§ 439 - N I C O L I N I

Ein etwas schwieriger Abschnitt, da Vico, der bis jetzt Sprache und Schrift vermischt hat, hier sie zu trennen beginnt, um dann, einige Zeilen später, sie von neuem zu vereinen. Er trennt sie, wenn er die ganz ihm eigene Hypothese vorbringt, daß die «epistolare Sprache» in Ägypten als das Werk der Plebs von Theben entstand: denn daß in diesem Fall «epistolarische Sprache» lediglich «Prosa» besagen will, nicht auch «alphabetische Schrift», geht klar aus dem § 440 hervor, wo behauptet wird, daß letztere in Ägypten von den Phöniziern eingeführt wurde. Er vereinigt sie wieder, wenn er hinzufügt, daß «die gewöhnliche Sprache und Schrift», also die Prosa und die alphabetische Schrift, «ein Recht der Völker» ist.  ¶  Hinsichtlich der drei neuen, von Claudius ins lateinische Alphabet eingeführten Buchstaben, also das x, das äolische doppelte Gamma (Digamma) und das y (Sueton, Claudius 41; Tacitus, Ann., XI, 14), wurde im siebzehnten Jahrhundert viel über die Frage diskutiert, wie weit der erste und dritte echt claudianischer Herkunft waren. Siehe dazu eine lange Anmerkung von Justus Lipsius zu dem langen Tacituszitat (ed.cit., pp. 171-72); und vgl. Morin, op.cit., pp. 184-86, der gestützt auf De gestis francorum des Chronisten Aimonin aus Villafranca (?-1008) referiert, daß auf ähnliche Weise Childerich angeordnet habe, in das fränkische Alphabet die griechischen Buchstaben q, f, c, y einzuführen. Bekannt ist auch, daß in der Epistola de le lettere nuovamente aggiunte ne la lingua italiana (1524) Giangiorgio Trissino (1458-1550) das das lange «e» und «o» zugefügt haben wollte, und zwar, wie er schrieb, auf griechische Weise zu schreiben.  ¶  Vgl. schließlich § 1229. (NICOLINI I, 176)