§ 1046 - N I C O L I N I

Die auf das indo-hellenistische Altertum zurückgehenden Theorie der historischen Zyklen, von Vico in «Wiederkehr : ricorsi» umbenannt, hatte sich vor ihm in gewisser Weise schon Machiavelli zu eigen gemacht, der schreibt: «In diesem Kreislauf hat sich die Regierung aller Staaten bewegt und bewegt sich noch» (Discorsi I, 2) {Übers.: Friedrich von Oppeln-Bronikowski, Köln und Opladen, Westdeutscher Verlag, 1965, S. 12}, was ungefähr der Theorie Vicos von der Zirkularität der Regierungsformen entspricht (vgl. auch § 1140). Außerdem finden sich in diesen Discorsi (I, 39 und III, 43) noch die Grundsätze, daß man «bei verschiedenen Völkern [...] oft die gleichen Ereignisse» sieht {Übers. a.a.O. S. 91} und daß «alle Dinge auf Erden [...] jederzeit Ähnlichkeit mit den vergangenen gehabt» haben {a.a.O. S. 334}. Aber statt sich mit solch verstreuten und mehr oder weniger allgemeinen Hinweisen zu begnügen, hat Vico die Theorie der Wiederkehr vor allem in der letzten Fassung seines Werkes viel weiter entwickelt und dabei sowohl für die Philosophie wie für die Geschichte genial originelle Neuerungen {aggiunte!} eingeführt. Für die Philosophie die ganz und gar neue Vorstellung von der Zyklizität der elementaren Formen des Geistes. Für die Geschichte die Auffassung des europäischen Mittelalters (oder der Jahrhunderte infimae latinitatis, wie sie zu Vicos Zeiten, aber noch nicht von ihm selbst, nach dem Beispiel Muratoris genannt wurden) als «wiedergekehrte» oder «zweite» Barbarei.  ¶  Zur varronischen Einteilung der Zeiten § 52. (NICOLINI II, 117)