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189 XXXIX. Die
Neugier , eine angeborene Eigenschaft des Menschen ,
Tochter der Unwissenheit , welche die
Wissenschaft gebiert , bringet bei der Eröffnung , welche unserem Geiste durch das Wunder geschieht , es mit sich ; daß, wo derselbe eine außerordentliche Erscheinung der Natur wahrnimmt , zum Beispiel einen
Kometen , eine
Nebensonne oder einen
Stern bei hel|131|lem Tage , er sogleich fraget ,
was dergleichen sagen ,
oder bedeuten wolle .
190 XL. Die
Hexen zeigen in derselben Zeit , da sie von
schreckhaften Wahngebilden berauscht sind , sich über die Maßen
wild , und
unmenschlich ; so daß, wenn es darauf ankommt , um ihre Zauberkünste recht zu weihen , sie liebenswürdigste unschuldige
Kindlein umbringen , und in Stücke hauen .
191 Alle diese Sätze vom XXVIII. an bis zum XXXVIII. enthüllen uns die
Prinzipien der Religiösen Poesie , oder der
Poetischen Theologie ; vom XXXI. an geben sie uns die
Principien der Abgötterei ; vom XXXIX. an die
Principien der Divination ; und der XL. weist in blutigen Religionsgebräuchen die
Prinzipien der Opfer ; welche bei den ersten rohen und überaus wilden Menschen ausgingen von
Menschengelöbnissen , und
Menschenopfern ; welche , wie aus
Plautus erhellt , bei den Lateinern insgemein
Saturni hostiae genannt blieben : und die
Molochsopfer bei den
Phöniciern waren , welche die diesem falschen Götzen zugeschworenen Kinder mitten durch die Flammen gehen ließen : von welchen
Zuschwörungen sich einige in dem
Gesetze der XII. Tafeln erhalten . Alles Dinge , wie sie den
rechten Sinn geben jenem Worte ,
Primos in Orbe Deos
Fecit Timor ;
daß die
falschen Religionen nicht durch fremden
Trug , sondern durch
eigene Leichtgläubigkeit entstanden ; so führten sie jenes unglückselige Gelübde , und Opfer , welches
Agamemnon mit seiner frommen
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Iphigenia vorhatte , und bei welchem
Lucretius unfromm ausruft :
Tantum Religio potuit suadere malorum !
auf den
Rathschluß der Göttlichen Vorsehung zurück , welche so viel
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