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Humanität ausmachen . Plato er|206|klärt die Weisheit als die Vervollkomnerin des Menschen  . der Mensch ist, dem eigentlichen Menschseyn nach, anderes nicht , als Geist , und Gemüth , oder , wenn wir wollen , Verstand und Willen : die Weisheit muß dem Menschen diese beiden Bestandtheile ausfüllen , und zwar den zweiten in Folge des ersten : also daß durch den mit Erkenntniß der höchsten Dinge erleuchteten Geist , das Gemüth sich bestimmen lasse zur Ergreifung der besten Dinge : Die höchsten Dinge in diesem Weltall sind begriffen in dem , was von Gott erkannt , und über ihn ergründet wird : die besten Dinge sind , was auf das Wohl des gesammten menschlichem Geschlechts geht : jene heißen göttliche , diese menschliche Dinge : es muß demnach die wahre Weisheit die Erkennntniß der göttlichen Dinge lehren , um die menschlichen Dinge zum möglichsten Wohl zu leiten . Wir glauben , daß Marcus Terentius Varro , welcher den Namen des gelehrtesten der Römer verdiente , auf dieser Basis sein großes Werk Rerum Divinarum , & Humanarum aufgebaut habe ; dessen großen Verlust uns die Unbilde der Zeit empfinden läßt : wir in diesem Buche handeln hierüber nach der Schwäche unserer Kenntniß und dem sparsamen Umfang unserer Gelehrsamkeit .
365           Die Weißheit unter den Heiden hob an von der Muse ; welche bei Homer in einer classische Stelle der Odyssee erklärt wird  , als die Wissenschaft von dem Guten , und Bösen , die da nachher Divi|207|nation genannt wurde , auf deren natürliches Verbot , als einer dem Menschen versagten Kunst , Gott die wahre Religion der Hebäer , aus welcher unsere Christliche entsprungen ist , gegründet hat , wie darüber ein Grundsatz aufgestellt worden . So daß die Muse eigentlich anfangs seyn mußte die Wissenschaft in der Göttlichen Kunde der Auspicien , welches , wie vorher in den Grundsätzen ist gesagt worden , und weiterhin noch wird gesagt werden , die Vulgäre Weisheit aller Völker war , Gott nach dem Attribute seiner Vorsehung zu betrachten ; wegen welcher von divinari sein Wesen Divinitas genannt wurde : und in solcher Weisheit, werden wir nachher sehen, seyen Weise gewesen die Theologischen Dichter , |131|

 



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