§ 191 - N I C O L I N I

Zu den «Saturni hostiae» vgl. Plautus, Amph., IV, 2, 15-16; zu den Molochsopfern hier weiter unten § 517.  ¶  Die XII Tafeln ordneten an, daß der «insignis ad deformitatem puer» «cito necatus» werde (Cicere, De legg., III, 8; Dionysius von Halikarnassus {H/J Harlikanaß}, II, 15): eine Sitte, welche die Romanisten des siebzehnten Jahrhunderts von einer ursprünglichen, den Göttern geweihten immolatio herleiteten (vgl. Hofmann, II, 221; III, 210).  ¶  Der Vers «Primos in orbe» usw. stammt von Statius, Theb., III, 661: vgl. auch Petronius, Fragmenta Satyrici, ediz. Burmann, I, p. 872.  ¶  Bei der Polemik gegen die Vertreter der These, daß die Religionen durch «fremden Betrug» entstehen, wollte Vico nicht nur auf die beiden Werke von ~Antonios van Dale (1638-1708) anspielen /sich beziehen {riferirsi} , die in Frankreich von Fontenelle populär gemacht worden und Vico gut bekannt waren  ¶  das De oraculis veterm ethnicorum (Amsterdam, 1683, zweite Ausgabe, ebendort., 1700) und die Dissertationes de origine et progressu idolatriae et superstitionum (ebenda 1696),  ¶  sondern ebenso, und vielleicht vor allem, auf die schon erwähnten neapolitanischen «Atheisten» vom Ende des siebzehnten Jahrhunderts (§ 50), sich sich diese These zu eigen gemacht hatten {fatto propria questa tesi} auch gegenüber dem Christentum und Christus selbst. Unsicher ist indes, ob er auch gegen Hobbes polemisieren wollte, nach dem die Ursprünge der Zeremonie, Opfer und religiösen Feste in einem besußten Betrug zu finden wären, den die ersten Gründer und Gesetzgeber der heidnischen Staaten benutzt hätten, um ihre leichtgläubigen Völker ruhig und gehorsam zu halten (Leviathan, cpa. 12). Das ist um so unsicherer, als andererseits Hobbes selbst, indem er sich daran macht, auch seinerseits {facendosi a spiegare anche lui...} den oben erwähnten Vers von Statius zu interpretieren, wie Vico fand/herausfand (vgl auch § 382), daß die ewige Furcht, beim menschlichen Geschlecht durch Unkenntnis der Ursachen entstanden, spontan den Glauben an irgendeine unsichtbare Macht oder irgendeinen unsichtbaren Agenten, oder an die Gottheit hat entspringen lassen.  ¶  Aus dem Gedicht des Lukrez vgl. I, 201.  ¶  «Polypheme» steht hier und sonst immer für «Zyklopen» und bezeichnet die ersten rohen, barbarischen und gigantischen Höhlenmenschen, von denen Homer ausführlich das Leben, die Sitten, die Mentalität usw. in seinen Polyphemen dargestellt habe {avrebbe representato} . Zu Zeiten Vicos gab man auch dem Mythos von den Zyklopen genre eine allegorische Interpretation: vgl. dazu Damiano Roman, Il avero senso della favola del ciclopo (Napoli, 1749). (NICOLINI I, 86/87)