1) Feldnotiz von Jack Goody. In Goody/Watt (Hg). Literalität in traditionalen Gesellschaften. Ffm 1981. S. 24.
2) Dort fand ich und sichtete zum Teil:
- Harold A. Innis. The Bias of Communication. Introduction by Marshall McLuhan. Toronto 1951.
- Eric A. Havelock. Preface to Plato. Cambridge (Mass) 1963. Analysiert eingehend das Verhältnis Platons zur 'modernen Kommunikationstechnologie' des phonetischen Alphabets.
- Milman Parry. The Making of the Homeric Verse. Oxfort 1971. Enthält im Rahmen einer Untersuchung Homers eingehende Überlegungen zur Form des oralen Gedächtnisses.
Neben dem unten (im Text) angeführten Band von Goody finden sich:
- Jack Goody. The logic of writing and the organization of Society. Cambridge (England) 1986.
- Jack Goody. The interface between the written and the oral. Cambridge 1987.
Neuere Arbeiten:
- Gerd Baumann (Hg). The Written Word. Oxford 1986.
- A. u. J. Assmann/ Chr. Hardmeier (Hgg). Schrift und Gedächtnis. Beiträge zur Archäologie der literarischen Kommunikation. München 1983.
- Walter J. Ong. Orality and Literacy. London 1982.
Von McLuhan gibt es noch eine Sammlung von Aufsätzen zur Literatur:
- Marshall McLuhan. Die innere Landschaft. Literarische Essays. Düsseldorf 1974.
Und ein frühes Werk von ihm sollte erwähnt werden:
- Marshall McLuhan. The Mechanical Bride. Folklore of Industrial Man. London 1951. Fernleihe: Stadt- u. Univ.- Bibl. Frankfurt a.M.
3) Die Gutenberg Galaxis will, so McLuhan "eine längere Betrachtung" (13) zu "Doubt an Certainty in Science" von J.Z.Young sein, einem Biologen mit kybernetischen Hirninteressen. In Understanding Media charakterisiert McLuhan dieses Buch als "a view of the central nervous system as a new model for understanding electric technology" (Understanding Media, 318) Mir war ein anderes Buch Youngs zugänglich, "A Model of the Brain, Oxford 1964 (1960 der Medizin.Fakultät Birmingham unter dem Titel "Mechanism of Learning and Form Discrimination" vorgelegt - also der künstliche-Intelligenz-Forschung zugehörig). Dort heißt es lapidar "If wie understood the nervous system we should be able to make one"(308/09) und Young verweist auf diesbezügliche Erfolge der Kybernetik, nämlich auf Grey Walter's (1953) "goal-seeking artificial tortoise"(309), auf Ashbys "Homeostat" (1960) und vor allem auf die Versuche von W.K.Taylor, der mit Mustererkennung von Buchstaben arbeitete. Und dann schreibt Young: "The brain is the part of the homeostat that chooses from the various possible actions thes most likely to ensure survival under the conditions obdaining" (40)
McLuhan zitiert im Vorwort zur Gutenberg Galaxis ausführlich aus "Doubt and Certainty in Science" von Young:
Die Wirkung von äußeren oder inneren Reizen besteht darin, daß die Funktionsharmonie des Gesamtgehirns oder eines seiner Teile gestört wird. Hypothetisch könnte man annehmen, daß die Störung auf irgendeine Weise die Einheit des augenblicklichen Musters zerstört, die zuvor im Gehirn erstellt worden ist. Das Gehirn wählt dann diejenigen Elemente der zugeführten Reize, die die Neigung haben, das Muster wiederherzustellen und die Zellen zu ihrem regelmäßigen Pulsieren zurückzuführen. [...] diese Gehirnmuster-Hypothese [...] birgt große Möglichkeiten, zu zeigen, wie wir darauf angelegt sind, uns der Welt und die Welt uns anzupassen. Irgendwie löst das Gehirn Aktionsreihen aus, die dazu neigen, es wieder zu seinem rhythmischen Muster zurückzuführen, wobeidiese Rückkehr der Akt der Vollendung oder der Schliessung ist.(zit 9).
An anderer Stelle wird weiter zitiert:
Das Gehirn wendet der Reihe nach alle seine Regeln an, paßt die zugeführten Reize seinen verschiedenen Mustern an, bis die Harmonie irgendwie wieder erstellt worden ist. [...] Während dieser aufs Geratewohl durchgeführten Tätigkeit können sich weitere Verbindungen und Aktions-Muster bilden, die ihrerseits künfige Funktionsabfolgen bestimmten werden.(zit 10)
Dazu dann McLuhan:
Dieser unvermeidliche Drang nach "Schließung" (closure), "Vollendung" oder Gleichgewicht zeigt sich sowohl bei der Unterdrückung wie bei der Erweiterung menschlicher Sinne oder Funktionen. Da unser Buch aus einer Reihe historischer Beobachtungen neuer kultureller Schließungen besteht, die sich aus den "Störungen" - zunächst durch das Alphabet, dann durch den Buchdruck - ergaben [...].(10)
4) vgl. das Referat zu dem erwähnten Titel von Goody und Watt. Vgl. auch die Prophezeiung Vilém Flussers zu den Vergessen kontrolliert organisierenden Neuen Gedächtnissen, die in dem Referat zu Flusser nachlesbar sind.
5) Marshall McLuhan. Understanding Media. New York/Scarborough 1964. S.52.
6) McLuhan a.a.O. 101.
7) Armand et Michèle Mattelart. Penser les Médias. Paris 1986. S.11 u. S.37.
8) Umberto Eco. Der Einfluß Roman Jakobsons auf die Entwicklung der Semiotik. In: Die Welt als Zeichen. Klassiker der modernen Semiotik. Hg von M. Krampen, K. Oehler, R. Posern, Th. v. Uexküll .Berlin 1981. S. 182.
9) Eco a.a.O. 183.
10) Noam Chomsky. Sprache und Verantwortung. Gespräche mit Mitsou Ronat. Frankfurt a.M./Berlin/Wien 1981. S. 149. Das Zitat lautet dort vollständig:
Diese Theorien ["Technische Modelle wie Markovschwe Quellen mit endlichen Zuständen" (147)] waren damals außerordentliche in Mode, und sie riefen sogar einen gewissen Grad von Euphorie hervor [...]. Im Intellektuellenmilieu von Cambridge wirkten sich die bemerkenswerten technologischen Entwicklungen, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenhang standen, sehr stark aus. Computer, Elektronik, Akustik, mathematische Kommunikationstheorie, Kybernetik, alle technologischen Ansätze zur Untersuchung menschlichen Verhaltnes erfreuten sich außerordentlicher Beliebtheit. Die Humanwissenschaften wurden auf der Basis dieser Konzepte neu aufgebaut. Es war alles miteinander verbunden. Als Student an Harvard in den frühen 1950er Jahren hat mich all das sehr stark beeindruck. Einige Leute, mich selbst eingeschlossen, waren ziemlich besorgt über diese Entwicklungen, zum Teil aus politischen Gründen, zumindest was meine persönlichen Motivationen betrifft. [...] weil dieser ganze Ideenkomplex mit potentiell ziemlich gefährlichen politischen Strömungen verbunden zu sein schien: manipulierend und verbunden mit behavioristischen Vorstellungen vom menschlichen Wesen.(149/50)
Das Markovsche Quellenmodell taucht auch auf bei Jacques Lacan in seiner Analyse von E.A.Poes "purloined letter". Lacan. Schriften I. Olten 1973. S. 7 ff, bes. S. 44 ff.
11) Yeoshua Bar-Hillel. Cybernetics and Linguistics. In: Simon Moser (Hg). Information und Kommunikation. Referate und Berichte der 23. Internationalen Hochschulwochen Alpach 1967. München/Wien 1968. S. 33. Der Abschnitt, aus dem das Zitat stammt, lautet insgesamt:
In spite of the fact that WIENER himself did not participate in the activities going on at RLE, his impact was felt everywhere, as was SHANNON'S, who was a graduate of MIT, and was later to join RLE but at that time was doing his research rather with the Bell Telephone Company. There was an ubiquitous and overwhelming feeling around the Laboratory that with the new insights of Cybernetics and the newly developed techniques of Information Theory the final breakthrough towards a full understanding of the complexities of communication "in the animal and the machine" had been achieved. Linguists and psychologists, philosophers and sociologists alike hailed the entrance of the electrical engineer and the probability mathematicioan into the communication field as the forebodings of the millennium. Roman JAKOBSON and Joshua WHATMOUGH, linguists from Harvard University, only a couple of miles away from MIT and closely collaborating with RLE scholars, George MILLER, J.J. LICKLIDER and Alex BAVELAS, psychologists from Harvard and MIT, and a host of other people were only too eager to rub shoulders with Robert FANO and C.Y. LEE, electrical engineers and mathematicians at RLE to meet with them at luncheon meetings and innumerable other occasions, and to exhilarate each other with the feeling that another obstinate secret has finally been unveiled. Few linguists in Greater Boston at that time dared not use freely "message" and "code", "information" and "bits" in their shop talk, and nobody was "in" if he did not master, or at least professed to master, a good amount of probability theory and statistics. Everybody who was somebody in the field would sooner or later show up at MIT, and many, lite the Britishers Dennis GABOR and Colin CHERRY, stayed there for longer periods and joined in the fun. All uf us were enormously impressed by SHANNON'S well known experiments in what he called "approximation to ordinary English" and were convinced that speech, in English or any other language, was a Markov process.(33)
12) Thomas Mann. Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde. Stockholm 1948. S. 360/61.
13) Vincent Descombes. Das Selbe und das Andere. Fünfundvierzig Jahre Philosophie in Frankreich. 1933 - 1978. Frankfurt a.M. 1981. S.123.
14) Frankfurt a.M. 1989.
15) vgl. Eva Meyer. Zählen und Erzählen. Für eine Semiotik des Weiblichen. Wien-Berlin 1983.
Mit dem Bild der Hand, die schreibend das Schreiben des Schreibens beschreibt (Escher), ist eine zirkuläre Figur gegen. Wenn auch die Idee der Zirkularität, wie sich sich z.B. veranschaulicht im archaischen Symbol des Urobos, der Schwanz-im-Maul-Schlange, eine Konzeption ist, die immer noch und bereits von der Linie aus denkt, die Herrschaft von Linearität und Identität also als gesichert voraussetzt, so weist sie doch auf das Problem, das der Reduktion, der Wegabstraktion des Komplexen, des Herarchischen als inhärente Notwendigkeit erwächst. Also spekuliert man die Linie zum Kries. So wird Anfang zu Ende und Ende zu Anfang [...]. Eine konsequente Ausarbeitung dieser Figur findet sich bei Heinz von Foerster. Sie weist hin auf das kybernetische Selbstgeburtsphantasma einer Selbstabbildung des Menschen im technischen Artefakt, auf eine Autoreproduktion gewissermaßen, deren sozusagenmetaphysiche Triebfeder die ins Technologische gewendete Wiederholung seiner bisher nur theologisch oder naturwüchsig begriffene Schöpfung ist. Ausschlaggebend für die Konzeption der Wissenschaftlichkeit in den second order cybernetics ist nun nicht mehr die klassische Produktion eines Abbilds der Wirklichkeit, bzw. eines außer ihr existierenden Objekts, sondern die Produktion von sich selbst.(158/59)
16) Lynn Segal. Das 18. Kamel oder die Welt als Erfindung. Zum Konstruktivismus Heinz von Foersters. München 1986. S. 229.
17) s. weiter unten.
18) Hans Ulrich Gumbrecht. Flache Diskurse. In: Materialität der Kommunikation. Hg. von H.U. Gumbrecht, K.L. Pfeiffer. Frankfurt a.M. 1988.
19) Friedrich Kittler. Signal-Rausch-Abstand. In: Materialität der Kommunikation. a.a.O. 355/56. Er fährt dort fort:
Ein Freiraum entsteht, in dem es machbar wäre, Rezeptionstheorie mit Interzeptionspraxis, Hermeneutik mit Polemik und Hermenautik zu vertauschen mit einer Steuermannskenntnis der Botschaften, ob sie nun Göttern, Maschinen oder Rauschquellen entstammen.
20) McLuhan. a.a.O. 60.
21) Roman Jacobson. Linguistics and Communication Theory. Selected Writings II. The Hague/Paris 1971. S. 577
22) Umberto Eco a.a.O. 186.
23) Davon berichtet Howard Gardner. Dem Denken auf der Spur. Der Weg der Kognitionswissenschaft. Stuttgart 1989. S. 22 ff.
24) John von Neumann. Collected Works V. London 1961. S. 310.
25) a.a.O. 319.
26) Andrew Hodges. Alan Turing. The Enigma. New York 1983. S. 5.
27) Alan Turing. Intelligente Maschinen. In: Alan Turing. Intelligence Service. Schriften. Hg. B.Dotzler und Friedrich Kittler. Berlin 1987. S. 102.
28) Roman Jakobson. Linguistics and Communication Theory. a.a.O. 575.
29) Jacques Derrida. Grammatologie. Frankfurt a.M. 1974. S. 22.
30) Jacques Derrida a.a.O. S. 23
31) Jacques Derrida a.a.O. S.15.
32) François Jacob. Die Logik des Lebenden. Von der Urzeugung zum genetischen Code. Frankfurt a.M. 1927.
33) Jacques Derrida. Nietzsches Otobiographie oder Politik des Eigennamens. Die Lehre Nietzsches. In: Fugen. Duetsch-Französisches Jahrbuch für Text-Analytik. Hg. M. Frank, F.A. Kittler, S. Weber. Freiburg i.Br. 1980. S.70.
34) ders. Die Struktur, das Zeichen und das Spiel im Diskurs der Wissenschaftenvom Menschen. In: Orte des wilden Denkens. Zur Anthropologie von Claude Lévi-Strauss. Hg. W. Lepenies und H.H. Ritter. Frankfurt a.M. 1970. S. 390.
35) ders. a.a.O. 393.
36) ders. Die Schrift und die Differenz. Frankfurt a.M. 1976. S.13.
37) ebd.
38) Miches Serres. Hermès II. L'interférence. Paris 1972. S. 9/10.
39) Wolfgang Krohn/ Günter Küppers. Die Selbstorganisation der Wissenschaft. Frankfurt a.M. 1989.
40) zitiert in Richard Rodes. Die Atombombe. Nördlingen 1988. S. 259
41) Rhodes a.a.O.
42) Stanislaw M. Ulam. Science, Computers, and People. From the Tree fo Mathematics. Boston 1986. S 139 und 140.
43) Ulam a.a.O. 219
44) Norbert Wiener. Ex-Prodigy. My Childhood and Youth. Cambridge (Mass.) 1953. S 89/80.
45) Die deutsche Übersetzung, 1990 erschienen, war für 1987 angekündigt worden.
46) Douglas R. Hofstadter. Metamagical Themas: Questing for the Essence of Mind and Pattern. New York 1985. S. 483-491.
47) Friedrich Kittler. Grammophon. Film. Typewriter. Berlin 1986. Es heißt dort:
Wem es also gelingt, im Synthesizersound der Compact Diescs den Schaltplan selber zu hören oder im Lasergewitter der Diskotheken den Schaltplan selber zu sehen, findet ein Glück. Ein Glück jenseits des Eises, hätte Nietzsche gesagt. Im Augenblick gnadenloser Unterwerung unter Gesetze, deren Fälle wir sind, vergeht das Phantasma vom MEnschen als Medienerfinder. Und die Lage wird erkennbar. (5/6)
48) Friedrich Kittler (1989), Literaturverzeichnis, S. 358. Das Bell System Technical Journal steht in Hamburg komplett nur in der Bibliothek der Bundeswehrhochschule.
49) Hans Jonas. Gnosis und spätantiker Geist. Zweiter Teil, erste Hälfte. Göttingen 1954. S. 112.
Die Wissenschaft ist also grundsätzlich mediatisiert: nicht mehr auf ihre eigenen Erkenntnisse ist es eigentlich abgesehen, nicht auf die Vernunft der Dinge und die Wahrheit der Vernunft, sondern nur auf die Vorbereitung für den übervernunftigen, ja, vernunftaufhebenden Vollendungszustand. Vorbereitung ist die Wissenschaft offenbar in doppeltem Sinne: im Funktionellen als Schulung des Geistes zur Abkehr von der Sinnlichkeit, zur Abstraktion, d.h. zur Loslösung vom Unmittelbaren; und in den inhaltlichen Ergebnissen (oder Nicht-Ergebnissen) als Widerlegung des Geistes selbst, d.h. als Demonstration seiner Bedürftigkeit, von einem höheren Prinzip abgelöst zu werden.
50) Lothar Späth. Wende in die Zukunft. Die Bundesrepublik auf dem Weg in die Informationsgesellschaft. Reinbek/Hamburg 1985. S.211. Das Zitat endet so:
...zur Verfügung, die ihre Tauglichkeit sowohl im informationstechnischen als auch im sozial- und naturwissenschaftlichen (hier vor allem bei der Erklärung natürlicher Regelkreisläufe) Bereich erwiesen hat.
51) Späth. a.a.O. 212.