§ 1055 - N I C O L I N I

Zu den Religionskriegen, §§ 562 und 1049.  ¶  Zur «heroischen Sklaverei», 676; zum Hinweis auf die Zweikämpfe (genauer genommen hätte Vico auf die göttlichen Gerichte {giudizi divini; vgl § 959} im allgemeinen hinweisen müssen), 958.  ¶  Daß «Türke» und «Hund» Synonyme seien, wird von niemandem behauptet. Hofmann IV, 535, gibt «turca-vastator» an - Zerstörer, wie er erklärt, «verae relgionis, pietatis, honestatis et pacis», - fügt aber hinzu, daß genauer genommen das Wort «hominem qui agrestiorum victus rationem sequitur» bedeutet. Analog bedeutet zwar das Wort «Muselmanen» tatsächlich «Gläubige», oder, wie Vico schreibt, «wahre Gläubige», aber ebenso wahr ist, daß die Mohammedaner mit dem Wort «giaur» für die Christen sie nicht als «Schweine» bezeichnen wollten, sondern einfach als «Ungläubige». Es kann aber sein, daß Vico an den Brauch der Christen dachte, die Türken, und ganz allgemein die Ungläubigen «Hunde» zu nennen («Türkenhund!», «ungläubiger Hund!»), und an den der Muselmanen, die Christen als «Schweinefleischesser» zu bezeichnen. {N.B.: Marranen} ¶  Welch großen Tribut während des sechzehnten und siebzehnten, und, wenn auch in geringerem Maße, im achtzehnten Jahrhundert das Königreich Neapel den Sklavenmärkten des Balkans {Balcania, Osman. Reich?} und Nordafrikas zollte, und wie häufig die überraschenden und dreisten Menschenrazzien waren, welche die  Berber {barbareschi} auch in den dicht bevölkerten Küstenregionen Süditaliens und Siziliens, die Stadt Neapel nicht ausgenommen, unternahmen (vgl. schon § 636), wird mit erschreckenden Details in den Chroniken der Zeit immer wieder erzählt; eine Spur davon findet sich noch im neapolitanischen Dialekt, in dem die Redeweise «von den Türken geschnappt werden - vedersi pigliato dai turchi» für «sich unversehens in größter Gefahr und Bedrohung befinden» noch lebendig ist. Natürlich zahlten es die Neapolitaner den Türken und  Berbern mit gleicher Münze heim, und was sie fingen, wurde als Sklaven ins Königreich gebracht. Sicherlich waren, wie Vico hinzufügt, die Bedingungen für diese, vor allem wenn sie sich zur katholischen Religion bekehrten und an eine herrschaftliche Familie verkauft wurden, etwas weniger miserabel als die der christlichen Sklaven in der  Berberei: was nicht heißen soll, daß sie in den meisten Fällen sehr hart war. Denn da sie als Strafgefangene {servi di pena} angesehen wurden, wurden sie entweder als Ruderknechte oder in den Steinbrüchen oder beim Bau von öffentlichen Gebäuden eingesetzt (z.B. kurz nach dem Tod Vicos zum Bau des Palasts von Caserta {reggia di Caserta}. (NICOLINI II, 121)