BEREICH VII
DIVERSE ANHÄNGER

INGENIEURSLIEBEN ---> KRYPTOANALYSE

MAX BROD, In welchem Roman verzichtet der 'Held' auf eine Frau zugunsten eines 'Hauptmannes', der Ingenieur ist?

NORBERT WIENER. Sieht sich selbst als Mathematik-Ingeneur. Aber bei Campbell die Geschichte, wie er WIE EIN KIND von den Militärs auf Aberdeen, Proving Ground (?) herumgeführt wird.

FRANZ KAFKA. Der Verschollene, läßt sich im Theater von Oklahoma als Ingenieur einschreiben, weil er mal Ingenieur werden wollte. Anziehungskraft der Schiffsmaschine, das Krippenspiel, der amerikanische Schreibtisch, das maschinenmäßige Aufsagen des Gedichts, zu dem der Onkel wie ein Metronom klatscht. AdG: Händeklatschen wie Dampfhämmer.

WAHLVERWANDSCHAFT. Otto, der Hauptmann, vereint das Theoretische und Praktische (alte Tb-Ausgabe 8), Landvermessung. Eduards Unordnung: "konnte er doch niemals dazu kommen, seine Papiere nach Fächern abzuteilen" (26). Der "Wust".

Sie errichteten auf dem Flügel des Hauptmanns eine Repositur für das Gegenwärtige, ein Archiv für das Vergangene,; schafften alle Dokumente, Papiere, Nachrichten, aus verschiedenen Behältnissen, Kammern, Schränken und Kisten herbei, und auf das geschwindeste war der Wust in eine Erfreuliche Ordnung gebracht, lag rubriziert in bezeichneten Fächern. Was man wünschte, war vollständiger gefunden, als man gehofft hatte. (26)

Eduard mag nicht, wenn Charlotte ihm beim Vorlesen ins Buch schaut:

Wenn ich jemand vorlese, ist es denn nicht, als wenn ich ihm mündlich etwas vortrüge? Das Geschriebene, das Gedruckte tritt an die Stelle meines eigenen Sinnes, meines eigenen Herzens; [ UMKEHRBAR ]; und würde ich mich wohl zu reden bemühen, wenn ein Fensterchen vor meiner Stirn, vor meiner Brust angebracht wäre, so daß der, dem ich meine Gedanken einzeln zuzählen, meine Empfindungen einzeln zureichen will, immer schon lange vorher wissen könnte, wo es mit mir hinaus wollte? Wenn mir jemand ins Buch sieht, so ist mir immer, als wenn ich in zwei Stücke gerissen würde. (29)

Also wenn jemand LESEN würde, was er MÜNDLICH sagt und sagen wird. ER REDET GRUNDSÄTZLICH GESCHRIEBENES (in welcher Schrift).

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SPIESS, Biographie der Wahnsinnigen oder so, Brust aus Glas. Zitat oben Wahlverwandtschaften. Der LESBARE MENSCH. Weil: Literarisiert. s. Freuds Archive, durch Gesprächsfaden wird 'verdrängtes', d.h. nicht mehr zugängliches Wissen wieder verfügbar, s. Bibliothèque de la Salpetrière. Lems Ariadnologie und Die Wissenschaft vom verlorenen, nicht mehr auffindbaren Wissen. Theorien des Vergessens.

Alice durchs Telegraphennetz, Wiener, Mensch als Information, Genetischer Code - Voraussetzung: ERWEITERTE TEXTUALITÄT, die Ausweitung der Lesbarkeit.

Es handelt sich dann um einen FREMDEN TEXT, und der KRYPTOANALYST tritt auf. Tritt auf aber aufgrund der auf den ausserliteralen Bereich projizierten Textualität. Dezentrierung in der literalen Zentrierung. JAKOBSON. Jeder Linguist beginnt als Kryptoanalyst, muß sich dann aber in die Kommunikationsgemeinschaft eingliedern. Soll dann aber seine SPURENSUCHE, sein Sherlock-Holmes-Gebaren lassen, obwohl es immer wieder mit ihm durchgeht. Eco, Name der Rose, Brunhellus, das Pferd etc pp, Zeichen von Zeichen verfolgen, die Bibliothek der Bibliothek usw.

HOMÖOSTASE, Strukturelle Amnesie (Goody,Watt); es fehlt die Verdauung des Wissens, der innere Stoffwechsel, es wird nur aufgenommen und ausgeschieden, black box.

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---> und wieder BIBLIOSE.

Ich möchte etwas von einer Krankheit berichten, die ich Bibliose nenne. Woher habe ich diese Idee? Hat nicht ein NN dazu etwas geschrieben? Oder war es ein MM? Links im oberen Regal? Rechte Bücherwand oder linke? Da hatte ich mir doch damals eine Notiz gemacht. Wo steckt die? Ach nein, das war der PP. Vielleicht stand der dann im Lesesaal der Staatsbibliothek? Nein, das kann nicht sein, ich hatte ihn mal ausgeliehen über Fernleihe. Jetzt erinnere ich mich genau. 10 Wochen hatte ich warten müssen. Aber es war eine Enttäuschung. Der Titel hieß etwa "Bibliographische Belustigungen unter der Hirnschale Jean Pauls", das schein einschlägig, aber ich hatte mich verlesen, es hieß "biographisch", nicht "bibliographisch" und war eine Dissertation über Jean Pauls Schädelform als Ausdruck gewisser Züge seines Werkes. Wo habe ich nur die Vorstellung her, ich wäre mal auf einen Titel gestoßen, in dem etwas wie "bibliographische Belustigungen" vorgekommen sei. Was das etwa bei einer Datenbankrecherche, die Thomas N. aus der Dokumentaristik des 'Stern' für mich gemacht hatte. Aber das war doch diese Magisterarbeit über die Magisterarbeit als bibliographische Bedrohung, nicht Belustigung des Bibliothekswesens, irgendwo vergraben in einer abgelegenen Universitätsbibliothek in den USA.

Oder suche ich unter einem falschen Begriff? War es statt "Bibliose" nicht etwas wie "Labyrinthose", oder "Graphose". Graphose. Das hing doch mit diesem Buch über "Kryptose" zusammen, in dem ein ich weiß nicht mehr wer behauptete, ein gewisser Alain Turing hätte an Graphose gelitten, und nicht an Agraphie, wie sonst behauptet wird. Er hätte nämlich nicht nicht bzw. nur falsch schreiben können, sondern hätte in einer anderen Schrift und Sprache geschrieben, ohne es selbst zu wissen, weil er, was er auch nicht wußte, von einem fremden Planeten stammte aus einem Sternbild, das der wohl etwas verwirrte Autor "Stiefmütterchen" (pansy) benannte. Deswegen habe er eine Maschine erfunden, um seine eigene enigmatische Kryptographie zu entziffern und sei so der Erfinder des elektronischen Kryptosetherapeuten geworden, Computer genannt. Aber was hatte das noch mit Bibliose zu tun. Es mußte doch was anderes gewesen sein. Vielleicht "Ariadnose". -------------------------------------------------------------

---> einmal ff: das Geheimnis der Wachstums, Fibonacci und die Pflanzenwelt im Computer.

dann die Geschichte mit der fremden Sprache (der Blick aus der Ferne, s. Kafka, Fernrohre T 1910) Was macht menschliche Selbstentfremdung möglich als Vorbedingung für den Blick, der nur noch Zeichen einer fremden , "extraterrestischen Schrift" sieht?

Einmal Nazideutschland 'spricht' die Enigma-Sprache. Dann gegen Anthroporzentrismus. Befreiung, ERLÖSUNG (Eco über Jakobson). Weiter Seboek, Theorie u. Geschichte der Semiotik S 15:

- Institut für "Extraterrestische Linguistik" seit 1969 in Heidelberg, s.

- Linguistische Bereichte Nr. 4 (1969).
- Hockett. How to Lear Martian (1955) Und
- D. Kahn, The Codebreakers. 1967.
Der PARANOIDE KERN, als Bibliose-Symptom.
.........

ff. Gedächtnis als Bibliothek. Yates, Art of Memory, die Topologie, Fundorte = bibliothekarisch.

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Auch daneben, das war Ariadnologie, diese von einem Stanislaw LEM alias Ijon Tichy in einer Bibliothek gefundene Wissenschaft. Das Buch, um das es sich dort handelt, heißt "Einführung in die epistemische Melioration" und beschäftigt sich mit der Selbstverdunkelung der Wissenschaft der losannischen Gesellschaft des Planeten Entia im 22 Jahrhundert. Dieses Werk stammt selbstverständlich nicht aus einer Bibliothek Losanniens, sondern aus einer in Genf stationierten Geschichtsmaschine, die auf Grund von über Lichtjahre verspätet empfangene Daten vom Planeten Entia die jetzige Zukunft der Wissenschaft Losanniens in Form eines prognostisch simulierten Buches über diese Wissenschaft herausgegeben hat, ein Buch also, daß mit sehr großer Wahrscheinlichkeit kurz bevor Ijon Tichy es liest in Losannien hätte geschrieben worden sein müssen. Die Selbstverdunkelung der Wissenschaft hängt mit der in geometrischer Progression voranschreitenden Aufsplitterung der Wissenschaft in Spezialgebiete zusammen, die in den Datenbankcomputer, sie liegen schon im Megatonnenbereich, zu chronischer Datenverstopfung geführt hat. Das Buch berichtet über Berechnungen, die angeben, daß es in fünfzig Jahren nur noch Fahndungscomputer geben wird, solche also, "die in den Mikrosystemen und Denkanlagen des gesamten Planeten aufzuspüren suchen, wo, in welchem Winkel welchen Maschinengedächtnisses die Information steckt, die für die laufenden Forschungen jeweils gebracht wird." (Lokaltermin, 102) Es entwickelt sich die "Ignorantik", das ist die "Wissenschaft vom Wissenstand über das aktuelle Unwissen". Es Entstehen neue Berufszweige, so das Streckenpersonal, das die Suchwege vermißt, die der Suchimpuls zurücklegen muß, um die gewünschte Information zu erlangen. Die durchschnittlichen Wartezeiten hatten sich schon auf unsere Wartezeiten auf Bücher aus der Fernleihe ausgestreckt.

---> weiter: Lem, Ariadnologie.

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John von NEUMANN.
Wahrscheinlichkeitstheoretischer Aufbau der Quantenmechanik.
Collected Works I
Oxford, Paris, New York London (!!) 1961.
S. 208-235 (SUB A 1968/2312)

ein Blick, und man weiß, warum man Germanistik studiert hat.

Erschnüffelt:

Gegenüber Experimenten ist aber der statistische Charakter nicht zu umgehen: zu jedem Experimente gibt es zwar einen Zustand, der ihm angepaßt ist, in dem sein Resultat eindeutig ist (solche Zustände erzeugt, wenn sie vorher nicht da waren, gerade das Experiment); aber zu jedem Zustande gibt es 'nichtpassende' Experimente, deren Durchführung denselben zertrümmer - und nach Zufallsgesetzen passende Zustände erzeugt.- (235)

~Wissen nur durch Zertrümmerung aller möglichen Zustände einschließlich des anvisierten , um einen, der nicht erkannt werden sollte und der nur nach Zufallsgesetzen passend ist, als erkannten zu erzeugen. ~Der Beobachter erkennt nur das, was er nicht erkennen wollte, indem er das, was er erkennen wollte zerstört.

Erklärung seines Systems mit voraussagbaren Zuständen (aus Beobachter PLUS System ) bei St.J.HEIMS (s. Bereich I ) (zugänglich, Hilbertraum) und Stan ULAM (Bereich I ) und, man schäme sich nicht, die Erklärung der Quantenlogik v.Neumanns, d.h. des Ergebnisses von

John von NEUMANN.
Mathematische Begründung der Quantenmechanik.
a.a.O. 151 ff

bei:
Gary ZUKAV
Die tanzenden Wu Li Meister
Der östliche Pfad zum Verständnis der modernen Physik: vom Quantensprung zum schwarzen Loch.
Reinbek 1985.

Spekulatius:
Selbst in v.Neumanns Mathematischer Begründung der Quantenmechanik scheint der Beobachter des Systems von Beobachter und physikalischen System noch fein getrennt zu sein....

Was ist der archimedische Punkt? Wo einer Ende und Anfang ist, Lebend und Tot? Strugatzki, wo? Nicht-Menschen (s.Kafka) auf der Suche nach ihrem Programm. Kann man sein Programm finden und es umschreiben. Das hieße aber es um-schreiben, also Literatur. Aber nicht durch einen Beobachter, der ein Beobachtetes abbildet, sondern als einer, der das Beobachtungsprogramm um-schreibt.

Der Punkt, wo das Schreiben Programm sein soll, aber nicht sein kann, weil Sprache kein Programm ist, sondern zwischen Leben und Programm steht, an der Grenze.

A.Turing: er-findet die Maschine, die alle Programme lesen und ausführen kann. Analog: Der Beobachter findet das Programm, das alle Beobachtungsprogramme ausführen kann. A.Turing: gesetzt, er will das Hilbertsche Entscheidungsproblem lösen. Gesetzt, Gödel will die Principia Mathematica vollenden. Sie geraten dabei in 'Schloßluft'. Sie finden nicht die Lösung, sondern die Nicht-Lösung. Turing: d a s Programm gibt es nicht, aber es gibt das Programm, das das Programm nicht ausführen kann.

Kafka: es gibt nicht d a s Programm, das ihm zu leben ermöglicht, aber das 'Programm', daß die Unmöglichkeit dieses Programms beweist. GELUNGENES SCHEITERN.

Das Programm erscheint als Programm dem, er von allem getrennt ist /sich getrennt hat. Also Beobachter, der sich beobachtet, wie er handelt, lebt, aber auch: wie er beobachtet. Statt Spiegelidentifikation mit dem eigenen/fremden Spiegelbild Identifikation mit dem erkannten erkennenden Blick. Ich schaue mich aus dem Spiegel an als der, der mich durchschaut. Ich durchschaue überhaupt nichts, aber ich erblicke das Durschauen.... Identifikation mit dem beobachtenden Blick. Also nochmals: die unzerstückelte Gestalt im Spiegel, mit er ich mich identifiziere in Vorwegnahme der eigenen Reife. Wie wenn diese Gestalt aber irgendie guckt? .......

Einsamkeit: von allem Menschlichen getrennt. DICHTEN UND FORSCHEN sind eins. MANGANELLI (Unschluß, Stimmen): Hypothesen. Sich an Begriffen entlangtasten, jeder Schritt erzeugt den nächsten (Turing-Maschine), aber um Begrifflichkeit zu zerstören. s. Kafka: die Treppe geht immer weiter, er 'vergißt' die weiterführende Stufe, weil er die Gewißheit, die die letzte gab, daß da eine Treppe sei, vergessen hat. So jeder Spaziergang: der ZUSTAND muß neu definiert werden.

TURINGS RECHNER, DER NACH JEDEM RECHENSCHRITT SICH EINE INSTRUKTION SCHREIBT UND ABHAUT. WENN ES NICHT UM EINE RECHENAUFGABE, SONDERN UM DAS LEBEN GINGE: WAS MACHT ER IN DER ZWISCHENZEIT?

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KOMPLEXITÄT, REKURSION.

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Claudine TIERCELIN.
Peirce on machines.
In: The Mind and the Machine. ed Steve Torrance (Phoko)

Peirce: logical machines.

"working upon an excessively simple principle which is applied in an manifold and complex way, instead of upon an occult principle applied in an monotonous way" (Collected Papers Bd 2, §59) zit. a.a.O 100 ).

 

Gregory BATESON/ Jürgen RUESCH.
Communication.
The Social Matrix of Psychiatry. Philos. Sem O 71.

Batesons Teil vor allem. Ausgangspunkt: einfaches kybernetisches Kommunikationsmodell/-gerät. Anwachsenlassen der Komplexität, um endlich zu menschlicher Kommunikation zu gelangen. Schnittbereich KYBERNETIK - PSYCHOLOGIE. Es handelt sich darum,

to go back to first principles and to discuss the phenomena of communication as these occur at a very low level of organisation, among animals and in the functioning of machines. From this low level, we shall work upward BY ADDING EXTRA DEGREES OF COMPLEXITY until wo again come to speak of entities at human and cultural levels. (168)

---> J. Campbell: Komplexität auf der Basis von einfachsten Regeln

---> Chomsky, REKURSIVE FUNKTIONEN (Grammatical Man).

---> Chomsky, Sprache und Verantwortung (dort: Rolle der Mathematik).

--> H. PUTNAM in : Symposion in Applied Mathematics, hg. Jakobson (Stabi Y/5043-12) Chomsky -> Gerative Regeln -> Turing-Maschinen. ebd: B. MADELBROT: Markow-Ketten - > Sprache.

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---> F. KITTLER (Ars Electronica): Simulation. Rekursive Regeln - --> Madelbrot ---> Fractals [ Baudrillard]. "Der Mensch" wird machbar.

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Habermas zu Luhmann:

Iterierung des funktionalistischen Verfahrens über Hierarchie von Stufen. (wirft er Luhmann vor). Sinn`findung' wird vorsprachlich angesetzt um dann über Iterierung 'kulturell' zu werden. Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. S 166 ff.

Aus:

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J. HABERMAS/ N. LUHMANN.
Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie.
Ffm. 1971

---> Rekursivität und Autopoiesis ( s. BEREICH V):


H. R. MATURANA.
Elemente einer Ontologie des Beobachters.
In: Gumbrecht/Pfeiffer (hg). Materialität der Kommunikation.
Ffm 1988

finden sich übrigens die "tangled hierachies" Hofstadters wieder (836). Rekusivität 841,845

Es handelt sich um dabei um rekursive JUNGESELLENMASCHINEN, denn in

Ders. Erkennen: Die Organisation und Verkörperung von Wirklichkeit.
Braunschweig/Wiesbaden 1982. (PHOKO)

wird deutlich, daß

Fortpflanzung operational sekundär zur Herstellung der Einheit ist (203)

Der Geist wird geistig weitergegeben. ASKESE. Erkenntnis. Alles, was ich finde, muß in das System zurückgefüttert werden. Dessen Parasitäre Form, frißt alles. Aber in Wirklichkeit ist der Beobachter der Parasit (Serres). Sehr katholisch.