§ 101 - N I C O L I N I

Statt zu behaupten, daß bis zur Zeit seines Vaters die Griechen nichts von ihrer eigenen Urzeit {antichità} wußten - eine Behauptung, die zumindest übertrieben geklungen hätte (und gegen die Romano in der zitierten Apologia, p. 96, sich zu wenden {reagire} nicht fehlte) - hob Thukydides die geringe Glaubwürdigkeit der traditionellen Berichte der Logographen hervor, zu denen er anscheinend {pare} auch Herodot zählte.  ¶  Daß der Vater des Thukydides (~Oloro oder ~Orolo) ungefähr Zeitgenosse von Herodot war, wird in allen Biographien zu Thukydides berichtet, in denen ferner eine Prophezeiung erwähnt wird, die der alte Herodot dem damals jungen zukünftigen Autor des Peleponnesischen Krieges gemacht habe. S., unter den Scholien zu Thukydides, Marcellino, De Thucididis vita et orationis forma, 91; und vgl. ~Suidas, ad v. Qouk.; auch Voss, De historicis graecis, I, 4 (Opera, IV, 60).  ¶  Der letzte Satz ist so zu verstehen, daß, wenn die Griechen als Volk von Philosophen bis zu den relativ jungen Zeiten des Thukydides nichts von ihrer Urzeit {antichità, Plural} wußten, noch weniger von ihrer eigenen, im vierten und dritten Jahrhundert vor Chr., jene fast nur kriegführenden und ackerbauenden Römer wissen konnten; {aber Frage, ob Römer etwa "Privileg vor Gott" genossen hätten; vgl. 104, 158-60}; aus diesem Grunde wurde die traditionelle Geschichte Roms von den Ursprüngen bis zu den karthaginensischen Kriegen zum größten Teil als eine Sammlung {raccolta} von Fabeln angesehen (vgl. auch §§ 104 und 158-60). (NICOLINI I, 65)