McLuhan ANG - Blätterfolge 4

ANG\ANG02.WP ** 19.5.93

Neue Medien: staples, abject, zwischendinger. "Erleben Sie hautnah" - Benjamin: Nähe - aber HAUT - Kristeva.

Abhängigkeit von Rohstoffen?, nein, vom Roh-Gekochten, weder noch, weder Fisch noch Fleisch: Protein (Innis), so Sprache schon in anderer Mund gewesen: Kafka, Verschollene, das Frühstück. Abhängigkeit - Sucht (unspektakulär), Osmose. Borderline, wird sichtbar in dem Moment, wo elektron. Bilder sie wieder verdecken. So auch Schrift (borderline, Parergon etc).

ALLEGORIE, christlich, ihre Metaphorik: binär entlang von roh - gekocht, so feste Speise - Milch / Mark - Knochen / Getreidefrucht - Spelze. Luhmann: Kommunikation lebt von Vorgekautem. JUDEN: Buchstabe - Geist. Dialektik: Gesetz (Buchstabe): siehe KRISTEVA: Die borderline ZU SICHTBAR an Reinheitsritualen, defilement als täglich geregelte Reinigung, Überwindung des Opfers, der Tötung.

Dialektik eben: Buchstabe als Kerbe, Zwischen etc wird selbst abjectum, die Grenze diffundiert, wird verdrängt und zugleich vervielfältigt (Beschneidung an Ohr und Herz usw): Grenzenlosigkeit der Allegorese bei Origines. Will sagen: sie prozessiert Vorgekautes, vorgekauten Rohstoff, roh gekautes, und nur solches, aber indem sie es allegoretisch säubert/ rettet.

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STAPLE - STAPEL. (engl staple s. LEX.DBA).

KLUGE, Ethymolog. Wörterbuch: STAPEL: die nd. Entsprechungen von STAFFEL (dort die germ., bei STAB die außergerman. Verwandten): mnd, mnl, nnl stapel engl staple 'HAUFE; Haupthandelsprodukt', afreis stapul ags. stapol 'Stamm, PFOSTEN, Stütze, Säule; Stapelplatz, Markt', anord stopull 'PFOSTEN, Turm'. Die Bedeutung weitet sich von PFAHL über UNTERLAGE zum GESCHICHTETEN HAUFEN, bes. Holz, aus. Aus dem Mnl. stammf afrs estaple, frz étape 'Handelsplatz, Warenmagazin, Verköstigungsstation, (Weg zum ) Lagerplatz'. Mnd stapel 'Warenhaufen, -niederlage', ein im Hansehandel vielgebrauchtes Fachwort, ist im 15. Jh. über Köln u.a. rhein. Hansestädte ins Hd. gelangt und hat Zus.-Setzungen wie Stapelgeld, -ort, -platz, -recht, -waren. In nd. Seemannssprache ist mdn. stapel aus seiner Bedeutung 'Unterlage' verengt auf 'Balkenunterlage, die das werdende Schiff während des Baus trägt'. So in hd. Text zuerst Hamburg 1616.

PFOSTEN: CHESTERTON, die analogischen Pflöcke werden im Chaos des Industrialismus eingerammt. Beispiel von Chesterton selbst: Pfosten, analogisch. Nun: SAMMLER, COMPUTER als Stapelplatz, BREDEKAMP: Kunstkammer.

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James W. CAREY. harold adams innis and marshall mcluhan. In: Raymond Rosenthal. McLuhan: Pro and Con. S. 270 ff.

Carey : Innis-McL: Innis sieht Auswirkung von Kommunikationsmedien auf gesellschaftliche Institutionen und auf Kultur; McL: auf SINNESORGANSIATION. (281,292)

"My argument is simply that the most visible effects of communications technology are on social organization and not on sensory organization. Much of McLuhan's evidence [Beweismaterial[ can be more plausibly, directly, and productively used in support of the form of argument offered by Innis." (293) Übrigens CAREY S. 290: "There is little resemblance between the classification one finds in the 'first edition' of Understanding Media (a report to the united States Office of Education, 1960) and that in the McGraw-Hill edition currently in circulation.

McL gegen ALLEGORIE (GG - Origines). A l l e Sinne zusammen, buchstäblich-spirituell, keine Entwertung der Realität, kein Dualismus, kein 'Platonismus'. 'Thomismus'. Allegorie wäre also Amputation des buchstäblich-historischen Sinnes. ABER: Elektronische Medien = TOTALE AMPUTATION aller Sinne. HYPER-ALLEGORIE - dabei Extension der Schriftsinne auf Körpersinne (Theorie vom vierfachen Schriftsinn buchstäblich-körperlich. Sense-Ratio: die Sinnesration, SENSORY STAPLE, sinnliches Rohmaterial, durch Sinne vorprozessiert, Medienökonomie dieses Gesellschaftliche Rohstoffe: Plädoyer für ausgewogenes Verhältnis der Rohstoffe. Kein MONOPOL wie Schriftmonopol- Visuelles Monopol..

Oder: wie sieht das Auge? Menschl. Auge, Froschauge, Fliegenauge: Welche Produktions-/Verarbeitungsformen, 'Verdauung' von Sinnesdaten.

EKEL : Carey: "My preferences for Innis are partly esthetic; the stem partly from a simple AVRSION to much of what McLuhan represents." (294) Innis 'poetischer'. Kabeljau dezent. Aber doch: gesalzen/gepökelt, eingelegt, getrocknet.

ALLEG. Carey: "For McLuhan states his case on very general grounds and defends it on very narrow grounds. Because he views the effect of the media as principally acting on the senses, his entire argument ultimately rests on the narrow grounds of the psychology of perception. This is, I think, a VERY WEAK FOUNDATION to SUPPORT SUCH A VAST S U P E R S T R U C T U R E " (295)

Sinne für McL sind Prozessoren, Digestive, Datensammler; gleiche Funktion wie zB der Nielson Adiometer in MB. Denn IN der INSIDE-Geschichte, in der KUNSTKAMMER sitzt der Prophet und deutet, was die Sinne so hineinreißen und ablagern am Stapelplatz. Und er will von allem simultan alles haben. Sinne also selbst Abjekte, Membranen, Filter, Zwischendinger, Medien.

Medien = extension der Sinne. Sinne selbst dann = mikrokosmische Organe des Makrokosmos der Medien.

Vollamputation: Nervensystem; aber ZNS selbst = sensus communis, Sinn aller Sinne. Moebiusband - man kommt nicht rein und nicht raus, wenn drinnen draußen, wenn draußen drinnen.

Vollamputation der Sinne im Medienverbund [vermeide 'total' total] . Extension, amputation, A B L A T I O N  - A B J E C T I O N. Auswurf der Sinne: gen. subj u object. 

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Raff es und Schmeiß es rein: Knaurs Buch der modernen Mathematik von Walter R. FUCHS. Kontinuum der reellen Zahlen. "Die Elemente des KOntinuums existieren im allgemeinen gar nicht, sie sind nicht, sondern sie entstehen. Ohne die ständige Operation der Teilung sind sie für uns schwer vorstellen." (148/49) "Der Mengentheoretiker Adolf FRANKEL kommentierte deshalb eine mögliche Betrachtung der rellen Zahlen: 'Sie entstehen in der Begrenzung durch immer enger werdende Intervalle, die vermöge freier WAHLAKTE endlos ineinandergeschachtelt werden und von der [denen?] freilich jedes seinerseits wiederum kontinuierlich ist.'" (149) S. BRAUDILLARD, Fraktalität.

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BENJ Trauerspiel - Merkantilismus?

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Symbole sind Vegetarier, Allegorien sind Fleischfresser.

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20.5.93 Roland BARTHES. Sade, Fourier, Loyola.

"So zu tun, als ob man gegen die Ideologie eine unschuldige Rede halten könnte, läuft auf den Glauben hinaus, daß die Sprache nur ein neutrales Instrument für einen allüberwältigenden Inhalt sei. Im Grunde gibt es heute kein Sprachfült(-feld?), das außerhalb der bürgerlichen Ideologie wäre: unsere Sprache geht aus ihr hervor, kehrt zu ihr zurück, bleibt IN IHR EINGESCHLOSSEN. Die einzige mögliche Reaktion ist weder Angriff noch Zerstörung, sondern ganz einfach DIEBSTAHL: den alten Text der Kultur, der Wissenschaft, der Literatur ZUERSTÜCKELN und dann seine Merkmale bis zur Unkenntlichkeit z e r s t r e u e n, so wie man gestohlenes Gut kaschiert. Auf diese Art und Weise versuche ich, dem alten Text jede falsche, soziologische, historische oder subjektive S P R I E S S E N von Bestimmungenen, Visionen und Projektion zu nehmen; ICH HORCHE AUF DAS MITREISSENDE DER BOTSCHAFT, NICHT AUF DIE BOTSCHAFT SELBST [auf das MEDIUM, nicht den INHALT]; ich sehe in dem dreifachen Werk die sieghafte Entfaltung des s i g n i f i k a n t e n, des t e r r o r i s t i s c h e n  Textes, von dem sich der vorgegebene S   i   n   n , der ihn  zu  e r s t i c k e n  drohende r e p r e s s i v e  (liberale) Diskurs w i e  v e r f a u l t e  H a u t  ablösen läßt." (15)