs zugeschrieben. Die Belege {testi}, die Vico , nicht ohne sie zu forcieren, in dieser Hinsicht anführt, stammen sicher aus zweiter Hand: vgl. jedenfalls Herodot IV, 33, Pindar, Olimpiche III, 28-29, Pitiche X, 30; ... Cicero, De nat deor. III, 23.  ¶  Genauer: die alten Skythen, die keiner Art Tempel hatten, pflegten ein gezücktes Schwert in die Erde zu rammen, für sie Symbol des Gottes Mars, dem sie Schafe, Pferde oder Esel opferten (Herodot IV, 62); Ammianus Marcelinnus XXXI, 2, 23,; Clemens von Alexandrien, Cohortatio ad gentes, Kapitel 2 und 4, in Opera, ed. Migne I, 161-62, 173-74)  ¶  Die Zitate von Diodorus (II 43-44), Justinus (II, 2-3), Plinius (N.h. IV, 13); Horaz (Oden III, 24, 9-24) und Q.Curtius (IVV, 8) wurden von Vico in Hofmann IV, 116 und besonders in Grotius, De iure beilli et pacis I, 2, 2, 4 als Anmerkung {??} {in nota}, gefunden.  ¶  Van Heurn, Babylonica p. 52, ohne daß er irgendetwas von der "barbarischen Philosophie" des Anacharsis und der Sythen im allgemeinen sagt, erwähnt nur nebenbei die ~"tarabostechi" oder skythischen Philosophen.  ¶  "das wir wenig vorher besprochen haben": §§ 89-90, in denen verneint wird, das Homer Ägypten gekannt hätte und behauptet wird, daß dieses den Hellenen/Griechen erst zu Zeiten von Psammetichus III offen war.  ¶  Das Wort des ägyptischen Priesters an Solon wird von Platon nicht schon ein einem der beiden Alkibiades erwähnt, sondern im Timaios III, p. {=Seite?, Paragr.?} 22 b.. Aber mit diesem Satz, den Vico mit seinem "träumerisch erfanden" auch und vielleicht zu Recht als apokryph behauptet, wollte der Priester die Hellenen/Griechen nicht wegen "der Eitelkeit, ihrem Wissen hochtönende Ursprünge in ausländischer Urzeit zu geben" tadeln: vielmehr behauptet er dies selbst und fügt hinzu (22 c-e und 23 a-b) daß, während in Ägypten, wo es keine Sintfluten {diluvi - strömender Regen, Schwall} gab, ab antiquo und schriftlich die Erinnerungen der bemerkenswerten Ereignisse sowohl des Landes wie auch bei anderen Völkern aufbewahrt wurden, in Hellas indes die periodischen Sintfluten nur Menschen ohne Kenntnis des Alphabets, der Poesie und der vergangenen nationalen wie ausländischen Ereignisse übrigließen. Eine Vorstellung die, in anderer Form, bei Machiavelli Discorsi II, 5 auftaucht.  ¶  Vgl. außerdem § 1154 a. (NICOLINI I, 64/65)