McLuhan DEV - Blätterfolge 2

DEV\BOLZ1.WP * 2.11.92

Deutlicher wird der Versuch der Entlegitimierung der Neuzeit von einer rechtem wie linkem Denken gemeinsamen Basis aus in "Der Auzug... ". Der Versuch, nach Benjamins Methode der Glosse (?), statt Interpretation eine immanente Extremisierung von gekanklichen Vektoren in eine erhellende Konstellation zu treiben, führt dort weniger die sowieso extremen Extreme der extremen Denker aus- und gegeneinander, sondern in- und zueinander auf den Punkt hin, wo sich die Extreme überlappen und ein gemeinsamer Kern von "reaktionärem" und "marxistischem" Denken sichtbar wird : Gnosis, "Konstruktion durch Destruktion" etc.

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3.11.92 Bolz: Das innere Ausland der Philosophie. 1. Habermas' Geist und die Buchstaben Freuds. Phoko im Taubes-Heft.

Habermas bestimmt die "vermeintlich Stifungsintention der Psycholanalyse" als - so tadelt Bolz ihn, indem er zitiert - "Intention der Aufklärung, derzufolge aus Es ich werden soll". Das heißt im 'Klartext': "Habermas hat sich verlesen und diese Fehlleistung dürfte den Sinn seiner Philsophie chiffrieren." (95) Freud aber sagt in Wirklichkeit, daß aus Es nie Ich werden kann, da das Ich nur ein Stück vom Es ist und unter dessen Befehl besteht: "Der Reiter folgt dem Pferd"............ "Das Bündnis aufder Ich-Ebene bleibt imaginär; erst die Anerkennung des Anderen, symbolisch, löst die Verhaftung ans Bild." (97) ... "Die Theorie der Ichstärkung verkennt völlig, daß sich das Subjekt nicht an das Ich des ANalytikers, sondern an die Anderen wenden muß. Dem Subjekt von den Beziehungen zu diesen Bewußsein zu verschaffen, ist die eigentliche Aufklärungsarbeit der Psychoanalyse. Wo Es war, soll Ich werden, heißt: am Ende der Analyse soll das Ich da sein, wo das Subjekt war, das nun das Wort hat, um mit dem wahren Anderen in Beziehung zu treten und seine membra disjecta zu reintegrieren. (Hinweis auf Lacan, Seminar II, S. 314)

Von welchem Ort aus nun hat Habermas in der seiner Fehlleistung gesprochen und Wer hat gesprochen durch sein versehentliches Sprechen hindurch? Natürlich hat er vom Unbewußten her sich versprochen und ein Anderer hat durch ihn gesprochen. So könnte Habermas in einem fortgesetzten Versprechen vor dem Schweigen eines Analytikers schließlich zum wahren Sprechen kommen und wäre geheilt. Nun aber hat Habermas von der Psychoanalyse gesprochen. Was aber spräche er dann in wahrer Rede von der Psychoanalyse, ohne sich zu versprechen? Er würde sagen "Ich hat sich verlesen, und diese Fehlleistung dürfte den Sinn seiner Philosophie chriffieren." . Der Andere, von dessen Ort her die diese wahre Rede erginge, wäre nicht der Andere jenseits der entzogenen Spiegelinstanz des Analytikers sondern der Andere, der sagt, daß Habermas sich verspricht: Norbert Bolz. Vom Ort des Unbewußten erginge seine Rede, aber als dem Ort, von dem aus die Lehre ergeht, daß die Rede vom Ort des Unbewußten ausgehe und daß Es der Ort sei, von dem her sich das Ich als Subjekt verspreche, indem es seine Wahrheit sagt: daß von Bolz mit Lacan die wahre Rede ausginge.

Nun kann Habermas in einem Aufsatz über Habermas nicht als Analysand in fortgleitenden Versprechen dem Ort seiner Wahrheit sich zusprechen. Was tun? Man muß ihn als Analysanten im Sinne der aufklärerischen Psychoanalyse behandeln, also nicht als Subjekt sprechen lassen, sondern als Objekt ansprechen: man muß ihn belehren.

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Carl Schmitt mußte dem Nationalsozialismus die Verwandlung des Feindes in die eigene Frage als Gestalt überlassen. Davon erlösen ihn die Neuen Philosophen des Norbert Bolz, indem sie sich auf die Seite des feindlichen Bruders, aber immer noch mit Namen Schmitt, schlagen. Carl Schmitt mußte, obwohl mit Juden befreundet, dennoch das Jüdische bekämpfen. Die Neuen Philosophen mit Bolz, die Schmitts feindlichen Gebrüder Schmitt, dürfen das "Nomadische, Bodenlose, Jüdische" suchen, oder genauer: ihm "nachhängen" (122); also dem Nomaden und Plebejer das Jüdische und dem Juden das Nomadisch und Bodenlose anhängen.