§ 308 - N I C O L I N I

Der Vergleich der Gewohnheit mit dem König und des Gesetzes mit dem Tyrannen ist nicht von Dio Cassius {Nicol. Cassio Dione; SN Dione} sondern von Dion Chrysostomos {Dione Crisostomo} wie es Bodin, De la république, Lyon 1592, p. 222 sagt /~zitiert {com´è detto dal Bodin} , von dem Vico das Zitat übernimmt, indem er seine eigene Erklärung oder Eingrenzung hinzufügt, wie sie sich im Text findet {aggiungendovi (di (suo il chiarimento o...ch´è nel testo}. Und da, wie aus dem § 309 hervorgeht, «das Gesetz, das nicht beseelt ist durch natürliche Vernunft» für Vico dem Gesetz gleichkommt, daß nicht mit den «Sitten [...], die aus der gemeinsamen Natur der Völker entsprungen sind» übereinstimmt {non conforme a...} , könnte man im gegenwärtigen Postulat auch, wenn nicht gerade eine bewußte Vertiefung {cosciente approfondimento}, so doch wenigstens eine teilweise Koinzidenz mit dem Aphorismus Campanellas sehen, daß die «besten Gesetze» jene sind, die «mit der Sitte des Volkes übereinstimmen {s´accordano al costume...} »: «tyrannisch» aber jene «die nicht mit der öffentlichen Sitte übereinstimmen» (Aforismi politici, 36 und vgl. 42: ed. cit. pp. 70 und 71). Vgl. außerdem Machiavelli, Discorsi, I, 3: «Wo eine Sache von selbst gut funktioniert, ist das Gesetz nicht notwendig; aber wenn jene gute Sitte fehlt {quella buona consuetudine manca} , ist augenblicklich {subito} das Gesetz notwendig». Schließlich bedenke man hinsichtlich der communis opinio um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, daß Goguet, I, 23-24, obwohl er von der Hypothese des konventionalistischen Ursprungs der Gesellschaft ausgeht, dennoch hinzufügt, daß es sich um stillschweigende Konventionen handelt, von angeborenen Gefühlen für Gerechtigkeit und Billigkeit {equità} diktiert, die ihrerseits die Sitten erzeugen, welche lange Zeit die einzige rechtliche Norm der Völker waren, wie der Autor mit Beispielen zu beweisen versucht, die vornehmlich aus dem Leben der wilden Völker Afrikas und Amerikas stammen. (NICOLINI I, 108/09)