BEREICH II
LINGUISTIK ( - HERMENEUTIK);; STRUKTURALISMUS;;
SEMIOTIK;; GRAMMATOLOGIE

Michel FOUCAULT.
Wahnsinn und Gesellschaft.
Ffm 1969.

nach Lekt. von Derrida dazu, Schrift und Diff.

Der DISKURS hebt sich ab vom nicht stummen Schweigen des Wahnsinns.

Die Fülle der Geschichte ist nur in dem leeren und zugleich bevölkerten Raum all jener Wörter ohne Sprache möglich, die einen tauben Lärm denjenigen hören lassen, der sein Ohr leiht, einen TAUBEN LÄRM von UNTERHALB der Geschichte, das obstinate Gemurmel einer Sprache, die VON ALLEIN SPRICHT, OHNE SPRECHENDES SUBJEKT und OHNE GESPRÄCHSPARTNER. [...] Es ist die verkalkte Wurzel des Sinns.(12)

Die Notwendigkeit des Wahnsinns während der ganzen Geschichte des Abendlandes ist mit jener entscheidenden Geste verbunden, die vom Lärm des Hintergrundes und seiner Monotonie eine bedeutungsvoll Sprache abhebt, die sin in der Zeit übermittel und vollendet. (12)

Hebt sich ab also vom WEISSEN RAUSCHEN. Das wird aber "Sprache" genannt, OHNE SUBJEKT, OHNE GESPRÄCHSPARTNER. Das Rauschen (Kittler: das REALE) ist GESPALTEN. Thermischer Lärm oder "Sprache der Maschinen" (Wiener). CHAOS ODER UN-/AUSSERMENSCHLICHE ORDNUNG. Kittler in Signal-Rausch-Abstand macht das HINTERGRUNDRAUSCHEN als HINTERGRUND nur explizit, aber als Hintergrund der Rede DES und von DEM Menschen. (Materialität der Kommunikation ed. H.U.Gumbrecht). Bei F. aber ist es zugleich Hintergrund des DISKURSES und selbst DISKURS (und System: ohne Subjekt, Maschine). Die Entdeckung des Hintergrundes der "Sprache der Geschichte" (11) ermöglicht es, diese als Formation zu fassen. Was Foucault sagt: die Entdeckung des Rauschen ist die einer Unterdrükung: des zum Schweigen-Bringen-des-Rauschens. Und da setzt Derrida an: in welcher Sprache kann das gesagt werden, ohne diese Unterdrückung (er sagt auch "Deportation") zu wiederholen? Die Entdeckung der Unterdrückung ist die Unterdrükung?

Foucault:

Seit seiner usprüngliche Formulierung legt die historische Zeit ein Schweigen auf etwas, was wir in der Folge nur noch in den Begriffen der Leere, der Nichtigkeit, des Nichts erfassen können. Die Geschichte ist nur auf den Hintergrund einer geschichtlichen Abwesenheit inmitten des großen Raumes voller Gemurmel möglich. [...] Diese dunkle Region ist DOPPELDEUTIG, denn sie ist REINER URSPRUNG, weil aus ihr die Sprache der Geschichte, die alllählich aus so viel Konfusion die Formen ihrer Syntax und die Konsistenz ihres Vokabulars gewinnt, entstehen wird, und GLEICHZEITIG BODENSATZ, sterile Uferfläche der Worte, einmal durchlaufener und sofort vergessener Sand, [...].(11)

URSPRUNG und RÜCKSTAND, Residuum.

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Michel FOUCAULT.
Archäologie des Wissens.
Ffm. 1973.

Mit Hintergrund eines angelesenen
Gaston BACHELARD
Epistemologie. Ausgewählte Texte.
Ffm/Berlin/Wien 1974.

Ders.
Die Philosophie des Nein. Versuch einer Philosophie des neuen wissenschaftlichen Geistes.
Ffm 1980.

Ders.
Le nouvel esprit scientifique.
Paris 1934/1984.

Ders.
Die Bildungs des wissenschaftlichen Geistes.
Ffm 1978.

Auseinandersetzung mit Bachelard in Michel SERRES. Hermès. (wirft ihm Puritanismus vor).

Mit Einleitung von Wolf Lepenies. Wissenschaftbiographisch. Nebenbei:

Die Wissenschaft geht nicht von Vorgegebenheiten aus, sondern konstruiert; mehr noch, sie schafft sich ihre Objekte geradezu durch die Zerstörung der Gegenstände der Erfahrung. (Lepenies, 13)

"Epistemologische Hindernis" (Bachelard) - "Epistemologischer Bruch" (Kuhn).

---> Foucaults Diskursformation - Bachelards Wissenschaftskonstruktivismus:

Foucault, Archeologie des Wissens. Definitionsversuche von:

DISKURS, AUSSAGE. Abenteuerliche, halsbrecherische, wahnsinnige Versuche, einen sprachlichen/textuellen Bereich des WEDER-NOCH zu KONSTRUIEREN. Aussage: sprachlich/textuell, aber kein Satz, keine Proposition( ? Logik ), andererseits keine Bedeutung, kein Sinn, kein Signatum (?). Was dann: Die Erscheinungsbedingungen von Äußerungen (Sätzen, Propositionen).

Wo finde ich die rettende Analogie? Physik (Bachelard) ? Bereich des konstruierten Experiments? Versuch: mod. Physik konstruiert über instrumentelle Frage, Frage mithilfe von Instrumenten = die Antwort. Zwischenbereich zwischen menschlichem Beobachter und Beobachteter Natur (Materie, Substanz etc). Die Aussage hat keinen Autor, sagt auch nichts aus, erstellt keinen Sinnzusammenhang ... Sie ist eine sprachliche Maschine (?), die das in-Erscheinung-Treten der Sprache ermöglicht. Als Untersuchungsgegenstand ist sich nicht von Metaebene her sprachwissenschaftliches Objekt, sie entzieht sich dieser Fixierung als Objekt von Untersuchungen, für deren Äußerungsmöglichkeiten, -ereignissen (?) sie die Voraussetzung ist. etc pp.

Diskurs: Ereignis, antistrukturalistisch (Foucault, Die Ordnung des Diskurses). Russel, Relativitätstheorie (ABC... ), Raum-Zeit-Ereignisse, keine absoluten Schnittpunkte von Koordinaten in einem kontinuierlichen Raum.

---> DEKONSTRUKTIVISMUS. Entsprechend dem Dekonstruktivismus der modernen Physik. Materie wird 'dekonstruiert' auf atomarer, subatomarer Ebene. Das Feld ist die Bedingung der Möglichkeit des In-Erscheinung-Tretens der Materie. Dieses In-Erscheinung-Treten der Materieteilchen wird im Experiment als 'Antwort' auf eine Frage des theoretisierten, projekthafen Instrumentes (das Forscherteam + Theorie + Instrumente ineins ist das Instrument ) 'konstruiert'. Es ist methodisch strengstens kontrollierter Wahnsinn, der hier konstruktiv wirksam wird. Dieser Wahnsinn wird von Dekonstruktivisten übertragen auf Textualität, Literalität. Es handelt sich um Konstruktivismus. Konstruiert wird ein Feld von Fragen, die keinen Autor haben, an einen Gegenstand, dessen Gegen-ständigkeit aufgelöst wird in der Frage, die keine Antwort abzwingt, sondern ihre Beantwortung selbst ist dann, wenn sie schon (potentiell) verifizierte Theorie selbst ist.

Kein Autor der 'Frage', kein Schöpfer des Gegenstandes, kein Sein des Gegenstandes.

Foucault:

Für mich ging es um folgendes: wenn wir an eine Wissenschaft wie die theoretische Physik oder die organische Chemie das Problem ihrer Beziehungen zu den politischen und ökonomischen Strukturen der Gesellschaft herantragen, werfen wir dann nicht ein zu kompliziertes Problem auf? Setzen wir nicht die ebene der möglichen erklärung zu hoch an? Nehmen wir dagegen ein Wissen wie die Psychiatrie, wird dann nicht das Problem viel leichter zu lösen sein, insofern nämliche das epistoemologische Profil der Psychiatrie verschwommen ist und die psychiatrische Praxis mit einer ganzen Reihe von Institutionen, unmittelbaren ökonomischen erfordernissen, politischen Notwendigkeiten und gesellschaftlichen Regeln verbunden ist? Können wir nicht im Fall einer so "ungewissen" Wissenschaft wie der psychiatrie auf "sicherere" Weise das GEWIRR DER WISSENS- UND MACHTWIRKUNGEN aufdecken? (Dispositive der Macht, (Merve) Berlin 1978, 21/22)

Bezieht sich auf Geburt der Klinik.

Foucault umgeht den Ursprungsort der Diskurstheorie: subatomare Wissenschaften. Das 'Paradigma' kann sich nicht selbst untersuchen.

Physik braucht auch ihren Kosmos, auch wenn sie ihn in die Luft jagt. Gewalt bei Derrida, Grammatologie, Beginn.

Konsequenz: Der Diskurs ist nicht einfach da, liegt nicht in den Archiven vor, sondern muß er-funden werden, konstruiert. Es heißt MIKROPHYSIK der Macht (auch Merve), aber die Macht ist diskursiv, Diskurstechnik. Die erscheint aber nur im Feld, das die Diskursanalyse, die Mikrophysik der Schrift/des Schreibens/des Diskurses eröffnet. Die Begriffe Foucaults: verschwimmend, im Zwielicht des ZWISCHEN. Ereignis gegen Schöpfung, Serie gegen Einheit, die Regelhaftigkeit gegen Ursprünglichkeit, die Möglichkeitsbedingung gegen Bedeutung: die vier Zentralbegriffe der Analyse als deren "regulative Prinzipien" (Ordnung des Diskurses 37)

Um Foucault verstehen zu können, muß man erst bei Bachelard eine Psychoanalyse machen. Archeologie : Verweis zu Beginn auf:

Bachelard, Serres (als Mathematiker), Canguilhem.

Das diskursive MOEBIUSBAND. Bist du auf der einen Seite des Diskurses, Schwupp bist du auf der anderen. René Thom und Seboek aus Bukarest. Die Mikrophysik der Macht: Die Macht hat keinen Autor, der Diskursanalytiker ist kein Autor, das Subjekt der Aussage verschwindet auf beiden Seiten wie mit dem Schöpfer des Kosmos der Schöpfer des Newtonschen Universums schließlich verschwindet, nämlich der Beobachter im Zentrum des absoluten Raumes.

Foucault verstehen: ihn mißverstehen. Der Autor wird wieder eingesetzt: der Autor des Machtdiskurses, der Autor der Diskursanalyse: Foucault. Verschwindet, um als unhintergehbare Referenz aufzutauchen.

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Claude LÉVI-STRAUSS.
Das wilde Denken.
Ffm 1973.

Die Sprache als wissenschaftliches Objekt und die Sprache des sprechenden Wissenschaftlers sind getrennte Bereiche, sagt Lévi-Strauss:

Diese [wissenschaftliche] Formulierung kommt einzig und allein auf der Ebene des wissenschaftlichen Denkens, während die Sprache gleichsam wie ein kollektives Schaffen lebt und sich entwickelt. Selbst dem GELEHRTEN gelingt es niemals, seine theoretischen Kenntnisse und seine Erfahrung als SPRECHENDES SUBJEKT völlig zu verschmelzen. Seine Art zu sprechen verändert sich sehr wenig unter der Wirkung der Interpretationen, die er davon geben kann, weil sie einen anderen Bereich angehören. In der Sprachwissenschaft, darf man also behaupten, kann der Einfluß des Beobachters auf das beobachtete Objekt übergangen werden [den Wiener als Hindernis für eine Ausdehnung der Kybernetik auf die Sprachwissenschaft sah]: das Phänomen verändert sich nicht dadurch, daß der Beobachter es wahrnimmt. (Das wilde Denken 69/70)

denn alle sprachlichen Verhaltensweisen liegen "auf der Ebene des UNBEWUSSTEN DENKENS" (a.a.O. 69). Da wollte LACAN mehr rausholen, nämlich das volle Sprechen, in dem die Barriere durchbrochen ist.

Aber auch Lévi-Strauss hofft,

eines Tages die Antinomie zwischen der Kultur als kollektiver Angelegenheit und den Individuen, die sie verkörpern, aufzulösen, da in dieser neuen Perspektive das sogenannte "Kollektivbewußtsein" nichts anderes mehr wäre als ein dem individuellen Verhalten gemäßer Ausdruck bestimmter vergänglicher Modalitäten der UNIVERSALEN GESETZE, aus denen die UNBEWUSSTE TÄTIGKEIT DES GEISTES besteht. (a.a.O. 79)

Hoffnung auf die Mathematik.

In einem

Séminaire sur "L'identité" , dirigé par
Claude LÉVI-STRAUSS
Paris 1977.

hält Michel SERRES einen Vortrag über "Discours et Parcours".

Es geht um die "intersection" (30), "l'échancheur [l'échangeur?] de ces multiples connexions", um die "intersection originale", den "noeud de connexions" (31), den eine Kultur konstruiert. Diese Konstruktion sei Geschichte, nach dem Bild "du tisserand".

De lier, de nouer, de pratiquer des ponts, des chemins, des puits ou des relais, parmi des espaces radicalement différents. De dire ce qui se passe entre eux. D'inter-dire. La catégorie entre, fondamentale en TOPOLOGIE est ici. (31)

Es geht nämlich um strukturale Anthropologie und Mathematik.

Les méthodes les plus fécondes, aujourd'hui, concernant le texte mythique en général, sont ordonnées à une algèbre et, plus précisement à une ALGEBRE COMBINATOIRE. (31)

Dazu nun Lévi-Strauss in der Diskussion ganz begeistert:

tout mythe cherche à résoudre un problème de communication et que, le mythe étant débordé par le nombre des connexions possibles, par la complications du graphe (et ici, je me cite textuellement et vais rejoindre M. Michel Serres), en fin de compte, tout mythe consiste à brancher et à débrancher des relais. (40/41)

Also ein Computer, etwas altertümlich, mit klickenden Relais, aber immerhin.

Les structures élementaires de la parenté (1967)

enthalten nun eine eigenes Kapitel "Sur l'étude algébrique de certains type de lois de mariage". (257 ff) Das dabei benutzte "tableau" ähnelt für den Flachländer sehr dem Schema L von Lacan (Ecrits, p. 53)

In:


Claude LÉVI-STRAUSS.
Strukturale Anthropologie.
Ffm. 1971.

meint L.S. gegen N.Wiener, daß die "mathematischen Methoden der Vorhersage, die den Bau der großen elektronischen Rechenmaschinen ermöglicht haben" (68), in den Sozialwissenschaften angewandt werden könnte, dann nämlich, wenn sie auf Sprache angewandt werden. Denn "die Sprache ist ein soziales Phänomen." (69) S 70 ff wird dann ausführlich über die Einsatzmöglichkeiten von Rechenmaschinen gesprochen. "Kommunikation" über Frauentausch, die Frau als "'Nachricht'" (74).

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Jacques DERRIDA.
Signatur, Ereignis, Kontext.
In: Randgänge der Philosophie.
Ffm/Berlin/Wien 1976. 124 ff

Als Schrift ist die Kommunikation, legt man Wert darauf, dieses Wort beizubehalten, nicht das Beförderungsmittel von Sinn, der Austausch von Intention und Meinen, der Kiskurs und die 'Kommunikation der Bewußtseine'. Wir wohnen nicht einem Ende der Schrift abei, das der ideologischen Darstellung MacLuhans zufolge eine Transparenz oder eine Unmittelbarkeit der gesellschaftlichen Beziehungen wiederherstellen soll; sehr wohl aber der immer mächtigeren historischen Entfaltung einer allgemeinen Schrift, deren System des Sprechaktes, des Bewußtseins, des Sinns, der Anwesenheit, der Wahrheit etc [!] nur ein EFFEKT ist und als solcher analysiert werden mkuß. Diesen in Frage gestellten Effekt habe ich andernorts Logozentrismus genannt; [...]. (154)

Wage ich zu sagen -> Die 'wissenschaftliche Revolution', Kybernetik, Informationtheorie usw, der Hintergrund dessen, was Derrida die "immer mächtiger historische Entfaltung einer ALLGEMEINEN Schrift" (Randgänge 154, s.o. ) nennt. Immerhin eine KONTINUITÄT der Bruch-Entwicklung, Bruch-Entfaltung, na was wird das schon sein?

Nicht nur wird mit der différance ein Neues Schreib-Feld für 'Dekonstruktivisten` eröffnet, und somit von Vornherein jede Behauptung von einem "Ende der Schrift" (a.a.O.) (zu Mc Luhan) widersprochen, sondern ....---->

Sprung: Eco über Jakobson: Transplantat der Informationswissenschaft in Humanwissenschaft (?), ERLÖSUNG, Befreiung von Anthropozentrismus (s. im selben Band Eugen Baer über Seboek ) ( -> Derrida: Logozentrismus). Imperialismus der (sprachzentrierten) Linguistik wird von Semiotik überwunden.

Knuddelknuddel: Die Bekämpfung von Invasoren aus einer fernen Galaxis. Man weiß, daß sie kommunizieren. Man wird den Code zu 'brechen' versuchen, verhindern, daß sie das 'anthropozentrische Immunsystem' überlisten. Es wird alles erlaubt sein, diesen Gegener zu vernichten, mit allen Konsequenzen einer wissenschaftliche Revolution.

1. Spielart der Einschätzung (nach Lem): man wird nicht fähig sein, diese 'Invasoren' anthropodezentrisch zu sehen, also nach alter Primatenart auf sie losballern. Der Anthropozentrismus bestünde hier darin, ihnen menschliche Feindbilder überzustülpen, die jede intergalaktische Konfliktregelung schon im Keim verunmöglichen.

2. man wird ihnen anthroppdezentrisch begegnen, indem man sie als 'galaktisch Andere' sieht. Dann bilden sie aber die wissenschaftliche Herausforderung, einen anthropodenzentrischen Sprung zu schaffen, der die Gefahr bannt. Sie wären keine Un-menschen, sondern Agentien einer unbekannten, gefährlichen Technologie, eines überlegenen Wissens etc. Vielleicht wäre aber auch das anthroprozentrisch, nämlich im Bereich akademischen Denkens.

So! Die Rolle der Nazis als fiktive De-humaniden. Eine fremde 'Rasse', die durch unmenschlichen Bruch sämtlicher zivilisierten Konventionen den anthroprodezentrischen Sprung erfordern und rechtfertigen. Einstein/Szilard: Man schreibt ihnen die überlegene Technologie zu, die Atombombe zu bauen. Die Überlegenheit besteht darin, 'genau so weit zu sein wie wir sein könnten, wenn wir sie wären'. Spiegelphänomene. Die Wissenschaft wird von ihrer anthropologischen Eingrenzung ERLÖST. Es handelt sich ja um die 'hochtechnologisierte Bestie'. Etwa so? ---> Die Schwelle ist latent schon übersprungen, wissenschaftliche Vorstadien durchschritten, aber es braucht einen anderen, dem zugetraut wird, den Sprung auch wirklich machen zu wollen/können, um ihn selbst zu machen. Anthropodezentrismus im gegenseitigen Aufschaukeln. Oder so: es braucht Bestialität des Anderen, um selbst bestialisch sein zu können, platt. Verschiebung der Bereiche: der Andere ist Bestialisch, nachweislich, aber die Antwort der Wissenschaftler ist : dann ist auch die technologische Offensive möglich. So gehts nicht richtig ....

Nochmal DERRIDA. "immer mächtiger Entfalgung einer allgemeinen Schrift" (a.a.O.). Vorher Condillac.

Ich werde nur ein Beispiel anführen, glaube aber nicht, daß sich in der ganzen Geschichte der Philosphie ein einziges Gegenbeispiel finden liße, eine einzige Analyse, die jener WESENLICH widerspräche, welche Condillac in enger Anlehnung an Warburton in seinem Essy sur l'origine des connaissances humaines vollzieht. (a.a.O.127)

Diese "ganze Geschichte" hat er sich dann doch lesend reingezogen. Die historische Entfaltung fängt also erst mit ihm an, als Entfaltung faltet sich sich aber doch schon immer. Wie hat er also die ganze Philosophie gelesen? In Form von Büchern, die einen Inhalt "wesentlich", nämlich ohne Differenz und Differance transportiert/kommuniziert haben. Diese ganze Philosophie ist dann wesentlich präsent, und repräsentiert die schreckliche Repräsentation. Kein Bruch, keine Spur von Spur, vollkommene Transparenz des Logos für den Leser Derrida. Dessen "Anwesenheit" (weiter unten) ist auch ungebrochen. Er redet als einer, der während der ganzen Lektüre anwesend war, und zwar ohne wenn und aber. Die List besteht darin, dieser ganzen Philosophie gegenüber anwesend zu sein, sie sich ihm vertrauensvoll auf seine Zuverlässigkeit als Empfänger in ihrer ganzen Zentriertheit naiv offenbaren zu lassen, um dann zu sagen, ätsch, nun habe ich dich aber erwischt, und zwar von hinten bis vorn, nach Strich und Faden. Aber weil er sie so gelesen hat, hat sie sich ihm so offenbart. Er verweigert ihr die Spurensuche. Ob Logo- oder Dekontrukto - Zentrismus allemal.

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A. FLAKER, V. ZMEGAC (hg).
Formalismus, Strukturalismus u. Geschichte.
Kronberg 1974.

darin:
Jurij LOTMAN.
Zur Distinkion des linguistischen u. des literaturwissenschaftlichen Stilbegriffs. a.a.O. 105 ff

POLYSEMIE (106). Die

INFORMATIONSFUNKTION DER SPRACHE zielt [aber] auf semantische Eindeutigkeit ab. Der SENDER ist daran interessiert [??], daß die ganze Information, also auch ihr vorgesehener Umfang, vom Empfänger rezipiert wird. Aus diesem Grunde wäre ein bestimmtes SELEKTIONSSYSTEM notwendig, das die ÜBERFLÜSSIGE UND GEFÄHRLICH ANSTEIGENDE POLYSEMIE ELIMIERTE, um nur eine - die einzig notwendige - Bedeutung zu gewährleisten. Die Rolle eines ähnlich funktionierenden Regulaters spielt der Kontext. (106)

Aber der Kontext dieser Kontexttheorie ist ein SCHUB VON SELEKTIONSNOTWENDIGKEIT unter Bedingungen militärischer Kommunikation (2. Weltkrieg). Störungen ---> Assoz. Schweijk als Kompanieordonnanz am Telefon mit Oberstleutnant Lukasch.

In jedem beliebigen Fall aber erweist sich gerade der Kontext als Mittel zur definitorischen Bestimmung der semantischen Auffüllung des Wortes, seiner Herausstellung aus einer ganzen Reihe von polysemantischen Bedeutungen. Diese Tatsache besitzt jedoch keineswegs Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Sie bezieht sich nur auf die Fälle, in welchen der I n h a l t  der übermittelten Nachrichten AMORPH ist und KEINE INNERE STRUKTUR aufweist. Im normalen Sprechakt haben wir es nur mit einer Struktur, mit der Struktur der Sprache selbst zu zun. ( 107)

Wissenschaftl. Terminus:

Der Terminus wird wie ein Sprachzeichen definiert, in dem einer Ausdruckseinheit eine und nur eine exakt-bestimmte Inhaltseinheit entwpricht. Polysemie und Subjektivität der semantischen Füllung sind ausgeschlossen. [...] Folglich existiert jeder bestliebige Terminus nicht für sich allein, sondern repräsentiert ein Glied IM SYSTEM WISSENSCHAFTLICHER TERMINIE. Nicht bedingte Konventionalität, sondern die STELLUNG DES TERMINUS INNERHALB DIESES SYSTEMS, die exakte Fixierung seiner Beziehungen zu anderen objektiven wissenschaftlichen Erscheinungen gewährleisten seine Monosemie. (107)

Das Problem aber bei HISTORISCHEN Begriffssystemen:

A u ß e r h a l b  d e s  S y s t e m s  e i n e r  W i s s e n s c h a f t  b e g r i f f e n,  erschließt uns der sprachliche Kontext das Wesen des Terminus nicht oder nur sehr unklar und approximativ. (108)

Es gibt also ein AUSSERHALB auch wissenschaftlicher Begriffssysteme, also auch solcher Systeme, die das AUSSERHALB, also die ganze BEOBACHTERGESCHICHTE, einzbauen versuchen. Für Lotman ist dieses Ausserhalb aber nicht nur von einem Ober-Beobachter aus, dem Nachgeborenen, gesehen, sondern von einer Art 'Versacken' des Systems im Sand einer Sprache historischen Sprache. Ambivalenz: Versacken in einem Über-system: "das gesamte System von Vorstellungen der Denker des 18. Jhdts" (108) Die Systemgrenzen werden porös.

Historisch: ein bestimmte Begriff, z.B. Naturzustand, setzt zu seiner semantischen Bestimmung voraus:

die Ermittlung der S t r u k t u r  s e i n e r  W e l t a n s c h a u u n g , der Beziehung bestimmter Begriffe untereinander, der eindeutigen Stellung dieser Begriffe innerhalb eines homogenen Ideologiesystems eines Schriftsteller. [...] schließlich das gesamte System von Vorstellungen der Denker des 18. Jahrhudnerts über den Menschen und die Gesellschaft, all das wird unvermeidlich in den Inhalt dieses Terminus involviert. (108)

Dann gibt es noch "Dutzende von anderen ideologischen Strukturen [...], die in verschiedenem Maße den Begriff des Naturmenschen füllen." (109)

Andere Frage:

das Problem humanwissenschaftlicher Termini: [...] sind keine Terminie, da sie nicht mit der notwendigen Eindeutigkeit versehen sind. (110)

Nun aber:

Schwieriger für die Analyse stellt sich der Fall, in dem die Aussage der Übermittlung einer Struktur dient, die KOMPLEXER ist als die ideell-terminologische Struktur. (111)

So: stilistische Zeichen.

Monosemie impliziert auch eine Stilauffassung, in der der Stil nicht als Gesamtheit bestimmter lexikalischer und expressiver Mittel begriffen wird, sondern als eine ideologisch-sprachliche Struktur, in der das System der Beziehungen der Elemente untereinander und zum gleobalen Ganzen seine semantische Eindeutigkeit garantiert. (111)

Gegenüberstellung einer logischen (wissenschaftl.) Sprache und einer emotionalen (dichterischen, Interjektion) ist falsch.

Indessen kann man das Wesen des Wortes in der künstlerischen Literatur nicht durch eine einfache Antithese von logisch und emotional erklären. Die Integrierung des Wortes in eine komplexe und vielschichte Struktur bewirkt, daß seine Semantik gleichzeitig vielschichtig und eindeutig erscheint. [...] Die SPRACHLICHE MEHRDEUTIGKEIT (Polysemantik) nimmt immer mehr ab, die KÜNSTLERISCHE POLYSEMANTIZITÄT nimmt zu. (115)

Folgt: Linguistische Analyse eines Textes genügt nicht. Kunstwerk setzt voraus, das die Informationsfunktion des Textes immerwieder von der einheitlichen Struktur des Kunstwerkes her neu bestimmt wird.

Das Kunstwerk wird als eine einheitliche Struktur rezipiert, was unvermeidlich einen ständigen Rekurs auf die Details erfordert, die ihre Informationsfunktion scheinbar schon erfüllt haben. [...] Form einer Spirale [...], deren Anzahl der Windungen zur komplexen Polysemantizität des Systems, d.h. zur künstlerischen Tiefer direkt proportional ist. (116)

Es ist notwendig, außer der linguistischen Struktur auch die Struktur des übermittelten Inhalts zu berücksichtigen, die, obwohl mit den Mittteln der Sprache wiedergegeben, öihrer Natur gemäß keine sprachliche Struktur darstellt. ( 116)

Also: "S t r u k t u r  d e s  I n h a l t s"  (116), also "Untersuchungen zur Ideologie und zum Schaffen des Schrifstellers" (117). Warum aber IDEOLOGIE, und dann DIE DES SCHRIFSTELLERS. Wenn aber nicht IDEOLOGIE, was dann: Sprache an sich? DISKURS?

Nimm DISKURS: Das einzelne Wort im dicht.Text muß, obwohl es seine Informationsfunktion schon erfüllt hat, in der Spirale (oder etwa MÖBIUSSCHLEIFE ?????????????? ) sie immer erneut erfüllen im KONTEXT des DISKURSES. Was aber ist DISKURS, wenn nicht wieder eine SPRACHLICHE MASCHINE, ohne Subjekt, ohne Autor, ohne SINN etc, also ein SYSTEM. Also doch IDEOLOGIE???

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Was soll das ganze? Meine Frage:

Kann in einem lit.Text ein wissenschaftliches Begriffssystem in der Weise auftauchen, daß es in DIESEM LITERARISCHEN KONTEXT so aufgelöst, zerschroten wird, daß es in 'Literarizität' aufgeht?

---> Pynchon, Ende der Parabel.

---> J.Joyce, Ulysses, das 'Expertensystem' Frage-Antwort, vorletztes Kapitel.

Was passiert: Wissenschaftsprache wird zitiert, aber nur zitiert? Sprachlich: Totalisierung der lit. Sprache, s. bei Joyce : Was ist Wasser? und die Antwort. Wasser löst alles in sich auf. Pynchon: der laryngale Polyp, der das Londoner Kommunikationssystem verschluckt !!!!!!!!!!

Und nun auf BEOBACHTUNG bezogen. Es ist hier nicht der Beobachter des Beobachters des Beobachters, der installiert wird, sondern ETWAS ANDERES. Der BdBdB läßt die Beobachteten Beobachtungssysteme und deren Objekt INTAKT. Er limitiert sie durch die Grenzen ihrer Grenzen und benennt den Beobachter, für den diese Grenzen nur als solche erscheinen können (Umwelt, Luhmann, Maturana). Hier aber lösen sich die Systeme auf, sie zerbröseln, IN WAS? IM TEXT. Was denn sonst.

Und dann kommt hinzu. Literatur an Grenzen getrieben wie Wissenschaft. Trägt Beobachtungsproblematik schon in sich selbst: Kafka. Dort Selbstbeobachtung, von AUSSEN gesehen (Zirkuszelt, Loch, Psychologie nicht möglich ) nicht möglich. Aber im Text doch, weil PERSPEKTIVLOSIGKEIT DES TEXTES, trotz Monoperspektive etc. SCHREIBEN-TOD und so Edles (Foucault) könnte sein: SCHREIBEN - AUFLÖSUNG DER SELBSTREFLEXIVITÄT und DER BEOBACHTUNGSPERSPEKTIVITÄTEN im Schreiben. Ist das eine Maschine, die den Begriff der Maschine, der den des Beobachters voraussetzt (?) auflöst? Das wäre nicht die Sprache AN SICH, auch nicht die DES AUTORS, auch kein weißes RAUSCHEN, sondern eher KOMPLIZIDTÄT von Maschine und Beobachter (Derrida) und die Spur wechselnder Allianzen .... sabber. Kafka: Text = Kommentar der nicht vorhandene Schrift. Zusammenbrüche der Aktenstöße.

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Svetozar PETROVIC.
Statistik und Poesie. (a.a.O. 100 ff )

Das Vertrauen in die Macht wissenscahftlich-exakter Analyse dehnt sich unaufhaltsam auch auf die Literaturwissenschaft aus. (101)

Gemeint sind statistische Verfahren. Vertrauen? Oder Zwang? Was bringen aber Einzelergebnisse socher Verfahren? Belanglose Daten, weil nicht klar, wie einzelne Elemente in das Ganze des Kunstwerkes integriert sind.

Mit anderen Worten: KÖNNEN WIR DEM GEBACKENEN KUCHEN NOCH FRISCHE KIRSCHEN ENTNEHMEN? (102)

Exakte Verfahrensweisen können uns jedoch helfen, sachlicher und unmittelbarer Einblicke zu gewinnen in die Bedingungen, unter denen Literatur funktioniert, [...]. Die modernen kybernetischen Forschungen sowie die zeitgenössische statistische Linguistik bieten einer solchen objektiven Betrachtung eine erste Stütze. [...] wenn wir ferner ZIPFS Formel akzepierten, wonach die Zahl der verschiedenen Bedeutungens eines Wortes - in allen Sprachen der Welt - der Quadratwurzel der relativen Frequenz gleich ist; [...] werden unsere Überlegungen zum Problem der AMBIGUITÄT, der ZWEISCHNEIDIGKEIT und VIELDEUTIGKEIT poetischer Texte offenbar von einem gänliche neuen Ansatz ausgehen. (104)

---> KYB. PARADIGMA in LITWISS.

WENN WIR GLEICHERWEISE VERSUCHE, DIE LITERATUR IN IHRER GESCHICHTLICHEN ENTWICKLUNG ALS EIN SYSTEM MIT RÜCKKOPPLUNGEN (IM KYBERNETISCHEN SINN DES WORTES) ZU BEGREIFEN, werden unsere Betrachtungen über die Wandlungen und Oszillationen in der Literatur (über die Dichotomien realistisch - romantisch, Aktivismus - l'art pour l'art, usw.) ebenfalls eine etwas andersartige Perspektive gewinnen. (104)

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SCHLEIERMACHER.
Hermeneutik und Kritik, ed M. Frank.

Lesefrüchtchen.

"Wir finden in Beziehung auf die Kritik den Sprachgebrauch der höheren und niederen Kritik. Findet dieser Unterschied auch auf dem hermeneutischen Gebiete statt? Aber welche von den beiden Seiten sollte subordniert sein? Das Geschäft, die Rede in Beziehung auf die Sprache zu verstehen, kann gewissermaßen mechanisiert, also auf einen CALCULUS zurückgeführt werden. Denn sind Schwierigkeiten da, so kann man diese als unbekannte Größen ansehen. Die Sache wird mathematisch, ist also mechanisiert, da ich sie auf einen Calculus gebracht habe. Sollte dies als mechanische Kunst die niedere Interpretation sein, und jene Seite aus der Anschauung der lebenden Wesen, weil sich die Individualitäten nicht in eine Zahl bringen lassen, die höhere? [...]." (79)

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Julia KRISTEVA.
Die Revolution der Poetischen Sprache.
Ffm 1978 (Paris 1974).

Das SEMIOTISCHE und das SYMBOLISCHE, prae- - postödipal. Die "thetische Funktion des Symbolismus" (63) trennt sich von der "semiotischen doxa" (ebd., zu Frege).

Die besondere Stellung der Bedeutung im Kunstwerk ergäbe sich gerade aus der Ambiguität, die aufrechterhalten wird zwischen Sinn, gleichbedeutend mit Grammatikalität, und Bedeutung, [...]. (63)

Zu Beginn wird daran erinnert (32)

daß sich die modernen Sprachteorien - ungeachtet ihrer unterschiedlichen Ausprägungen - darin einig sind, die Sprache als ein rein »formales« Objekt zu betrachten, insofern sie ein Syntax aufweist bzw. sich mathematisieren läßt. [...] Harris [...].

Und dann die poetische Sprache:

die poetische Sprache macht dem Subjekt [der Aussage] den Prozeß, indem sie sich SEMIOTISCHE MARKIERUNGEN UND BAHNUNGEN bedient. Doch in dem Moment, da die Poesie aufhört, Glossolalie der Triebe zu sein, und auf die Ordnung der Sprache trifft, trifft sie auf DENOTATION UND AUSSAGEN -das WAHRSCHEINLICHE und das Subjekt -und über sie auf das Gesellschaftliche. (67)

IST NUN SPRACHE ALS »FORMALES«, MATHEMATISIERBARES, 'WARSCHEINLICHBARES' OBJEKT DEM SYMBOLISCHEN ZUZUSCHREIBEN????

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Paul DE MAN.
Semiologie und Rhetorik.
In: Allegorien des Lesens. Ffm 1988. 31ff.

---> SEMIOSIS - LESEN (Lektüre)
---> LOGIK, GRAMMATIK, RHETORIK.
---> Rhetorik, Semiosis, Lektüre ---> DER DRITTE
---> Grammatik ---> DYADIK.
---> Jakobson <-> frz. Semiologie/structuralisme =
Grammatikalität des lit./poet. Textes (Jakobson)
<->
Vermischen von Grammatik und Rhetorik.
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"Die Deutung des Zeichens ist für Peirce nicht eine Bedeutung, sondern ein anderes Zeichen; ES IST EINE L E K T Ü R E  UND KEINE  D E K O D I E R U N G, und diese Lektüre muß ihrerseits mit einem weiteren Zeichen gedeutet werden und so ad infinitum. Peirce nennt diesen Prozeß, durch den «ein Zeichen ein anderes gebiert», reine Rhetorik im Unterschied zu jener REINEN GRAMMATIK, die die Möglichkeit einer unproblematischen dyadischen Bedeutung postuliert, und im Unterschied zur REINEN LOGIK, die die Möglichkeit der universellen Wahrheit von Bedeutungen postuliert." (38) 

"Rhetorik ist die radikale Suspendierung der Logik und eröffnet schwindelerregende Möglichkeiten referentieller Verwirrung, [...] würde ich nicht zögern, die rhetorische, figurative Macht der Sprache mit der Literatur selbst gleichzusetzen." (40) Logik wäre dann wohl die radikale Suspendierung der Rhetorik. Wie aber bei Aristoteles: Syllogismus - Enthymen

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Enzyklopädisches Wörterbuch der Sprachwissenschaften, darin Ducrot und Todorov: Rhetorik nur auf paradigmatische Ordnung der Wörter (Substitutionsverhältnisse), nicht auf syntagmatische (Kontiguitätsverhältnisse) gerichtet. "Sie fordern zur Ergänzung der ersten eine andere Perspektive, in der die Metapher, zum Beispiel, nicht als Substitution, sondern als ein bestimmter Typ von Kombination definiert würde." (35)

---> Zusammenhang, Spekulatius: Grenze von Zeichen - Signal = Grenze von Sprache und Elektronik, Aristoteles - Locke (Bloom, Assoziationspsychologie-Rhetorik) - Boole - Shannon/Turing/Wiener. Übersetzung/Übertragung von menschl. Sprache in die "Sprache der Maschinen" (Wiener)

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Gérard GENETTE
Figures III.
Paris 1972.

(s. auch Hinweis bei Paul de Man). Darin: La rhétorique restreinte. 21 ff.

[---> SCHALTALGEBRA/-LOGIK
---> Rhetorik /Metapher-Metonymie ---> Kontiguität/Substitution
---> Mathemat. Logik ---> SCHALTALGEBRA/-LOGIK. ]

Genette: Beschreibt den Ausdünnungsprozeß der klassischen Rhetorik zur Residualform von Metonymie und Metapher. Zum Metonymie-Metapher-Konstrukt s. Bloom (wo?). Gibt es in diesem Beschränkungsprozeß eines Richtung, die sich mit einer 'Rhetorik der Subatomaren Prozesse' trifft im 'Medium' der Booleschen Logik? (Transistoren, aber schon Relais, s. Rechenmaschinen. Analog-Digital).

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Félix GUATTARI.
MICRO-Politique du désir.
In: Psychoanalyse et Politique. Paris 1974 S. 43ff.

Und wieder: DAS KLEINE. s. Michel Foucault. MIKROPHYSIK der Macht. (Merve).

Puis-je faire remarquer que c'est seulement dans la mesure où les chimiste ont mené une analyse au niveau moléculaire et atomique qu'ils sont parvenus, ensuite, à réaliser des synthèses d'éleménts complexe." (50) Es geht um, daß die "forces productives" heute "font éclater les territorialités humanines traditionelles qu'elles sont en mesure de libérer l'énergie atomique du désir." (51) Die "systèmes totalitaires capitalistes et socialistes bureaucratiques sont amenés sans cesse à perfectionner et à MINIATURISER leurs machines répressives." (51)

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A. Rény. Tagebuch über Informationstheorie.
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Alice hinter den Spiegeln.

"Seine Zeit allein kostet tausend Mark die Minute." (42) Sprache kostet tausend Mark das Wort!" (43) "'Sie [Alice] muß per Post geschickt werden, sie hat ja einen Kopf auf' -'SIE MUSS ALS TELEGRAPHISCHE NACHRICHT BEFÖRDERT WERDEN.'" [so reden die Tiere in der Eisenbahn] (44)

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Gaston Bachelard. Philosophie des Nein.

"Realismus der Dinge /.../ Realismus der Gesetze /.../. Anders gesagt, man muß bereits zwei Ebenen der Realität zugeben." (41)

Das Reale und Realität.

Armando VERDIGLIONE.
La matière non-sémiotisable.
In: Psychoanalyse et Politique. Paris 1974. 201 ff.

La définition de MATIERE, chez Hjelmslev, est négative: ell indique ce qui est exclu de la formulation, CE QUI N'EST PAS SÉMIOTISABLE. La définition s'élève sur cet impossible : '[...] DEFINIERBAR IST NUR DAS, WAS KEINE GESCHICHTE HAT' [Nietzsche]. L'impossibilité vise une matrière où les barrières ne s'inscrivent pas en tant que marges; matiére qui différe radicalement du sujet de la conscience. La trace du corps ( ce que le corps trace) et matérielle, impossible à penser. [...] la formalisation sicentifique ne peu refléter lan matière, ell ne peut que la méconnaitre. [...] La lettre, en tant que gramme est inséparable de la matière: c'est sa séparation qui prétent précisément s'imposer comm inscription absolue ou se ritualiser comm formule. [...] Le nonsémiotisable de la matière est ce qui parcout et oriente l'étude du langage (Peirce, Hjelmslev)." (219/20)

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Chomsky als Kronzeuge für die Paradigmenübergabe Informationstheorie-Linguistik.

Noam CHOMSKY.
Sprache und Verantwortung.
Gespräche mit Mitsou Ronat.

M.R. in Einleitung: Chomsky habe "ein Reales der Sprache enthüllt, ein von Ideologien und Phantasmen verhülltes Reales."(10) Dazu Verweis von M.R. auf Milner, J.-C., Lamour der la langue: Reales <-> Realität.

ebd. über Mathematik und Linguistik.!!!!!!!!!!!!!!!!!

Über die "'HISTORISCHE BEGEGNUNG [VON LINGUISTEN] MIT FERNMELDETECHNIKERN" (147, Formulierung Mitsou Ronat) Bezug auf JACOBSON, Linguistics and Communication Theory (Quelle in Anm. und KK ).

Chomsky:"Diese Theorien ["Technische Modelle wie Markovschwe Quellen mit endlichen Zuständen" (147); Erläuterung in Anm h, S. 219; u.a ] waren damals außerordentliche in Mode, und sie riefen sogar einen gewissen Grad von Euphorie hervor [...]. Im Intellektuellenmilieu von Cambridge wirkten sich die bemerkenswerten technologischen Entwicklungen, die mit dem Zweiten Weltkrieg in Zusammenhang standen, sehr stark aus. Computer, Elektronik, Akustik, mathematische Kommunikationstheorie, Kybernetik, alle technologischen Ansätze zur Untersuchung menschlichen Verhaltnes erfreuten sich außerordentlicher Beliebtheit. Die Humanwissenschaften wurden auf der Basis dieser Konzepte neu aufgebaut. Es war alles miteinander verbunden. Als Student an Harvard in den frühen 1950er Jahren hat mich all das sehr stark beeindruck. Einige Leute, mich selbst eingeschlossen, waren ziemlich besorgt über diese Entwicklungen, zum Teil aus politischen Gründen, zumindest was meine persönlichen Motivationen betrifft. [...] weil dieser ganze Ideenkomplex mit potentiell ziemlich gefährlichen politischen Strömungen verbunden zu sein schien: manipulierend und verbunden mit behavioristischen Vorstellungen vom menschlichen Wesen." (149/50) (vgl. optimistischer Skeptizismus in dieser Hinsicht S. 104 )

- Das MARKOVSCHE QUELLENMODELL: auch bei LACAN, purloined letter, eingeschlagen -

Ebd. Linguistik und Mathematik.

Comsky: "Wir wollen präzise Prinzipien und präzise Regeln innerhalb eines formalisierten Systems formulieren. Es erweist sich, das 'präzis sprechen' auf dem Weg der Formalisierung erfolgt, es wäre jedoch nicht richtig, das als Mathematik zu betrachten. Zum Beispiel liefert EINE SPIELART REKURSIVER FUNKTIONTHEORIE [ s. J.Campbell, Grammatical Man, p. 169 ] im Prinzip die Mittel, linguistische Regeln zum Ausdruck zu bringen. Aber bis zu dem Punkt ist es Formalisierung, nicht Mathematik. Mathematische Linguistik fängt an, wenn man abstrakte Eigenschaften der Formalisierung unter Abstraktion ihrer besonderen Realisierungen untersucht. Der Gegenstand existiert in einem ernstzunehmenden Sinne nur insofern, als nicht-triviale Theoreme bewiesen oder zumindest erwogen werden können." (146/47)

Chomsky, Sprache und Verantwortung, weiter:

Zweideutigkeit der Generativen Grammatik. "Entdeckungsverfahren" (137) ist teil der genetischen Ausstattung des Sprechers (137), zugleich aber: "Unsere Entdeckungsverfahren bilden die Theorie, die auf den Korpus angewandt, die Grammatik hervorbringt. Diese Grammatik stellt die Sprachkenntnis dar."(137) Ist nun das Entdeckungsverfahren das des Sprechers oder das des Wissenschaftlers?

In der Tat denkt Chomsky an eine "'Universalgrammatik' für Theoriebildung" (93) als eine "Theroie der Struktur erreichbarer Theorien"(93).

"Wenn diese 'Universalgrammatik' Teil der biologischen Ausstattung einer Person ist, dann werden der Person, angemessene Hinweise einmal vorausgesetzt, zumindest in einigen Fällen gewisse erreichbare Theorien zur Verfügung stehen. Zugegebenermaßen vereinfache ich stark." (93)

Und diegleiche Frage: "Was ist die 'Universalgrammatik' für intelligible Theorien; was ist der Komplex biologisch gegebener Notwendigkeiten?" (92/93). ff: "wahre Theorien" und "erreichbare Theorien" und ihr "Schnittpunkt" (93).

Nun muß es doch auch für diese "Theorie der Struktur erreichbarer Theorien" (s.o.) eine 'Universalgrammatik' geben. D.h. diese Theorie kann Grenzen für erreichbare Theorien festsetzen und als biologisch/genetisch Vorgegeben nachweisen, müßte dies aber für eben diese Theorie, sich selbst nämlich , auch tun. Was nun, wenn sie ihre eigene Unerreichbarkeit herausfinden würde? Und wenn erreichbar? Dann würde sie sagen, daß die (menschliche) genetische Ausstattung so beschaffen ist, daß sie selbst als Theorie erreichbar ist, die darüber Aussagen macht, ob die (menschliche) genetische Austattung so beschaffen ist, daß bestimmte Theorien erreichbar oder nicht erreichbar sind. Um das sagen zu können, m u s s sie aber erreichbar sein. Hat das was mit Mengen zu tun wie der Menge aller Mengen, die sich nicht selbst enthalten?

Und so spekuliert's sich voran: LEROI-GOURHAN. Hand und Wort. (La Geste et la Parole). Paläanthropologie und Evolution. Kann es hier eine Theorie geben, die sagen könnte, wenn dies und jenes gegeben gewesen wäre, hätte die Evolution nicht zum Menschen geführt. Nun stelle man sich diese Welt ohne Menschen vor. Jede Aussage darüber setzt aber voraus, daß es ihn gibt, als Bedingung der Möglichkeit dieser Aussage.

Und Evolution? Ist sie nicht die Theorie, die sie als Theorie ermöglicht? Wenn das Leben nicht geschaffen wurde, wie kann man darüber reden, ohne es selbst zu schaffen? Reinige das Gerede von allen 'Antropomorphismen' und 'Ethnozentrismen', z.B. von der Idee des 'survival of the fittest'. Gereinigte Evolution. Eine Theorie der Evolution ist dann immer noch ein Ergebnis der Evolution. Nietzsche: Wille zur Macht? Einmal diese Idee eingeführt, wird sie von sich selbst angenagt.

GNOSTISCHE IMPLIKATIONEN. s. Bereich IV.

Hans JONAS.
Gnosis und spätantiker Geist
Göttingen 1934 (Band 1), 1954 (Band 2)

Bd. 2. : Philo von Alexandrien. S. 115, Fußn. 2.

Vgl. den Gedankengang in de somn. I, anschließend an Gen 28,10f. ('Jakob zog aus vom Eidbrunnen und ging nach Haran, und er traf auf einen Ort; denn die Sonne war untergegangen' usw.) Der 'Eidbrunnen', in dem die Granden kein Wasser gefunden hatten und den hier Jakob v e r l ä ß t, symbolisiert die Wissenschaft (epistéme), deren Gegenstände nicht an der Oberfläche, sondern tief verborgen liegen, und die zuletzt auch keinen Ertrag gibt, denn "die Enden (télæ) der Wissenschaft sind nicht nur schwer zu finden, sondern gänzlich unfindbar" (§ 8) Die GRUNDSÄTZICHE UNVOLLENDBARKEIT JEDER WISSENSCHAFT begründet ihre letzthinnige Vergeblichkeit. "Denn das Leben ist kurz, die Kunst aber lang" (§ 10, nach Hippokrates). "Der Brunnen der Wissenschaft hat also nicht Grenze noch Ende" (§ 11) Aber e i n e entgültige Gewißheit erwächst ihr doch (daher Brunnen des 'Eides'), eben jene, die dann die Abkehr von ihr begründet, daß "die Gattung der Weiheit UNBEGRENZT und UNVOLLENDBAR ist" (§ 12) [...] Insbesondere gilt dies Versagen von der Wissenschaft des H i m m e l s ( §§ 21-24) und parallel im Menschen, dem Mikrokosmus, von der des Nus, der ebenfalls a ka ta læptos tæn ous ía n ist (§§ 25-32). [...]."

Und vorher Jonas:

Der Kreis der Wissenschaften wiederum verliert seine Autarkie, er ist nicht mehr geschlossen, ja er treibt selbst über sich hinaus, indem seine Aufgabe nunmehr darin besteht, auf seinen HOHLRAUM hinzuweisen (dorthin, wo er offen steht), und die Vernunft auf ihre eigene Vorläufigkeit wie die ihrer Gegestnände. Die Wissenschaft ist also grundsätzlich MEDIATISIERT; nicht mehr auf ihre eigenen Erkentnisse ist es eigentlich abgesehen, nicht auf die Vernunft der Dinge und die Wahrheit der Vernunft, sondern nur auf die Vorbereitung für den unvernünftigen, ja vernunftaufhebenden Vollendungszustand Vorbereitung aber ist die Wissenschaft offenbar in doppeltem Sinne: im Funktionellen als Schulung des Geistes zur Abkehr von der Sinnlichk,eit, zur Abstraktion, d.h. zur Loslörung vom Unmittelbaren; und in den inhaltlichen Ergebnissen (oder Nicht-ergebnissen) als WIDERLEGUNG DES GEISTES SELBST, d.h. als die Demonstration seiner Bedürftigkeit, von einem höheren Prinzip abgelöst zu werden. (II 112)

In irgendeinem Zusammenhang mit Schrift und Stimme? Jonas a.a.O. 96 über den Gegensatz von gehörter Menschenstimme und gesehener Gottesstimme. Zit. de megr. Abr. 47ff, Philo von Alexandrien:

"Welches Leben ist besser als das schauende (theôretikòs) oder mehr vertraut mit dem Vernünftigen? Daher kündet die Schrift, daß, während die Stimme der sterblichen Geschöpfe zum Kriterieon das Gehör hat, die W o r t e (lògoi) G o t t e s n a c h d e r W e i s e d e s L i c h t s g e s e h e n w e r d e n; denn es heißt: «alles Volk sah die Stimme», nicht «hörte» usw... Denn die in Namen und Zeitwort und überhaupt in die Glieder des Satzes zerteilte Rede ist hörbar ... dagegen die Stimme Gottes, die mit dem Auge der Steele geschaut wird, ist sichtbar... So daß also die Worte Gottes den Gesichtssinn der Seele zum Kriterien haben. Das göttliche Verlautbaren ist von reinem, unvermischtem Logos, der von reiner Seele durch Schärfe im Sehen geschaut wird."

Evolution: Blumenberg. Die Lesbarkeit der Welt: evolutio = Aufrollen der (Papyrus/Pergament?-)Schriftrolle

Noch so ein Scherz: Quanten'paradoxa'. Wenn ein Riesenmedienkonzern mit sounsoviel Milliarden Umsatz den Markt 'beobachtet', kann er dann Impuls und Ort einer Partikel, sag einer Tageszeitung, zugleich beobachten? Wenn er die Lage feststellen will, kann er den Impuls nicht feststellen, weil er die Partikel schon geschluckt hat. Will er den Impuls beobachten, kann er die Lage nicht beobachten, weil die Partikel dann nicht mehr da ist, wo sie war, sondern auch: geschluckt. Naundsoweiter.

Das Verschwinden des Autors: wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Oder: wer verschwindet, darf bleiben. Verschwinden des Buches als seine Überlebensstrategie. Verschwinde, oder du verschwindest! Gibt es nichts mehr zu schreiben, schreib über das Verschwinden. (Zielinski: Diskurse des Verschwindens). Misunderstanding Media, letztes Kapitel: Prophezeiungen der und aus der Medienrevolution, geboren aus den Prophezeiungsbüros der Kriegskonzerne. (s. Brian Winston, Misunderstanding Media, 364)

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Dazu weiter
G.-G. GRANGER.
Pensée formelle et Sciences de L'homme.
Paris 1967.

Cette POLYVALENCE CARACTÉRISTIQUE DES MATHÉMATIQUES MODERNES se retrouve à un moindre degré dans le langage des diverses siences. On connaît l'exemple illustre de Maxwell, développant une interprétation optique des équations de l'électo-magnétique. [...] De même que l'ambiguité de surdétermination de la langue usuelle engendre la poésie, de même l'ambiguité de plyvalence du langage formalisé engendre la restructuration de l'objet scientifique." (57)

"Um 1870 hatte James Clerck Maxwell mit einer kühnen Extrapolation die Faradaysche Idee der Kraftfelder zu einer einheitlichen Feldtheorie ausgebaut" (Delbrück, Wahrheit u. Wirklichkeit, 246). Und dazu weiter: "la science appréhende des objets en construisant des systèmes de formes DANS UN LANGAGE, et non pas directement sur des données sensibles." (13) Wie zu erklären dann "son impact dans le monde perçu"? (15) "cogito"-"concept" (17) "La science est un discours" (21)

Il semble que l'esprit scientifique moderne soit caractérisé par la découverte progressive d'une technique du langage permettant non seulement de transmettre, mais encore de promouvoir et de modifier efficacement les diverses techniques matérielles. (22)

l'univers linguistique de la science [...]

SANS LUI IL N'Y A PAS, STRICTEMENT PARLANT, DE STRUCTURE. L'idée de structure articulée est originairement linguistique, ce qu'il n'est pas question d'entendre au sens nominaliste; une structure objective, c'est encore le monde, plus le langage. (38)

les signes mathématiques ne renvoient plus à des objets transcentant le langage, mais aux lois de leur propre structure." (40)

Und ZENTRAL:

"L'activité linguistique originaire est phonétique et non graphique." Deshalb Verwirrung. Die Schrift der normalen Sprachen ist nur ein "code secondaire", nicht aber in der Wissenschaftssprache. "L'écriture, dans l'expression scientifique, n'est plus un code: elle est l'étoffe même du langage." (43)

Und HILBERT (-> da kam dann die Kabbala gestern noch hinzu), zit. in:

Jean LADRIÈRE.
Les Limitations Internes Des Formalismes.
Louvain/Paris 1957.

"Le point des vue philosophique solide que je considère comme indispensable pour le fondement des mathématiques pures - aussi bien que pour toute espèce de pensée, de compréhension et de communication scientifiques - se résume comme suit: AU COMMENCEMENT - c`est ainsi que nous nous exprimerons ici - EST LE SIGNE."( Hilbert 5, 163, Ladrière p 4)

Auf GRANGER verweist J.Derrida, Grammatologie (S. 12).

Jacques DERRIDA.
Grammatologie.
Ffm 1974.

Und übrigens Derrida. Bezug auf Granger, Genetisches Pro-gramm (21), Wiener (21), Mathematik :

"die mathematische Schrift war nie ganz an eine phonetische Produktion gebunden. Innerhalb der Kulturen mit phonetischer Schrift ist die Mathematik mehr als nur eine Enklave. [...] Diese Enklave ist auch der Ort, wo die Praxis der wissenschaftlichen Sprache von innen her und immer radikaler das Ideal der phonetischen Schrift und die ganze ihr implizite Metaphysik (d i e Metaphysik) in Frage stellt. [...] Aber jenseits der theoretischen Mathematik vergrößert die Entwicklung der Informationspraktiken auch die Möglichkeit dessen, was man 'message' nennt, so daß diese nicht mehr die 'geschriebene' Übersetzung einer Sprache darstellt, die Übertragung eines Signifikates, das als Gesprjochenes vollständig erhalten bleiben könnte. Hinzu kommt die Ausweitung der PHONOGRAPHIE und all jender Mittel, mit deren Hilfe DIE GESPROCHENE SPRACHE KONSERVIERT und AUSSERHALB DER PRÄSENZ DES SPRECHENDEN SUBJEKTES VERFÜGBAR gemacht werden kann. [...] lehrt uns also, daß die phonetische Schrift, das Zentrum des großen metaphysischen, wissenschaftlichen, technischen und ökonomischen Abenteuers des Abendlandes, zeitlich und räumlich begrenzt ist. Sie stößt im Augenblick an ihre Grenzen. [...] Dies nicht zufällige Zusammentreffen von Kybernetik und 'Humanwissenschaften' der Schrift verweist jedoch auf eine noch viel tiefer gehende Erschütterung." (22/23)

Theoretische Mathematik, Kybernetik, akustische Speichertechniken: geschwiegen wird von der "Historischen Begegnung von Linguisten und Fernmeldetechnikern" im Kommunikationstechnischen Feld des Zweiten Weltkrieges. Der Ingenieur wird sowieso nicht gefragt. Theoretische Mathematik eben doch vornehmer, reiner. (oben Chomsky, Sprache u. Verantwortung --- soo ein schöner Titel)

Und nun noch : M. DELBRÜCK ( Wahrheit und Wirklichkeit. Über die Evolution des Erkennens. Hamburg/Zürich 1986 ) über MEDIEN:

Paradoxien. Darunter eine: Äther als Medium der Ausbreitung von Licht. (245) "eine paradoxe Konstruktion".

Lem. Professor Tarantogas Sprechstunde. In: Mondnacht. p.153ff

Der neue Glaube aus dem Informationsnetz. "Das Geheimnis wird bleiben, aber es wird völlig anders sein als in der Religion. Es wird kein Geheimnis sein, das irgendwo außerhalb der Welt und des Lebens angesiedelt ist, sondern es wird hier lokalisiert sein. [...] Es wird eine Ingenieurtechnik der Sinngebung und Werte entstehen. [...] Irgenwann wird das Weltnetz der Informationen [...] überfüllt sein und wird dann ein den Menschen zugewandtes Labyrinth guter Sinngebungen für ihre Existenz hervorbringen. [...] Genau so wird eine vollkommene Imitation des Denkens zur Seele und, wenn sie unbedingt wollen, eine vollkommene Lüge, so eine wie die Kunst, zur Wahrheit. [...] Es gibt also eine SCHWELLE, hinter der die Imitation der Kreation gleicht, das KÜNSTLICHE AUTHENTISCH WIRD und die FIKTION die WIRKLICHKEIT übertreffen kann." (192/93/94, Datum 1975)

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Karl Otto APEL.
Die erkenntnisanthropologische Funktion der Kommunikationsgemeinschaft und die Grundlagen der Hermeneutik.
In: Information und Kommunikation. Hg Simon Moser, unter Mitarbeit von Natürlich S.J.Schmidt. München/Wien 1968.

Interpretation, Hermeneutik und Naturwissenschaft komplementär im Sinne von N.Bohr (169). Bezug auf J.ROYCE, Theorie der "Interpretationsgemeinschaft", der wiederum Bezug auf Semiotik von PEIRCE.

Der erkennende Mensch -z.B. auch der Naturwissenschaftler- gewinnt seine Begriffe (conceptions) nicht nur im ständigen Austausch mit der Natur durch "Perzeptionen", sondern auch durch ständigen kommunikativen Austausch intersubjektiver Art, nämlich durch "Interpretation". Jede "Experimentiergemeinschaft" von naturwissenschaftlern muß gleichzeitikg eine "Interpretationsgemeinschaft" bilden; und wenn man den "Barwert" ("Cash value") von "Konzeptionen" durch ""Perszeptionen" - z.B: durch experiementelle Verifikation - einlösen will, dann muß man zuvor den "Nennwert" der Ideen in der Interpretationsgemeinschaft durch "Interpretation" festlegen. (169)

Es gibt also die "von CH.S.PEIRCE und J.ROYCE so genannte 'Indefinite Community of Investigators', die zugleich eine 'Indefinite Community of Interpretation' ist. (164).

Für

Yehoshua BAR-HILLEL.
Cybernetics and Linguistics.
p 29 ff. im gleichen Band

gibt es eine solche INTERPRETATIONSGEMEINSCHAFT VON KOMMUNIKATIONSINGENIEUREN, KYBERNETIKERN UND LINGUISTEN (PARADIGMENÜBERGABE), aber ohne Folgen von Belang, und wo findet man sie: beim Shop Talk (33)

Max LOREAU
Kritik von Ch. PERELMAN. La Rhétorique comme Logique des sciences Humaines.
Critique 1965 (Stabi 21, 2), p. 875-885.

Perelman erwarte eine neue Rhetorik anstelle der formalen Logik als Wissenschaftlichkeitsausweis. So in der Rechtswissenschaft. Ziel: "une conception élargie de la raison intégrant l'argumentation aux côtes de la démonstration." (878) Notwendigkeit "de soustraire les sciences à leur centre d'attraction idéal: la logique formelle" (881). Und: "A l'opposé de la logique, dont la démarche et les visées sont impératives, la rhétorique scrute le champ de la raison concrète et située". (878)

Und wie maches z.B. Expertensysteme. Sie erhalten einen Erklärungsteil in die Schnittstelle eingebaut, der erläutert, warum das System jetzt zu dieser oder jener Folgerung/Entscheidung gelangt ist.

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URZEICHEN:

Ulrich STEINVORTH .
Analytische Philosophie und Schule

Berichtet von erste Phase der Analytischen Philosophie, RUSSEL und WITTGENSTEIN des Tractatus. Diese erste Phase "sah in der logischen Analyse das Mittel, die nicht weiter zerleg- oder erklärbaren U R Z E I C H E N  zu finden, denen die Elemente der Wirklichkeit entsprechen" (132/133 in Phoko ohne weitere Angabe) ... Logischer Atomismus.

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Umberto ECO.
Lector in Fabula.
Die Mitarbeit der Interpretation in erzählenden Texten.
München 1987.

s. Bereich III

Ausgangspunkt der Semiotik Ecos von Shannons/Weavers Informationstheorie:

Umberto ECO.
Einführung in die Semiotik.
München 1972.47 ff.

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Zwei semiotische Maschinen.
1. die LANGSAME Textmaschine; Eco, Lector in Fabula.
2. die SCHNELLE Verwaltungsmaschine; Luhmann, Lob der Routine.
3. die HILFLOSE Semiosis-Maschine bei:

Geoffrey. H. HARTMAN.
The Humanities, Literacy, and Communication.
In: Ders. Easy Pieces, New York 1985, S. 172 ff.
Angl.Bibl. Ji 208.

The alphabet (and its extension into typography) made possible the spread of the power that is knowledge, and shattered the bonds of tribal man, thus exploding him into an agglomeration of individuals. Electric writing and speed pour upon him, INSTANTANEOUSLY AND CONTINOUSLY, the concers of all other men. He becomes tribal once more. (McLuhan, UM 156, Hervorhebung KM)

In einem Essay mit dem Titel "Reading in Slow Motion" betont Reuben Browers die Kluft zwischen Tätigkeiten, für die Geschwindigkeit wesentlich ist - in denen eine Antwort auf ein Signal in vernünftiger Zeit erfolgen muß - und humanistischem Lesen, das eher in einer Umgebung von Zeichen statt von Signalen vor sich geht, das mehr Dekodierung erfordert oder nicht einen einzigen vorbestimmten Bereich von Antworten verlangt, und das das ganze System durch "feedback" ändern kann bis hin zur Eigenart unseres Bewußtseins von Zeit und Sprache. [---> Luhmann, Lob der Routine, 7 ]. Diese Kluft bildet sich aber nicht nur zwischen den "humanities" und der Welt, die Geschwindigkeit fördert, sondern kann sich auch zwischen Typen von interpretativem Lesen auftun. Es geht hier aber nicht um den Unterschied zwischen dem Abstraktem und dem Konkreten sondern um den Unterschied zwischen Information und ihrer Assimilation als Erfahrung. "Wie kann das was uns übergeben wird - und als Information, Geschichte oder Daten sich andauernd vermehr - ein kritischer und aktiver Teil unseres Bewußtseins (awareness) bleiben?" (175)

Wo in "Midrash and Literatur" spricht G. H. Hartman vom Makkaronicharakter der Textualität?

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Philippe FORGET (Hrsg).
Text und Interpretation.
München 1984. LWS KGc 1. 984.

darin:
François LARUELLE.
Anti-Hermes. S. 78ff.

Radikalisierung der Hermeneutik, über Gadamer UND Derrida Hinaus (deren Nähe in der Differenz). "Wissen der Wahrheit" "jenseits der Differenz" (81)

Jedes Interpretierende stellt für ein anderes Interpretierende ein Interpretiertes da und umgekehrt: Jedes Interpretierte stellt für ein anderes Interpretiertes ein Interpretierendes dar. (84) (Hapert da die Übersetzung ?)

Nietzsche ist nicht nur, wie die anderen Autoren, einer e n d l o s e n  Interpretation fähig, er f o r d e r t  sie geradezu. Wenn der Wille zur Macht, wie Nietzsche sagt, noch eine Interpretation ist, fällt er einer unendlichen Selbstspiegelung anheim, geht es um ihn selbst in diesem Interpretieren-Können als Wille zur Macht. (85)

Verstehe so: wenn der Wille zur Macht Intepretationen hervorbringt, dann gibt es hier kein Entkommen: auch diese Feststellung folgt diesem Willen.

Was ist das Kriterium, nach dem Nietzsches Denken funktioniert, das Kritierum seiner besten Interpretation? In einem gewissen Sinne gibt es keine Kriterien außer jenen, die dem Willen zu Macht immanent sind. Besonders die philologische Treue, obwohl sie der Interpreation überhaupt nicht fremd ist, reicht als Kriterium nicht aus, weil es dem Zirkel der verallgemeinerten Interpretation zufolge - der kein Thema oder Gegenstand des nietzscheanischen Textes, sondern seine Produktionsregel ist - KEINEN ORIGINALTEXT gibt, es sei denn im eingeschränkten, LOKALEN Sinne. Ein Text im allgemeinen ist zugleich und wahlweise (Regel der Umkehrbarkeit) INTERPRETIERTES UND INTERPRETIERENDES. [...] Ewige Wiederkehr des Gleichen. (85)

NB ---> Schleiermacher, HK (ed Manfred Frank) (ed suhrkamp) 170

Die Idee des Werkes, welche als der der Ausführung zum Grunde liegende WILLE sich zuerst ergeben muß, ist nur aus den beiden Momenten, dem Stoffe und dem Wirkungskreise zusammen zu verstehen.

Laruelle zu Gadamer: Der Signifikant wird negiert. (88).

Dei volle und mit sich selbst identische Präsenz wird nur in ihrer rational-vergegenständlichenden Form aufge(sc)hoben, kehrt aber klammheimlich wieder als die Präsenz überhaupt, als innerer Logis, als philosophierendes Zusammenspiel von Stimme und Gehört, als Dialog - als Präsenz der Präsenz. [...] Das Vorhaben der allgemeinen Hemeneutik bleibt gefangen im Gegensatz von gegenständlicher Präsenz und innerer Präsenz, bleibt verklebt und verhaftet mit einem Signifikat, das zum transzendentalen Wesen der Wahrheit erhoben wird. (88)

Die einheit von Sprache und Denken ist die fixe Idee jeder Hermeneutik. (89)

"Nichts ist ausschließlich industriell oder ausschließlich hermeneutisch" (92). Gadamer aber macht den Hermeneuten zum Sinn-Experten, der, im Gegensatz zum industriellen Experten, glaubt, daß er sein Expertensein überwunden hat (aber er hat nur das andere Expertensein überwunden, nicht das eigene). Die Hermeneutik muß (vor allem Gadamer) aufhören

sich als disziplin konstituieren zu wollen, die mehr oder weniger den Disziplinen der Experten entgegenegestzt ist, als eine Technik des Sinns gegenüber den Techniken des Gegenstands. die Konstitution einer hermeneutischen Disziplin, wie Gad. sie will, läuft Gefahr, letztere vergessen zu lassen, daß ihre erste Aufgabe in der Anerkennung eines gewissen UNVERMÖGENS-ZU-INTERPRETIEREN, IM Verzicht auf einen Willen zur Vergegenständlichung und zur Wirksamkeit liegt. DER VERLUST DES WISSENSCHAFTLICHEN HERRSCHAFTSGESTUS (MAîTRISE) BEDEUTET NICHTS, WENN IHM NICHT DER VERLUST DES HERMENEUTISCHEN HERRSCHAFTSGESTUS FOLGT. (93)

Der Sinn ist immer Technik oder, bestenfalls, Technologie des Sinns, und die Hermeneutik ist in erster Linie die Produktionstechnologie des Sinns und erst in zweiter Linie die erfahrung der Wahrheit. (102)

Aber diese 'Differenzialreduktion' des Sinns ist noch ungenügend. Sie geibt sich in letzter Instanz diese Art von objektiven Sinn der Reduktion, ohne ihn seinerseits vollständig zu reduzieren. [...] bleibt das Element des Anderen als solches übrig, nicht der Sinn des Sinns, sondern die Wahrheit des Sinns, ENDLICH SEINER BEWEGUNG, SEINER SYNTHETISCHEN AKTIVITÄT, SEINER MACHT UND SEINER HISTORIZITÄT LEDIG. (107)

Das soll mal wieder alles abgestoßen werden, und es soll herauskommen: "Das Wesen der hermeneutischen Wahrheit ist insofern das absolut Nicht-Interpretierbare" (107)

Das absolut Nicht-Interpretierbare oder der absolute Nicht-Sinn ist, ohne daß er eine vom Sinn ausgeübte relative Funktion der Bedeutung und des Sinns darstellt, absolut positiv. Hier liegt weder einer Rückkehr zum rohen Seinenden noch eine genichtete Abwandlung der Bedeutung vor, sondern die Unmöglichkeit für die Wahrheit und auch für den Sinn, anders zu sein, als sie sind, sich zu entfremden, einen Übergang oder eine Beweglichkeit (mobilité) vorzustellen; und dies gerade, weil die Wahrheit die (sich-) Selbst-Immanenz des Anderen ist, während das Andere seinerseits letztlich [...] seiner transzendenten Attribute entäußert ist. [...] Auf diese Weise stellt die Wahrheit im transzendentalem Sinne, nämlich als absolut positiver Nicht-Sinn, als mit den Verfahren von Sinnproduktion Nicht-Verkoppeltes, die absolute Grenze des Spiels der Interpretation dar; eine Grenze, die nicht gleichzeitig verschiebbar und relativ ist, die also folglich überhaupt keine Grenze mehr ist, sondern eine UNMITTELBARE GEGEBENHEIT. Sie markiert die restlose Auflösung jenes amphibolischen Begriffs von dem, was vielleicht der Begriff selbst der Amphibolie ist - des Sinns. (108)

Was ist aber "absolut" die "GABE der empirischen 'Tatsache'" (113) ? Das, was bei Frank die Obszönität des divinatorischen Individuums ausmacht, das er aus der Anonymität des Subjekts herauszerrt als KREATUR herauszerrt: das Gegeben- als Bestalltsein, oder die hermeneutisch unsägliche Stelle, der absolute Gehalt als das absolut relative Gehalt. Das ist wirklich "eine Transzendenz, die nicht mehr entwerfend oder extatisch horizontal, sondern unmittelbar unreflektiert wäre" (113) Die Interpretation muß absolut liquide sein, indem sie ihre Flüssigkeit vor einem absolut nicht Intepretierbaren radikalisiert, das weder verschiebbar ist, noch durch Schiebung bewegbar, es sei denn durch eine Beförderung, die keine mehr des Sinns ist, sondern des absolut Sinnenden.

Die Leitform Nietzsches: "Es gibt keine moralischen Phänomene, sondern nur eine moralische Interpretation dieser Phänomene" bedeutet in der Tat, daß das Spiel der Interpretation selbst die "Phänomene" oder Tatsachen vorstellt [...], jdaß also die Interpretation das Faktum selbst ist (das letztgültige Faktum, der Wille zur Macht) (113)

Der Wille zur Macht ist aber noch interpretierbar, moralisch, als der Wille, der zur Stelle ist. Erst als Bestallter kann er das Gestell wegwerfen, weil ihn keine Unterstellung mehr trifft.

Ebenda:
Hans. G. GADAMER.
Text und Interpretation.
(a.a.O. 24 ff.)

VERSCHWINDEN des Textes im Gespräch. Rückkommen auf den Text nur bei STÖRUNG. Anders Literatur: "Texte, die nicht verschwinden [...]" (46)

Meine These ist: Sie sind immer erst im Zurückkommen auf sie eigentlich da. Das heißt aber, daß sie in ursprünglichem und eigentlichem Sinne Text sind. Worte, die erst im Zurückkommen auf sie eigentlich 'da' sind, erfüllen den wahren Sinn von Texten sozusagen aus sich selber: sie SPRECHEN. (46)

Dagegen "Was den VerständigungsVOLLZUG trägt, ist im Gegensatz zur Linguistik geradezu SPRACHVERGESSENHEIT, in die die Rede oder der Text förmlich eingehüllt ist." (36/37)

Der literarische Text ist gerade dadurch in einem besonderen Grade Text, daß er nicht auf eine usprüngliche Sprachhandlung zurückweist, sondern seinerseits alle Wiederholungen und Sprachhandlungen vorschreibt. (46) [...] kommt hier die Sprache selber in eigentümlicher Weise zur Erscheinung. (47) [...] Selbstrepräsentation des Wortes. (47)

So gewinnt das Wort im lit. Text erst seine volle Selbstpräsenz. es macht nicht nur Gesagtes präsent, sondern auch sich selbst in seiner erscheinenden Klangwirklichkeit. [...] die Selbsterscheinung eines jeden Wortes in seiner Klanglichkeit. (47)

Ein lit. Text bestitz vielmehr einen eigenen Status. Seine sprachliche Präsenz als Text fordert Wiederholungen des orignialen Wortlauts, aber so, daß sie nicht auf ein ursprüngliches Sprechen zurückgreift, sondern auf ein neues ideales Sprechen vorausblickt. (48) [...] SELBSTERSCHEINUNG VON SPRACHE. (48)

Man redet da von Präsenz und, wie ich es oben tat, sogar von Selbstpräsentation des dichterischen Wortes. Es ist aber ein Trugschluß, wenn man solche Präsenz von der Sprache der Metaphysik aus als die Gegenwärtigkeit des Vorhandenen oder vom Begriff der Objektivierbarkeit verstehen will. Das ist nicht die Gegenwärtigkeit, die dem literarischen Werk zukommt, ja sie kommt überhaupt keinem Text zu. Sprache und Schrift bestehen immer in ihrer Verweisung. Sie sind nicht, sondern sie meinen, und das gilt auch dann noch, wenn das Gemeinte nirgendwo sonst ist als in dem erscheinenden Wort. Dichterische Rede ist nur im Vollzug des Sprechens bzw. des Lesens selbst vollzogen, und d.h., sie ist nicht da, ohne verstanden zu sein. (51)

Metapher:

Selbst in dichterischer Prose hat daher die Metapher kaum eine Funktion. Sie VERSCHWINDET gleichsam in der Weckung der GEISTIGEN ANSCHAUUNG, der sie dient. (50) [Rhetorik (Metapher) <-> Poetik, 51]

Die "Priorität und Unhintergehbarkeit des Systems der Sprache, in dem sich alles Bewußtsein und alles Wissen artikuliert" ist die "ZWISCHENWELT der Sprache" die "eigentliche Dimension dessen, was gegeben ist" gegenüber "den Illusionen des Selbstbewußtsein ebenso wie gegenüber der Naivität eines posititivistischen Tatsachenbegriffs" (33).

Der Mythos des Selbstbewußtseins, das in seiner apodiktischen Selbstgewißheit zur Ursprung und Rechtfertigungsgrund aller Geltung erhoben worden war, und das Ideal der Letztbegründung überhaupt, um das sich Apriorismus und Empirismus streiten, verliert seine Glaubwürdigkeit angesichts der Priorität und Unhintergehbarkeit des Systems der Sprache, in dem sich alles Bewußtsein und alles Wissen artikuliert. (33)

Die "unübersteigbare Schranke" wird nach einer Wendung der Philosophie deutlich:

Daß die Sprache eine zentrale Stellung im philosophischen Gedanken erworben hat, hängt vielmehr seinerseits mit der Wendung zusammen, die die Philosophie im Laufe der letzten Jahrzehnte genommen hat. Daß das Ideal der wissenschaftlichen Erkenntnis, dem die moderne Wissenschaft folgt, vom Modell des mathematischen Entwurfs der Natur ausgegangen war, wie ihn Galilei in seiner Menchanik zuerste entwickelte, bedeutete ja, daß die sprachliche Weltauslegung, d.h. die in der Lebenswelt sprachlich sedimentierte Welterfahrung, nicht länger den Ausgangspunkt der Fragestllung und des Wissenwollens bildete, sondern daß das aus rationalen Gesetzen Erklärbare und Konstruierbare das Wesen der Wissenschaft ausmacht. (32)

Jetzt aber wird nicht mehr

ihre logische Leistung, sondern die Sprache als Sprache und ihre Schematisierung des Weltzugangs als solche bewußt. [...] Romantiker [...] Zweite Generation [Cassirer, Heidegger, Hans Lipps]. [...] Im angelsächsischen Raum zeigte sich ähnliches in der Fortentwicklung, die Wittgenstein von dem Ausgangspunkt bei Russel aus genommen hat. [...] [dort aber vielmehr] das Ideal einer Konstruktion von Sprache, das sich einer ALLGEMEINEN ZEICHENTHEORIE einordnet, als um den rätselhaften Zusammenhang zwischen Denken und Sprechen. (32)

So haben wir auf der einen Seite die ZEICHENTHEORIE und LINGUISTIK [...] auf der anderen Seite die Theorie der Erkenntnis, die realisiert, daß es Sprache ist, was allen Weltzugang überhaupt vermittelt. BEIDES wirkt dahin zusammen, die Ausgangspunkte einer philosophischen Rechtfertigung des wissenschaftlichen Weltzugangs in einem neuen Lichte zu sehen. [ ... Voraussetzung war ja, daß sich ] das Subjekt in methodischer Selbstgewißheit mit den Mitteln der rationalen mathematischen Konstruktion der Erfahrungswirklichkeit bemächtigt und ihr in Urteilssätzen Ausdruck gibt [...] gipfelt in der mathematischen Sprache, mit der sich die Naturwissenschaft allgemeingültig formluliert. Die ZWISCHENWELT der Sprache ist der Idee ausgeklammert (32)

Das heißt aber in letzter Konsequenz, daß Interpretation nicht eine zusätzliche Prozedur des Erkennens ist, sondern die ursprüngliche Struktur des 'In-der-Welt-Seins' ausmacht. (34)

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  Wozu aber das Ganze? Linguistik und Zeichtheorie auf der einen und Hermeneutik auf der anderen vollziehen die neue Revolution gegen das seiner selbst gewisse Subjekt und das Instrumentarium seiner Rationalität: die mathematische Sprache. Haha. Hermeneutik sitzt mit Linguistik und Semiotik in einem Boot. Und hier entbrennt der Kampf, da dieses Rettungsboot offenbar zu voll ist.

Die 'Linguistik' also kennt keine Sprachvergessenheit, der Verständigungsvollzug aber setzt sie voraus. Glaube nun: Selbspräsenz des lit. Textes (Wortes) setzt Sprachvergessenheit noch nötiger voraus, um die "Selbsterscheinung" von Sprache zu ermöglichen. Der Text darf von Anfang an gar nicht da sein, um nicht zu verschwinden, und er muß immer wieder verschwinden, um im Zurückkommen auf ihn "eigentlich" da zu sein. Die Metapher muß verschwinden, die Figuration, die Schrift. Der lit. Text soll ja "wie in die Seele geschrieben" sein, und der Leser ist "Rhapsode" (Selbspräsenz im Klang) (46).

Es wird vorausgesetzt das Vergessen der Linguistik, und das heißt das Vergessen dessen, was diese 'vergißt'. Verschwinden des Verschwindens. Und was vergißt 'die Linguistik'? Eben die Selbsterscheinung der Sprache, d.h. ihr Verschwinden. Die Hermeneutik läßt alles verschwinden, was der Linguistik Zugriff böte, vor allem den Buchstaben/das Buchstabieren (51), und "ein ins Nacheinander zerdehntes Aufreihen von Sinnbruchstücken" (52), d.h. jede Diskretheit. Das muß alles VERSCHWINDEN, um erst so die Sprache in Erscheinung treten zu lassen. Das IN-DER-SPRACHE-SEIN muß ein solches sein, daß die Linguistik (und Zeichnlehre) nichts mehr sehen kann. Die Sprache muß den Hermeneuten vor dem Linguisten verstecken, auf daß sie blind werde.

Die Linguistik hat aber auch ihre Metaphysik verschwinden lassen..................

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Ich machte ihn mit einer solchen Fieberhafigkeit auf, daß meine Finger zehn kleine Vögelchen waren, ich las ihn mit meinem ganzen Körper, und da wurde ich auf der Stelle ohnmächtig.

--- erzählt Saltiel in "Eisenbeißer" von Albert Cohen, nachdem er einen Brief bekommen hat.

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"Saving the Text" von Geoffrey HARTMAN kann man auch übersetzen: beim Abspeichern des Textes, Abspeichern des Textes.
J. Campbell's "Grammatical Man" kann man hingegen auch übersetzen als "Mensch als Zeichen", "Der Textuelle Mensch".

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Roman JAKOBSON.
Language in Relation to other Communication Systems.
Selected Writings II.
The Hague/Paris 1971. 697 ff.

Fragen alter und neuer Medien für den Linguisten unter Zeichenaspekten (mit Peirce). Bes.701 ff,(phonograph, telephone, radio) und 706 f (writing). Poesie und "introversive semiosis" (704).

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Eugen BAER.
Die Zeichenlehre Thomas A. Sebok.
In: Die Welt als Zeichen. Klassiker der modernen Semiotik.
Hier S. 312.

"Man muß Thoms Position mit der von Holton (1973) vergleichen, um ein diametral verschiedenes, jedoch komplementäres Bild des Verhältnisses zwischen Lebensformen und Sprachformen zu erhalten. Holton weist darauf hin, daß die Kernphysiker die Produktion von Elementarteilchen in Worten formulieren, die an die volkstümliche Gattung der Lebenszyklen-erzählungen erinnern: Elementarteilchen 'begegnen' einander, 'beeinflussen' einander, sie 'ziehen einander an' [...] Holton bemerkt dazu:

'Wie man in Babylon und Griechenland durch Projektionen von Familienbeziehungen die stellaren Konstellationen benannte, so projizieren heute die Physiker menschliche Verhältnisse in ihre Instrumente und Resultate. (Holton 1973: 106f)'"

Holton ist der Meinung, daß selbst geometrische Formen sprachlich vermittelt sind und überhaupt erst durch solche Vermittlung bedeutsam werden. Und dies ist auch die These von Barthes." (a.a.O. 312/313)

Andererseits, so Holton nach Baer, ist die Sprache "auf elementare morphogenetische Archetypen bezogen"

Stichwort: "unvermeidlicher Anthropomorphismus"

Vergleiche: Russel ABC der Relativitätstheorie. Mathemat. Formeln und ihre INTERPRETATIONEN.

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Ganz unmißverständlich analysiert die Beeinflussung des Strukturalismus durch die mathematische Kommunikationstheorie

Vincent DESCOMBES.
Das Selbe und das Andere.
Fünfunvierzig Jahre Philosophie in Frankreich. 1933-1978.
Ffm. 1981.