McLuhan DEV - Blätterfolge 12

DEV\DEV05.WP * 18.12.92

1. Informationsüberflutung etc, Datenströme pp, information overload- pattern recognition (McL). Für PARSONS aber liefern die Subjekte selbst, zu rabiater Selektion gezwungen, das Informationsmuster über die symbolisch generalisierten Medienkanäle, d.h. das Überangebot (Massenproduktion) und: die totale Dissoziation der Gesellschaft zu einer Übermenge an Wahlmöglichkeiten ergibt erst die 'Chance', das mich das System in der Weise ausnimmt, daß ich ihm meine ständig erzwungenen Entscheidungen anbiete zur Informationsverarbeitung - Kommunikation - Kontrolle. Also dem System die notwendige Kommunikationsmasse biete, die ihm Steuerung ermöglicht.....

NB also: wie bei Luhmann: es wird eine ständische Ordnung vorausgesetzt, um sie als ständige zu restaurieren, ständig : aus permanenter (erzwungener) Rekonfigurierung, rasender Stillstand: aus der Fragmentierung der ersteren entsteht das Puzzle der zweiten immer und immer wieder.

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Nach Bern Buch, Belichtete Welt: Photographie und Lacan, s 273 ff: Der BLICK des Andern durchkreuzt das (perspektivische) SEHEN. Ich bin IM TABLEAU. s. McL: Fernsebildschirm UMWICKELT mit - und verdeckt so als SCHIRM, nach Busch mit Lacan (oder umgekehrt), die Narbe, die Wunde, das Außen des Blick des Anderen oder des Anderen Blickes.

Nun sieht das doch mal von der guten Seite. Denn was dann, wenn überhaupt kein Blick mich anblickt. Will sagen: Versuch der WiederEINKUSCHELUNG des Subjekts in Ganze.

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21.12.92 LOVECRAFT mit Bloom: REVISIONISMUS, US-Gnosis. Berge des Wahnsinns: 2 Stufen. 1) Die "Alten Wesen" werden entdeckt - in der Arktis. s. Bloom Agon cit S. 183 Wallace Stevens: "The scholar of one candle sees/ An Arctic effulgence flaring on the frame/ Of everything he is. And he feels afraid." Die "Alten Wesen" und ihre üppige Bilderproduktion: Ganz UNMENSCHLICH. Assoz: Jacques Maritain: Art et Scolastique : "Art" (des Handwerkers, Ingenieurs, Künstlers) = Intelligibilität: völlig INHUMAN. Nur Unzulänglichkeit des Irdischen zwingt zu Individualisierung etc. {Akkommodation - Kommode - Interieur}

Denke auch an die Stufen Blooms (welche?). Da war doch "KENOSIS" - s. Arktis, WEISSE WÜSTE, MELVILLES Weißheit des Wals usw. (Dazu Aufsatz in dem Band über POE in dieser endlosen Buchreihe, hg. Harold Bloom). Das wäre so: Die "Alten Wesen" erscheinen erst, wenn die 'Symbiose' mit den Vorgängern zerrissen. Dann aber 2. Stufe: Die "Alten Wesen" sind doch 'auch nur Menschen' angesichts der Schogothen (Gothen-Barbaren?). Sie haben das Protoplasma, den Urschleim gezämt und mit Intelligenz begabt; der nun erhebt sich über sie und vernichtet sie. Blooms gnostischer "Primal Man", Adam Kadmon wäre für Lovelace letzte Deformiertheit: Intelligenter Schleim, so wie für Lem: Solaris. Nun wieder KM: Die Basreliefs der "Alten Wesen": Bilderflut, werden photographiert und notiert, also abgeknipst, aber eigentlich abgeschrieben: Bilderschrift. Hieroglyphen werden entziffert. Die nun aber im Tunnel in die Unterwelt 'überklebt', besser: ausgeschabt und in Vergröberung imitiert. Link: Reklame im U-Bahnhof. Usw: U-Bahn Boston-Cambridge. Auch "diese verdammte Untergrundbahn" (15) in "Boston" (16), Wohnung Pickmans "ganz in der Nähe der Untergrundbahn" (23), "South Station", "Battery Street in Pickmans Modell (In: Cthulhu. Geistergeschichten, mit Vorwort von Mangianelli).

Der intelligente Schleim aber betreibt Mimesis total. Waren die "Alten Wesen" allwissend, so sind die Schogothen all-dekadent und all-eklektisch. Der formlose Schleim (Manganelli: Die einzige grauenhafte Erfahrung Lovelaces: er selbst) ist All-Produktiver Künstler, aber DAS eben ist das Grauen, und Lovecraft beschränkt sich seine Darstellung {?}. Wäre das eine Umkehrung der 'Gnosis'? Gnosis führt zur eigentlichen Schöpfung, die die Demiurgen nicht versaut haben (s. Bloom in Agon: Lying Against Time: Gnosis, Poetry, Criticism), ins Reich der Bilder, aber eben dann doch gerade dekadent: Massenhafte Mimesis, Reklame usw. - MASSENKULTUR.

"...so bestürzt waren über die radikale Veränderungen der Gravierungen in diesem Teil der unterirdischen Gewölbe. Wir waren uns natürlich im klaren über die STARKE DEKADENZ der Skulpturen der Alten Wesen zur Zeit des Tunnelbaus und hatten auch die minderwertige künstlerische Qualität der Arabesken in den hinter uns liegenden Abschnitten des Tunnels bemerkt. Doch nun, in diesem tiefer gelegenen Gang jenseits der Höhle, fanden wir einen JÄHEN UNTERSCHIED, der jedem Erklärungsversuch spottete - einen Unterschied im grundlegenden Stil wie auch in der bloßen Qualität der Ausführung, der eine SO TIEFGEHENDE UND UNSELIGE ENTARTUNG erkennen ließ, wie man sie aufgrund der bisherigen Niedergangsrate keinesfalls erwartet hätte." "Diese neuen, DEKADENTEN Arbeiten waren plump und grob und entbehrten jeder Feinheit im Detail. Sie waren übertrieben tief in die Wände gemeißelt... Danforth kam auf die Idee, es handle sich um Neugravierungen - eine Art PALIMPSEST, der nach der Tilgung der URSPRÜNGLICHEN Reliefs angefertigt worden sei. Ihrer Art nach waren diese Gravierungen durchweg dekorativ und konventionell und bestanden aus groben Spiralen und Winkeln, die sich im wesentlichen an die auf der Zahl fünf beruhenden mathematischen Überlieferung der Alten Wesen hielten, doch augenscheinlich eher als PARODIE denn als Fortsetzung dieser Überlieferung. Wir wurden den Gedanken nicht los, daß ein unmerklich und doch GRUNDSÄTZLICH FREMDES ELEMENT in das ÄSTHETISCHE EMPFINDEN, das dieser Technik zugrundelag, getreten war - ein fremdes Element, so vermutete Danforth, das auch die mühsame Neugravierung erklärt hätte. Die Darstellungen ähnelten dem, was wir als die Kunst der Alten Wesen kennengelernt hatten - unn waren doch auch wieder auf beklemmende Art anders; und ich fühlte mich ständig an so hybride Dinge wie die plumpen Skulpturen in Palmyra erinnert, die den RÖMISCHEN STIL ZU IMITIEREN versuchten.(Berge des Wahnsinns, S. 116/17)

Eben: MASSENKULTUR, Mimesis total und 'degeneriert' (un-ursprünglich). Die 'kybernetische' Gegenschöpfung, von der Lem redet, die (un)endlich perfekte Schöpfung, in der die Fehlproduktion Mensch nicht mehr vorhanden wäre : entpuppt sich als US-Massenkultur im Medium der/des MASSAGE/MASS-AGE (McL) und Lovelace ergreift die einzige Alternative zu dieser allumfassenden Produktivität: er beschreibt das Grauen, das von ihr ausgeht. Der Aufstand der Schogothen: sie übertreffen die "Alten Wesen", aber parodistisch - in grauenvoller Ironie.

Nochmal: schließe Lems intelligenten Ozean und Lovecrafts blasphemische Produktivität der intelligenten Diener aus Urschleim zusammen.

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Einschub 18.1.93: CHESTERTON, What's Wrong With The World.(dtsch) : Maeterlinck, Die Bienen - Massenstaat, Bewunderung der "Seele des Bienenstockes":

"Die Einbildungskraft guckt und kriecht immer tiefer hinunter in die Zugänge und Ausblicke der Kanäle moderner Wissenschaft und man malt sich jeden wahnsinnigen UMSTURZ DER PROPORTIONEN aus; wie der OHRWURM, dem Elemfanten gleich, oder der Grashüpfer heulend über unsere Dächer kommt, wie ein riesiger Aeroplan, wenn er von Hertfordshire nach Surrey springt. Man glaubt, im Traume einen Tempel ungeheuerlicher Entomologie zu betreten... Es gibt ein Werk der modernen Technik, das einen diese namenlose Furcht der Übertreibung einer UNTERWELT einigermaßen empfinden läßt; das ist die seltsam gewundene Architektur der Untergrundbahn, gewöhnlich "Zehnpfennigröhre" genannt. Diese plattgedrückten Bogen, ohne jede aufrechte Linie oder Pfeiler, sehen aus, als ob sie von riesigen Würmern gebohrt woden wären, die niemals gelernt hätten, den Kopf zu heben. Es ist der wahre Untergrundpalast der "Schlange", des Geistes, der Formen und Farbe wechselt: des Feindes des Menschen. {G.K. Chesterton. Was Unrecht ist an der Welt. Essays. München: Musarion, 1924, S. 196.} (276/77)

"Es Folgen die Massen des gleichgültigen Asiens, die in Europa eindringen: Aber niemals vorher, glaube ich, haben Christen einen Türken eine Heuschrecke gennannt und das als Kompliment gemeint. Jetzt zum ersten Male beten wir an und fürchten zugleich; und wir folgen voll Ehrfurcht jener ungeheuerlichen Gestalt, die groß und grau aus Asien herannaht, undeutlich erkennbar inmitten der mystischen Wolken geflügelter Wesen, die unter dem verwüsteten Lande hängen, die sich über die Himmel drängen wie Donnergewölt und sie entfärben wie Regenschauer: Beelzebub - der Herr der Fliegen".(278/79)

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Einschub in Einschub 24.1.93: Michael FREUND. Georges Sorel. Der revolutionäre Konservativismus. SORELs und MAURRAS' Angst vor dem CHAOS [s. Auch Fußn S. 334). Bei Maurras: "Deutschland mit seinen Wäldern, der Protestantismus [& israelit. Prophetentum, s. Eric VOEGELIN, s. MAURRAS in Freund S. 159: "Semito-germanische Träume" & Verwirrung aus der "hebräischen Wüste und dem deutschen Wald." (beides Maurras) & S 362 (Fußnote oben)] bei SOREL: Chaos - Slaventum. Freund S. 227 : "Im Slaventrum tritt unter der Größe der abendländischen Kultur, die mit unendlichen Anstrengungen dem Chaos und der Barbarei abgerungen wurde, die EINFÖRMIGE, GRAUE UNUNTERSCHIEDENE NATUR DES MENSCHEN uns entgegen." (Freund). Laut Sorel offenbart Slaventum: "bis zu welchem Grade der orientalische Geist, durchsättigt mit OKKULTISMUS, unfähig für das Recht und von dem Durst nach Blut heimgesucht, unvereinbar mit unserer griechisch-römischen Tradition ist." (227) Ende Einschub in Einschub.

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Weiter Einschub Chesterton (?): Schritte: Maeterlinck - Bienenstaat ---> Massengesellschaft und Technologie --> U-Bahn - Masse --> früher bei Schwäche des Christentums ergoß sich Asien "wie eine dunkle Flut bewegter Materie" [CHORA, Timaios, Kristeva] - damals Vergleich mit Läusen u Heuschrecken, Insekten, mit ihrem "Nihilismus", "niedrigen Glauben an die bloße Zahl", "atheistischen Patriotismus" (278) ---> jetzt aber eben Anbetung "jener ungeheuerlichen Gestalt ... aus Asien [Kommunismus ? ] - Beelzebub.

Dabei deutliche Sicht: Darwinismus, Anpassungstheorie: zu Lasten des Volkes, das riecht, daß es um Herstellung bestimmter Menschentypen für Dienste im Interesse der Reichen geht. (S. 274 ff)

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Weiter 21.12.92 ---- FOUCAULT: Materialität der Medien. Humanwissenschaften: der Blick, der direkt in die Seele schauend Seele überhaupt erst schafft durch Transparenz. Analogie: Buchdruck, der in völliger medialer Transparenz "Gedankenlesen" ermöglicht (M.Schneider: Luther mit McLuhan; Kittler, Ong: Ramus; man sieht die Gedanken im Kopf herumspazieren). Materialität der Zeichen nur für Foucault: Sein der Sprache, Körper der Sprache. Zeichenkörper aber die Menschen selbst in Ekstatischen Verrenkungen unter Folter und Hinrichtung. Das Seelenwesen Mensch muß sorgfältig zerlegt werden:

1. um zu zeigen, daß da keine Seele ist (sie wird unter dem Schneiden und Brennen ausgetrieben - Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften; s. Foucaults Rezension von François Jacob in Le Monde (Phoko)). Das Phantom der Seele verschwindet, sobald der Körper spürbar wird.

2. Um den Körper zum Zeichen/Text zu restituieren. Das Zeichen wird körperlich durch Zeichnung (Nietzsche mit Kittler und anderen: Gedächtnis: Einbrennen). Die Inschrift: bloßer Körper. Sinn-loses Zucken, eine Art kosmische Balett im Zeremoniell der Sternkonstellationen.

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Erwäge Begriff: TECHNOSOPHIE (Peuckert, J.Böhme)

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Ohne gnostische Katastrophe gibt es keine technischen Apriori im Sinne des neuen Materialismus der Kommunikation, sondern bloße "Carnival Culture" als Ergebnis eines "Trashing [Verramschen] of Taste in America", und selbst "trashing" hätte da noch einen Anklang an eine verfehlte Schöpfung. McLuhans Technosophie ist unweigerlich mit Technognosis geschlagen: das göttliche Licht, das den diaphanen Fernsehbildschirm als Kirchenfenster der Guten Stube erleuchtet ist 'radioaktiv', die Lichtstrahlen sind Xrays, der Zuschauer wird punktiert am Interface und 'rasiert' (Giedion) wie die Schweine in Giedions Chicagoer Schlachthöfen.

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Interface - und andere Tagungen: KATASTROPHENÜBUNGEN.

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Rest aus alter PORTFOLIO-DATEI : 12.10.92

II global village - PUN, PERCEPT, RHETORISCHE FIGUR. Metaphernnetz, verschwommen, to BLUR. Vor allem: AMBIGUITÄT. II Einzug in St.Louis; des Kaisers neue Kleider. Wie die Bürger von St.Louis EINGEWICKELT werden. Gehüllt in ein Medium: TV-Image. s. Zuschauer werden von Fernsehbild umnüllt: wrapped in.

2.11.92

Bolz, Auszug aus der ... : Benjamin: Erwachen. McL: Narziß erwacht aus der Selbstamputationsnarkose, weil die total ist: Nervensystem-Geist als Satelliten-Hirnrinde. Aus der Hypnose durch partielle Amputation, die = Betäubung durch weitergehende Amputation - also er erwacht aus Hypnose zur Programmierbarkeit, totalen. Er erwacht als Programmierter/Programmierer, genauer als Künstler-Ingenieur.

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5.1.93 BREDEKAMP gegen Neoplatonismus in Medientheorien. Aber ebenso vehement gegen Neoplatonismus in Warburg-Schule. Denunziation Panofskys und Gombrichs (?), vor allem am Beispiel der neoplatonischen Botticelli-Ikonologien.

Nach BRIDE.DBA: Horst BREDEKAMP. Götterdämmerung des Neuplatonismus. In s. Quelle, S. 75-83. Über Ikolologie : Karriere des NEUPLATONISMUS in Renaissance durch Warburg-Schule: Initiiert durch PANOFSKY: Idea. Bei ihm angeregt durch Vortrag von Cassirer. Neoplatonismus habe sich nun erledigt, u.a. auch durch Aufweis der hermetischen Wurzeln/Hintergründe durch Francis A. YATES: "Dies um so mehr, als ein mit den MODERNEN REPRODUKTIONSMEDIEN einhergehender SIEGESZUG des BILDTHEORETISCHEN NEOPLATONISMUS (Fußn 14) heute mit der GEWALT eines NATUREREIGNISSES von den SCREENS der COMPUTERBILDSCHIRME ausgeht, ohne sich der Tradition, der Inhalte, aber auch der Gefahren dieses Philosophems bewußt zu sein. (Fußn 15). Gegenüber der "neuen Hermeneutik" könnte eine offene, eher auf die Formen als [auf?] die geformten Ideen eingehende Ikonologie als ein Antidotum wirken, wie die Anwendung einer undogmatischen Ikonologie auf das Gebiet der digitalisierten Bilprodukte das Gefühl vertreiben könnte, in einer neuen, nur mit Bildschirmen ausgestatten Höhle zu sein." (Fußn 16) (ca S 77)

(Fußn 14) B.Busch. Belichtete Welt. Eine Wahrnehmunsgeschichte der Photographie. S. 13 ff.

(Fußn 15) Hinweis auf Überblick bei N.Bolz. Geschichte des Scheins...

(Fußn 16) s. H.Bredekamp. Mimesis Grundlos. In : Kunstforum.... [Phoko]

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Quelle :J. LAVIN, Marin WARNKE u.a. Die Lesbarkeit der Kunst. Zur Geistes-Gegenwart der Ikonologie. Berlin: Wagenbach 1992.

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NB GOMBRICH: Icones Symbolicae: The Visual Image in Neoplatonic Thought. In: Journal of the Warburg and Courtaild Institutes, 1948 (XI), pp 163-92 (PHOKO), erscheint (erweitert?) in einem der großen Kunstgesch-Bände (gestern Heine-Buchhandlung), Bd. II von Renaissance.

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McL: Vorwort zu Innis Bias in Communication. Innis' MISREADING (XIII): "Innis has managed to misread Wyndham Lewis radically." W.Lewis. Zugleich aber McLUHANS MISREADING of Innis, denn diesem fehlt jede Visionäre Schauerei: er kann mit Elektronischem Astralleib nichts anfangen.

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7.1.93 Versuch, Obsolescence (mit Eliade, zyklische Verfeuerung der Welt) als inhärente Logik des McLuhanschen Systems aufzuweisen. Die 'thomistische' Medientheorie steht unter dem Zwang, ALLES analogisch zu sehen; Rabiater Versuch, das BÖSE in den göttl. Kosmos zu integrieren: Auf MODERNE bezogen, kippt das ganze dann um in postmoderne GNOSIS. Semiose, Magische Hermeneutik (s. Ecos 'Auspacken') : das höchste Wesen wird unter SCHROTTHAUFEN (CA) begraben, das kosmische Fließband (ES_....s. MCLUH.DBA) spuckt Ikonenschrott, Symbolmassen aus wie die leerlaufenden Biofabriken bei Stanislav Lem (Der Unbesiegbare). Dialektik von Verfügbarkeit und Unverfügbarkeit (Michael Wetzel). Krater-, Vulkanmetaphorik, der 'primeaval Abyss' (Bloom) speit tote Semiose - Lava. MELANCHOLIE, ALLEGORESE, deren Brand, s. Benjamin: RUINE etc.

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McL: ENVIRONMENT, technologie-womb, kosmische Mebran etc = "Universal Nature" (Selected Writings of FLUDD, S 110). Also Vernichtung von Natur und ERSATZ durch 2. Natur = Technologie = 2. Universale Natur = Neue Weltseele oder so.......

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8.1.93 Nun aber wieder GNO. Postmoderne und 'Gnosis': die auf die Spitze getriebene Moderne, die 'automatisiert' wird (s. McL's Automationskapitel in UM), nämlich im Sinne von G.Günthers transklassischer Maschinenvorstellung: Abstoßung sämtlicher Komponenten des Individuum oder DES Menschen (Foucault, Kittler etc), die 'weh' tun können. Günther spricht vom ABSAUGEN oder AUSSAUGEN der Subjekts, das auf bloße Reflexivität reduziert wird; also Descartes ins Extrem getrieben. Ein unzerstörbares SELBST bleibt nach Abzug aller Komponenten übrig: bloße Reflexion bloßen Selbstes. Auflösung alles Ständischen und Stehenden, aber eben soweit, daß dieser bloße Punkt eines ganze ANDEREN und zugleich völlig substanzlosen nackten (Lévinas: der Andere, das Fremde), also FREMDEN SELBST übrigbleibt. Man kann mit mir machen was man will, es betrifft 'mich' nicht. Umgekehrt: ich kann alles mitmachen und mache es doch nicht mit.

Auflösung alles Ständischen und Stehenden am Subjekt und gleichzeitige Reduktion auf (oder Installation) das akosmische, weltlose, mir selbst fremde Selbst: die unglaubliche FLEXIBILITÄT (McL, Automation UM) und Freiheit, die daraus ersprießt. Weiter: alles wird Zeichen, Rückbeseelung und Aufladung mit Bedeutung (influx, emanatio etc) auch und gerade der unwirtlichsten Zonen (McL: unbewohnbare Welt von Winnipeg): der geheime Zuschauer darin, Reflexivität : ES trifft mich nicht, also kann alles mich treffen, also ist alles gut und in Güte bedeutsam. Die Welt will mir wohl, weil sie mich nicht meinen kann.

Weiter: v.Neumann: Wellenzusammenbruch nur, wenn Information Bewußtsein erreicht, sonst aber jeder Mensch wie Instrument ablesbar (Instrument in den Mathematischen Formalismus einbezogen). Das DU als Meßinstrument. Und ich tue ihm nicht weh, weil SUBJEKT als 'RES EXTENSA' nicht den Kern des Kerns (mehr) umfaßt. Denke an die Berauschende Freiheit der Migrierenden Wissenschaftler nach NN in Phoko und REF: Schrödinger u.a. "Wie hältst Du das alles aus?" "'ICH' halte es nicht aus..." N.WIENER unter Tisch auf eigener Abiturfete: Mathematik der Thermodynamik, Brownsche Moleküle; Mensch als Nachricht: alles in den Kanal, bis auf ..., bis auf?... z.B.: die Instanz, in das Kanalmodell eingebaut, die die Korrektheit des Codes überwacht (Herith, Hinter dem Rücken der Maschinen), daß nichts oder so wenig wie möglich verlorengehe.

Also: der RAUSCH (s. noch M.Serres) tritt ein, wo die Abspaltung des Unspaltbaren von der Spaltbarkeit gelingt; Kittler: wer den Schaltplan zu entziffern weiß ... Glück jenseits des Eises...

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Wie kommste dazu?

1. Hans G.KIPPENBERG : Die Vorderasiatischen Erlösungsreligionen in ihrem Zusammenhang mit der antiken Stadtherrschaft. Heidelberger Max-Weber-Vorlesungen 1988. stw 917, Ffm 1991;

Kap IX: Die gnostische Ablehnung eines öffentlichen Bekenntnisses der Gläubigen, S. 369-425. Darin: Teilnahme von 'Gnostikern' an 'heidnischen' Kulten. Der Demiurg ist blöde, weiß nichts von dem Wahren Gott und kann die Wissenden/Erlösten nicht erkennen. Also können sie ohne Schaden für ihr Selbst in aller Öffentlichkeit heimlich in jeder Verpöntheit mitmachen.

2. G.Scholem. Sabbatai Zwi. Erlösung durch Sünde etc. Konversion zum Islam oder Christentum tingiert nicht den innersten Juden, den Juden im Juden.

3. H. Bloom: Das amerikanische Selbst

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Nun McL: Erlösung durch 'Auf die Spitze Treiben' der Mechanisierung: Ihre Allgegenwärtigkeit, Simultaneität aller Verkommenheiten. Das wäre die Dialektik: Worin besteht die elektronische Erlösung. Nichts hat sich doch qualitativ geändert. Role statt Job? Heißt doch: der Job wird nur noch gespielt auf dem Welttheater. Hinzu tritt also nur Allgegenwärtigkeit von allem... na ja.

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CIORAN, Verfehlte Schöpfung: Demiurg = Manager.(12) Ausgangspunkt der MYSTIK aber = der Bruch mit dem Demiurgen. Ankunftsort der Mystik: "Dank der Estase - ihr Gegenstand ist ein Gott ohne Attribute, eine göttliche Wesenheit - erhebt man sich zu einer Form der Apathie, die reiner ist als die des höchsten Gottes selber; wemm man ins Göttliche taucht, so ist man dennoch jenseits aller Form der Göttlichkeit." (12) Was nun, wenn Master-Mind Bernhard MUELLER-THYM den Managern den Meister Eckhart bringt? Die Charaktermasken des Kapitals werden abtreten und ihre demiurgischen Funktionen einem System übertragen, in dem sie nur noch als Nachricht umlaufen.

Woher ist LUHMANN so fröhlich. Alles an Kommunikation delegiert. Gesellschaft kybernetisiert - und er ist etwas losgeworden. Das Kapital tritt in die Position der von der Schöpfung unberührten Gottheit ein, es macht sich nicht mehr die Hände schmutzig.

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12.1.93 Hans JONAS, Gnosis. Heimkehr durch die endlosen feindlichen Sphären (von 7 bis 365 etwa). Gnosis aber auch: Erkenntnis, in der Kosmos-Maschine nicht zu Hause, sond fremd zu sein zu sein. Warum nicht: Technologien/Medien als Extensions ERKENNEN: Erweiterungen des Gefängnisses des Körpers. Lies weiter Buckminster FULLERS Text von 1938 (Kostalenetz, Beyond Left and Right), ebenso SCHRÖDINGER: zwei Küssen sich, aber was ein für ein 'Telefonieren' {Datenaustausch mit erhöhter Durchsatzrate} in ihnen währenddessen ... bis zu Woody ALLEN als Spermi-Astronaut. Immer REVERSAL: Astronaut fliegt ins Universum, aber kommt auch als Fremder aus ihm zurück.

Nun McL: MB: Abstieg in Maelstrom & Insight, Awareness, Schildkrötenschale etc. Descensus aber = Ascensus; nur: Der Messias bleibt noch stecken, er hat die (elektronischen, TV-Spot-) Funken noch nicht gefunden. Nun aber GG: Abstieg = Aufstieg; jedes Kapitel = Durchbrechen einer Schale (Environment). Denke an Pope's Dunciad: Totale Verkommenheit der Schreiberlinge, völliger Niedergang unter dem Druck von Druckerpresse, und bleiernen Lettern, aber darin gerade der DURCHBRUCH. Was bricht durch: die Erkenntnis /Entzifferung der Botschaft, daß das Medium die Botschaft und als solches universell und total pervasiv und effektiv ist.

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Weiter: STÖRUNG. MUELLER-THYM laut KOSTALENETZ, Master Minds, zitiert dort: ER, der free-lance consultant, kommt von AUSSEN in den Betrieb, den selbstzufriedenen, aus dem nicht mehr ans REICHTUM herauskommt wie hereingeht, und INJIZIERT die Störung: das Gleichgewicht zerbricht und muß AUF HÖHERER Ebene wieder hergestellt werden. Operational Research: Verwissenschaftlichte Gnosis, Kybernetik überhaupt: WISSENSCHAFT VON DER STÖRUNG; ebenso CHAOSFORSCHUNG. MCL ängstliche Frage: Künstlerische Kreativität und Gnosis: welcher Zusammenhang. s. Über Maritain. ES_....;

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17.1.93 Amerika von Bildern - Film, Fernsehen kennend. Nun aber Kafka - Der Verschollene : die Straße, die Faust, die Glaskuppel - "consider the dim, jerky [flackernd, ruckartig], and scratchy [kratzend] movie image circa 1900" sagt Milton Klonsky in McLuhan Pro & Con (Hg. Raymond Rosenthal) S. 130 zu McLs Fernseh-mosaik-these -; eben! Denn sieh Kafkas gewaltig zerschlagende Metapher, die das Film-Amerika völlig aufgezehrt hat (so müßte man schreiben!) und die Zerstückelungsmaschine McLuhans - ff Kittler etc. Heute eben synthetisch, nämlich - s. McL - ohne GAP, Geschlossen, wasserdicht, ......

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18.1.93 McL: laut Marchand liest er nur jede zweite Seite eines Buches. CHESTERTON nun schrieb: "Der Unterschied zwischen Puritanismus und Katholizismus liegt nicht darin, ob einige Priesterworte oder -gebärden bedeutsam oder heilig seien. Es handelt sich darum ob irgendein Wort oder eine Gebärde bedeutsam und heilig sei. Dem Katholiken ist JEDE ZWEITE alltägliche Handlung eine dramatische Weihe, durch die er sich dem Dienste de Guten oder Bösen widmet."{G.K. Chesterton. Was Unrecht ist an der Welt. Essays. München: Musarion, 1924, S. 196.} Hunger nach Bedeutsamkeit und Drama. (ÉLIADE: Hunger nach Ursprung) Dann sieh doch Der Mann, der Donnerstag hieß, und die kräftige Portion an Antinomismus, Bund mit dem Bösen und Gnosis, die nötig ist, die Welt zum Leuchten zu bringen. Dieser Christus und der in dem Buch über Gnosis bei Matthes & Seitz (Nachdruck): mal Riese, mal Zwerg etc. GNOSIS: dier Hunger nach Ursprung (Éliade) - nach Chaos; HUNGER NACH ABGRUND (McL-Poe, Chestertons Farbtheorie: "Blau gehört nicht dem Reckitt, sondern dem Himmel; schwarz gehört nicht dem Day und Martin, sondern dem ABGRUND" (228)), nach einem Platz für die moderne Zivilisation (Hölle) in einer höheren Ordnung.

Nur: Chesterton zivilisationkritisch: Reklamewelt (227 ff) - Mittelalterliche Bilder. Radikalisierung: MARITAIN: In New Yorker U-BAHN (keine Angst mehr vor MASSEN, künstlerische Intensitäten nur noch, Mirrors für Intelligence. McL dann: REKLAME = MITTELALTERLICHES TAFELBILD = Hermetisches Gedächtnistheater.

Also Jacques MARITAIN in der U-Bahn. Creative Intuition In Art and Poetry. New York, Pantheon Books, 1955.

"For man's art and vision too are one of the ways through which mankind invades Nature, so as to be reflected and meant by her. Without the mirrors worked out bays generations of painters and poets, what would our aesthetic penetration of Nature be? ... When you are walkin in Rome, part of your jay depends on Piranesi; it depends also on the MIRROR OF THEATER...Let us look at human faces as if they were pictures, then the pleasure of our eyes will be multiplied. An epicurean of art traveling in New York subways anjeys a ceaseless renewed exhibition of Cézanne's, Hogart's, or Gaugin's figures, offered free of charge by nature [fährt M. schwarz?], of of Seurat's when all the lights are on." (9)

Nun McLUHAN in Straßenbahn. Marchand, MM, S. 116 ff: "The two would go about [herumlaufen in] the city indulging in McLuhan's practice of perceiving patterns in whatever he saw. In the early fifties, Carpenter recalls, they were on a streetcar full of the pinched [verhärmt, erschöpft] and lifeless forms of their fellow Torontonians.

There were all the little widow in black, all the mean faces - it was a mean life then, and the faces reflected it - and Marshall began to talk about the ads on the streetcar in a very loud voice. He pointed to an ad of a grild drinking a Coke with some man watching her, and he said, "Coke sucker". I said, "Marshall, lower your voice." He was totally oblivious to the sound of his voice. And he went down the line and analyzed one ad after another. Everbody just looked straight ahead and pretended they didn't hear him."(116)

Anknüpfen: MB- Maelstrom: woher die Fröhlichkeit: Chesterton andauernd: Rückrat, aufrechter Mann, klare Persönlichkeit (vs. Masse). McL: untergetaucht, blur, abrasive, nix heraushängen aus Fernseschirm usw.: Untergetaucht im Strudel, die CHORA im Medium selbst untergebracht, Technologie = CHORA, Verschiebung, Maschineller Krater-Mischkrug; für andere: mathematisch: WIENER, NB Wiener: aus dem Chaos/weißes Rauschen (s. FOUCAULT, Wahnsinn u Gesellschaft, SERRES) zeugt der große Schwarze Kasten Gott den/die Demiurgen/Kybernetiker (Sohn) als seine Nachricht - WIENER als Mythos der Kybernetik). S. GIEDION: Chicagoer Schlachthaus als Fundort der geheimen Neuen Ordnung. McL als Sprache der Medien: Reklame hat in ihm Stimme bekommen und redet lauthals zu den armen schwarzen Witwen.

Verknüpfe: BONAVENTURA. itinerarium mentis in deum (in dem Band auch, NB, De Reductione Artium ad Theologiam). Ach was kann da alles verknüpft werden - immer aber: Reise in Gedächtnis/Geisteslandschaft. Auch KENNER, Pound Era : Design - Sieg des Geistes, Gefäße, die das höhere Licht aufgefangen haben......

Chesterton nun McLs Mentor in Sachen Konversion, Maritain Stütze McLs in Sachen Thomismus und Ästhetik, Eliot...., Fuller & Co: Schläger auf Vorträgen vor Führungskräften aus Wirtschaft und Werbung.

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Nach Lektüre Ulrike HAß: Militante Pastorale. Begriff: SCHÜRFRECHTE der Fernsehgesellschaften an den technisierten Sinnen der Zuschauer. McL in "City as Classroom", Vorwort zit Interview: Techn. Medien hüllen die nackten Subjekte ein. Nackt: das gnostische Restselbst als Bedingung überhaupt der Mediatisierung der Sinne.

Schürfrechte: die Wunde im "Landarzt": offen wie ein Bergwerk OBERTAGS.

Schürfrechte aber auch: KEYNES: das Gesparte Mobiliseren. Na so.

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20.1.93 Letzten 10 Tage : Enrst CASSIRER. An Essay on Man. (Davor ?, länger zurück?) Howard P. HUGHES. Die Erfindung Amerikas. MUMFORD, Mythos der Maschine. In SUB gefunden : HUGHES mit Buch über Mumford als amerikanischen Intellektuellen. In Erfindung Amerikas auch von HUGHES (Hg) Wandlungen von Einstellungen gegenüber Technologie (so etwa)

Dazwischen mal Marcel MAUSS Bd I, Ullstein-Tb (über MAGIE!!). Dann DIONYSIOS AEROPAGITA De divinibus nominibus bei Christiansen gekauft und versust (ebenso Bändchen von H.FIELDING.) - und eben wiedergefunden.

Plato Timaios und Kurt SCHILLING Platon. Einführung in seine Philosophie. Kosmos als Lebewesen, Weltseele, Zahlenverhältnisse der Elemente, Tetraeder bis Ikosaeder etc und vor allem CHORA - dazu Julia KRISTEVA, die Semiotische Chora. Schiling S. 287. Plato führt seine Darstellung der Kosmologie fort,

"indem er neben den zwei bisher namhaft gemachten Seinbereichen, dem Sein (Ideen) und dem Werden (die verschiedenen sichtbarer Körper der Welt hier) ein DRITTES einführt, das ganz den Charakter dieser Notwendigkeit und Gegebenheit an sich trägt: den Raum (chóra), den dunklen, an sich ungreifbaren Grund alles Werdens. Wie ist er bestimmt? Zunächst "gleichwie eine Empfängerin (Amme) alles Werdens". Er ist ein "unsichtbares und gestaltloses Gebilde", "nimmt stets alle Gestalte an" ist aber selbst an und sich "aller Gestalten bar" (plän ámorphon ón). Er ist weder dem Sinn, noch einen Denken zugänglich ... sondern nur einem "uneigentlichen" Denken, einer Art von Erschließen ,Vermuten Schlußfolgern aus dem Sichtbaren und den Rätselhaftigkeiten seines Bestandes../288/ ... In der Ethymologie des Wortes [chóra] liegt das CHAOS nahe, die GÄHNENDE Leere, das, was ZWISCHEN den beiden Grenzen liegt, der ABGRUND. Auch der später bei den der GNOSIS nahestehenden Christen und im NEUPLATONISMUS natürlich begierig aufgegriffene Vergleich mit der MUTTER, dem MUTTERSCHOSS, während dann das Sein, die Idee, Gott der Vater, und das Werden das Kind (Sohn) ist, findet sich schon im Timaios (50 D). Wir haben ja schon früher im Staat, Phaidon und Parmenides gesehen, wie Platon das Werden auffaßt gleichsam als ein HINDURCHGLEICTEN DER DINGE DURCH DIE VERSCHIEDENEN IDEEN. Begreiflich und benennbar ist ewas nur, wenn und insoweit, im Augenblick wo es an einer bestimmten seinenden Idee teilhat. Im Moment des ÜBERGANGS, jenem rätselhaften PLÖTZLICH (exaíphnäs), FIEL ES AUS ALLEM SEIN HERAUS, war unbegreiflich und nirgends. Hier ist in der mythisch-uneigentlichen Ausdrucksweise dieser Naturphilosophie der Stoff und Träger für den rätselhaften Umschlag der Dinge, dem Hindurchgleiten durch die verschiedenen Ideen gefunden. Die Ideen prägen den Grund (chóra) und machen damit zu den jeweiligen Gebilden hier, die so aussehen wie sie, aber als Werdende doch keinen echten Bestand haben. Der Raum prägt zwar Gestalten aus, aber nur unbeständige, JEDERZEIT AUFLÖSBARE; und so tritt er in Wahrheit nie aus seiner Natur, bleibt immer das Wandelbare schlechthin, wird sich nie und in keiner Weise dadurch untreu, daß er sich endgültig determinieren ließe, wie Plato eigens betont (50 C) In dieser grundstäzlich nie sich entscheidenden und bestimmenden Wandelbarkeit bleib er dann auch von jeder Vernichtung unberührbar."

Dagegen ARISTOTELES: Timaios "eine der Stellen, wo der Unterscheid der aristotelischen Anschauungsweise der Natur von der Platons am besten greifbar ist. Platon beton seinem DISKRETEN IDEENDENKEN nach die exakten auf Gegensätzen beruhenden Unterschiede, Aristoteles dagegen gerade die KONTINUIERLICHE FLIESSENDE Entwicklung der Formen, den sinnvollen Hervorgang des einen aus dem andern." (288)

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Ulrike HAß mit Georges DUBY, Die drei Ordnungen. Über den gesalbt salbenden Klerus reicht durch spirituelle Zeugung das Jenseits ins Diesseits und 'vermittelt' den Krieger- und Bauernstand (heidnische Ordnung?) ans Jenseits. Ganz ungenau. Und dann die Stahlnaturen, Typen, der Arbeiter (E.Jünger). Bloßes letztes Explodieren der Priester-Krieger-Konstellation, des Aufschreibsystems 1800? Deutlich etwa nie NEUE ORDNUNG im Übergang von Stahl zu Information: Der 'Kybernetiker' (N.Wiener) verfügt über das Geheimnis der spirituellen Zeugung (Gott, Golem & Inc.), s. auch von Neumann, und G.Günther (dort Aufsaugen von Subjektfunktionen durch transklassische Maschinen, Introszendenz und Ultratranszendenz). Wiener: im 'Partikelbeschuß', Infobeschuß durch weißes Rauschen (Jünger: Stahlgewitter) zeugt der schwarze Kasten sich selbst als Nachricht. Die Drei Stände: 1. Der Kybernetiker, umklammert alle Kommunikations- und Kontrollbereiche durch 'Salbung'. 2. Kommunikations- und Kontrollfunktionäre (Technokraten, aber unterschieden von den Kybernetikern, Krieger der Informationskriege...??) 3. Die Datenbauern, die die Silikonfelder bearbeiten

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Johannes KLEINSTÜCK. T.S.Eliot. Eliot macht aus Baudelaire eine "katholischen Puritaner" (54) Ebenso McL in frühen Aufsätzen. Arthur SYMONS (Buch über franz. Symbolisten) würft er vor, in Worten Kleinstücks: "er wußte nicht, was Sünde, Laster und Blasphemie sind, er spielte nur damit wie ein Kind, ähnlich wie Huysmans..." (111) Zwar gibt es "im Puritanismus ein ungewöhnlich tiefes Erleben des RADIKAL Bösen" - aber doch nur als innerliche Verdammnis???. (s. McL Inner Light im Ggsatz dazu) Aber Hexeprozess von Salem und überhaupt: JOLÉ, Christliche Mythen. s. schon CHESTERTON, die hellen und die düsteren Farben, das Glühen der Welt.

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McL Puritanismus Brief: das Grau Licht AUF die Tankstelle vs. das von innen kommende Licht u. Leuchten: In welcher Art aber kann eine Tankstelle zu einem Leuchten von Innen gebracht werden? Diese Frage wirft der Briefsteller unausweichlich auf, um ihr wohlweislich auszuweichen, indem er zu einem die Mutter schonenden inneren Feuer überspringt: auch an einem mit Eigelb beschmierten Silberlöffel kann der begehrte Funke leuchten. Doch auch hier lauert ein kleiner Skandal: ißt man Eier mit Silberlöffeln? Siegfried Giedion jedenfalls tat es nicht, sondern fand den leuchtenden Funken am Silberlöffel, ohne ihn vorher ins Ei zu tauchen und schwarz anlaufen zu lassen. (Mechanization takes Command) --- Tankstelle - Atombombe in South-Axis-Aufsatz.

Dies Südstaaten Apologetik. Es muß der apologetische Punkt erst geschaffen werden. Es handelt sich um die strategische Konstruktion einer Grenze. (Frontier...) Es gilt, die eigene als vom Gewinner verlorene Sache zu finden und die Ausgrenzung durch das Ausgrenzende zu ziehen.

NB Jonathan Millers Polemik stößt auf den Kern in einer Fußnote. Übrigens: sein SELBSTkonzept: das Erhabene Selbst (Bloom-Emerson) gegen das metaphysische Erschauern vor der Natur. Dagegen die Fußnote: das Universum der Analogien (bei Aristoteles)

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22.1.93 FOUCAULT sucht die Apokryphen der Bürgerlichen heiligen Texte in den Archiven ihrer Institutionen seiner Nation, GIEDION in den US-Patentämtern. Und Marx: die des Idealismus, der Philosophie in den Schriften der Ökonomen.

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22.1.93 KLEINSTÜCK, Eliot, S. 101. Das "berühmt-berüchtigte" Urteil ELIOT's über Goethe: "Von Goethe sollte man vielleicht sagen, daß er in Dichtung und Philosophie herumpfuschte (DABBLED...) ohne es in beidem sehr weit zu bringen." (Use of Poetry...S. 99) MARCHAND, McL: Elsie (McL's Mutter) DABBLED in Rosicrucianism (?). Und McLUHAN: Dabbelte er nicht mehr in Ros., sondern verstand er sich drauf?

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".... weil allein bei SWEDENBORG das BEWUSSTE und UNBEWUSSTE EINS wurden - wie in seiner Vermählung der Engel, die er als eine Berührung des ganzen Wesens beschreib - , ja so vollkommen eins, daß Coleridge meine, Swedenborg sei MÄNNLICH UND WEIBLICH ZUGLEICH.?" (William Butler YEATS, Autobiographie, Sammlg Luchterhand, S. 242) ----> McL. Medien-Disney-Land & Unisex. Hermaphrodit = Totalsensorik, nur Oberfläche (aber Fläche voller Sensoren), Haut, Porenöffnung; s. Ulrike HAß: volle Erschließung aller Sinne im Stahlgewitter - Schürfrechte (Kafkas Landarzt-Wunde). Tendenz in Mechanization Takes Command und Mechanical Bride: PULP, Entmannung, Männer werden zu Sinnes-/Sexualorganen eine totalisierten weiblichen Körpers.

TV-Sex: Der Höhepunkt im Hochleistungssport als Demonstration der völligen Autonomie der Körper, deren akrobatische Exposition nur die eine Stelle zur Berührung freigibt und verdeckt, wo simuliert wird, daß eine Penetration stattfindet, um sie zu widerlegen. Sex zwischen männlicher und weiblicher Frau. .... Demonstration von TV selbst: die Exposition von Haut als sensorischer Schirm von Technik, die sich 'häutet' und Erotik als Kontaktphänomen mit den Zuschauern ausbildet. Der perfekte Körper der Frau sendet die Lust an dessen Berührung; die einzige 'Stelle' des Kontaktes, der 'unter die Haut' ginge, sendet, d.h. verdeckt, daß nichts unter die Haut gehen kann, weil Oberfläche alles ist. Die Sendung geht unter die Haut insofern als die Simulation dieses Ganges unter die Haut als Simulation in akrobatischer Exposition gesendet wird. Die Simulation ist ganz offen, denn es gibt nichts dahinter, so wenig wie hinter dem Schirm. Die Botschaft ist, daß Simulation unter die Haupt geht dort, wo der Schalter sitzt, die Technik/Penetration, wo also die Medientechnologie eindringt, daß diese Stelle die einzige Simulationfreie Stelle ist, und daß diese Stelle unsichtbar bleibt. Was nicht gezeigt werden kann, ist, daß, wo Medientechnik unter der Haut geht, nur Haut ist, und nichts darunter. Denke an Bejamins Kamera = der einzige apparatfreie Aspekt/Punkt. ... Es gibt nur Oberflächlichkeit, sonst nichts; das exhibiert TV.

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Michael FREUND, Georges Sorel (s.o.) S. 227: "Beide, MAURRAS und SOREL verteidigen "Rom" gegen die Barbaren. Schon SORELS Vorstellung einer KÜNSTLICHEN NATUR inmitten einer unendlichen, ungebändigten natürlichen Natur, seine Vorstellung unserer KULTUR [& WISSENSCHAFT & Technik und MODERNE INDUSTRIE, Freund S. 152] als einer EINSAMEN BELEUCHTETEN STELLE in der Dunkelheit der Welt spiegelt das Römerbewußtsein wieder, ein providentielles Reich als den INNEREN LICHTEN KERN DER WELT gegen eine unermeßliche dunkle barabarische Umklammerung" (227) "Die Geschichte, wie wir sie erfassen, befindet sich nicht im Flusse des organischen Lebens [Bergson, dessen glühender Anhänger Sorel war], sondern hat in einem gewissen Sinne die Gestalt MECHANISCHER GEBILDE. Das VITALE ist nicht die gestaltete Menschengeschichte, sondern UMGIBT sie und HÜLLT sie ein. ZWISCHEN den Mechanismen der physikalischen Wissenschaften und dem Mechanismus des sozialen Lebens ist der Bereich des Vitalen und des Zufalls."(153) [= das Ungestalte, Chaos, Abgrund] ff. S 153.