§ 849 - N I C O L I N I

Von den «zwei klassischen Stellen» Homers, ist eine unauffindbar und existiert vielleicht nicht. Die andere ist sicher diejenige, wo Alkinoos {so Lex.d.A.W.} Odysseus lobt, eine Probestück {saggio} an Eleganz der Ausdruckweise {d´avere dato saggio d´eleganze d´eloquio} und Klarheit des Geistes gegeben zu haben, als er die Geschichte sei es aller Argiver sei es seiner persönlichen Mißgeschicke in solch großer Ordnung vortrug, wie es nur ein Aöde /Sänger {aedo} oder , wie Vico es paraphrasiert, «ein Musiker oder Sänger» habe zustande bringen können (Od. XI, 366-68).  ¶  Bevor sie eines der Streitrösser vor allem von Boisrobert und D´Aubignac, dann (aber in viel geringerem Maße) von Vico, schließlich von Wolf wurde, war die vexata questio der Rhapsoden unter anderen Gelehrten des fünfzehnten-sechzehnten Jahrhunderts von Julius Caesar Scaliger, Poetica I, 41, ed.cit., pp. 111-13, und von {LEXNAMEN.RTF->} Saumaise im Kommentar zu {LEXNAMEN.RTF->} Solinus, pp. 868-69, untersucht worden. Diese, indem sie die spärlichen Zeugnisse der Scholiasten und antiken Schrifsteller ausnutzten, waren unter anderen, die hier übergangen werden, zu den folgenden Ergebnissen {seguenti conclusioni} gelangt, die zeimlich ausführlich von Hofmann IV, lij-liij zusammengefaßt werden: a) die Rhapsoden unterschieden sich von den Sängen /Aöden {aedi} , insofern jene eigene Dichtungen sangen, diese Dichtungen von anderen. b) Die homerischen Rhapsoden lernten jeder ein besonderes Stück aus beiden [homerischen] Dichtungen auswendig, um es im wechselseitigen Wettstreit auf den poetischen Wettkämpfen zu reziteren. c) Nach solchem Wettkampf «partes caminis, quas uterque antagonista recitandas elegerat, invicem commitebantur et veluti sartoris acu {Nadel} iungebantur». d) Gerade weil sie auf diese Weise schließlich nach und nach die beiden Dichtungen vollständig durchgesungen und die «sparsae partes» gewissermaßen zusammengenäht («sarcire») hatten, wurden die «antagonistae» «Rhapsoden» und die von ihnen gesungene Stücke «Rhapsodien» genannt. e) Am weitesten verbreitet {Maggiormente divulgate} waren acht Rhapsodien: vier, die zur Ilias gehörten (Kampf bei den Schiffen, Katalog dieser Schiffe, «parentalia {Totenfeier} ad Patrocli tumulum», «foederis icti {?}violatio), vier zur Odyssee («peregrinatio Telemachi», «Ulixis navigatio», Alkinoos-Episode, Ermordung der Freier). f) Seit ~~Cinno von Chios {nicht identifiziert; Kinaithon? - aber der ist von Lakedaimon} die Rhapsoden «non mediocriter homericae poësi nocuere» in dem Sinne, daß sie, sei es beim Rezitieren der einzelnen Stücke, sei es bei ihrem Zusammennähen {nel ricucirli} zu dieser oder jener Rhapsodie, «multa in Homeri poësin infulserunt et velut insuerunt». (NICOLINI II, 30/31)