§ 441 - N I C O L I N I

Daß das hebräische und das griechische Alphabet ohne irgendeinen wechselseitigen Einfluß entstanden sind, und daß die Hebräer erst nach Alexader dem Großen die einzelnen Buchstaben mit Namen benannten, die ähnlich wie die der griechischen Buchstaben klangen («aleph» und «alpha», «beth» und «beta», «gimel» und «gamma», «daleth» und «delta» usw), ist rein vichianische Hypothese: die «Gelehrte[n]», auf die Vico anspielt, und unter anderen Bochart, Phal. et Chan., col. 451 sqq, und Hofmann, II, 830, ließen das hebräische Alphabet zu den Griechen kommen, aber aus zweiter Hand, insofern sie im Gegensatz dem, was andere vermuteten und was man heute glaubt (vgl. § 440), annahmen, daß von dem hebräischen (zusammen natürlich mit den Namen der einzelnen Buchstaben) das phönizische, und von diesem das griechische abstamme. Allerdings hatte man schon zur Zeit Vicos begonnen, das hebräische Alphabet für weniger alt und von ägyptischer Herkunft zu halten (vgl. Warburton, I, 169-73).  ¶  Mit der ferneren Bemerkung, daß die Grammatik bei den Hebräern ziemlich spät eingeführt wurde, stimmt Vico der communis opinio seiner Zeit zu, die er schon in einer seiner quasi jugendlichen Universitätsreden (Opp. I, 34-35) angeführt hatte, und der zufolge der erste, der eine hebräische Grammatik kompiliert hätte, im zehnten Jahrhundert nach Christus Rabbi Juda gewesen wäre, Sohn des David aus Fez, genannt Chiug. {Vico: engl.Ü p.86; keine Erwähnung des Rabbi} Vgl. Voss, De arte grammatica, cit. I, 1 (Opera II, 1 sqq.).  ¶  Die andere, auch ganz vichianische Konjektur, daß die Griechen «die Laute der Buchstaben ganz einfach aussprechen» ist so zu verstehen, daß ursprünglich a nicht wie später «alpha», sondern einfach «a» genannt worden wäre, usw. (NICOLINI I, 180)