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210 Und dieser letzte Grundsatz in Folge der vorhergehenden ist das
Prinzip der wahren Poetischen Allegorien , welche den Mythen
eindeutige ,
nicht analoge Bedeutungen verschiedener einzelnen unter ihren Poetischen Gattungen zusammengefaßten Begriffe gaben ; und deshalb
diversiloquia genannt wurden , das ist
Sprachweisen,
die in einem allgemeinen Begriffe verschiedene |137| Arten von Menschen ,
Begebenheiten , oder
Dingen zusammenfassen .
211 L.
In den Kindern ist das Gedächtniß ungemein kräftig , und daher
bis zur Aussweifung lebhaft die
Phantasie , welche anders nichts ist , als
erweitertes , oder
zusammengesetztes Gedächtnis .
212 Dieser Grundsatz ist das
Princip der Evidenz der Poetischen Bilder , welche die
kindliche Urwelt hervorbringen mußte .
213 LI. In
jeder Fertigkeit kann es Menschen , welchen zu derselben die
Naturanlage gebricht , durch beharrliches Studium der
Kunst gelingen : aber in der
Poesie ist es in der That durch die
Kunst etwas zu leisten unmäglich , wenn die
natürliche Anlage zu ihre fehlt .
214 Dieser Grundsatz zeiget , daß , da die
Poesie die heidnische
Humanität gründete , von welcher , und nicht anderswoher , alle Künste ausgehen mußten , die
ersten Dichter es durch die Natur waren .
215 LII. Die
Kinder haben eine vorzügliche Gabe zur
Nachahmung ; daher sehen wir, daß ihre Spiele meist im Nachthun dessen bestehen , was sie fähig sind aufzufassen .
216 Dieser Grundsatz beweiset ; daß die
kindliche Welt aus dichterischen Völkern bestand , da die
Dichtkunst nicht anderes ist ,
|138| als Nachahmung .
217 Dieser Grundsatz wird uns das Princip geben davon , daß
alle Künste des nothwendigen ,
nützlichen ,
bequemen , und gutentheils auch des
menschlichen Vergnügens in den
poetischen Jahrhunderten erfunden wurden , ehe die
Philosophen auftraten : weil die
Künste nichts anderes sind , als
Nachahmungen der Natur , und gewissermaßen
reale Poesien .
218 LIII. Das erste bei den
Menschen ist
Empfindung ohne
Aufmerken , sodann
merken sie auf mit überraschter , und bewegter Seele ;
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