§ 701 - N I C O L I N I
Vgl.
Opp. I, 170-71; zu erinnern auch: a) die pythagoräisch-platonische Einteilung des «Gemüts
{animo-animus} in rationalen und irrationalen, mit der entsprechenden Aufteilung
{la relativa suddivisione} des zweiten in reizbar und begehrlich
{in irascibile e concupiscibile} (Plutarch,
De placitis philosophorum IV, 4, 1; Pseudo Plutarch,
De vita et poësi Homeri I, 29); b) daß von den Stoikern, die jeder menschlichen Leidenschaft einen besonderen Sitz zuwiesen, die «laetitia in splene
{Milz}, ira in felle
{=fele=fiela: Galle}, libido in iecore
{Leber}, timor in corde» plaziert waren (Lactanz,
Div. instit. VI, 15; vgl auch /aber
{e cfr.} Justus Lipsius,
Physiologia stoicorum iII, 17 und
Manductio ad stoicam philosophiam II, 7, in Opera III, 625 und 500). Vgl. außerdem § 1299.
¶ Richtig ist, daß die alten Naturalisten/Naturphilosophen die Leber für das «principium omnium venarum et sanguinis officina» hielten; aber «praecordia» bezeichnete weniger die Leber im Einzelnen
{il fegato in particolare} , als [vielmehr] zuweilen
{talora} den «spatium utrimque sub costis spuriis
{unehelich...??}, in quo sunt ventricula, hepar, lien
{(cf. spl»n, splen) Milz} » (Forcellini, ad vv.
iecur {Leber}und
praecordia).
¶ Der Mythos erzählte tatsächlich/ ~jawoll
{sì} , daß Titan, d.h.
{ossia} Prometheus, bei der Erschaffung des Menschen ihm Leidenschaften gaben, die von verschiedenen Tieren genommen waren (Horaz,
Odi, I, 16, 13-16, und vgl. Hoffmann, III, 910), aber nicht, daß er alle in der Leber mischte. Immerhin setzt Vico in der unveröffentlichten, mehrfach zitierten Schulschrift voraus, daß im menschlichen Geist
{animo} koexistieren «der Zorn des Löwen, die Wildheit des Tiger, die Schlauheit des Fuchses, die Geilheit des Hunds oder des Ziegenbocks, die Gefäßigkeit
{gola} des Wolfes, die Klugheit des Elefanten, und andere Leidenschaften, in denen sich andere Arten von Tieren
{spezie di bestie} auszeichnen», und fügt hinzu, daß «daraus geschlossen werden kann, was man gewöhnlich sagt
{che volgarmente si dice} : daß es kein schlimmeres Tier als den Menschen gibt
{che non c´è più brutta bestia dell´uomo} , dem Gott alle diese Naturen gab, um ihn
{facendone} zum König der Tiere
{animali, vorher: bestie} und zur vollkommensten aller Kreaturen zu machen. Wenn jedoch der Mensch mit der Klugheit
{prudenza} , welche die höchste ihm verliehene Natur ist
{chè la natura principale di cui è stato dotato} , nicht alle diese Leidenschaften beherrscht, dann allerdings kann man sagen, daß er nicht nur das schlimmste und wildeste aller Tiere
{la più brutta e feroce..} ist, sondern [sogar] der Teufel.» (NICOLINI I, 306/07)