McLuhan ABJ - Blätterfolge 26

ABJ\VERSUCH.ABJ * 20.1.1994 -------- & (schluck) Cambridger Platonisten

Grubmah gab es eigentlich nicht und hat es wohl nie gegeben. Es würde auch in nächster oder fernerer Zukunft kein Grubmah geben. Selbst eine Verkehrsampel würde noch kein Grubmah machen können, auch wenn sie in drei Farben nach vier Richtungen geleuchtet hätte. Gar eine Verkehrsampel mit nur einem Licht in nur einer Richtung wäre kein Grubmah gewesen. Eine solche einäugige verkehrlose Verkehrsampel, und dann noch mitten in einer völlig ebenen Ebene voll menschenleerer Leere konnte kein Grubmah sein, selbst dann nicht, wenn das einzige Licht der Ampel nicht immer rot gewesen wäre.

Aber da wäre dann eine Ebene gewesen, und mitten in dieser Ebene eine einäugige Verkehrsampel auf Rot. Die Verkehrsampel mußte auf Rot sein, weil sie nur ein Licht hatte, und das war auf Rot. Wenn sie zwei Lichter gehabt hätte, wären beide rot gewesen, so war diese Verkehrsampel. Schon allein deshalb konnte hier kein Grubmah sein, weil in der Ebene immer rot war. Nicht mitten in dieser Ebene, denn dann hätte in ihr eine Mitte gegeben. Aber wo hätte denn etwas wie eine Mitte in dieser endlosen Ebene sein können. Es gab keine Mitte in dieser Ebene, nur eine Verkehrsampel auf rot, immer, und kein Grubmah.

Es gab auch keinen Verkehr. Keine Spur deutete darauf hin, daß jemals jemand diese Ebene durchquert hatte. Auch dafür, daß außer diesem einen, der nie die Ebene durchquert haben konnte, noch andere sie durchquert hätten, gab es keine Spur. Auch die Verkehrsampel war keine Spur von jemandem, der die Ebene durchquert hätte, um irgenwo in ihr eine Verkehrsampel aufzustellen. Niemand hätte eine Verkehrsampel durch diese Ebene getragen, um sie irgendwo in ihr aufzustellen. Wozu hätte jemand eine Verkehrsampel durch diese endlose leere Ebene tragen sollen, um sie irgendwo aufzustellen, wenn dort, wo sie jetzt stand, nicht einmal Grubmah war. Auch stand die Verkehrsampel ja schon dort, wo er sie hätte hinstellen können, wozu sie also dahintragen. Und darüberhinaus war sie auf rot. Wer stellt denn bei Rot eine Verkehrsampel auf?

Es gab also kein Anzeichen, daß jemals jemand die Ebene durchquert hätte. Aber da war einer in der Ebene. Er lebte vor der Ampel, denn sie war auf Rot. Wo einer vor einer Ampel lebt, ist aber noch kein Grubmah. Auch ist ja noch gar nicht klar, wie der dahingekommen ist. Davon, daß er die Ebene durchquert hätte, gab es keine Spur, und selbst, wenn er sie durchquert hätte, wäre es unwahrscheinlich gewesen, daß er aus der Richtung gekommen wäre, die ihn hätte bemerken lassen, daß die Ampel auf Rot war. Aus fast allen Richtungen hätte er kommen können ohne anzuhalten müssen, weil die Verkehrsampel auf Rot war. Es wäre ganz unwahrscheinlich gewesen, wenn er gerade aus der Richtung gekommen wäre, die dazu geführt hätte, daß er auf den Gedanken hätte kommen müssen, daß die Ampel für ihn auf Rot sei. Aus fast jeder Richtumg kommend, hätte er immer denken können, die Ampel sei für jemanden auf Rot, der noch direkter auf sie zukäme als er, wo er doch aus einer Richtung kam, aus der man möglicherweise nicht einmal das rote Licht der Verkehrsampel sehen konnte und vielleicht auch gar nicht auf die Idee gekommen wäre, daß da eine Verkehrsampel wäre. Woher auch, wenn es doch keinen Verkehr gab und auch kein Grubmah?

Da war also einer und lebte vor der Verkehrsampel. Auch wenn er von nirgendwoher gekommen sein konnte, schon gar nicht aus der Richtung, wo er vor der Verkehrsampel hätte anhalten müssen, weil sie auf Rot war, war es doch offensichtlich, daß er nicht weiter konnte, weil sie auf Rot war. Niemand konnte ihn dort vor die Verkehrsampel hingetragen haben. Wozu hätte das einer auch tun sollen. Es wäre sinnlos gewesen, ihn vor die Verkehrsampel zu stellen, nur damit er dort bleiben mußte, weil sie auf Rot war. So konnte er gleich schon immer dort vor der Verkehrsampel leben, seitdem es sie gab, und da sie immer auf Rot war, war er noch nie weiter gekommen. seitdem sie dort war.

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{Enchiridon ethicon...} Henry MORE (1614-1687), 1667. Kindler-Litlex: "Neben Raph CUDWORTH, Nathanael CULVERWELL und John SMITH ... "Cambridger Platoniker", Mitte des 17. Jhdts Uni Cambridge. "Gegen den ENGEN DOGMATISMUS DER PURITANER... gleichzeitig als Gegenströmung zu dem Materialismus eines HOBBES u rationalen Skeptizismus eines DESCARTES anzusehen. Weltbild...idealistisches, nach geistigen Prinzipien orientiert..." usw.

"Zentrale Stellung d. RATIO für Cambr.Platoniker... Glaube u Wissen kein Gegensatz. Intellektuelle Erkenntnis... etw Göttliches... Mystische Zug ihrer Philosophie... Synthes aus Rationalismus u Mystik zusammfloß, Urpsrung im PURITANISMUS des EMANUEL COLLEGE, aus dem alle Mitglieder der Schule hervorgegangen waren und mit der QUÄKERLEHRE vom 'INNEREN LICHT'. Der PLATONISMUS hatte dieses Gedankengut aus sektiererischer Enge in die Weite philosophisch-spekulativen Denkens geführt."

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vorher: "MORE, der innerhalb seine Schule den stärksten Zug zur Verinnerlichung und zu einer an PLOTIN und an der KABBALA orientierten Mystik zeigte, sieht in der Tugend eine intellektuelle Kraft ader Seele zur Beherrschung der Leidenschaften. Anders als sei früherer Brieffreund DESCARES, an dessen System er sich hier anlehnt... Passionen = natrlich, also g”ttlichen Urpsrungs. Denn NATURGESETZ - im Sinne der Ideenlehre PLATONS - ein flüsternder, von der Vernunft jedoch klar und deutlich zu vernehmender Nachhall des göttlichen Gesetzes.... ethische Axiome...