McLuhan MACH - Blätterfolge 13

MACH03.WP * 25.7.91 = MACH\BRUCH.WP (Blätterfolge 2)

MACH\MACH04.WP * 28.7.91 McLuhan GG 106 und sonst: INTERPLAY. Oxf.Dict.: "Reciprocal play; operation of two things on each other" --- Hajnal: "reciprocité". Aber eben der Menschen, nicht ihrer Sinne. Und eben Hajnal zum Verhältnis und Schrift und Technik:

"Non seulement il s'agit d'une technique intellectuelle nouvelle: en général, les procédés techniques envahissent de plus en plus tous les domaines du travail intellectuel. Nous assistons à un processus parallèle dans le domaine du travail physique: celui-ci aussi est toujours plus profondément imprégné, au moyen age, de procédés techniques. IDENTITÉ DE L'ÉVOLUTION DU TRAVAIL INTELLECTUELLE ET PHYSIQUE, QUI S'EXPLIQUE PAR L'ÉVOUTION COMMUNE DE LA SOCIÉTÉ."(152)

Die Schrift ist eine unvergleichliche Technik der "mündlichen Arbeit", die sie nicht eliminierte, sondern verstärkte. (153) So gesehen erst handelt es sich bei ihr "d'une technique intellectuelle d'un type nouveau, d'une méthode qui diffère fondamentalement, de par sa nature meme, de celles employées dans les écoles de n'importe quelle civilisation précédente."(152)26.7.91

Intelligente Waffen - Waffen des Geistes. Unternehmensorganisationen, die nicht die Intelligenz von Managern unterstützen, sondern in sich intelligent sind. (Wissensgesellschaft, Kreibich). Der Streit um Geist und Buchstabe. Marxismus hat die Ware buchstäblich - fleischlich verstanden - Herz, Hirn und Muskelkraft als Gebrauchswert. Marx hat ihr die theologischen Mucken austreiben wollen. Doch das Geld ist nicht nur reiner Tauschwert geworden, sondern, die letzten fleischlichen Hüllen abstreifend, Information.

27.7.91 McLuhan: Sinne : körpersinne - 'Schriftsinne'. KÖRPER. Gumbrecht (auch in "Der Ursprung von Literatur", Foucault, Kittler: immer gleich c o r p o r a t i v. Der versteckte Feudalismus Foucaults/Kittlers/Nietsches.

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28.7.91 McLuhan, GG 124 "That is, is [typography] bears much resemblance to cinema, just as the reading of print puts the reater in the role of the movie projector. The reader moves the series of imprinted letters before him at a speed concistent with apprehending the motions of the author's mind." The reader of print, that is, stands in an utterly different relation to the writer form the reader of manuscript."

Vorher zit Usher: "Invention of Printing... transfer to the field of imagination..."(124) "imagination" wird von McLuhan ÜBERSETZT mit "imagination" als Verbildlichung, und so kann die "Ähnlichkeit", die geheime Korrespondenz von Typographie und Kino eröffnet werden. Die ÖBERFLÄCHE der Gutenberg-Galaxis ist ein Netz von Korrespondenzen (114), wenn sie rein "literal" gelesen wird, aber "literal" eben als "complex unified at the literal level".(113). "To the oral man the LITERAL is INCLUSIVE. contains all possivle meanings and levels".(111) Also der orale Mensch SIEHT den Buchstaben nicht; der Buchstabe ist in die "sense ratio" aufgelöst, includiert, impliziert. Zentrale VERHÜLLUNG. Bevor der Buchstabe heraustreten kann, arbeitet schon das INTER-play, wird der Buchstabe zum verschwindenden Zwischen (Assoz Dérrida, Dissémination, Hymen-gebrabbel)

So Technologien. Sie müssen buchstäblich gelesen werden, d.h. auf der buchstäblichen Sinnes-ebene, d.h. auf ihrer Implementationsebene (Kittler), ohne Inhalt, ohne Sinn, dann ist ihr Sinn die ratio, d.h. ein Netz von Verweisungen zu anderen Medien oder Zwischendingern zu integral erfaßbar, Assoz: die Mediensphäre in Lems "Fiasko", die Medienhaut-/Hülle. s. UndMed: Medien als zweite Haut.

So kann Panofsky "move freeley among the ratios or rationality in the senses themselves. Panofsky is able to move freely among the ratios that are between medival scholasticism and medieval architecture."(107) Das kann er "armed" mit dem thomistischen Satz: "The senses delight in things duly proportioned as in something akin to them, for sense, too, is a kind of reason as is every cognitive power."(107) ECO beruft sich auf eben dieses Thomas-Zitat.

Wo soll's denn hin? ERLÖSUNG im Maelstrom der Zitate. Steuermann-kybernetes. Gekappt werden muß das buchstäbliche Text-Ankertau, so schön von Illich beschrieben (SCHULD, dem Text verschuldet sein). Der Medientheoretiker muß, wie der Maelstrom-Experte, seine Verankerung kappen, um in, mit und durch Konfiguration gerettet zu werden. Welche Verankerung? Daß es da geschrieben steht und verzeichnet ist. Ich kriegs nicht hin wegen dem Widerspruch. GG 105 Origines-Zitat: "seeing was not underständing; all saw the flesh; knowledge of the divinity was given to a chosen few... The letter appears as the flesh." Das Fleisch zu sehen ist Sünde. Vielleicht hilft Dilemma, von GILMAN herausgearbeitet: JUDE = fleischlich UND intellektuell zugleich. Vgl. McLuhan - Theodor Lessing. Auch Arthur Trebisch, Geist u. Judentum. Verweist s. 118 auf Chamberlain: "abstrakter Materialismus"

Und wieder: es geht um Technologie pur = buchstäblich = in sense ratio eingebettet. Der Text selbst ist die Botschaft, und nicht sein Inhalt. Die Konfiguration wird von INNEN erleuchtet, nicht Licht und Blick auf ihn geworfen. Widerspuch also, daß buchstäblich = inklusiv = konfigurativ. Bedenke aber: der Buchstabe, das Wort wird nicht gesehen, weil es keinen Standpunkt u. keine Perspektive, Sichtpunkt, keine Sicht gibt. Gesehen werden kann nur das Fleisch. (Origines). Die Oberfläche hingegen = Konfiguration. Dazu G.Steiner: Schwächung des Wortes. Dérrida zu Lévinas: die Schrift ist zweitrangig, aber es gibt nichts Erstes vor ihr. (prima erinnert!) "Schrift und Differenz", S. 157: "Und daß, wenn die Schrift infolgedessen zweitrangig ist, ihr dennoch nichts vorangeht." Derrida nennt das "wesenhafte Zweitrangigkeit". Sie davon zu befreien, d.h. sie aus dem "Horizont" der "lebendigen und ursprünglichen Sprache" herauszunehmen, "hieße sie als Schrift zu negieren und das Haus für die sprachlose Grammatik oder Lexik, für die Kybernetik oder Elektronik zu räumen."(157)

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Bartels: Seele als Gedächtnisraum. Geschichtliche Tendenz: Exteriorisierung. Diese in Schüben, die selbst als Szenen/Bilder geboten werden. Die Exteriorisierung zeigt sich als Architektur, Stadt, Technik (Erhabene Memorial-Räume) und ist zugleich erhabene Einprägung der Exteriorisierungsbehautpung. BILD statt BELEG. So ist das letzte Bild (Duchamps? Vulva + Gaslicht) Gegenstand einer memorial-erhabenen Handgreiflichkeit. Das Gaslicht wird zum Kathodenstrahl, die Ruine ist ein zerstückelter weibl. Körper, der die Körper-corporative Ruine erfassende Blick des Melancholikers ist scannender Lesestrahl der BILDRÖHRE. Diese TRANSLATIO im Sinne Luhmanns soll Rettung sein: Technologie ist dem Maelstrom-Kybernetes konfigurativer Echoraum, auch wenn apokalyptisch-endzeitlich wie bei Bartels. TRANSLATION rettet der Weitergabe des Wortes von Generation zu Generation gerade dort, wo sie deren Auswandern aus dem Wort/Text ins Bild und in elektronische Bildtechnik zeigt UND betreibt. Die Bildröhre als technische Desublimierung des Leseraums bewahrt des lectio divina durch Verrat und Übergabe / Unterwerfung. Preisgegeben wird in höchster Not das Geheimnis der Lektüre des spaltenden-gespaltenene Textes. Der Memorialraum als techn.-textuelle Implementierung (=Implement: Ergänzung, Vollziehung, Erfüllung (eines Vertrages) [zu lat implere - erfüllen, ergänzen] (Wahrig)) in den Text erfüllt die textueller Verpflichtung (durch Preisgabe und Verrat) und rettet damit den Text und das Buch. Das Buch kann überleben als vom Text erlöstes (McLuhan), so es ihn/es damit auslöst, oder als desublimiertes. NB: Melancholie, Benjamin, Trauerspiel: der VERRÄTER, Verrat. Ruine bei Benj. später = Eisenkonstruktionen der Passagen und Straßenbilder/-zeichen. Das Zeichen bleibt der Moderne erhalten durch den Verräter.