§ 337 - N I C O L I N I

Von «foedera generis humani» im Sinne von «Bestattungen» geben die Wörterbücher kein Beispiel; nicht «humanitatis commercia«sondern «sortis humanie (= mortis) commercium» schreibt Tacitus, Ann., VI, 19.  ¶  In der Erwähnung der Auffassung, daß die Seelen «um ihre unbestatteten Körper herumirrten» liegt eine Anspielung auf die homerische Episode von ~Elpenore (Od., XI, 51 sqq.) und auf die virgilische von ~Palinuro (Aen., VI, 337 sqq.)  ¶  Historisch bestreitbar ist, daß alle alten und modernen barbarischen Völker an die Unsterblichkeit der Seele glaubten und glauben (vgl. schon, in der Anmerkung zu § 12, was im Hinblick auf die Bestattungen der zweite der anonymen Postillatoren der Ausgabe von 1730 bemerkte). Ganz im Gegensatz dazu bemühte sich Giannone zur Zeit, als Vico schrieb, in (gewisser {riattacandosi in qualche modo}) Anknüpfung an eine von den mehrfach erwähnten neapolitanischen Atheisten vorgebrachte Theorie (§ 50) im Regno terreno (1731) zu beweisen, daß der Glaube an ein Leben jenseits des Grabes ursprünglich allen alten/antiken Völkern einschließlich der Hebräer unbekannt gewesen und zuerst bei den Ägytpern ausgebildet worden sei: s. Triregno, ediz. Parente (Bari, 1940), vol. I, passim; und vgl. Vita scritta da lui medesimo, ediz. Nicolini (Napoli, 1905), pp. 234 sqq.  ¶  Mehr als aus demWerk des «Lonschotano», oder der Descriptio totius Guineae, die der Holländer Hugo van Linschooten (1563-1611) im Anhang zu seinem Itinerarium indicum (Den Haag, 1599) veröffentlichte, und in der sich diesbezüglich nichts findet {e nella quale, al riguardo, non è nulla}, schöpfte Vico in Wirklichkeit aus einer Sammlung von Reiseberichten über Asien und Afrika, die die Brüder ~Giovanni Teodoro und ~Giovanni Israele de Bry unter dem Titel Indiae orientalis descriptio (Frankfurt am Main, 1604) herausgegeben hatten, und die, da sie unter Werken verschiedener Reisender vor allem Schriften des Van Linschooten enthielt, vielleicht von Vico selbst bei seiner Begutachtung der Bibliothek Giuseppe Valettas (Opp., V, 208, und vgl. dort 117-18) irrtümlicherweise dem Van Linschooten zugeschrieben wurde, unter dessen Namen sie, als 1727 die Bibliothek der der Oratorianer in Neapel einverleibt wurde, weiterhin katalogisiert wurde (und heute noch wird). Wie dem auch sei, im sechsten, der Vera et historica descriptio auriferi regni Guineae von Gotthart/d Flachsbinder aus Danzig, Bischhof von ~Ermeland, gewidmeten Teil dieser Sammlung wird gesagt (p. 42), daß die/jene {quegli} Eingeborenen auf die entsprechende Frage der Holländer antworteten «mortuos in alium quidem mundum migrare; at quomodo et quo, illud nescire».  ¶  Von der berühmten Historia natural y moral de las Indas (1591) des Jesuitenmissionars Josef Acosta da Medina del Campo (1538-1600) sah Vico sicher die italienische Übesetzung von Giovan Paolo Galucci da Salò (Venedig, 1596): vgl. lib. IV, cap. 7, p. 107.  ¶  Durch einen Schreibfehler machte er «Aviot» aus dem Familiennamen des Mathematikers und Astronomen Thomas Harriot oder Hariot aus Oxford (1560-1621), der sich im Gefolge von Sir Walter Raleigh (1552-1618) und dann von Sir Richard Greville (1541-91) während der Entdeckung und Inbesitznahme von Virginia befand, über die und über dessen Bewohner er A brief and true rapport (London, 1588) schrieb, der zweimal im englischen Text nachgedruckt wurde: das erste mal im dritten Band der Voyages von Hakluyt (London, 1600), das zweite mal unter dem Titel Narration of the first englisch plantation of Virginia (London, 1893). Von diesem Bericht sah Vico unter dem Titel Admiranda narratio, fida tamen, de commodis et incolarum ritibus Virginiae eine lateinische Version im ersten Band (Frankfurt am Main, 1590) der Historiae Americae scriptores des erwähnten ~Giovanni Teodoro de Bry: vgl. dort p. 27.  ¶  «Waitbornio» ist Richard Whitbourne aus London (1579-1626), der Entdecker von Neufundland, über das er einen Discourse schrieb, der zweimal in Englisch (London, 1624, und als Teildruck unter dem Titel Westward Hoe for Avalon, London, 1870) und zwei weitere Male in einer deutschen Teilübersetzung (im dreizehnten Teil der zitierten Historiae Americae scripores, Frankfurt am Main, 1628, und in einer ähnlichen Sammlung des Geographen ~Levinius Hulsius, ibid., 1629) und außerdem in einer lateinischen Version nachgedruckt wurde, die Vico wahrscheinlich sah (ich habe sie nicht auffinden können) und die nach der angeführten deutschen Übersetzung angefertigt und in eine lateinischen Übersetzung des ganzen dreizehnten Teils der zitierten Scriptores eingefügt worden war.  ¶  «Scultenio» ist Joost Schouten, holländischer Konsul im Königreich Siam, der 1653 lebend wegen Sodomie verbrannt wurde und Autor der Beschrijvinge van des Conigricks Siam (1636) war, ab- oder wiedergedruckt in der Beschrijving van Japan von ~Francesco Caron (1648) und ins Französische übersetzt von Melchisedech Thévenot in der Relation de divers voyages curieux (Amsterdam, 1663): vgl. I, 32-33.  ¶  Die Stelle von Seneca (Epist., CXVII, 5-6) hat Vico, der sie aus dem Gedächtnis zitiert, etwas zurechtgestutzt. Man denke außerdem an § 1180 a. (NICOLINI I, 114/15)