§ 989 - N I C O L I N I

Von Tanaquil {Tanaquille} schreibt die traditionelle Geschichtsschreibung nicht etwa, daß sie «daß römische Königreich regierte», sondern nur daß sie, während {mentre} Tarquinius Priscus starb {spirava} , die Schließung des Palastes /Königspalastes {reggia} angeordnet, und Servius Tullius aufgefordert habe, den Thron an sich zu reißen {ad usurpare il trono} , indem sie ihn dem Volk inzwischen als Regenten präsentierte {presentandolo intanto al popolo quale reggente} (Livius I, 41).  ¶  Zum weiblichen Geschlecht als in den Mythen verwendetes Symbol für Schwäche, § 78.  ¶  Von Allacci s. die Confutatio faublae de Iohanna papissa. Nach der Art, in der Vico davon spricht, könnte man meinen {parebbe} , daß er es für ein umfängliches Werk {un opera di gran mole} hielt. Aber es handelt sich um ein Werkchen von an die dreißig Seiten, wiederaufgelegt zu Zeiten Vicos in einer Sammlung {silloge} von «anecdota et rariora opuscula» mit dem Titel {dal titolo} Amoenitates litterariae. Vgl. vol. IX (Frankfurt und Leipzig, 1728), pp. 779-816.  ¶  {LEXNAMEN.RTF ->} Baronius, Annales ecclesiastici, [ad] a.{ad annum} 879, §§ 57 ff. (Neudruck Lucca 1733 ff., XV, 343 sqq.) und «Sponde - Spondano» oder Henri de Sponde (1568-1645), Annales ecclesiastici Baronii in epitomen redacti, Neudruck /Neuauflage Lyon 1688, II, 326, vermuten {suppongono} , praevichianisch, daß [dem] Johannes VIII wegen der Schwäche, die er, indem er ihnen wohlwollend Gehör schenkte, gegenüber den von {LEXNAMEN.RTF ->} Basilius dem Makedonier {Basilio il Macedone} geschickten Eunuchen gezeigt hatte, welche die Wiederaufnahme von Photios {LexdAW} in den Schoß der Kirche erreichen sollten, «contumeliae loco» von den Zeitgenossen der Spottname «foemina» und «papissa» angehängt worden sei: ein historischer Kern, um den in der allen bekannten Weise die Legende sich ausgebildet hätte/habe {introno a cui la leggenda avrebbe lavorato nel modo che tutti sanno} . Und auch in Vico näheren Zeiten hatte {ENCYBRI.RTF ->} [Daniel van] Papenbroek, der im Wesentlichen der Hypothese des Baronius anhing, vermutet, daß «foemina» und «papissa» Spottnamen /Spitznamen für {ENCYBRI.RTF ->} Johannes VII waren {nomiglioli, invece, di..} , die er sich wegen der Schwäche {pusillanimità} zugezogen hatte, als er nicht gewagt hatte, die Kanones {canoni} {LexdAW} des {ENCYBRI.RTF ->} Konzils von Trullo (681 {692}) gegen die {ENCYBRI.RTF ->} Monotheliten {monoteliti - Sg. monotelita} zu berichtigen /verbessern {emendare}. Jedoch fand schon Pagi in seinen Anmerkungen zu Baronius (ed.cit. p. 342 n {wohl das Werk von Pagi} ), gefolgt von Muratori, Annali d´Italia, ad a.{ad annum} 879 beide Hypothesen unvereinbar sowohl mit der Tatsache, daß die Fabel von der Päpstin nicht vor dem ~~vierzehnten Jahrhundert {secolo XIII} von einer Person ganz ohne Geschichtskenntnisse {persona affatto digiuna di storia} erdacht wurde, wie mit der anderen Tatsache, daß nach dem anonymen Fabulanten /Fabeldichter /-erzähler {favoleggiatore} Johanna, statt zur Zeit von Johannes VII oder VIII zu leben, 855 auf Leo IV gefolgt wäre /folge [sarebbe succeduta...]. (NICOLINI II, 84/85)