McLuhan DEV - Blätterfolge 11

DEV\DEV04.WP ** 15.11.92

In den dreißiger Jahren erschien neben Maritains Art et Scolasticisme von Roland de Renéville L'experience poétique, (Paris, Gallimard 1936). Benjamin III, 553 Rezensiert. "der Glanz von Novalis mystischer Theorie" (Zit Novalis) ... "Diese Worte definieren erschöpfend, was Renéville unter der poetischen Erfahrung verstanden wissen will. Er zitiert Novalis mehrfach...und mit besonderem Glück...'Dichter und Priester waren im Anfang Eins, und nur spätere Zeiten haben sie getrennt. Der echte Dichter ist aber immer Priester, so wie der echte Priester immer Dichter geblieben.' Hiermit ist der Kreis der ESOTERISCHEN POESIE abgesteckt." (553) ff:

"Eine Geschichte der esoterischen Poesie gibt es noch nicht. Renéville legt Prolegomena zu ihr vor. Er befaßt sich mit den diese Dichtung fundierenden Korrespondenzen und geht ihnen so gut im Tibetanischen Totenbuch wie in der Kabbala, bei Johannes vom Kreuz wie in den Visionen der Katharina Emmerich, bei William BLAKE wie bei Walt WHITMAN nach. Er berücksichtigt die Begriffsbildung von Lévy-Bruhl wie die neueren Forschungen in der Kinderpsachlologie. Seine Theorie der Bilder ist der der Archetypen von Jung verwandt. Besonderes Gewicht legt er auf die prophetischen Qualitäten des Unbewußten. Die Bilderwelt, aus der die Inspirationen stammen, ist eine ewig gegenwärtige; sie erlaubt es dem Geist, die Schranken von Vergangenheit und Zukunft zu überfliegen. 'Der Primitive,das Kind, der Mystiker und der Dichter bewegen sich in einer ewigen Gegenwart.' Wieder wird man an Novalis erinnern dürfen." (554)

Fehlt aber, so Benjamin...: "Eine eigentliche Geschichte der esoterischen Dichtung würde im Reich der Inspiration allein nicht verweilen können. Sie dürfte am HANDWERKLICHEN, ja der Konvention nicht vorübergehen." So hat "die FAKTUR ihr gewichtiges Wort mitzusprechen." Dazu aus Renéville eine Anekdote zu Mallarmé, die B. referiert:

"Die nächten Freunde des Dichters wußten, daß er ein poetischen Arbeitsintrument in Gestalt einer KARTOTHEK sein eigen nannte. Sie bestand aus sehr kleinen Zetteln. Man ahnte nicht, was auf ihnen stand; es war auch nicht durch Fragen zu ermitteln. Eines Tages trat Viélé-Griffin in Mallarmés Arbeitszimmer. Er überraschte den Dichter dabei, wie er ein Blatt seines Zettelkastens zu Rate zog. Einen Augenblick verweilte Mallarmés Blick darauf, dann murmelte er nachdenklich vor sich hin: 'Ich wage nicht mehr, ihnen auch nur das zu sagen: ich liefere ihnen damit noch zuviel aus.' Viélé-Griffin trat hinzu und fand, dem Dichter über die Schulter blickend, auf dem Zettel die einzige Silbe 'Quel'". (555)

Dazu B: "Dieser Bericht stammt aus mündlicher Tranidtion. Er ist eine NEGATIVE THEOLOGIE in nuce. Renéville erkannte mit klarem Blick, daß die Welle, die sich als l'art pour l'art in der Mitte des vorigen Jahrhunderts erhebt, eine ESOTERISCHE DICHTUNG ans Licht befördert. Mit einem Buch über Rimbaud hat er begonnen. Er stellt eine Abhandlung über die Weltanschauung von Stéphane Mallarmé in Aussicht. Man darf hoffen, daß seine Untersuchungen sich in Bilde zu einer Geschichte der esoterischen Dichtung in ihrer jüngesten Periode zusammenschließen." (555)

Für McL jedoch hat die "Kartothek" nichts invers Theologisches bei aller 'Theologie des Logos' (vorchristlich !!), die er in der symbolistischen Kunst und ihrer analogischen Technik findet. Denn die "dynamic, annalogical apposition of widely diverse thoughts, feelings, and experience als facts of existence quite independent of logical coherence or conceptual unity" (ES_50_01_44 Rezension etlicher Bücher von Eliot) findet sich - natürlich - auch bei Thomas von Aquin. "And, as Professor Gilson has shown in Le Thomisme, St.Thomas assumes the same appositional freedom in EXCERPTING proofs from ANY AND ALL systems with complete disregard for their contextual opposition to himself. The new unitiy was what mattered."(44) Die "Kartothek" und symbolistische "landscape" ist eben "inscape" und bleibt "Faktur".

Benjamin übrigens II 695, Anm zu Rez von Roger CAILLOIS, L'Aridité, veröffentlichte diese unter Anagramm J.E. Mabinn. Denn Caillois war "eng befreundet und auf du und du mit Rolland de Renéville. Renéville hat sich bisher in seiner Eigenschaft als Sekretär im Bureau des Naturalisation du Garde des Sceaux meiner Sache angenommen; er wird aber vor allem für - würde dementsprechend auch gegen sie - wirken können, wenn sie einmal von der Préfecture ans Justizministerium gegangen ist. Unter diesen Umständen könnte meine Naturalisation tatsächliche gefährdet werden, wenn die Anzeige der 'Aridité' unter meinem Namen erschiene." (695, 17.11.1938 an Horkheimer)

CAILLOIS also, und deshalb das Ganze. Benj verweist III 549 in der oben angeführten Rezension auf "Vorbehalte, mit denen ADORNO die 'Mante religieuse' versieht (Zeitschrift für Sozialforschung 7 (1938), S. 410 f. Nun Benjamin unter Anagramm zu Caillois: "Diese dialectique de la servitude volontaire beleuchtet, unheimlich, verschlungene Gedankengänge, in denen ein Rastignac herumlungert, der nicht mit dem Haus Nucingen, sondern mit der Clique autoritärer Propagandachefs zu rechnen hat. Die namhafte Begabung von C. hat in diesem Essai einen Gegenstand, an dem sie sich nicht mehr anders bekunden kann als in der Gestalt der Frechheit. Es ist abstoßend, wie die historisch bedingten Charakterzüge des heutigen Bourgeois durch ihre metaphysischen Hypostasierung zu einer mit elegantem Griffel umrissenen Remarque am Rande des Zeitalters zusammentreten. Die gedrängten Striche dieses Dessins tragen alle Merkmale pathologischer Grausamkeit. Sie gibt nun einmal die unanbdingbare Grundlage für die Erschließung des 'höheren Sinnes' ab, der der Praxis des Monopolkapitals innewohnt, welches seine Mittel "lieber der Zerstörung verschreibt als sie dem Nutzen oder dem Glück zuzuschreiben." (549/50, Caillois S. 9) Wenn C. sagt, "on travaille à la libération des êtres qu'on désire asservir et qu'on souhaite ne voir obéissants qu'envers soi" (S. 12), so hat er ganz einfach die faschistische Praxis gekennzeichnet. - Es ist traurig, einen schlammigen breiten Stom aus hochgelegenen Quellen gespeist zu sehen." (550) ff. ein Zitat noch von Caillois, bevor Benj. zu Julien Benda, Un régulier dans le siècle, übergeht: "I faut... rappeler que le royaume des cieux et de la connaissance n'appartient qu'aux violents, que les portes ne s'en ouvrent pas par un mot magique et qu'il est nécessaire de les forcer" (S. 10)

Nun nocheinmal Roland de Renéville und das von Benjamin angesprochene Buch: Rimbaud le Voyant (Au Sans-Pareil, 1929), erwähnt von Marcel Raymond. De Baudelaire Au Surréalisme, Paris 1966. Raymond zu Rimbaud:

"Est-ce à dire que Rimbaud, après être remonté jusqu'aux sources pythagoriciennes et hindous, ait réussi à identifier son destin à faire siennes les croyance et le mythologies des sages des l`ORIENT?. C'est ce qu'affirme M. Rolland de RENÉVILLE dans son remarquable ouvrage (s.o.). Pour moi - sagt Raymond - je n'irai pas si loin." (38)

NB hat McL Symbolisten soweit gekannt bis zu Rimbauds "long, immense et raisonné dérèglement de tous les sens" (zit Raymond 39), und was sagt Eliots "dissociation of sensibility" dazu? Zeigt sich doch in puncto Symbolisten ein schreckliches Blödeln bei McL.

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20.11.92 Der 'Doppler-Effekt': Exil im Exil (Turing, von Neumann, Ulam, denk an den 'jüdischen Witz' vom Lügen), das Springen über den Sprung über die Klinge, Zuhause im Unheimlichen oder die doppelte Auswanderung: so Moravecs Auswanderung in den Computer. Amerkas zweite Auswanderung: aus dem vollindustrialisierten Land ins Medienreich. Überall diese Gymnastik: Ongs Aufsatz in Sewanee Review: Metapher der Metapher. McLuhans Aufsatz in ....: dort über Metapher "Lucy...mossy stone" (Wordsworth, dazu Hugh KENNER in Pound Era: G.Hartmann zu Wordsworth Lucy) (nix gefunden über Index Hartman (nix), Wordsworth)...............

Eine Entscheidung tut not: auswandern aus einem Kontinent, in dem erstens ein Kunstwerk (immer noch) in einer Gesellschaft entsteht, von ihr verehrt oder verachtet wird und von Spezialisten für Kunst geschaffen und von Spezialisten für Kunsterklärung erklärt wird und in dem zweitens das Heilige (immer noch) an bestimmte Orte und Rituale gebunden und von Spezialisten vermittelt wird; auswandern also nach Amerika als Kunstwerk.... Amerika also als Kunstwerk, McLuhan als Kunstkritiker dieses Werkes, aber zuvor als Entdecker seiner künstlerischen Qualitäten überhaupt. Was man hier so alles vor der Nase hat, mag einem nicht leicht als Teil eines umfassenden Kunstwerkes erscheinen, aber Amerika, wenn man noch nie dort war.... Hughes: The invention of America. Dann ergeben sich doch Rückwirkungen: die Umgestaltung des Miethauses und der Mieten durch den neuen Eigentümer, erscheint den Mietern nicht mehr als Vertreibungsterror, sondern als künstlerisch ernstzunehmender Versuch, das Haus einer bestimmten Ästhetik anzupassen und die Bewohner zu erziehen, sich als künstlerisch hochqualifiziertes Personal zum Beispiel einer permanenten feierlichen Aufführung zu betrachten, in der das an die Mondphasen gebundene zyklische Ritual der automatisierten Mietzahlung Bestandteil einer Liturgie der Feier der Versöhnung von Wohnen und Gottesdienst, Treppenhaus und Ästhetik und schließlich von Kapital und dem Heiligen geworden ist. Die Miete wird so zum rituellen Opfer eines Sakraldienstes, dem Furcht und Hoffen ebenso angemessen sind wie der entschlossene Verzicht auf ein zum Lebenstandart standardisiertes profanes Leben.

Konflikt: Konsum ebenso sakral.... Assoz: Bolz, Benjamin, Kapitalismus als Religion: Verschuldung.

USA, United Sacral/Sacred America. Das ist eine Sicht, in der Criticism nicht ohne bahnbrechende Leistungen denkbar ist, dies aber in dem bestimmteren Sinne einer Art Mobilisierung des literatur- oder kunstkritischen Feldes, das zur Voraussetzung die Einrichtung einer art intellektueller Autobahnen zur Voraussetzung hat. Bahnbrecher Northrop Frye also erklärt dann auch, daß hier erst einmal, damit 'Paris' überhaupt sichtbar wird, die Hausmannschen Pracht- und Militärboulevards durchs undurchdringliche Gestrüpp der (hier) literaturkritischen Traditionen gebrochen werden müssen. (Man lebt und arbeitet nicht mehr nur in 'Paris', sondern 'in Paris' das nun als eine Art neuer Kontinent, Landsockel sichtbar geworden ist - Environment - Haussman) Was dann aber sichtbar geworden ist, ist Literatur überhaupt als flächendeckendes und zeitüberbrückendes Feld und Criticism als eine genunine Wissenschaft dieses Feldes. Man darf sich diese Durchbrüche ruhig als überregionale Schnellstraßen oder Transrapidzüge denken und auf diesem Gebiet grenzenloser Überschreitungen und Durchkreuzungen in einem Land als gesellschaftlichem Großlabor ist es dann geradezu geboten, die Abhandlung eines Pseudodionysos über die göttlichen Namen mit den Experimenten mit Logos und Brand-Names einer Zwiebackfirma zusammenzuschauen und aufeinander reagieren zu lassen (Beninger, Control Revolution) - oder die erste voll fließbandbeherrschte Automobilfabrik als Zerstückelungs- und Rekombinierungsmaschine zu erkennen, als 'powered' Kunstwerk und Prozess von dessen Entstehung gleichzeitig, bei der nicht nur die T-Modelle aus endlosen Ersatzteilen - und jedes Teil ist, wie bei Kafka (H - die Maschinenstücke) immer schon Ersatzteil - rekombiniert werden (dissamemblierung und assemblierung, Verhältnis beider, setzt sich gegenseitig voraus), sondern wo auch die vom Krieg zerissenen Arbeitskräfte zu einem Gesamtkörper neu zusammengesetzt werden : Beninger, Control Revolution, Zitat H.Ford: wieviele ganze Männer, wieveil einarmige, einbeinige, blinde usw.

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25.11.92 Derrida in Ullstein Band - Randgänge der Philosophie, wo McL zitiert wird (letzter Essay): Gegen Vorstellung vom glücklichen globalen Dorf einerseits, aber andererseits schreibt er diesen Absatz auf McLuhanesisch: Effekte von Kommunikationsmedien etc.

Dagegen im Aufsatz aus "McLuhanism: a libertarin view" von Kingsley Widmer aus "Anarchy" kommt dieser so in Schwung, daß er formuliert: "While no simple conspiracy, our technology ultimately seems to be the cosmic program of a schizophrenic deity seeking to reverse the creation." (288, Phoko) Und dann zu McL: "He obsessively quotes fragments (usually twisted badly out of context) of a narrow range of antiquarian literatur of a few generations back (Mallarme, James, Joyce, Lewis, etc) - essentially aestheticism. For it is not far from the old art-for-art's-age to his new media-for-media's-age. The DECADENT's concern with the frisson of artistic sensation easily displaces into TECHNOLOGICAL AESTHETICISM." (289)

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Benjamin, "Das Paris des Second Empire bei Baudelaire": SATANISMUS Baudelaire: I,2, 524 ff. LUZIFER vs. SATAN.

"Der Satanismus von Baudelaire darf nicht allzu schwer genommen werden. Wenn er von einiger Bedeutung ist, so als die einzige Attitude, in der Baudelaire eine nonkonformistische Position auf die Dauer zu halten imstande war. Das letzte Stück des Zyklus, "Les litanies de Satan" ist, seinem theologischen Inhalt nach, das miserere eine OPHITISCHEN LITURGIE. [GNOSIS]. Satan erschein in seinem LUZIFERISCHEN Strahlenkranz: als Verwahrer des TIEFEN WISSENS, als Unterweiser in den PROMETHEISCHEN FERTIGKEITE, als Schutzpatron der Verstockten und Unbeugsamen. Zwischen den Zeilen blitzt das finstere Haupt Blanquis wieder auf. [...] Dieser Satan, den die Kette der Anrufungen auch als "Beichtvater...der Verschwörer" kennt, ist ein anderer als der HÖLLISCHE INTIGANT, den die Gedichte mit dem Namen des SATAN TRISMEGISTOS, des DÄMON, die Prosastücke mit dem Ihrer Hoheit nennen, die ihre unterirdische Wohnung in der Nähe des Boule-/525/vards hat. Lemaître hat auf den ZWIESPALT hingewiesen, der aus dem Teufel hier "einmal den Urheber alles Bösen, dann wieder den großen Besiegten, das große Opfer" macht. Es heißt das Problem nur anders wenden, wenn man die Frage aufwirft, was BAUDELAIRE NÖTIGTE, DER RADIKALEN ABSAGE AN DIE HERRSCHENDEN EINE RADIKAL-THEOLOGISCHE FORM ZU GEBEN."(525)

Die Antwort ist: Luziferischer Protest Baudelaires gegen den Satanismus der Bourgeoise, der Baudelaire ebenso nahe lag wie seine Bekämpfung. Diese beiden Seiten führt Benjamin weiter aus:

"Vigny hatte in seinem "Eloa" dem gefallenen Engel, dem Luzifer, auf Byrons Spur im GNOSTISCHEN Sinn gehuldigt. Barhtélemy, auf der anderen Seite, hatte in seiner "Némésis" den SATANISMUS DEN HERRSCHENDEN ZUgesellt; er ließ eine Messe des agios sagen und einen Psalm von der Rente absingen. [s. Samuel BUTLER, Erewhon...]. Dieses DOPPELGESICHT DES SATAN ist Baudelaire durch und durch vertraut. Ihm spricht der Satan nicht nur für die Unteren sondern auch für die Oberen. Marx hätte sich kaum einen besseren Leser für die folgenden Zeilen wünschen können. "Als die PURITANER", so heißt es im "Achtzehnten Brumarie", "auf dem Konzil von Konstanz über das lasterhafte Leben der Päpste klagten..., donnerte der Kardinal Pierre d'Ailly ihnen zu: 'Nur noch der Teufel in eigener Person kann die katholische Kirche retten, und ihr verlangt Engel.' [PANIZZA: Liebeskonzil] . So rief die /526/ französische Bourgeoisie nach dem Staatsstreich: Nur noch der Chef der Gesellschaft vom 10. Dezember kann die bürgerliche Gesellschaft retten! Nur noch der Diebstahl das Eigentum, der Meineid die Religion, das Bastardtum die Familie, die UNORDNUNG DIE ORNDUNG." Baudelaire, der Bewunderer der Jesuiten, wollte auch in seinen rebellischen Stunden, diesem Retter nicht ganz aufsagen und nicht für immer. Seine Verse behielten sich vor, was seine Prosa sich nicht verboten hatte. Darum stellt sich der Satan in ihnen ein .... Fast immer dringt das Bekenntnis der Frömmigkeit wie ein Streitruf aus Baudelaire. Er will sich seinen Satan nicht nehmen lassen. Der ist der WAHRE EINSATZ in dem Konflikt, den Baudelaire mit seinem Unglauben zu bestehen hatte. ES GEHT NICHT UM SAKRAMENTE UND UM GEBET; ES GEHT UM DEN LUZIFERISCHEN VORBEHALT, DEN SATAN ZU LÄSTERN, DEM MAN VERFALLEN IST." (526)

McL: Angst vor GNO: durch und durch. Nur mal nebenbei: "The machine could only have been made in the West - but its SPIRITUAL HOME, as Bergson saw, is the East, where THE ENTIRE COSMOS IS A GIANT ASSEMBLY LINE FOR THE PSYCHIC BITS AND PARTS OF TIME MASQUERADE." s. GIEDION in diese Richtung und W.Lewis: Time and Western Man (daraus diese Bergson-Reminiszenz?)

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26.11.92 Benjamin weiter in Baudelaire...Second Empire: Flaneur. Mit Poe stößt Benjamin in das Brownsche Molekulargewimmel vor: Die Menge. Der Flaneur Baudelaires und in den Pariser Passagen ist sozusagen von einer Art Spielraum umgeben: er kann sich noch als Ware ausstellen, zeigen: NOCH IST er NICHT WARE; so kann er die Auslage seiner selbst in der Passage MIMISCH invertieren und so selbst darstellen: er selbst betrachtet die Auslagen. Der 'Spielraum' erlaubt ihm diese Verkehrung und gibt ihm diesen Raum, in dem er sich selbst in der Auslage betrachten kann (ASSOZ Panizza, Korsettenfritz - Benj.: Hure). TRANSVESTIT, der Flaneur zieht sich das Warenkleid an, aber es ist Kleid, mit anderen Worten: 'Rhetorische' Figur, er betreibt Selbstallegorese.

Im "Mann in der Menge" von Poe nun sieht Benjamin diesen Spielraum bis zu dem Punkt reduziert, wo der Flaneur den melancholischen Blick nicht mehr auf sich selbst als Auslage richten kann, sondern der melancholische, nämlich immer noch beobachtende Blick nur noch dem 'Autor' Benjamin verbleibt: Der Mann in der Menge ist ein Molekül dieser Menge, das gerade noch soviel 'Spielraum' hat, daß er in Sprüngen und Stößen pantomimisch die Stöße und Beutelungen der Waren(zirkulation) und Konjunkturbrüche als CLOWN (hier bringt Benjamin Stummfilm und Chaplin rein) vorstellen kann.

----- Im Kopf immer: Brownsche Bewegungen und Norbert Wiener (Wunderkind) : 1. der melancholische Blick: a) unterm Tisch verkrochen auf Tanzparty zu seinem Abitur (?), b) der Blick auf NN-Fluß vom Fenster aus, c) die Frau und das Mißverhältnis von Begehren und Rede: die nur figürlich - rhetorisch, gegenüber der Sprache der Maschinen in Wieners Roman. s. Max Brods Roman XYZ : die Liebe (des Schriftstellers) zum Ingenieur. 2. Der Blick in den Spiegel enthüllt: den JUDEN.

------ und dann, so undisziplinierbar: Wiener - John von Neumann (Anekdote von Zeitungslesen usw, Heims: Wiener-Neumann, Campbell). Der mit seinen Partys in Los Alamos und seine Aussage zu Mathematik in Herbert Mertens: "Moderne Sprache Mathematik" (auch Phoko?): das Ende jeder 'Allegorese', aber dieses selbst noch in einem Bild: die Schreiber im Rechner eingeklemmt, nur ein Blatt Papier, das immer wieder gelöscht werden muß, das NACKTE SCHREIBEN, die letzte écriture automatique (wieder ASSOZ: Searle, Chinese Room... - Kafka im Keller und Meteorus von Olympos oder so: die Pakete, die ins Haus gereicht werden). Nimm diese Neumann-'Szene' ruhig zu Benjamin, der a.a.O. auf die Schreiber im Keller von Dumas (?) verweist. (Angst vor dem Kopisten? Preis dessen bei McL und --- Xerox)

------ und dann nochwas (wieder da): die Hüllen des Computers, die 'Szene' wird verhüllbar. Was ist geschehen: der Bildschirm ist aufgetreten, die Benutzeroberfläche, das Interface. NB: Turing, der Schrecken der reinem Symbolmanipulation: Schreibt HexZahlen rückwärts auf Tafel; von Neumann: Bildschirm als Speicher, dann: die 'Schreibszene' verstecken vorm Mathematiker selbst.

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Also COMPUTER: Erlösung von dem Schreib-Phantasma der buchstäblichen écriture automatique. (NB : Frauen als Rechner - COMPUTER = FRAU) Zurück Benjamin: der allegorische Blick sieht den Mann in der Menge das Kapital pantomimisch darstellen; der Mann MACHT FIGUR, aber der Börsenberichte, also TROPISCH (die Menge ist AUFGEHEIZT (Warenerotik), die Brownsche Bewegung --- dagegen Fixierung, Unbeweglichkeit bei Kältetod. (McL : Makroskopische Gesten, Existentielle Rhetorik: Metapher SEIN, s. LEGENDRE zu Buchstaben mit Lacan, Subjekt IST Metapher (Metonymie ?)) + die Architekturgeschichten im Anschluß an McL, in McL Hot & Cool und in diesem verrückten McL-Sammelband mit Do-it-yourself-kit.

Übrigens écriture automatique: LACAN. siehe das bei Mehrtens und Lacan zu Poe, Markov-Ketten etc. Zentriere dies alles also um die SCHREIB-SZENE. Und dann: BENINGER, Control-Revolution: Wieners Communication and Control ist schon voll 'implementiert' Mitte 1930. Das verschwinden der Tropen in reiner Schreibware. Aber dann McL und die Vision der Vision, wie Drucker sie berichtet: Tele-Vision. Was ist passiert: der BILD-Schirm ist aufgetaucht. Und damit für McL der Sprung aus der radikal-Allegorese seines katholisierten Criticism in die tropisch aufheizbare 'Mechanik'/Technologie: ganz PLATT: Tele-Vision gibt visonäre Technologie-Exegese frei. Vorversuche: Giedion (Kunst/Technologie - Formen, das SCHWEIN) Vision McL : Theatrum Mundi auf dem Bildschirmen (übrigens dann wieder Benjamins INTERIEUR, das Futteral etc, jetzt aber als Weltumspannene Satellitenhülle. Denn siehe Benjamin a.a.O. : Immer wieder die Verkleidung, Hülle, Transvestitentum & Clownerie & Con-Man (McL), Joker, Trickster (bei Callois, das Heilige), McL: paratroopers und andere 'Partisanen' (C.Schmitt)

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Verbinde also Mann in der Menge - Flaneur und die automatisierten Schreiber in den Pariser Kellern (Feuilleton) (McL UM? und Poe auch) (auch bei Turing ! - Haß gegen Akademiker - Kittler - übrigens KITTLER im Kamper-Band: das Heilige: Schrift = reine Symbolmaschinerei, Kryptoanalyse). Dazu McL's Schrift-Horror: Gutenberg-Mechanik. Beginne ruhig mit Freiheitsstatue, Verkleidung etc. McL: Denudation. Und das Phantasma: die Schreiber im Gehirn des Schreibers: McL: die DENUDATION erst selbst vornehmen, um dann das Neue Interface zu finden. Das eben ganz PLATT (nochmal) TV - Vision, Prophetie etc: Typologie, Allegorese. Also Schrift-Phantasma - der bloße Buchstabe (Geist-Buchstabe). Setze also Bezug GG : nackte Schrift, und VON NEUMANNS SCHREIBSZENE aus den Vorlesungen zur Automatentheorie, von Arthur W. Burks hg. nach Tape der Vorlesungen von 1949 (McL : GG 1962)

Wieder BENJAMIN: Schings mit Gryphius: der Allegorisiert den ganzen Descartes und die "Philosophia Neoterica" [neotericus: Neuerer, Anhänger der Modernen] (Schings. S. 68) Diese Allegorisierung aber Schings S. 94 ff. -- Benj. Trauerspiel aber: KREATÜRLICHKEIT. Was heißt daß aber in Bezug auf Schreiben? Kreatürlichkeit des Schreibens: alles wird Schrift, aber toter Buchstabe? Der dann eben in Allegorie selbst geretten wird, nämlich Deutbar? Dialektik: AT-NT. Das AT wird stercora (Origines), Totalentwertung, um dann 'gerettet' zu werden, aber wie! Hypertext, die neuen weiten Gefilde des AT: ALLES IST DEUTBAR aus der ASCHE, den KNOCHEN, den Reste /Ruinen, letter-litter. Das ganze AT = RELIQUIE. Und immer wieder NB: Bezug Benjamin, Allegorese - SCHREIBEN, SCHREIBER. Erlösung in der äußersten Erstarrung der Schrift.

Und dann die Zügellosigkeit bei McL, der VERSCHLEISS durch ALLEGORESE: SCRAP, (Benjamin: Lumpensammler, Chifonnier): McL: CA: Yeats? Lumpensammler. Übrigens Chirurgie auch bei McL (Schings: Gryphius, Anatomie Moralisée) Titel: Schrift, nackt, und Neue Kleider (Medien)

Vergiß nicht: McL verschwindet schon früh im UNTERGRUND mit W.Lewis-Geschichte: Diffusion, der Bildschirm als des Kaisers neue Kleider. Nun Eintrag in aus CB (Counterblast) MCLUH.DBA partisan und in BRIDE.DBA con_man (Theall). CB: DEN RUBIKON ÜBERSCHRITTEN HABEND: age of paratroopers. Wieder: Diffusion, Untergrund (und C.SCHMITT, irgendwo DEVIL??.WP: Gebrüder Schmitt) Die Merkwürdige Konstellation: ANARCHIE, CHAOS - BUCHSTABE (Schrift, s. Derrida) - Das REALE. Also die 'GESTE' : das totale AUSSEN, UNVERFÜGBAR (Wetzel:Schrift) setzen, konstruieren, entwerfen, ent-werfen, um das INNEN zu finden und zu beherrschen. So auch (für mich): strategisch die Schreib-Szene (Derrida-Kittler).

Vergiß 'dazu' nicht: Zweiter Weltkrieg, G.Günther: die Menschheit in die Maschine verfrachten, weil sie alles Vertan hat, und DATASCOPE (oder so, in Klarsicht-Hefter) Computer solange nötig, wie der Mensch BÖSE ist. Eben: Allegorese - ERBSÜNDE.

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Und nun: Hülle, Teppich (s. Ulam, Brutalo-Mathematik: Monte-Carlo Methode Dazwischen wieder: Brownsche Bewegung; Wiener beläßt es nicht beim trübsinnsstarren Blick (Benjamin), sondern greift zur Mathematik. Aber Allegoriker: GIEDION. Rührmaschinen, Haut, KRUSTE (Rabelais, Lubac: Exegèse Medievale (?): dort Krustenzitat. Wohin? Wollte ehrsam an Lacou-Labarthes Aufsatz (Phoko Klarsichtfolie in Derrida etc- Regal) erinnern: die Hülle (Rhetorik), die keine ist, was man nennt: auf den Teppich kommen (nochmal Ulams Teppich und die Hirn-Inspektion (rosa-Schwein) und dann die alte Anti-Autopsie-Geschichte aus dem Band: Mitternacht (?) etc: DRAMEN.

Vergiß nie: Metapher der Metapher, Ablösung von Referenten (Signifikant von Signifikat trennen: Lacan: aus dem Riß strömt orientalische 'Weisheit'.); so I.A.Richards über Rhetorik und McL in Aufsatz aus fünziger : seine trickreiche Auslegung von lucy und mossy stone (Wordsworth): Der STEIN (Buchstabe) verschwindet. Wie? Schau nach. Metapher der Metapher: einmal DERRIDA über Metapher (Aufsatz im Anschluß an Weisse Mythologie) und dann schon W.ONG (in der Mappe mit McL-Aufsätzen) aus Sewanee Review: Metapher der Metapher. McL: Der künstlerische Prozess selbst ists, also die Konstruktion der Metapher als Metapher, die Partizipation erheischt.

Nicht Vergessen den Abgang ins Groteske. 1. Mit Huizinga 2. ins Nette mit GILSON über Franziskanische Predigt: Ars Concionandi und so (wo ist die Phoko ?)

Die Verwilderung der Allegorese: Kontext: totale Verfügbarkeit, AUSNAHMEZUSTAND, scrap. Die chiffoniers Benjamins haben eine exegetische Recycling-Industrie gegründig (übrigens Derrida selbst: Recycling des Abendlandes über Schrift-Bakterien - Enzymknacker)

Nicht Vergessen: McL Schriftpolemik AUCH gegen Buchstäblichkeit der Typologie der Harvard- und Oxford-Leute. Also gegen Puritanismus-Kapitalismus, gegen Norden vom Süden aus (Southern...Axis, s. Millers Polemik gegen McL und FEKETE). Dazu S. Savan Berkovitsch (?): PURITANER und der Amerikanische Geist oder so und Aufsatz über Amerikan. Typologie im Bohner-Band TYPOLOGIE. (und dann noch Lektüre von Melvilles Pierre, Phoko wo?)

Brings also irgendwie zusammen: 1. die nackte Schriftszene (v.Neumann) auf der einen und 2. das amerikanische Jerusalem; als amerikanische Phantasmagorie? (so behauptet von Baudrillard der Aufsatz in Massenkultur und Terminus von NN: Zeitverschiebung macht Europäer so blöde, wenn sie in Amerika ankommen, daß sie Visionen und Halluzinationen haben.) 3. Die Allegorese von GIEDION: a) Chicago: Disassemblierung der Schweine, Assemblage bei Ford (s. BENINGER, Zitat Ford: die T-Modell-Fabrik: soundsoviele ganze Männer, sounsoviel Einarmige, Einbeinige etc) b) Rührfix und die Neue Kruste : Schildkröte in MB (zur Kontemplation) und in CB!! bei McL (weiche- harte Schale); NB Schildkröte bei Lacan, kriecht zwischen Spalt zw. Signifikant und Signifikat hervor; Benj. und Joyce (St.Daedalus): Schildkröte des Flaneurs (wo Hummer?); c) Eisenbeton, die Brücken von NN (immer noch Giedion: Raum, Zeit, Architektur). Das ganze wieder evt: APTUM, oder mit MACH nach U.Sommer: das Ankuscheln, Schließen der Descarteschen Kluft zwischen res cogitans und res extensa.

Vielleicht diese Kluft auf SCHRIFTSZENE konzentrieren: Wo Schrift ganz äußerlich wird, kippts um (McL Rubikon überschritten) und Bilder tauchen wieder auf. Aber dennoch: McLs Radikalallegorese (Buchstabe fällt nicht raus wie bei Origines, sondern brav mit Thomas v. Aquin: sensus literalis gehört dazu, aber MAGISCH!!- MATRIZIELL (CB); Whomb-Tomb, BAUDRILLARD Schwarzes Loch, Lacan: das Schreckensloch (das Reale=Scheide-Scheidung -versteck den Zipfel, laß nichts (raus)ragen (AUGUSTINUS, Civitas Dei: Das Zeichen des Sündenfalles - und die Artisten, die Nase und Ohren bewegen können) (McL: aus TV-Screen herausragen, Fliegenpenis involviert (auch das bringt er), eingewikelt, wrap (around) etc etc etc.

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Splitter: Nach NN entstehe die amerikanische Phantasmagorie bei Europäern durch die Zeitverschiebung im Jet-Verkehr. So ist Baudrillard so benommen vom USA-Jetten, daß er dort nur noch Schwarze Löcher sieht. Aber Karl Rossmann in Kafkas Verschollenen hatte mehrere Wochen (?) auf dem Schiff verbracht und sah auch: die Freiheitsstatue führt ein Schwert in der Hand. Und Kafka: im Gegensatz zu seiner Verwandschaft (Wagenbach-Band: Meschpoke). Aber dieses Amerika stammt aus alten Filmen. (Flimmern: die Faust und die Glaskuppel) Dem Schwert 'entspricht' dann das Aufsagen eines Gedichtes im 'Fließbandtakt' (der Onkel im Hammer-Takt dazu schlagend) (Clown, Chaplin für Kafka, Modern Times, hat Benjamin das schon gesehen?) (s.o.: Verschollener: das Schreibideal nach STUMMFILMFLIMMERN: die von der Faust immer wieder zerschlagene Glaskuppel)

Kafka und Schrift: denke an frühe italienische Brescia-Flugtage: Kafka sieht Piloten in Kanzel steigen wie vor den Schreibtisch; dagegen der modernere Brod (schon Panoramen - Dioramen in .... Band mit Feuilletons).

Wo einbauen: Verschollener: Amerikanische Verhältnisse durch sein Klavierspiel beeinflussen. Splitter weiter: Phantasmagorie durch Jetten. Die Phantasmagorie eines Amerika nur über Medien (Kafka-Film) ist offener: Amerika wird nicht nur halluziniert, um als Schwarzes Loch (für Baudrillard), whomb-tomb (McL, vgl connubium WP, u. CB) die katastrophische Rettung und Rückkehr in den Medienschoß zu verheißen, sondern es soll selbst (vom Schreibtisch in Prag aus) gerettet werden : Karl Roßmann muß sich gestehen, daß er den Gedanken nicht vermeiden kann, durch sein 'Klavierspiel' könne er die amerikanischen Verhältnisse unmittelbar beeinflussen.

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Jenseits des Rubikon: tanzende Derwische, Epileptiker, die unter dem Eindringen des großen Mediengliedes (wieder McL) zucken usw: Schamanen des posthistorischen (McL CB) und postliteralen Zeitalters im globalen Dorf (oder Internat). Aber da gibt es dann neben den schwarzen Magiern die Adepten der weißen Magie: rationelle Systemtheoretisch Magie. Dort wird nicht um die glühend-Leuchtenden Bildschirme getanzt, sondern auf einer Schädelstätte: Symbolisch generalisierten Medien - Codes: Luhmann: Kommunikation, die große Naschkatze, verstreut um sie die Schädelkette, die Hirnschalen der Bewußtseine (Wissenschaft der Gesellschaft), Schädelstätte. Ausnahmezustand, aber ausgenommen werden die "Bewußtseine"... Leuchtet bei den einen noch immer das gnostisch-luziferische Licht auf in blasphemischem Kampf gegen den selbstgerufenen Satan (Benj, Secon Empire, Baudelaire), den eigenen Beamten als Teufel (Benjamin, Trsp), so haben die anderen sich ganz auf Seiten dieses Satan, den benjaminschen Intriganten und beamteten Teufel geschlagen. Oder? Luhmann, Undeloh, Lux (der Anglist, Phoko in Luhmann-Regal). Die EXORZISTEN.

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Es kamen immer zwei, wenn Religionsunterricht war: der Pater und sein Bauch. "Sie kommen", so teilten und dämpften wir Schüler eines Jesuitengymnasiums den Schrecken vor der Religion. Das dritte im Bunde wollten oder konnten wir nicht sehen. Es wurde erst sehr viel später faßbar: im Fernsehen in einer Sendung über Exorzismus. "Sie" traten dort auf als Experten, aber der Bauch war weg und der Pater erwies sich ohne jeden Zweifel als kundiger Teufelsaustreiber mit reichhaltiger Praxis.

NB: das magische Zahlenquadrat im Zimmer Adrian Leverkühns und auf Dürers Melencholia II.

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Zu SCHREIBSZENE von Neumann noch alte Schrift-/Code-/Datenstromgeschichten: Von Neumanns BOTTLENECK- Flaschenhals. Wo nun die Phoko? Und Hillis: Parallelcomputer. Weiter: Mathematikentwicklung nach Herbert MEHRTENS, Moderne Sprache Mathematik: Lösung der Krise der Moderne in Mathematik (Hilbert) durch Entscheidung für die "'Schöpfer'-Freiheit autonomer, professioneller Produzenten von Symbolen und Regeln" (Klappentext). REMEMB noch: George Steiner und die zunehmende Abstraktion von Codes. Vage Assoz: NN über das Wien von Wittgenstein, Hertz (?) u.a.

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Aktuell: Zusammenbruch Ostblock. Rasende Kybernetik-Entwicklung in UdSSR und DDR (s. Kybernetik Lexikon und der Mann Klaus aus DDR). Sieg der Informationstechnologie des Westens. McL aber (CD) Marxismus = Buchgebunden; USA- Medienrevolution. Das begeistert fortführend erscheint konvertiert: Regis Debray. Nur: Die 'Schriftallegorese' des Westens damit auch angeknackst. Die autopoietischen Bewußtseine verlassen den Emergenzraum oder fallen aus ihm heraus, denn, aller KOMMUNIKATION nach Luhmann als ihnen nicht zur Verfügung stehende, sondern sie verfügende, hat sie fallen gelassen.

ALLEGORIE/ALLEGORESE (Unterschied?): Durchschlagen oder weiter: Forcierung von Diskontinuität (s. Kafkas Glaskkuppelzerschlagende Faust in Der Verschollene.), Nebeneinander etc. + AUSNAHME, scrap etc: UM schon zeigt Züge des Physiologus, oder, wie Schings zeigt: des Liber formularum spritalis intelligentiae des Eucherius von Lyon (5. Jhdt): "Bei Eucherius treten die verschiedenen Deutungsvarianten, die christologische, moralische und anagogische, nicht anders als die gedeuteten Erscheinungen selbst, völlig unverbunden nebeneinander auf." (Schings S. 99) Vgl schon AUGUSTINUS nach MARROU. Dort 3. Drittel des Buches: die Alegorese-Spiele zu Augustinus' Zeiten (um 370 ?) und Tendenzen bei Augustinus selbst: Durchschlagen der Praktiken der Grammatiker (Akzent auf grammatica für Augustinus bei Marrou: Dekadenzphänomen, Verfall der antiken Bildung (incl. Rhetorik), Reduktion auf grammatica: das Nebeneinander bei Augustinus bei Deutung bibl. Texte, Summationsmuster etc). Nochmal: Huizinga, Gilson (Franziskaner-Predigten. Rabelais NB: GG: epileptische Anfälle unter Impakt der Drucktechnologie ??)

NB: BENJAMINS Rezension von MARROU: Akzent auf strategisch motivierte NIVEAUSENKUNG. s. auch Flasch: Logik des Schreckens.

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27.11.92 Benjamin: Allegorie. Der trübsinnsstarre Blick auf Trümmer, Ruinen gerichtet, über die ein Flächenbrand von Allegorese hinweggegangen ist. Der Blick auf die Bedeutungstiefe zugleich: auf die Schutt- und Müllhalde die die von der Schrift emanzipierten Allegorese (s. Schings: Allegorese erfaßt wie Weltenbrand das ganze Universum) hinterläßt. Alles ist bedeutsam.

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16.12.92 Buckminster FULLER, Konkrete Utopie S. 12:

"Im Jahre 1913 hatte ich im schönen Harvard während meiner Anfangssemester intuitiv das Gefühl, daß die UNTERGRUNDBAHN, die damals eröffnet wurde, um CAMBRIDGE und BOSTON durch eine Fahrt von sieben Minuten miteinander zu verbinden, Vorbote einer gälnlich neuen Entfernung-Zeit-Relation der Menschheit und ihrer sich verändernden Welt war."(12)

Hugh KENNER. The Mechanic Muse. (New York/Oxford: Oxford University Press 1987):

"Buckminster Fuller reminds us how for generations it had taken Harward students all day to visit Boston from Cambridge via Watertown Bridghe. The subway that was opened in 1913 promply cut a leisurely day to seven minutes. That had happened in Fuller's freshman year, and it led him, he says, to speculations about space-time acceleration and the finite velocity of light. His was one indiosyncratic response. T.S. Eliot's was different.

By the time they opened the Boston-Cambridge subway, Eliot was already a third-year graduate student. But, having spent a year in Paris, he had experienced one city dominated by electrified underground transport, and in London he would shortly encounter another, so possibly Cambridge had little more to teach him. He had already learned most of what he would use in his poems. One thing that seems to have impressed him was the CAPABILITY OF SUCH SYSTEMS FOR ENGENDERING CROWDS, such crowds as humankind had not routineley experienced before. [...] /28/"Pumped" and "sucked" are appropriate metaphors; Eliot's most famous crowd flows across London bridge like a viscid liquid. [...] Later decades' dreary facts were novel once. Such a crowd-life, conducted in clock-bound synchrony, was in Eliot's young manhood a new order of human experience, accessible moreover only in the great capitals. That is one reason for Modernism, with its percussive rhythms (the rhythm of the internal combustion engine, as he once noted) and its rectilinear lines (the lines of subway plans and gridded streets), to have come exclusiveley from the great capital, the capital with subways, London and Paris; also why modernism was the invention of people who had come to the capitals from remote place, to be struck with sudden compensive movelty. Its urban predecessors, the literature of Augustan Rome, was likewise the work of provincials. Vergil from marshy [sumpfig] Manuta, Catullus from Sirmio, Ovid from the Abruzzi, Horace from Venusia, Juvenal perhaps from Aquinum, Sextus /29/ Propertius from what they now call Assise; such men, and not one of them born in Rome, have done for our idea of Rome what Tom Eliot from Missouri did for our idea of a London wholly changed since the time of Dickens and Conan Doyle." (27-29)

H.P. LOVECRAFT, Berge des Wahnsinns (S. 127 ff)

"South Station Under - Wahington Under - Park Street Under - Kendall - Central - Harvard -". Der arme Kerl rezitierte die vertrauten Stationen des Tunnels zwischen Boston und Cambridge, der sich Tausende von Meilen entfernt durch die friedliche Heimaterde Neuenglands bohrte, doch für mich war das Ritual weder sinnlos noch weckte es heimatliche Gefühle. Für mich war es nur schaurig, denn ich erfaßte sofort die mönströse, abscheuliche Analogie, die ihm zugrundelag. Als wir zurückblickten, hatten wir erwartet, ein schreckliches und unausdenkbares bewegliche Ungeheuer zu sehen, falls die Nebelschleier sich weit genug geliechtet hatten; aber wir hatten uns keine klare Vorstellung von diesem Wesen gebildet. Was wirdann sahen - denn die Nebelschwaden hatten sich nur allzusehr gelichtet - war etwas völlig anderes, unendlich viel Grauenhafteres und Abscheulicheres. Es war die äußerste, reale Verköperung des "Dinges, das nicht sein darf" der phantastischen Romanschreiber; und das Bild, mit dem man es am ehesten vergleichen könnte, ist das eines riesigen, auf einen zufahrenden Zuges der Untergrundbahn, wie man ihn vom Bahnsteig aus sieht - drohend taucht die große schwarze Front des Kolosses aus unend- /128/ lichen unteriridischen Entfernungen auf, besetzt mit seltsam gefärbten Lichtern, den ungeheuren Stollen ausfüllen, wie ein Kolben eine Zylinder ausfüllt.

Aber wir waren nicht auf einem Bahnsteig. Wir standen auf den Schienen, als die alptraumhafte, schwammige Säule stinkend, schwarz und schillernd, die ganze fünzehn Fuß Durchmesser ihrer Höhlung dicht ausfüllend, auf uns zugequollen kam, unheimlich an Geschwindigkeit fahlweißer Dämpfe aus dem Abgrund vor sich herschob. Es war ein schreckliches, unbeschreibliches DING, größer als jeder U-Bahnzug -eine formlose Masse protoplasmatischer Blasen, schwach luniniszierend und mit Myriaden vergänglicher Augen, die sich als Pusteln grünlichen Lichts auf der ganzen tonnenfüllenden Vorderfront bildeten und zurückbildeten, die auf uns zuschoß, vor Todesangst rasende Pinguine zermalmend, über die glänzenden Boden glitschend, die sie und ihresgleichen auf so diabolische Art von allem Unrat befreit hatten. Wieder ertönte der unheimliche, höhnische Schrei - "Tekeli-li! Tekeli-li" [vorher: Poe kannte den Schrei: Gordon Pym?] - und wir entsannen uns endlich, daß die dämonischen Schoggothen [GOTHEN!] [...] auch keine eigene Stimme hatten, sondern nur die Laute ihrer einstigen Herren imitieren konnten." (127-28)

Assoz dagegen HEIDEGGER, SZ, das Hämmerchen und Kriegsgeräusche. Assoz: Benjamin: FLANEUR : er hat noch Bewegungsfreiheit, bevor auf ihn zukommt: Arbeit als Ware, aber den Schriftsteller betreffend. Bis dieser zum Brownschen Molekül wird, das aber - hin- und hergestoßen - Schriftzüge schreibt. (Baudelaire..), s. schon oben.

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Zufügung 30.12.92: DERRIDA, Die Struktur, das Zeichen und das Spiel im Diskurs der Wissenschaften vom Menschen, In: Orte des Wilden Denkens... (Aktenordner mit Phokos A_001_14-b ) S 387 ff

"Ich für meinen Teil glaube nicht, daß man zwischen ihnen [LÉVI-STRAUSS'S Struktur der Struktur --- "strukturalistische Thematik der zerbrochen Unmittelbarkeit, also die traurige, negative , nostalgische, schuldige und rousseauistische Kehrseite jenes Denken des Spiels, dessen andere Seite NIETZSCHES Bejahung, darstellt, die fröhliche Bejahung des Spiels der Welt und der Unschuld der Zukunft, die Bejahung einer Welt aus Zeichen ohne Fehl, ohne Wahrheit, ohne Ursprung, die einer tätigen Deutung offen ist." (410) ] heute zu wählen hat, auch wenn diese beiden Interpretationen ihre Unterschiede und ihre Nichtreduzierbarkeit aufeinander schärfer hervortreten lassen müssen. Erstens, ... Sodann, weil man erst einmal versuchen muß, den gemeinsamen Boden und die "différance" dieser unreduzierbaren Differenz zu denken und weil es sich hier um einen Typus, sagen wir es noch einmal, historischen Fragens handelt, dessen Konzeption, Bildung, Austragung und Arbeit WIR heute nur erst abzuschätzen vermögen. Gewiß, ich wähle diese Worte mit Blick auf die Vorgänge des Gebärens; doch ebenfalls mit Blick auf die Vorgänge, die in einer Gesellschaft, von der ich mich nicht ausschließe, den Blick ablenken angesichts des noch nicht Benennbaren, das SICH ERST ANKÜNDIGT und dies nur tun kann - so, wie dies jedesmal bei einer Geburt der Fall ist - in der Gestalt der NICHT-GESTALT, in der UNFÖRMIGEN, STUMMEN, EMBRYONALEN und SCHRECKENERREGENDEN FORM DER MONSTRUOSITÄT." (411/12)

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2.8.1993 Nachtrag Untergrundbahn: Ezra Pound, In a Station of the Metro:

The apparition of theses faces in the crowd:

Petals on a wet, black bough.[Ast]

(Zit Eric McLuhan, Laws of Media S. 49)