§ 1001 - N I C O L I N I

Daß die Römer mittels des ius civile «äußerst stenge Hüter des Zwölftafelgesetzes» waren, hat Vico schon im § 952 gesagt. Unrichtig [ist] im Übringen, daß diese Ausarbeitung des ius civile sich erst im/während des «aristokratischen Zustandes» ~schließlich vollendet hätte {si venisse compiendo soltanto lungo lo..} , und d.h. mit den leges Publiciae zum Abschluß gekommen sei (§ 104).  ¶  Von Tacitus s. Ann. III, 27: vgl auch § 1453.  ¶  Zum Hinweis {Pel rimando} auf die Art der alten {antichi} Völker, in poetischen Charakteren zu denken {pensare-!!!}, § 477.  ¶  Die Wahrheit zu sagen, sind in Rom die wichtigsten Gesetze, welche die Freiheit ausglichen {le principali leggi adeguatrici della libertà} {SN «per adeguare la libertà» : «augleichen» = Ü H/J & W; s. ÜBERSETZUNGEN} , d.h. nach und nach die Plejer den Patriziern gleichstellten {equiparanti..} , - die lex Valeria-Horatia, die lex Hortensia usw. (§ 112) - von niemanden jemals auf die Dezemvirn «zurückgeführt» worden. Da Vico aber etwas später insbesondere /spezifisch {specificamente} von «Gesetzen des Privatrechts //privatrechtlichen Gesetzen» spricht, ist es wahrscheinlich, daß er sich ausschließlich auf ~~das testamentarische Gesetz //auf die Gesetzgebung zu den Testamenten {alla legge testamentaria} beziehen wollte, zu welchen vgl. §§ 985 und 992.  ¶  «weil es ...später keine oder nur sehr wenige privatrechtliche konsularische Gesetze gab»: Zusammenfassung des Kaptels 173 von De uno (Opp. II, 191-95), in der Vico sich die viel weniger übertrieben {quanto meno esagerata} These zu beweisen bemüht, daß nach der lex Poetelia-Papiria (§ 115), die von zwei Konsuln vorgeschlagen und von den Zenturiatskomitien abgestimmt worden waren, alle anderen während der republikanischen Zeit veröffentlichten privatrechtlichen Gesetze tribunizische Gesetze oder Plebiszite waren: Grund dafür, daß «si quae sunt leges consulares de iure privato, eae sub principibus illatae {infero, intuli, illatum-inferre: vorbringen, aufgestellen...; DU 491/ DU 541}».  ¶  Von Livius vgl. III, 34.  ¶  Mit dem Ausdruck «besondere Gesetze» {s. ÜBERSETZUNGEN} will Vico, ~obwohl {pure} er implizit auf das verweist {pure rimandando...} , was er im § 500 über den individuellen Charakter {del carattere individuale} //über den Einzelfall {vgl. eben § 500; oder meint Nicolini: einzelne Person, auf die Gesetz zugeschnitten wird?} gesagt hat, der am Ursprung eines jeden Gesetzes steht, sowohl [ganz] allgemein die «Privilegien» bezeichnen, als auch im spezielleren Hinblick auf die römische Geschichte {sie, per quanto concerne, più particolarmente...} , die so häufigen Spezialgesetze, mit denen vor der Konstitution des Sulla, Fall für Fall und oft um politischer Rache[akte] willen, besondere Geschworenengerichte {corti speciali di giurati} («quaestiones») für zivil- und strafrechtliche Fälle von besonderer Bedeutung berufen /ernannt wurden {si nominavano caso per caso, e sovente a scopo di vendette politiche} . Siehe, in größerer Klarheit, De uno cap. 208 (Opp. II, 241).  ¶  Zum Hinweis auf die «quaestiones perpetuae» {SN «quistioni perpetue» - «stehende Gerichtshöfe» H/J} , § 286 und vgl. 1421.  ¶  Von Tacitus siehe noch einmal {Di T. vedere una volta ancora} Ann. III, 27.  ¶  «wie die Staatstheoretiker anmerken : com´i politici l´avvertiscono»: die Politiker erinnern sich {ricordano} mit Sicherheit an den Spruch von Tacitus, Ann. l.c.: «coruptissima republica plurimae leges»; aber andereseits verfehlen sie nicht, jene Stelle aus dem Leben Caesars (44) hervorzuheben, an der Sueton erzählt, daß der Diktator, weit entfernt davon, die Gesetze vervielfältigen zu wollen, «destinabat ius civile ad certum modum redigere atque ex immensa diffusaque legum copia optima quaeque et necessaria in paucissimos conferre libros». Vgl. Justus Lipsius, Politicorum sive civilis doctrinae libri sex, II, 11 sowie Monta et exempla politica II, 10, in Opera, ed.cit IV, 31 und 243.  ¶  «gab Augustus, um diese zu befestigen, Gesetze in größter Zahl» {1. CP; 2. formula naturae} : an der entsprechenden Stelle in De uno (Opp. II, 238) verweist Vico auf das, was Tacitus diesbezüglich {al riguardo} im Bericht über das Leichenbegängnis des ersten römischen Monarchen /Fürsten {principe} schreibt. Aber dort (Ann. I, 13) sagt der lateinische Historiker nur {non dice altro se non..} , daß ~~Lucius Arruntius vorschlug, daß in jenen Exsequien «legum latarum tituli, victarum ab eo gentium vocabula anteferrentur». {auch eine Art von Enzyklopädie!!} . Und andererseits pflegte man zu Zeiten Vicos an «leges ab Augusto latae» wenig mehr als zehn {poco più d´un decina} aufzuzählen. Siehe die Cronologia legum romanarum, die Denis {Dionigi} Godefroy {s. lexnamen.rtf} seiner Ausgabe des Corpus iuris civilis vorausgeschickt hatte, zitierte Neuauflage {ristampa citata} I, 15; sowie Heinecke, Historia iuris civilis I, 4, 164-67, ed.cit. pp. 76-78; und vgl. hier weiter unten § 1371.  ¶  Ganz und gar nicht richtig ist, daß, wie deutlicher in De uno (Opp II, 190 und 239-40) gesagt {secondo è detto più charamente nel..} , die Kaiser von Tiberius an (die «folgenden Monarchen {seguenti principi} ») dem Senat, nachdem sie ihm alle Möglichkeit genommen hatten {tolta al Senato..} , im öffentlichen Recht, als Verfassungs- und Verwaltungsrecht verstanden // als konstitutionelles und administratives Recht verstanden, Gesetze zu erlassen //gesetzgeberisch aktiv zu sein {di legiferare nel diritto pubblico}, ihm jene überließen, Bestimmungen /Vorschriften des Privatrechts, seinerseits als Zivil- und Strafrecht verstanden, zu erlassen {di emettere norme di diritto privato} . Ganz im Gegenteil usurpierte schließlich der Senat, jeder wahren und eigentlichen legislativen Autorität beraubt, diese während der republikanischen Epoche auf jedem Feld des Rechts im dem Maße, wie nach und nach die Komitien aus dem öffentlichen Leben Roms zu verschwinden begannen {vennero scomparendo} : bis die Juriskonsulten, vor allem von den Zeiten der Antoninen an, sich entschlossen, dem Senatsbeschluß den gleichen Wert beizumessen {presero a riconoscere al senatoconsulto} wie dem ~komitialischen Gesetz //Gesetz der Komitien /// dem Senatsbeschluß den Wert eines von den Komitien beschlossenen Gesetzes beizulegen {... a riconoscere al senatoconsulto lo stesso valore della legge comiziale} . (Pomponius, in Dig. I, 2, 2, 9; Ulpian, ibid. I, 3 9, usw; und vgl. unter den zahlreichen [Autoren] Heinecke, Antiquu. I, 2, 45-55, ed. cit. pp. 42-47; Historia iuris I, 4, 171-71, 200-204, 215-19, usw., ed.cit. pp. 79-80, 93-95, 100-102, usw.). Dennoch erfaßt Vico ziemlich gut die Tatsache, daß die «senatus auctoritas iuris condendi a principe, tamquam a fonte, ducebatur» {wessen Zitat?}.  ¶  Zu den «Klagformeln», §§ 965 ff.  ¶  Statt Crassus den «römischen Demosthenes» zu nennen , schreibt Cicero, Brutus, 36 : «ut dudum {~vorhin} ad Demosthenem et Hyperiden, sic nunc ad Antonium Crassumque pervenimus».  ¶  Die von Crassus gegen Muzius Scaevola siegreich vor dem Kollegium der Hundertmänner {presso il collegio dei centumviri} vertretene These /Behauptung lief darauf hinaus {era} , daß die von der Bedingung «mortuo postumo filio» eingeschränkte Einsetzung eines Erben {che l´istituzione di erede limitata dalla condizione..} auch dann voll in Geltung blieb, wenn dieser angenommene posthume Sohn gar nicht geboren war /wäre {non fosse adirittura nato} . (Cicero, Pro Caec. 18). {Komm. Batt. aber, Pro Caecina 19, 54: Erbe nicht minderjährig sondern zwanzigjährig} Was nun den «armseligen Buchstaben {=W(759}» in der den Prozeß zwischen {causa tra...} Sextus Aebutius {Sesto Ebuzio} und Aulus Caecina {Auto Cecina} (Cicero, Pro Caec., 13 {Batt: 17-18, 49-52} ) betreffenden Formel angeht, so handelte es sich, die Wahrheit zu sagen, nicht um ein «r», sondern um ein «d» («eieci - deieci»), wie es übrigens Vico selbst in De uno (Opp. II, 218) gesagt hatte.  ¶  Nicht Konstantin, sondern Konstantin II {so Cod.Just. Reclam, S. 43} // Konstanz II {non Costantino, ma Costanzo II }{? «Costanzo II» auch Komm. Battistini} war es, der «die Formeln gänzlich abschaffte» mit der Konstituion {constitio: Einrichtung, Verfassung, Religionsgebräuche; Romuli: Staatsverfassung..... (nkl.) Verordnung, Anordnung e-r Behörde [senatus, praetoris]} «Iuris formula aucupatione syllabarum insidiantes cunctorum actibus radicitus amputentur»* von 342 (Cod. Iust. II, 58, 1).  ¶  «so sehr ist unter den menschlichen Regierungen» usw.: vgl. §§ 927 und 940.  ¶  Zum Fragment der XII Tafeln «Privilegia ne inroganto {sic!}» s. Godefroy, Fontes, tab. IX; und vgl. Probationes, pp. 141-42; sowie hier weiter unten {noché qui appresso} § 1421. (NICOLINI II, 94-96)

ZUSATZ: *Cod. Iust. 2.57{!}.1: «Die Rechtsformeln, die durch Wortklauberei den Verhandlungen aller Gefahr bringen, sollen von Grund auf vertilgt werden», Codex Justinianus , Reclam (Leipzig), Auswahl aus Corpus iuris civilis Ausgabe Krüger, Bd. II, 1900; Nachübersetzung nach Ausgabe C.E.Otto, B. Schilling u. C.F.:f Sintenis, Bd. 5 u. 6, Leipzig 1832.