§ 965 - N I C O L I N I

Wie Vico von den «göttlichen Gerichten» oder den «Gottesgerichten» {o «di Dio»} {wo das in SN?} der dunklen Zeit Spuren in der römischen legisactio per sacramentum (§ 961) gefunden hat, so versucht er nun diejenigen, von denen er annimmt, daß es «ordentliche» oder streng formalistische Gerichte der heroischen Periode gewesen seien, mit dem Formularverfahrens {Wesel 176} /-verfahren {alla procedura formolare} zu vergleichen, der in Rom in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts v.Chr. mit der {ROM_LAW.RTF ->} lex Aebutia eingeführt und von zwei leges Iuliae vervollkommnet und erweitert worden war. Jedoch - und das mag eine ~gewisse Verwechslung von Seiten Vicos zwischen den legis actiones und dem Formularverfahren {Wesel 176} erklären {e ciò spieghi qualche sua confusione tra le ..} - wußte man zu Beginn des siebzehnten Jahrhunders von der lex Aebutia nichts außer daß sie, nach /gemäß Gellius {conforme Gelllio} N. a. XVI, 10, viele archaische Teile der XII-Tafeln erneuert hatte; und folglich, während man z.B. nicht wußte, daß der Formularverfahren {s.o.} , obwohl er das doppelte ~Gerichtsverfahren {il doppio giudizio} in iure und apud iudicem bewahrte, bei der ~Führung des ersteren das ganze symbolische Zeremoniell, verbal und sakramental, der legis actiones aufgab, glaubte man auch {altresì} , daß die «formula actionis», also die schriftlichen Instruktionen, die vom Amtmann /Magistrat in Toga //~~vom beamteten Richter {praetor} dem Richter ohne Toga // ~~dem nicht beamteten Richter {iudex} {date dal magistrato togato al giudice non togato} gegeben wurden {U.Wesel 175 ff.} , statt {anziché} eine Neuigkeit zu bilden, ihren Ursprung «ab ipsis regum temporibus» hätte. Vgl. unter den anderen Heinecke, Historia iuris I, 2, 30, ed.cit., pp. 13-14, und Antiqq. IV, 1, 20 und IV, 6, 6, ed.cit. pp. 404 und 424.  ¶  «welche von den vorangegangenen, göttlichen Gerichten» usw.: vgl. § 953.  ¶  Genauer genommen war der Rechtsspruch // die Rechtsmaxime // das Brokardium {RTF-KOMM brocardium mit Heyse u ZING} {Heye s.v.} von {il brocardo relativo alla ..} den «formulae actionis» «cadere» (oder excidere) formulam cadere causam», in dem Bedeutung, daß der Prozeß {causa} verloren war, wenn in der zweiten Phase des Verfahrens /Gerichts- {giudizio} der Kläger nur im geringsten // wie auch immer {comechessia (Nicolini) = comecchessia} von der Formel abwich, die ihm vom Prätor konzediert worden war, um eine bestimmte Aktion /Klaghandlung anzustrengen /einzuleiten {per esperire una determinata azione} .  ¶  «Das ist das natürliche Recht der heroischen Völker» : vgl § 923.  ¶  Mit der Betonung der Herkunft der «dies fasti» vom «fari» des Prätors, paraphrasiert und glossiert Vico Varro, De l. l. VI, 29 und 30 : «Dies fasti per quos praetoribus omnia verba sine piaculo {piaculum: Sühnmittel/-opfer; Sühne, Strafe, Schuld, Vergehen} licet fari ... Dies nefasti, per quos dies nefas fari praetorem do, dico, addico: item non poetest agi». Zu anderen Etymologien, die aber alle zur Vorstellung //zum Begriff von «dire» zurückführen {na tutte rconducenti al concetto di «dire»} , Voss, Etym. I, 279-80.  ¶  Vom «fas», über das man zu Zeiten Vicos keine klare Vorstellung hatte, wird heute angenommen, daß es ein Komplex von gewohnheitsrechtlicher Normen religiösen Charakters war, die, unabhängig von der Autorität des Staates, die Beziehungen der //zwischen den // in den römischen Familien etwa {si per giù} bis zu den punischen Kriegen //Kriegen mit Karthago regelten {regolanti... i rapporti delle famiglie romane} . Was ungefähr auf das hinausläuft, was Vico erahnte {intravvede} , wenn er, etwas verworren[er] {alquanto involutamente} , hinzusetzt, daß das «fas deorum» in der Bedeutung von «fas heroum» während der heroischen, vom Regiment // von der Herrschaft einzelner /isolierter Familien {dal regime regime per famiglie....} oder von gentes bestimmten Zeit, in der souveränen, allein den patresfamilias vorbehaltenen Autorität bestand, zu fari, oder, wie später dann der Prätor {ja!, ossia, come poi il pretore, di pronunciare...} , Formeln auszusprechen, die den Charakter strenger rechtlicher Normen hatten.  ¶  Zu «Göttern» in der Bedeutung von «Heroen», § 449.  ¶  Zur Herleitung von «Fatum» aus «fari», Augustinus, De civ. Dei V, 9, und vgl. Voss, Etym I, 280. (NICOLINI II, 72/73)