§ 517 - N I C O L I N I

Zu den Menschenopfern der Phönizier an Moloch war Vicos direkte Quelle Selden, De diis syris, in Opera, ed. cit. II, 318, dem Vico ebenso die nicht wenigen einschlägigen klassischen Zitate entnahm. Vgl. auf jeden Fall Philo von Byblos in Eusebius, Praep. evang. I, 10, 44; Quintus Curtius IV, 3, 23; Justinus XVIII, 5, 12 und XIX, 1, 11; Ennius in Festus, ad v. puelli und Nonius Marcellus ad v. puellos; Porphyrios, De animarium abstinentia I, 5, 6; Plinius N. h. XXXVI, 5, 7 (4, 26); Pescennius Festus {kl.Pauly, Lex.d.a.Welt, EncBrit: nicht angeführt} in Laktanz, Div. Inst. I, 21, 13.  ¶  Wahrscheinlich zwang eine weitere Einmischung seines kirchlichen Zensors, Giulio Torno, (vgl. §§ 1514, 1564-66) Vico dazu, neben dem Hinweis auf Iphigenie (vgl. zu ihr § 191) den analogen Bericht über der biblischen Tochter Jiftachs {Neue Jer.Bibel}/~Jephtes (Richter XI, 30 sqq.) zu verschweigen. Deren Opferung war mit der von Iphigenie nicht nur von Voss, de origine idolatriae I, 23, in opera V, 66, sowie von von Huet, Demonstratio evancelica, cit. Neuauflage p. 197, verglichen worden, sondern von Vico selbst sowohl in De constantia wie in der ersten Neuen Wissenschaft (Opp. II, 358 und 439; III, § 132).  ¶  Da nicht alle Griechen, sondern nur die Spartaner die mißgebildeten Neugeboren in den Tagetus waren, wollte Vico sich wahrscheinlich auf jene Stelle in der Platonischen Politeia beziehen, an der dem Staat das Recht zugeschrieben wird, diese Kinder umzubringen (V, 9, 460 c). Zur analogen römischen Vorschrift vgl. § 410.  ¶  Zu den Menschenopfern bei den Galliern und Germanen vgl. nicht nur Cäsar, B.g. VI, 16 und Tacitus, Ann. XIV, 30, sondern ebenso Dionysios von Halikarnaß I, 38 und den hl. Augustinus, De civ. Dei VIII, 19.  ¶  Die Behauptung, daß die «Anmaßung der Gelehrten» (§ 127) sich die Druiden «reich an geheimer Wissenschaft» vorstellte ist so zu verstehen, daß sowohl ziemlich viele antike Schriftsteller wie auch die communis opinio des siebzehnten Jahrhunderts, vor allem unter anderen Hofmann II, 111, behaupteten, daß die Druiden in Gallien und Britannien das waren, was in Griechenland die Philosophen, in Persien die Magier, in Indien die Gymnosophisten und in Babylonien die Chaldäer (Astronomen und Astrologen) waren.  ¶  Von dem im Text erwähnten Verbot durch Augustus und Claudius berichten außer Sueton, Claud. 25, auch Plinius, N. h.  ¶  «Drusio», d.h. der schon (§ 440) erwähnte holländische Hebraist Jan von Driesche (15550-1616), Ad voces hebraicas Novi Testamenti commentarius (Franeker, 1616) I, 119, und Selden, de diis syriis (l.c.) setzten tatsächlich "Moloch = Saturn". Hingegen «Morneo», also der berühmte "Hugenottenpapst" Philippe Mornay, ~Seigneur {Signore} du Plessis-Marly Mornay (1549-1623), De veritate religionis christinae (1580), Neuauflage Leyden 1687, sich damit begnügte, zu bemerken, daß wie die Kreter entsprechend den Riten der Kureten Saturn Kinder opferten, so auch die Phönizier ihren Göttern Menschenopfer darbrachten. Übrigens war auch hier direkte Quelle Vicos ausschließlich Selden, dem er wahrscheinlich ebenso den Hinweis auf den römischen Brauch entnahm, aus Binsen gefertigte Puppen in den Tiber zu werfen. Dazu vgl. unter anderen antiken Schriftstellern Cicero, Pro Roscio Amerino 55; Varro in Nonius Marcellus ad vv. carnales und sexagenarios.  ¶  «Zu den Menschenopfern der alten Germanen an Merkur (Wotan) siehe außer Tacitus, Germ. 9 die entsprechende Anmerkung von Justus Lipsius in ed. cit. p. 439, n. 34. Über die Fortdauer dieser Sitte auch in späteren Zeiten vgl. Prokop, De bello gothico II, 25; Ditmar, Chronica I, in den von Leibniz gesammelten Scriptores rerum ~brun[s?]wiciensium (Hannover, 1707-10) I, 327; und im gleichen Band p. 914 eine analoge Stelle in den Otia imperialia von Gervasius von Tilbury.  ¶  «Lascaboto» ist Marc Lescarbot de Verbins (?-1630), Advokat am Pariser Parlament, Reisender und Autor einer Histore de la Nouvelle France (1609), wo er (dritte Ausgabe Paris 1648, pp. 724 sqq.) nach dem zitierten Werk von Acosta, Buch V, Kapitel . 20 u 21, Menschenopfer bei den Mexikanern und Peruanern anführt. Aber wahrscheinlich war Vicos direkte Quelle der zitierte Comète von Bayle, IV. 429, Anmerkung, der eine andere Stelle von Lescarbot zitiert (ed. cit., p. 720), in der bemerkt wird, daß die Floridaner sich, im Unterschied von den Mexikanern, der Menschenopfer enthielten. {vgl. Webers Anmerkung im Kommentar Battistini und Weber hier zu Lescarbot [sn44-typogr]}  ¶  Von dem asturischen Reisenden und Historiker Don Gonzalo Fernández de Oviedo y Valdés (1478-?) siehe die Primiera Parte de la hystoria natural y general de las Indias, yslas y tierrafirma del mar Oceano (1547, s.l.), lib. I, cap. 9, f.{olio?} lviij. Vgl außerdem zu den auch in den östlichen Indien den «Dämonen geopferten Kindern einen Brief von Pietro della Valle aus Goa, 27. April 1623, in Viaggi, ed. cit. IV, 138-139.
ZUSATZ : Lescarbot bei Bayle (vgl. auch Weber) "Ich will nicht einmal an die Greuel gedenken, die in Peru und Mexiko noch vor kurzem im Schwange gingen, noch die Menschenopfer berühren, die man den Göttern zu Ehren für Märtyrer erklärte und welche die Spanier an den Orten, wo sie Platz genommen, abgeschafft haben. Wer weiß nicht, daß die Indianer, Chinesen und Japaner die erschrecklichsten Ausschweifungen in Ansehung der Religion begehen? Anm. dazu : Siehe Vigenere, annotat, sur César, p. 317; Essais de Montaigne, l.1, chap. 29.[Bayle: Verschiedene Gedanken über einen Kometen, S. 158. Digitale Bibliothek S. 20134] {Nicolini /Weber müssen sich auf spätere größere Ausgabe beziehen!? --16.10.99-klären - [06.11.99 vncrossbrowser: alles sn44typogr]} (NICOLINI I, 213-15)