McLuhan DEV - Blätterfolge 20
DEV\MCLLEWI2.WP * 23.10.92
"Durch die Hobelmaschine müßte man ihn laufen lassen [...] dann geht vielleicht die Miene von seinem Gesicht ab", sagt der Vorarbeiter der Hobelwerkstatt in William Faulkners "Light in August" von dem fremden Arbeiter. Der Maestrom, in den McLuhan seit 1940 etwa immer tiefer hinabstieg, war Hobelmaschine, Rasierapparat [Giedion] und Rührmaschine, aus dem der er immer gesichtsloser wieder auftauchte, eine Prosa schreibend, die zunehmend an Konturen und Lineamenten verlor und dafür an 'Pointen' reicher wurde: ein kontinuierliches Pointillieren oder Aneinanderreihen von diskontiunierlich springenden Punkten, das McLuhan selbst dem apparativen Schreiben eines Funkbildes aus "wire-dots" verglich.(ML_) Das blank- und glattgeschabte Gesicht jedoch, das keine Miene mehr verzog, dafür aber 'flimmerte', war "abrasive interface", ein rasierendes und schabendes und zugleich pflasterndes Zwischending oder -gesicht zwischen Gesicht und Gesicht oder Gesichtern [Freud, Trdt: Überschichtung von zwei Photos]: korporative Maske, Bildschirm oder Gesichtspflaster und Schirmhaut für die sensorisch auf- und zerkratzten Gesichter der Zuschauer. Und es würde genau in und auf den Bildschirm passen, wenn er käme. Das massenwirksame und -rezipierbare Gesicht, das um keinen Zoll den zweidimensionalen Fernsehschirm durchstoßen würde, sondern als pointillisitisch flimmernde, strikt zweidimensionale, alle Spannungen und jede Dynamik zwischen die Punkte und 'Pointen' verteilende Tapete in jedes Zimmer sich dezent zur abendlichen Musterung einpassen würde. So auch die pointillistische Prosa und die entblätterten Bücher: die Seiten, schwirrenden Arrangements von "pocket-myths", öffneten sich nicht dem behutsamen oder begierigen Umblättern im Verfolgen der Fortsetzung der einen auf der nächsten, sondern es fand Seiten- oder Bildwechsel oder -schnitt statt: jede Seite war potentiell schon immer ent- oder aufgeblättert oder lag von keiner vorausgehenden verdeckt jederzeit einschaltbares Standbild aus rhetorischen Schrillern und Trillern zum Scannen oder Abtasten offen.
Das abrasive Inter- oder Pokerface oder die Con- oder Clown-Figuration 'McLuhan' hatte dieser selbst schon 1943 in einer Art stellvertretenden Generalprobe als Maske für einen Freund entworfen, in die dieser zu einem triumphalen Auftritt in St.Louis dessen Bürgern einhüllen sollte. Es handelte sich um Wyndham Lewis, eine zentrale Figur der europäischen Maler- und Literaturavantgarde der zwanziger Jahre, dessen Stern aber um 1940 wie man so sagt.... Geldmangel hatte ihn nach Windsor, Ontario, verschlagen, wo er an einem katholischen College sich mit Unterricht über Wasser hielt. Der Marshall McLuhan sah, woran es fehlte, und rekrutierte aus sich und seinem Universitätkollegen Felix Giovanelli eine "fünfte Kolonne", die Lewis zu Aufträgen für Portraits von reichen St.Louisianern verhelfen sollte. ............