13. Silence 1979-1980 oder: Die Stafette

Der Schlaganfall von 1979 war so schwer, daß der Arzt meinte, McLuhan werde das Bett nicht mehr verlassen. Nach zwei Wochen lief er wieder herum, unsicher und mit teilweise gelähmten Händen, aber nicht bettlägrig. Der schlimmste Schaden war für ihn die Zerstörung seiner Lese- und Schreibfähgikeit. Noch schlimmer: außer einigen wenigen Sätzen konnte er nichts mehr sagen.(270) Die meisten Besucher kamen einfach, um ihm vorzulesen. In seinem Kopf mußte es immer noch fieberhaft arbeiten. Nachdem ihm einige Seiten aus Gödel, Escher, Bach von Douglas D. Hofstadter vorgelesen worden waren, packte er das Buch und lief so schnell er konnte zu eines Nachbarn Haus. Als der Nachbar die Tür öffnete, streckte er ihm das Buch wie einen Stafettenstab entgegen. Er konnte nur "Wuh, wuh, wuh" sagen. (271/72)
Mit der Schließung seines Center for Culture and Technology $75,000 zu sparen, war eine große Versuchung für die Universität. Es wurde geschlossen, aber auch, weil es ohne McLuhan jeder Substanz entbehrte. Für viele seiner Freunde war die Schließung allerding ein symbolischer Abschluß der langen Geschichte der Antipathie der Universität von Toronto ihm gegenüber. (273)
Auch war er fast ohne jede Verteidigungsmöglichkeit. The essential McLuhan, the man at his most characteristic, was the man who in the forties and fifties had held forth at parties unself-consciously, with a stream of brilliant conversation, dizzying his listeners with insights that, when grasped, opened up worlds for them. No gossip, no sour academic laments about the state of things, no alcohol-inspired silliness ever tainted the atmosphere of a social gathering around Marshall McLuhan. Even in the latter years of his career, even when he was racked with pain, he was capable of observations and insights that stayed forever in the finds of his students. They were statements that, in spite of all McLuhan's talk about "putting on" an audience, were never calculated to achieve any effect; they seemed, instead, to be the overflowing excess from some bottomless reservoir of perception.(274) Am Morgen des letzten Tagen des Jahres 1980 fand sein Sohn Michael Marshall McLuhan unbeweglich im Bett. Michaels Vater war tot. Seine Bücher werden vielleicht wenig richtig gelesen und kaum neu aufgelegt werden, doch werden sie noch über Jahre eine Schürfstätte sein.(276)