McLuhan ANG - Blätterfolge 22

ANG\EXEG_10.WP * 9.10.1993

Stephen BYGRAVE. Coleridge and the Self. Romantic Egotism. London: Macmillan, 1986. (Engl. Sem R 1862 b 8) Kap 5: That Despotism of the Eye.

VISUALITÄT; SUBLIME; HEBRAISM

"The association of himself with the divine which Werther make alludes to Psalm 104, in which the power of GOd is praised: 'Who converest thyself with light as with a garment: who tretchest out the heavens like a curtain'. I return to this passage because Hegel quotes the same verse in connection wit hthe sublime. He opposes what he calls an 'AFFIRMATIVE SUBLIME' which is pantheistic and to be found in Indian poetry to a 'NEGATIVE SUBLIME' which is an apprehension of the Absolute in which 'the appearance falls short of the content'. Negative in regard to the particular, it is to be found in HEBREW poetry: 'While therefore we found in the imagination of substantiality and its PANTEHISM an infinite enlargement, here wie have to marvel at the force of the elevation of the mind which abandons everthing in order to declare the exclusive power of God'. --- (ANM: Aestetics, 2. vols (Oxf 1975) I, 375 (II,ii.3); Psalm 104 is discussed as an example of sublimity of expression int LOWTH, Lectrues, I, 340; II, 280-2 (= LOWTH, Robert, Lectures on the Sacred Poetry of the Hebrews, trs. G.Gregory, 2 vols (London, 1797)))--- Hegel follows KANT, who opposes a 'positive' delight in the beatuful in nature to a 'negative'delight in the sublime, which is

a feeling of imatination by its own act depriving itself of its freedom /60/ by receiving a final determination in accordance with a LAW other than that of its empirical employment. In this way it gains an extension and might greater than that which it sacrifices. But the ground of this is concealed from it, and in its place it feels the sacrifice or deprivation, as well as its cause, to which it is subjected. (The Critique fo Judgement, 1928, repr Oxford 1957), p. 120 ('Analytic of the Sublime', A29).

I shall not press a asuggestion of the homophone of 'I' and 'eye', but the sublime is largely an effect of the visual sense, and the determing capacitiy of each is, I shall show, regarded with great suspition. BLAKES privileges the mind over 'ideas' of nature: 'Whe are led to belive a Lie/ When we see [with] not Thro, the eye'. Blake's pun conflates the fields of sense and self in order to advert us to their common danger.(59/60)

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16.10.1993 Ernst WÜRTHWEIN. Der Text des Alten Testaemtns. Eine Einführung in die Biblia Hebraica; Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart 1952/1973.

Hermeneutik als Entwicklung aus verschwindendem Verständnis. MASORETEN: "Oft mögen uns die masoretischen Bemerkungen absonderlich, spielerisch und praktisch wertlos erscheinen. Man muß sich aber vergegenwärtigen, daß hier ein leidenschaftlicher Will am Wer ist, den Text zu schützen und jeder Willkür und Unachtsamkeit der Schreiber vorzubeugen.. Die Masora zeugt von einer überaus genauen Durcharbeitung des Textes, der man seine Achtung nicht versagen kann, auch wenn sie sicher in Gefahr steht, über DEM BUCHSTABEN den GEIST zu verfehlen." (32/33) "Die Diktion der Masora ist sehr knapp, und sie arbeitet mit einer Fülle avon Abkürzungen, zu deren vollem Verständnis ein nicht geringes Maß von Gelehrsamkeit gehörte. So ist es verständlich, daß spätere Schreiber die masoretischen Bemerkungen nicht mehr verstanden, sie auch nicht mehr für wichtig hielden und sie im Spätmittelalter zu einem bloßen Zierart der Handschriften degradierten." (33) 1880-85 erschienenen - als unvollendetes Werk - vier Foliobände von Cr. D. Ginsburg, The Masora compiled from Manuscripts alphabetically and lexiclly arranged.

Vgl. die 'Seltsamkeiten' des Augustinus bei MARROU.

"Das masoretische Material wurde anfänglich MÜNDLICH weitergegeben, dann, je mehr es anwuchs, den Handschriften selber nach und nach beigefügt." (32/33)

"Sagt die Masora parva, wie oft ein Wort oder eine Wendung vorkommt [ZÄHLEN, s. S. 31), so führt die Masora magna die betreffenden Stellen in Listen auf (in den alten Handschriften am oberen und unteren Rand... Band 1 der "Masora magna" enhält insgesamt 4282 solcher Listen (einschließlich der während des Druckes zugefügten 11 Listen).... In der Masora finalis wird das masoretische Material alphabetisch geordnet. Als Grundlage für die Schlußmasora seiner berühmten Rabbinerbibel benutzte Jakob ben Chajim eine mittelalterliche Sammlung mit dem Titel Ochla weOchla. (Ochla; BHS: Okhl). An ihrer Spitze steht ein "alphabetisches Verzeichnis von Wörtern, die nur zweimal in der heiligen Schrift vorkommen, einmal ohne, einmal mit j am Anfang." (33)

"Damit, daß eine einzige Textgestalt für verbindlich erklärt und fortan fast ausschließlich tradiert wurde, war ein entscheidender Einschnitt in der Geschichte des alttestamentlichen Textes gesetzt. Das NEBENEINANDER verschiedener Textgestalten, wie es in Qumran zu beobachten ist, ist für das Judentum ebenso unmöglich geworden, wie der FREIE Umgang mit dem Bibeltext, der zu ihnen geführt hatte. Fortan ist die Tradierung strengen Regeln unterworfen. So mußte dafür gesorgt werden, daß in der heiligen Schriften keine Fehler eindrangen, etwa unterlaufene mußten aufgesucht und ausgemerzt werden und so weiter. Das hatte die Masora, die Überlierung, zu leisten, und in diesem Sinne sagt R.Akiba von ihr: Masora ist ein (schützender) Zaun für das Gesetz. Dem großen Ziel diente die Kleinarbeit der Sopherim. Sie ZÄHLTEN Verse, Wärter, Buchstaben der Thora und anderer Bibelteile, um Anfertigung und Kontrolle der Handschriften zu erleichtern. Tein Talmudstelle will aus dieser Tätigkeit geradezu ihren Namen herleiten: die Alten, sagt sie, hießen Sopherim, weil sie alle Buchstaben der Thora zühlten. Sie stellten etwa fest, das das j in ... Lv 11,42 der mittlere Buchstabe der Thora sei, das ... in Lv 10,16 ihr mittleres Wort bilde UND SO WEITER." (21)

Was solls? Nur wieder McL: Manuskriptseite des MA: er erblickte sie in seiner Vision auf der archaischen kleinen schwarz-weißen Fernsehröhre wieder ganz einfach, weil sie ihm wie ein Mosaik aus halb unverständlichen Charakteren, einigen dem heutigen Druckalphabet ähnlich, andere, vor allem die zahllosen Abkürzungen (s. Phoko von einem Abkürzungslexikon ma Handschriften) völlig chaotisch. Man könnte sagen, so wie der deutsche Übersetzer, ganz benebelt von so vieler Verehrung mittelalterlicher Manuskriptkultur, "gothic page" in UM mit "gotischer Page" übersetzte (UMd 347/277), so übersetzte McL das Flimmern auf dem kleinen, aus einem voluminösen Holzkasten froschäugig hervorflimmernden Bildschirm - Netzhaut - mit 'Manuskriptseite': auf beiden gibt es nichts zu lesen.