§ 407 - N I C O L I N I

«Die Synekdoche erhielt später eine übertragene Bedeutung» usw: den Teil für das Ganze zu indizieren {indicare} {s. Trabant, Indexalität}, war für die ersten Menschen {primitivi} eine umso eigentlichere Form {modo tanto più proprio} des Ausdrucks, als sie an den Dingen nur jenen Teilen Bedeutung gaben {davano rilievo} , die sie durch die Sinne als erste wahrnahmen. Danach, als in gebildeteren Zeiten {..più colti} der menschliche Geist sich von den Einzelheiten/Besonderheiten zu den Universalien emporheben konnte, «erhielt» dieses Bezeichnen des Teils für das Ganze «eine übertragene Bedeutung», oder wurde als figürlich/ als Trope angesehen {venne considerato traslato} (vgl. § 409).  ¶  «Caput = Mensch» findet sich häufig im literarischen/gelehrten {letterario} Latein: vgl. Forcellini, ad v.  ¶  Für «tignum» in der allgemeinen Bedeutung von «Baumaterial» führt Forcellini selbst keine Beispiele an.  ¶  Nicht «culmen» («Dachfirst», «Fiale», «Giebel»), sondern «culmus» bedeutet «Getreide- /Strohhalm» {«steli di biada»} und, übertragen, «Strohdach» (Forcellini, ad v.).  ¶  Für «mucro = Schwert/Degen {spada}», von dem der «mucro» wörtlich/ genau genommen {in senso stretto} nur die Spitze wäre {LAT mucro, onis M scharfe Spitze eines Schwertes, Dolches, Messers, (synekd. Schwert, Degen, Dolch, Klinge; (Lu.,nkl) Grenze, Ende, Spitze, Schneide...}, war die Quelle Vicos sicherlich der von ihm äußerst genau studierte {studiatissimo} Quintilian, Institut. oratiora X, 1, 11.  ¶  Zu «Eisen = Schwert»: § 1220.  ¶  Nach dem Schweigen der Lexika/Wörterbücher {lessica} zu urteilen, kommt «Tertia messis erat» bei keinen lateinischen Dichter {poetA} vor: dennoch ist «Ernte = Jahr» weit verbreitet (Forcellini, ad. v.). Hierzu hat sodann {A questo proposito, poi...} der zweite der beiden anonymen Postillatoren des Werkes {testo} von 1730 die Verwandschaft von poa («Gras /Kraut» {«erba»}) und poia («Sommer», «Jahr») angemerkt.  ¶  «denn es mußten weit mehr als tausend Jahre vergehen, bis bei den Völkern dieses astronomische Wort «Jahr» aufkam»: weil es ein zu abstrakter Begriff ist, und somit verfeinerteren Zeiten eigen. «Post aliquot, mea regna videns, mirabor aristas» (Buc., I, 70) zeigt eine Metonymi und zwei Synekdochen (oder zwei andere Metonymien), insofern die Granne der Ähre für die Ernte genommen wird, die Ernte für den Sommer, der Sommer für das Jahr. Vgl. die zitierten Institutiones oratoriae von Vico, in Opp., VIII, 191. Die «Grammatiker» oder die Traktatisten der Rhetorik sahen darin «zuviel Kunst» in dem Sinne, daß sie, angefangen mit dem Vico {a cominciare dal Vico...} der Institutiones oratoriae (l.c.) es für ein bewundernswertes Beispiel für [eine] Metalepsis hielten. (NICOLINI I, 151/52)