9. "Canada's Intellectual Comet" 1964-1967

In dieser Zeit der frühen sechziger Jahre ging eine Welle von Erregung durch die Kunstszene. Es war die Große Zeit nicht nur für Galerien und Kunstmuseen, die die einander nachrollenden Wogen von Pop Art, Op Art, Color Field Abstract, Conceptual Art und so weiter zu bewältigen versuchten, sondern auch für Kritiker, Historiker, Kunstprofessoren und Journalisten mit dem Ohr am Herzschlag dieser Bewegung. Nach 1960 gerieten mehr und mehr Zeitschriften angesichts der unheimlichen und öffentlichwirksamen Karriere Andy Warhols in Panik und erkannten, daß sie im Interesse der weiteren Treue ihrer Mittelklassenleser mindestens eine Person in ihrem Stab haben müßten, die zwischen Jasper Johns und Robert Rauschenberg zu unterscheiden wußte.
Diese belebte Szene betrat ein englischer Professer für Architektur, Abraham Rogatnick, der erkannt hatte, daß wenn McLuhan sagte, das Medium sei an sich selbst die Botschaft, Kunst keine Story zu erzählen habe, sondern selbst die Story sei. Malerei verkünde Malerei auf der Leinwand. Insofern McL es mit der abstrakten Malerei hielt, deren Tage schon gezählt waren, war er kaum ein Herold der Avantgarde. Aber seine Universalmaschine war ausreichend flexibel, um auch nützliche Kommentare zum Auftreten überdimensionaler Hamburger und Brilloboxen in Chic-Art-Galerien zu produzieren.
Rogatnick und einige Kollegen entschlossen sich, McLuhans Theorien zu dramatisieren with a funhouse display of multisensual experiences, benannt "The Medium Is the Message". In einem leeren Waffenarsenal mit Zementfußboden wurden an die dreißig Diaprojektoren in Stellung gebracht und von einer Abteilung studentischer Richtschützen auf Dachsparren, Empore und wo sonst überall im Gebäude bedient. Die Besucher wanderte durch ein Labyrinth von großen von der Decke hängenden Plastikflächen und fanden sich selbst inmitten eines Sperrfeuers an Kontingenz aus Photos und abstrakten Designs, die auf dem Fußboden, der Wand, den Plastikflächen und ihnen selbst auftrafen. Die Studenten schwenkten die Projektoren wie Waffen im Dienste der Kunst und verwandelten die Lastwagen des Arsenals in leuchtende Träger dunkel bedeutungsvoller Botschaften.
Dazu ein langer bedeutungsloser Film, der das Arsenal in völliger Leere zeigte - ein Exerzitium in Warholscher Langeweile. Tänzer pirouettierten durch die Menge, um in unerwarteten Momenten die Zuschauer zu überraschen. Das gesamten humane Sensorium war in dieses Exerzitium eingespannt. Parfüme, seltsame Geräusche aus geheimen Lautsprechern und die Schläge eines Mannes auf dem Podium auf einen Holzblock durchdrangen den Raum und in auf Rahmen gespannte Stoffe preßten sich die Körper von Tänzern und boten ihre sich windenden Körperformen den Zuschauern zum Betasten einer lebendigen Wandskulptur.
Sowas war nicht McLuhans Sache, aber ein Zeichen dafür, daß auf dieser Messe seine Message die Massen als Massage zu ergreifen begann - und Künstler sollten in vorderster Front ihrer Ausbreitung stehen. Gerd Stern, Prominenz in einem Künstlerkollektiv in New York, war einer von McLs glühendsten Promotern in den frühen Sechzigern. Durch Pionierschöpfungen seines Kollektivs in den Multimedien verbreitete er McLs Wort, also durch Totales Theater und psychedelische oder environmentale Art-Performances. Um 1968 wurde McL im Magazin der New York Times zum obersten Prophten der bewußtseinserweiternden oder -umgehenden oder -zerschlagenden[KM] Künste erhoben. Ein Greenwich-Village-Enthusiast brachte ein multimediales Ereignis auf die Bühne, auf dessem Höhpunkt Zitate aus Seinen Werken gesungen wurden. (172)
1965 wurde er von zwei Kaliforniern entdeckt, die mit ihrer Joint-Buisiness-Consultingfirma "genius scouting" als eine Art Hobby betrieben. Der oberste Pfadfinder war ein Chirurg namens Gerald Feigen, der Understanding Media gelesen und seinen Sozius Howard Gossage alarmiert hatte. Gossage leitete damals eine kleine Werbeagentur in San Francisco und war in der Industrie wohlbekannt als Avantgarde-Werbetexter. Statt Autofahrer mit Anpreisungen wunderbarer Treibstoffzusätze in die Tankstellen zu locken, versuchte er es mit dem Versprechen, ihre Tanks mit rosa Luft zu füllen. (172/73)
Gossage und Feigen riefen McL an um ihren Besuch anzukündigen. Man traf sich, wo es piekfeiner nicht sein konnte. McLuhan Gegengabe an Erklärungen zum großen Seinspattern waren sowohl vollkommen klar wie auch ebenso verwirrend.
Wieder in San Francisco, begannen Feigen und Gossage McLs Promotion auszuhecken. Der Madison-Avenue-Veteran Gossage kannte einige der Herausgeber der großen New Yorker Magazine wie Esquire oder Nation. So sollte McL durch eine Reihe von Coctailparties in Gossages Suite im Lombardy Hotel in New York geschleust werden. Die erste verpaßte er, weil er einen Tag später zu verbilligtem Tarif flog. Aber seine Selbstsicherheit allein schon reichte hin, bei den folgenden Treffen je ein Büro zu seiner völligen Verfügung in den Hauptquartieren von Time und Newsweek angeboten zu bekommen.
Ob Geigen und Gossages Partyserien McLuhans endgültige Anerkennung um sechs Monate beschleunigt hatten, wie sie behaupteten, war nicht auszumachen. Immerhin weilte unter den Gästen Tom Wolfe und sollte sich für McLs Publizität dienlich erweisen. August 1965 folgte Wolfe McL nach San Francisco, wo Gossage und Feigen ein McLuhan Festival in den Büros von Gossages Werbeagentur in einer renovierten Feuerwache inszenierten. Das zog sich über eine Woche hin und ließ ausgewählte Notabeln der Stadt San Francisco mit ihm zusammentreffen, Berater des Bürgermeisters, der Herausgeber der San Francisco Cronicle, der Herausgeber von Ramparts Magazin, der Romancier Herbert Gold, alle scharten sich um ihn und lauschten seinen Orakeln. Nachts schmissen Gossage und Feigen Parties zu seinen Ehren. (174)
Eines Tages führte Wolfe ihn in Gesellschaft von Gossage, Feigen und dem bekannten Kolumnisten Herb Caen in ein mehr als Topless-Restaurant, um ihn zum Schlagzeilen oder Zeilenschlagen anzuregen. Dort erschaute McLuhan zu aller Überraschung blitzschnell, daß die Frauen das Publikum anzögen, was er so ausdrückte, daß sie sich mit ihm als ihrem Environment bekleideten. "They're wearing us" - so berichtete Wolfe. [KM-»] Das war aber nichts anderes als eine Verdichtung seiner Trivium-Studien in einem schlechten Witz. Es sollte heißen, daß jede Blöße die Beschauer selbst zur figurativen Schließung oder tropischen Einkleidung benutzte. Die Blöße aller Blößen aber war der nackte Buchstabe der Schrift, der sichtbar wurde, als ihn die 'Dialektiker' und 'Literaten' aller rhetorischen Blüten oder all der Hüllen des vielfachen Schriftsinnes entkleidet hatten. Diese Entblößung mußte zu ihrer Umkehrung in ihr Extrem getrieben werden, und zwar am Extrem ihrer Verheimlichung und Verhüllung: am Bildmedium Fernsehen. Der Bildschirm mußte gehäutet und geschunden und ihm seine Bildhaut abgezogen werden, so daß nur 'nackte Technologie' oder das, was später das Rauschen des Realen heißen sollte, also das kontingente Flimmern des Bildschirms übrigblieb. Dann war eine ganze Menschheit gezwungen, diesen allerletzten Skandal einer unausdenklichen menschlichen Entblößung durch sich selbst als 'rhetorische' Einkleidung zu decken. So sah es McLuhan in den Sechzigern, aber im Grunde war es immer nur ein Nachklang des großen Ereignisses von 1945, als für ihn das Reale selbst strahlend begonnen hatte, zur Menschheit zu sprechen und alles Gewäsch und Geschwätz der abendländischen literati verstummen und la trahison des clercs enden ließ: der Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. So McLuhans erste Erklärung des Ausnahmezustandes in einem Essay von 1947. (IL 185) Die Xrays des Fernsehens waren also die Katastrophe, die medientechnisch als Pharmakon durch den Kulturingenieur dosier- und programmierbar geworden war. [«-KM]
Mittlerweile fuhren Feigen und Gossage fort, McL vor den Mächtigen im Geiste ihres erheiternden und teuren Hobbys auszustellen/showcase. Das nährte in ihm die unselige Vorstellung ,daß alle Leute, die nicht englische Literatur unterrichteten, in Geld schwammen. Die Folgen davon berichtet Marchand nach Tom Wolfes Bericht. (175) Auch nahm McL die Bürde gutbezahler Beraterjobs für diverse Business- und Reklamekonzerne auf sich. So konnte er die Pflichten eines 'Senior Creative Consultant and Director' für eine Werbe- und Kommunikationsgesellschaft annehmen, die darin bestanden, ab und zu in der Firma zu erscheinen und über einige seiner neuesten Einsichten zu plaudern.
Tom Wolfe, der damals McL journalistisch begleitete und sein Prestige beträchtlich durch sein Profil im New York Magazin förderte, hatte in diesem Artikel ein dramatische Bild des tweedy Canadian academic geliefert, der die unausgesprochene und unselbstbewußte Herrschaft eines Sehers über das Businessmanagement ausübte. Der Titel des Artikels erfaßte schlagzeilenmäßig genau das Phänomen McLuhan und What If Hi Is Right? wurde mehrere Jahre danach noch immer zitiert.(176) McL selbst sah darin a tremdous boost für seinen Ruhm.
Weitere Artikel in Harper's magazine, New York Times und Books. Dort hatte Jerome Agel ein vier Seiten langes Profil veröffentlicht. Agel, der schon das Werk von Buckminster Fuller, Carl Sagan und Hermann Kahn in populärer Form vermittelt hatte, arbeitete mit McL an zwei Büchern: The Medium Is the Massage und War and Peace in the Global Village.
Auf der anderen Seite des Atlantik gewann McLuhan die wachsende Aufmerksamkeit von George Steiner, Mitglied des Church Colleges, und von Jonathan Miller, damals TV-Direktor und Herausgeber am BBC. In der Einleitung zu einem Interview für das Monitor-Magazin verglich Miller McLs Erforschung der menschlichen Sinneswahrnehmung mit denen Freuds der menschlichen Sexualität. Dem stimmte McLuhan zu. Doch weigerte er sich hartnäckig, in seiner äußeren Erscheinung der öffentlichen Aufmerksamkeit voll Rechnung zu tragen.(178)
Die zentrale Bedeutung, die McLuhan wie auch Joyce dem Witz zumaßen -McL sah ihn als eine Art Miniaturdrama, in dem ein breakdown in einen breakthrough mündete -, führte dazu, daß er jahrelang Witze auf Papierfetzen notierte oder aus Zeitungen ausschnitt und in speziellen Ordner sammelte. Von einem Freund erhielt er 1972 über 2500 cross-referenced jokes. Auch schrieb er an den Astronauten Alan Shepard, um ihm nach Jokes zu fragen, die in der NASA zirkulierten.
Die Trivialität vieler seiner Witze und gerade der schlechten, auf die er besonders stolz war, störte ihn nicht. In der abwertenden Bedeutung des Wortes "trivial" sah er ein Sediment des Niedergangs der Künste des Trivium seit der Renaissance. Da er den alten Kampf zwischen den artes liberales und dem Rationalismus wiederaufgenommen hatte, sah er in Trivialitäten ein Mittel, literarische Seelen zum Murren zu bringen. Es gab kein besseres Mittel als schlechte Witze, das stählerne Gehäuse von Respektabilität zu zerschlagen, in das der Buchdruck die Worte eingeschlossen hatte. Bad puns zerstörten das, was I.A.Richards "proper meaning superstition" genannt hatte. Auch waren solche Provokationen ein Mittel, den Leuten unter die Haut zu gehen.(179)
Sein intellektueller Rückhalt dabei waren seine Rhetorikstudien. Auch hatte er von Baudelaire die Vorstellung aufgegriffen, daß der Dichter durch die Reaktionen seines Publikums spreche. Hieraus entwickelte er die Vorstellung des "putting on" des Auditoriums. Deshalb begannen seine Reden mit einer Garbe schlechter Witze und Scherze, gefolgt von einer Salve von, wie viele empfanden, provozierenden und widersprüchlichen Feststellungen. Warf man ihm vor, er würde Halbwahrheiten vorbringen, antwortete er, auch ein halber Ziegelstein schlage eine Festerscheibe ein. So trat er selten mit fertigem Text vor das Auditorium. Sein Text saß vor ihm. Er brauchte ihn/es nur anzuschalten (put on) beziehungsweise als "korporative Maske" aufzusetzen (put on), indem er dort mehr zu wissen vorgab, wo das Publikum schon alles zu wissen schien. So meißelte an der Identität des Publikums, bis sie zersplittere und sich ihm als Hohlmaske neu zusammenfügte. [KM-»] Die Wende, Umkehr usw. geschah in dem Moment, wo das Publikum zerbrach um durch es selbst als Seine Maske die Antwort auf eine Frage zu hören, von der es nicht wußte, daß es sie gestellt hatte. [«-KM] Das war seine Art von "surgery"(180), sagt Marchand, bei der er das Skalpell zeitweilig wie ein Schlachter führte. [KM-»] Die Medienchirurgie am Gesellschaftskörper steckte noch in ihren Anfängen. [«-KM]
Gegen ein feindliches Publikum oder gegen scharfe Fragen setzte er Ausweichtechniken ein, deren Erfolg Buckminster Fuller so beschriebt: "I have been present when hostile audiences thought they had him on the run only to discover themselves chasing themselves up dead-end alleys, as he himself reappeared far down another highway." (180) So schien McL alles daran zu setzen, seine Jäger von sich durch seine Jagd fortzulocken. In auf ihn gerichtete Kameras schaute er mit dem Mißtrauen eines Tieres, das den Köder in einer Falle wittert. Er fände Kameras "annoying", sagte er einem Reporter, "they intrude like the telephone. They eat you alive, like a piranha, in little bites".(181) Wenn er auf Band sprach, wechselte er den Ton der Stimme ebenso leicht wie den Gesichtsausdruck, so wie sich ein Wilder dagegen schützt, sein Selbst in einer Weise reproduziert zu finden, die seine Seele zerstören könnte. Videotapes und Photographien von ihm selbst sah er ebenso ungern, wie er seine eigenen Bücher las. All das, sagte er, wäre wie das replay des eigenen Lebens am Tag des Jüngsten Gerichtes.(182)
Die Einladungen zu Vorträgen häuften sich weiter. Seine Spekulationen und der Hunger der Geschäftmänner nach Hinweisen auf die Natur der akzelerierenden Umwälzungen in Wirtschaft und Technologie kamen hier zusammen.(194) November 1966 hielt er zwei lectures für eine Container Corporation in San Francisco ($2500 Dollar pro Stück), die er in einem Interview einmal einer "massive garbage apocalypse" bezichtigt hatte.(185) Reporter erleuchtete er auf Pressekonferenzen im St.Francis Hotel; Reden vor der American Marketing Association, der American Association of Advertising Agencies und der Public Relations Society of New York; Rede in Wahington, D.C., vor etwa 20 assistant secretaries der Johnsonadministration; zahllosen Magazin- und Zeitungsreportern gab er Interviews, erschien in Ferseh- und Radiotalkshows, sprach an verschiedenen Colleges, und sprach als Teil seiner fortgesetzten Kampagne gegen die literati auf dem jährlichen Treffen des PEN-Club in New York. (185)
1967 begann er vor einem ganz neuem Publikum zu sprechen: kanadischen Politern. Mehrere kanadische Liberale begannen im Vorblick auf die nächsten Wahlen eine Reihe von Gesprächen mit ihm. Hier verkündete er mit der üblichen Sicherheit das Ende aller politischen Parteien und raste gegen die Zerstörung von Torontos cityscape. (186)
Mehr und mehr häuften sich die Momente, in denen er das Bewußtsein für kurze Zeit verlor. Er versuchte sie zu ignorieren und war 1966 und Anfang 1967 aktiver denn je zuvor, als wolle er die Woge seiner plötzlichen Berühmtheit voll ausnutzen, bevor sie abebbte. So arbeitete er an mindestens sechs Büchern gleichzeitig. (197) Davon sollten später erscheinen Culture is Our Business, eine Studie über Reklame, aber ganz anders als The Mechanical Bride sowie Through the Vanishing Point, an dem er mehrere Jahre mit Harley Parker zusammen gearbeitet hatte.
Und Artikel wurden produziert! Nicht länger beschränkt auf Schulblätter wie Renascence und die Sewanee Review. Artikel oder Artikel in Interviewform für TV Guide, McCall's, Family Circle, Glamour, Look, Vogue und Mademoiselle. Später damm für Playboy, Saturday Evening Post und Harper's Bazar.(188) Die große nordamerikanische Publicitymaschine verstärkte fortwährend seinen Ruhm und die Ansprüche an seine Zeit wurden immer größer. Von Februar 1966 bis März 1967 erschienen lange Profile und Besprechungen in Newsweek, Fortune, Life, Saturday Review, Esquire und im New York Times Magazine. Für jeden Gebildeten war es unmöglich geworden, seinen Namen nicht zu hören oder zu lesen. (189)
Die große Mehrheit der Intellektuellen und Akademiker blieben ihm feindlich gesonnen, trotz der intensiven Anhängerschaft einer kleinen Fraktion von ihnen, ganz abgesehen von seinen Anhängern unter intellektuell angehauchten Journalisten, Reklamefachleuten, Geschäftsleuten, Entertainern und von Kulturrevolutionären wie Abbie Hoffman und John Lennon. Auf jede Susan Sontag, die ihre Bewunderung für ihn verkündete, kamen ein Dutzend Dwight MacDonalds und Christopher Rickses, die sich bemühten, ihn endgültig niederzumachen. "An obscure professor of English from the Canadian provinces has succeeded in perpetrating a hoax so gigantic that it shows every sign of becoming an international intellectual scandal" schrieb der Herausgeber des Journal of Existentialism. Und der sprach für Legionen seiner Gegner. Er aber antwortete auf Kritiken, indem er sie ignoierte.
Diese zwei Jahren (1966-67) also gehörten zu den beschäftigsten seiner Karriere und kulminierten in der Veröffentlichung von Büchern, an denen er beständig seit der Publikation von Understanding Media gearbeitet hatte. Das erste, The Medium is the Massage kam 1967 heraus. In Wirklichkeit hatten es Jerome Agel und der Buchdesigner Quentine Fiore zusammengebaut. Die beiden garnierten Photographien mit zugepaßten Zitaten aus seinen verschiedenen Schriften und Reden. Agel hatte so etwas schon für McLuhans Freund Buckminster Fuller gemacht und dessen populärstes Buch I Seem to Be a Verb entworfen. Zu The Medium is the Massage lieferte McLuhan den witzelnden Titel und genehmigte den Text und die Layouts. Offensichtlich hatten Agel und Fiore gut gearbeitet, denn Er änderte nur ein Wort. Dieser mix of text and visuals war in der Tat ein virtuoses Ding. Die Designer hatten markante Photographien und artwork benutzt und experimentierten mit umgedrehter, schräger oder gespiegelter Typographie, deren Größe von Seite zu Seite wechselte.
Agel nannte das 'kubistische' Produktion. McL aber erkannte an, daß es ein effektiver Verkaufskatalog für seine Ideen war. Jedermann konnte es in einer Stunde lesen. Wie die Artikel, die er für Look herstellte, war auch dies ein McLuhan Made Easy und verkaufte sich sehr gut.
Parallel dazu wurde eine CBS-Records-Version von The Medium Is the Massage und eine einstündige McLuhan-Fernsehdokumentation auf NBC lanciert. Der NBC-Film rührte Clips von McLuhan, Einzeiler von sich gebend, in ein Gebräu aus Popart, animated visuals, Schlagzeilen und anderen Bildern in der Schnellschnittechnik, die damals in Film und Fernsehen in Mode kam - die Beatles-Filme hatten dazu den Weg gebahnt. Das war das Zeichen dafür, daß die große nordamerikanische Publicitymaschine nun auch ihn verdaute wie sonst jede Sensation des Jahrzehnts von Haight-Ashbury zu Maos Little Red Book. Selbst einen McLuhan konnte sie zu Instant Trivia machen. (193)