§ 733 - N I C O L I N I

Zu Herkules als Gründer der Olympiaden, d.h. {ossia} als Stifter {istitutore} der olympischen Spielen, § 73.  ¶  Die Vermutung, daß diese Spiele ursprünglich die nemeischen Wettkämpfe {certami} waren, ist unvereinbar nicht nur mit der Topographie, sondern auch mit der traditionellen Chronologie (vgl. Peteau, II, 291 und 306), nach der die olympischen Spiele von Herkules im Jahre der Welt 2766 (1218 v. Chr.) eingerichtet worden wären und der erste Wettkampf im ersten Jahr der LI Olympiade (3408/576) stattgefunden hätte. {sarebbero stati istituti...avrebbe avuto luogo...: Kondizional als Wiedergabe von durch Autoren erzählter/vermuteter (historigraphischer) Vergangenheit}  ¶  Die Prinzipien der Geschlechterwappen {SN ...delle armi gentilizie}, auf die Vico verweist, sind der titellose dritte Abschnitt des sechsten Kapitels der Poetischen Logik (§§ 484 sqq.). Aber dort wird überhaupt nicht von den Löwen in den Wappen {negli stemmi} gesprochen: dem Thema vielmehr von § 563.  ¶  Die Annahme/Hypothese, daß der Löwe zum Gedächtnis {in memoria} des von Herkules getöteten nemeischen Löven Zeichen des Zodiak wurde {devenisse} (§ 540), geht auf den Kommentar zurück, den Germanicus seiner lateinischen Version der Fainomena des Arat (vgl. Ailianos/Älian, Var. hist.) {Germanicus, Arat, Älian -> LEXNAMEN.RTF}, und wird wiederholt von etlichen {da parecchi} Mythologen des sechzehnten Jahrhunderts {cinquesecenteschi} , z.B. von Voss, De origine et progressu idolatriae, I, 18 (Opera V, 147 und vgl. {e cfr.} Hofmann II, 785), mit der zu- /angefügten Bemerkung {con la soggiunta osservazione} , daß jener Löwe dem Mythos nach vom Mond auf die Erde gestiegen war.  ¶  Der Übergang {trapasso}, offensichtlich unerklärlich, vom Zodiak zu den «Rennbahnen {SN circi} wird klar /erklärlich {claro} , wenn man bedenkt {col tenere presente} , daß Vico in den Notae {= Disserationes (Diss. tertiadecima)} zum Diritto universale (Opp. II, 749) gemutmaßt hatte, daß die Formeln der Rennbahn/ des Zirkus {del circo} das Jahr symbolisieren: eine Vermutung, der die Definition Varros zugrunde gelegen hatte {nel che suo fondamento era stata la definizione} , De l. l. VI, 8 (vgl. auch {e cfr.} Voss, Etym. I, 187): «ut parvi circuli «anuli» sic magni dicebantur «circites», «ani», unde «annus»». Vgl. auch Warburton, op.cit. I, 209-10.  ¶  Daß es in den Rennbahnen {circhi} Bilder von Löwen gab {fossero} , welche die Sonne symbolisierten, ist eine Behauptung ohne Beleg {riscontro} in den Quellen, auf die aber Vico vielleicht gebracht wurde durch folgende drei miteinander kombinierte Fakten: a) daß die Perser den Gott Mitra oder die Sonne in löwenähnlicher Gestalt abbildeten (vgl. unter vielen anderen {cfr., tra i tanti} Voss, De physiologia christiana et theologia gentili IX, 9, in Opera V, 776-77; Hofmann II, 785, IV, 212; und Vico selbst, Scienza nuova prima II, 64, in Opp. III, § 239; b) daß der Löwe unter anderen Gottheiten auch der Sonne geweiht war (Plutarch, Conviviales quaestiones IV, 5; Macrobius, Saturn. I, 20, ecc.; und vgl.// vgl. auch {e cfr.} Voss, De origine e progressu idolatriae III, 52-53 und De physiologia christiana et theologia gentili IX, 14, in Opera V, 269-74 und 783; Hofmann, ll.cc.). c) daß ebenfalls der Sonne in den Rennbahnen der zwischen der einen und der anderen Zielsäule {Nico hat : ‹metà› statt ‹meta› (oder ‹mèta›, s. nächste Seite!} stehende Obelisk geweiht war (Saumaise {LEXNAMEN.RTF}, Plinianae exercitationes II, 639; {e cfr.} vgl. auch Hofmann, I, 879, 873; III, 148)  ¶  Daß den Zielsäulen {alle mète} der Rennbahnen {dei circhi} Abbildungen {figure} von richtigen Eiern wird unter anderen bestätigt von Plinius, N.h. XXXVI, 9; aber schon Saumaise , der unter den Gelehrten des sechzehnten Jahrhunderts das Thema/ die Frage {l´argomento} genauer studiert hatte, hatte sich ~bemüht zu beweisen {s´era indugiato (eigtl. = ‹zögern,...; sich verbreiten über..›} (op. cit. II, 640-41; vgl. auch {e cfr.} Hofmann III, 397 und 505), daß es sich um «pilae» und «sphaerae» handelte, wie man sie gewöhnlich ~in/ ~auf den {negli} Spitzen der Pyramiden fand {abituali negli apici delle piramidi} .  ¶  Die fernere/ ~hinzugefügte Vermutung/ Mutmaßung {La soggiunta congettura} , daß diese ovalen oder sphärischen Zielsäulen anfänglich «aus Korn bestanden haben müssen» {SN «che dovetter esser dapprima mete di grano»}, ist auf der anderen, hier mitgemeinten {sottintesa}, aber in den Notae {= Disserationes (Diss. tertiadecima)} zum Diritto universale (Opp. II, 749) explizit gemachten Annahme gegründet, daß, da die primitiven Menschen die Jahre nach den Ernten maßen, das Verb «metior» («messen»), in/ mit dem eine der Etymologien von «meta» {«Ziel-, Spitzsäule} aufgewiesen/ ~gesehen {era stata indicata} worden war (Voss, Etym. II, 440), seinerseits von «meto» («mähen /ernten») abstamme*. «Luci» {Ü H/J «Lichtöffnungen} bedeutet hier {qui ha valore} nicht «Wälder», sondern «einfallende/s Licht/er {lumi ingredienti} /// ~~nach innen gehende Lichtöffnungen /// Lichtöffnungen nach innen {Langschdt: lumen: .....; (meton) Lichtöffnung}» {latinisiert Nicol. hier (ingredior)?} (§ 564).{dort: «Il perché ogni luco si disse nel senso di ‹occhio›, come ancor oggi si dicon ‹occhi› l´aperture ond´entra il lume nelle case»} : daher die Wahrscheinlichkeit, daß Vico auf jene anspielt, durch die Licht in die unteren oder unterirdischen Teil des Zirkus fiel {si dava lume alla parte..} .  ¶  Zum Knef {Sullo Knef} §§ 548 und 605.  ¶  Vgl. schließlich §§ 1307-1308. (NICOLINI I, 317/18)

* Anm.: Philologische Striktur: das Nadelöhr der Etymologien, aus denen dann neue (umgestülpte) Welt entsteht, hier die «luci» als (so meint der Kommentator) reale Lichtöffnungen im Zirkus; LACAN, Par.: Verwerfung des Namen des Vaters -> vervorfene symbol. (textuelle, dirskursive) Ordnung kommt als REALE wieder; VICO: Verwerfung der Einordnung in ´philologische´ Genealogie - Autor von Autor berufen (sich berufend auf, auctoritas). Schrift-Genealogie tritt auf als Reale, Gigantische (s. auch Tassos Goffredo: «metaphysisch wahr»). Misreading. Vgl. Battistini mit Bloom zu Vico (New Vico Studies). Werther: mit flotter «Inversion» entspringt aus «Klopstock» die flotte Lotte als geheime Autorintention.