SIEBTES KAPITEL
Die Konstruktion einer Universalsprache

1. Die baconiaschen Gruppen in England: Projekte einer Universalsprache
Zu Beginn seines 1668  in London unter den Auspizien der Royal Society veröffentlichten Essay Towards a Real Character and a Philosophical Language verwies John Wilkins bei der Erklärung der Grundlinien seines Projektes einer "philosophischen", "perfekten" oder "universalen" Sprache den Leser auf die Passagen aus dem Advancement of Learning (und aus De augmentis), in denen Bacon die Unterschiede zwischen Hieroglyphen und "realen Charakteren" aufgezählt hatte. Jene haben als Embleme "immer etwas mit der bezeichneten Sache gemein"; diese "haben nichts Emblematisches" und sind künstlich konstruierte Zeichen, deren Bedeutung nur von einer Konvention und von der in der Folgezeit aus ihr entwikelten Gewohnheit abhängt. Auch die Buchstaben des Alphabets stammen aus Konvention, die Realcharaktere jedoch stellen im Unterschied zu den Zeichen des Alphabets "nicht Buchstaben oder Worte, sondern direkt Dinge und Begriffe dar".
Es ist seit einiger Zeit recht bekannt, daß heute in China und in den Gebieten des äußersten Orients reale, nicht nominale Zeichen in Gebrauch sind, die nicht Buchstaben und Worte ausdrücken, sondern Dinge und Begriffe. Auf diese Art kommunizieren, indem sie in dieser Art von Charakteren übereinkommen, Völker unterschiedlichster Sprachen, schriftlich untereinander; so kann ein Buch, das in diesen Charakteren geschrieben ist, von jedem in seiner eigenen Sprache gelesen werden... Die Realcharaktere haben nichts Emblematisches und sind gewissermaßen stumm, arbiträr konstruiert (ad placitum), und dann aus Gewohnheit wie durch eine stillschweigende Übereinkunft angenommen. Demnach ist klar, daß diese Art von Schrift eine sehr große Menge von Charakteren benötigt, nämlich so viele wie es Wurzelwörter (vocabula radicalia) gibt.
Der Schöpfung einer universalen und künstlichen Sprache, welche die Verwirrung {confusio} der natürlichen Sprachen eliminiere und deren Mängel überwinde, aus Symbolen gewebt, die nicht auf die Laute, sondern direkt auf die "Dinge" verweisen, werden sich in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nicht wenige englische Liebhaber von Logik und Sprachtheorien  widmen: 1652 erscheint in London eine Schrift von Francis Lodowick: The Grundwork or Foundation Laid (or so Intended) for the Framing of a New Perfect Language; 1653 Langopandecteision, or an Introduction to the Universal Language von Thomas Urquhart (1611-1660), dem Übersetzer von Rabelais; vier Jahre danach publiziert Cave Beck The Universal Character by Which all Nations May Understand One Another's Conceptions; immer noch in London erblicken 1657 beziehungsweise 1661 die Tables of the Universal Character und die Ars signorum, vulgo character universalis et lingua philosophica von George Dalgarno (1626-1687) das Licht; 1668 schließlich veröffentlicht John Wilkins den schon erwähnten Essay Towards a Real Character and a Philosophical Langague.
Um die Bedeutung dieser Werke (und der anderen dieser Art) und ihre historische Funktion zu begreifen, um die kulturelle Atmosphäre zu verstehen, aus der sie ihre Nahrung und die Gründe ihrer Verbreitung und ihres Erfolges zogen, müssen drei große historische Phänomene berücksicht werden, die (was unser Thema betrifft) das geistige Leben Englands in der ersten Hälfte des XVII. Jahrhunderts charakterisieren. Es geht dabei 1) an erster Stelle um die tiefgreifenden Auswirkungen des Werkes von Bacon und der "baconischen" Gruppen der Royal Society in England, die in einem harten Kampf gegen die Rhetorik des Späthumanismus und in einer leidenschaftlichen Verteidigung der Neuen Wissenschaft engagiert waren; 2) an zweiter Stelle um die große "Revolution" (die nicht nur "mental" war, weil sie nicht nur die Ideen und die Kultur, die Literatur und die Art und Weise des Denkens bestimmte, sondern auch die akademischen und wissenschaftlichen Institutionen, die Formen des Unterrichts, des Lernens und des Lebens), die aus den großen Fortschritten der "experimentellen Philosophie" und der physikalisch-mathematischen Studien hervorging; 3) an dritter Stelle schließlich um die tiefe Resonanz, die das Werk, die Lehre, die Utopien und die Hoffnungen von Johann Amos Comenius in vielen Bereichen der philosophischen, politischen und religiösen Kultur Englands und des siebzehnten Jahrhunderts hatten.
Beginnen wir also mit Bacon, auch weil seine Behauptungen zu den Realcharakteren (der Begriff wird in England und auswärts bemerkenswerten Erfolg haben) und die Stellung, die er gegenüber dem Sprachproblem einnahm, in allen diesen Abhandlungen über die Universalsprache die implizit (oder doch fast immer explizit) gegenwärtige Voraussetzungen bilden. Über den "materialistischen" Charakter der linguistischen Theorie von Bacon hat Richard Foster Jones sehr Bedeutendes geschrieben, wobei er unter anderem auch das Gewicht aufgezeigt hat, das die baconischen Thesen für die "stilistische Revolution" hatten, die in England während der Restauration die Entwicklungen der säkularen (Werke über Geschichte, Naturphilosophie, Politik) und der religiösen (Erbauungsbücher, Predigt- und Gebetsammlungen) Prosa kennzeichnet . Foster Jones hat von einer "Antipathie Bacons gegenüber der Sprache" gesprochen. In Wirklichkeit handelt es sich um etwas mehr als um eine "Antipathie": Die Haltung Bacons gründet sich auf der Überzeugung, daß die Sprache, wie auch die anderen Produkte des menschlichen Geistes, ein Hindernis (um das man jedoch als menschliche Kreatur nicht herumkommen kann) für das Begreifen der Realität darstelle oder darstellen könne. Um "an die Dinge heranzukommen" ist es einerseits notwendig, die Namen {R:nomi} abzuweisen, die nicht wirklichen Dingen entsprechen, andererseits muß man Worte konstruieren lernen, die der wirklichen Realität der Dinge entsprechen. Die Idole, die sich dem Intellekt durch die Worte aufzwingen - behauptet Bacon im Paragraph 60 des Novum Organum - sind zweierlei Art: entweder sind sie Namen von Dingen, die nicht existieren, oder Namen von Dingen, die existieren, aber konfuse, schlecht definierte und flüchtig und stückweise von den Dingen abstrahierte Namen. Jene sind an bestimmte phantastische Theorien gebunden (das Glück, der erste Beweger etc.), und durch die Widerlegung {R:rifiuto} dieser Theorien kann man sich von ihnen befreien. Bei letzteren ist das Problem sehr viel komplexer, denn hier hat man es mit einer inkompetenten "Abstraktion von den Dingen" zu tun, die zu verworrenen Begriffen Anlaß gegeben hat.
Diese Behauptungen können die Position Bacons gegenüber der Sprache deutlicher machen: die Begriffe müssen auf richtige Art und Weise von den Dingen abstrahiert werden und ihnen entsprechen : wo der Begriff auf vage und ungenaue Art konstruiert ist, übernimmt der Name diese Vagheit und Ungenauigkeit. Außerdem üben die den Dingen zugeordneten Namen, die Worte {R:le parole}, ihrerseits eine Wirkung auf den Intellekt aus: die Worte, die vage Begriffe anzeigen, "wenden und reflektieren ihre Kraft auf den Intellekt zurück" und beeinflussen negativ seine Suche nach präzisen Begriffen. Die Worte "werfen" auf diese Weise "ihre Strahlen und Bilder in den Geist zurück und sind nicht nur für die Kommunikation verderblich, sondern auch für das Urteil und den Intellekt {R:al giudizio et al intelletto}." Wenn man durch eine akkuraterere Beobachtung und eine sorgfältiger durchgeführte "Abstraktion" versucht, die Worte besser der Natur entsprechen zu lassen, "rebellieren die Worte " und geben Anlaß zu sterilen Kontroversen, die nicht die Wirklichkeit zum Gegenstand haben, sondern nur die Namen und Worte. Der Versuch, präzise Definitionen nach Art der Mathematiker zu verwenden, erscheint Bacon nicht sehr nützlich: "wenn es um natürliche und materielle Dinge geht, können nicht einmal die Definitionen diesem Übel abhelfen, da auch diese Definitionen aus Worten bestehen und diese wieder andere Worte zeugen."
Das war ein ziemlich bedeutsames Ergebnis, und die von Bacon im Novum Organum entwikelte Kritik des Ausdrucks "feucht" kann seine Sichtweise verständlich machen: die Zweideutigkeit des Ausdrucks "feucht" hängt von der Zweideutigkeit des Begriffs von "feucht" ab, der eine Vielfalt verschiedener Wirkungsweisen anzeigt und nur vom Wasser und den gewöhnlichen {R:volgari} und gemeinhin bekannten Flüssigkeiten "oberflächlich und ohne die nötigen Kontrollen abstrahiert worden ist" . Es handelt sich für Bacon nicht darum, angesichts dieser Vielfalt der Bedeutungen eine Definition zu geben, die das Feld und die Anwendung des Begriffs {R:termine} "feucht" bestimmt, indem sein möglicher Gebrauch vorher festgesetzt und seine Bedeutung eingegrenzt wird, sondern darum, auf der Grundlage "eines Studiums der Einzelfälle, ihrer Folge {R:serie} und ihrer Ordnung", einen Begriff auszuarbeiten, der die Vielfalt der Wirkungsweisen auf eine Einheit zurückführe und als Kriterum diene, diese Vielfalt zu deuten. Die Gültigkeit dieses Kriteriums wird deshalb in allen Fällen von der größeren und geringeren Übereinstimmung des so entwikelten Begriffs mit den Dingen abhängen. So läßt sich begreifen, wie Bacon, im Kontrast zu den konventionalistischen Bemerkungen in seiner Erörterung der Sprache, zu einer Identifikation der Ausdrücke "Begriff" und "Wort" {R:termine; nozione; parola} kommen kann ("mala et inepta verborum impositio", "nomina temere a rebus abstracta" etc.). Im Ergebnis: was Bacon in keinem Fall bereit ist zu akzeptieren, ist eine Theorie, welche die Wahrheit eines Satzes {R:proposizione} mit der logischen Kohärenz unter den Ausdrücken identifiziert, die diesen Satz bilden. Die Forschung greift kontinuierlich auf die Dinge zurück, auf die sinnenhaften Qualitäten, auf Eigenschaften der Körper. Die "materialistische" Inspiration dieser Auffassung von Sprache wird evident, wenn Bacon eine Art Rangfolge aufstellt, die "die verschiedenen Grade von Abirrung und Irrtum in den Worten" widerspiegelt: die Klasse der weniger mangelhaften Namen ist jene der Namen von einigen gut bekannten Substanzen (Ton, Schlamm usw.); mangelhafter ist die der Namen für Handlungen (erzeugen, verderben usw.); am mangelhaftesten von allen ist die Klasse der Namen für Qualitäten (schwer, dicht, leicht usw.).
Mit der Gegenüberstellung von "Dingen" und "Worten" hatte Bacon die Notwendigkeit einer Sprache betont, die zu den in der Natur wirkenden Tätigkeiten oder Kräften zurückführe; hatte er die im Gebrauch der Sprache lauernden Gefahren hervorgehoben; hatte er an eine Kunstsprache gedacht, aus Symbolen aller "Wurzelworte" {R:parole radicali} gebildet, die einige oder viele dieser Gefahren zu beseitigen könnte. Aber Bacon - und das ist ebenso wichtig - war auch der leader des Anticiceronianismus gewesen; er hatte sich zum Verfechter der kurzen Aphorismen gemacht, die er dem voluminösen Periodenbau der Anhänger Ciceros gegenüberstellte; er hatte die Notwendigkeit einer Rückkehr zum "attischen" oder "senecaischen" Stil verfochten, der auf eine der "Kürze" der Stoiker - "ernst" und "sententiös" - ähnliche Expressivität und Klarheit zielte, weit entfernt von den rhetorischen Verschönerungen, den stilistischen Blüten, und der Verwendung von Analogien und Metaphern. Bacon hatte gegen die scholastischen "Wortgefechte" polemisiert und hatte der in den Schulen gebräuchlichen Sprache eine kurze und essentielle entgegengesetzt, präzise und nackt, die den Menschen erneut - nach so vielen Jahrhunderten "freiwilliger Blindheit /Verblendung - wieder in Kontakt mit der Welt bringen konnte. 
In den Schriften der Anhänger und Bewunderer von Bacon und in den Werken vieler der größten Verteidiger der Neuen Wissenschaft finden wir diese Positionen energisch bestätigt. Ein Beispiel möge genügen: John Webster, Kaplan bei der Armee des Parlaments und glühender Verfechter der baconischen Philosophie, greift im Academiarum Examen (London, 1653) mit äußerster Heftigkeit eine Rhetorik und Redekunst {R:oratoria} an, die "nur als Schmuck dient und nur Gewand und äußeres Kleid viel soliderer Wissenschaften ist"; er weist die grammatikalischen Studien zurück, die ihm für einen wirklichen Fortschritt des Wissens unnütz erscheinen und betont die Eignung einer "symbolischen und emblematischen Schrift" zur Überwindung der Konfusionen und Mängel der natürlichen Sprachen. In den Considerations Touching the Style of the Holy Scriptures von Robert Boyle (1653 geschrieben, 1661 veröffentlicht) finden wir eine große Verachtung für alle nutzlosen Verschönerungen des Stils. In einem autobiografischen Abschnitt konstrastierte Boyle seine Vorliebe für die experimentelle Philosophie und die Erkenntnis der Dinge selbst mit seiner Abneigung und Verachtung gegenüber dem Studium der Worte und kritisierte die Ambiguität und "Lizenziosität" der wissenschaftlichen Begriffe als Hemmnis für den Fortschritt der wahren Philosophie: "mein Vorliebe für ein reales Wissen hat in mir Abneigung und Verachtung für das leere Studium der Worte erzeugt". Robert Boyle hatte sich seit langem für die Probleme einer künstlichen Sprache interessiert; bei den Schäden, die der Wissenschaft aus der Verwirrung {confusio} der natürlichen Sprachen erwachsen, verweilte ausführlich ein anderer glühender Baconianer, Joshua Childrey, der in seiner Britannia Baconia (London, 1660) fordert, daß "das Antlitz der Wahrheit nicht dadurch entstellt werde, daß man es mit der Schminke der Sprache beschmiert". Auch Thomas Sprat, dessen History of the Royal Society (1667) die Meinungen seiner Kollegen widerspiegelt, verurteilt den Gebrauch der Metaphern, die verderbliche Fülle der Phrasen, die ewige Variabilität der Sprachen als ebensoviele Übel, von denen die Männer der Wissenschaft sich reinigen müssen.  In einer Verteidigung der Royal Society gegen die Attacken von Henry Stubbe, der es gewagt hatte, all die "true-hearted virtuous intelligent disciples of our Lord Bacon" anzugreifen, schrieb 1671 George Thompson:
'Tis Works, not Words; Things not Thinking; Pyrotechnie [Chemie], not Philologie; Operations, not merely Speculation, must justifie us physicians. Forbear then herafter to be so wrongfully satyrical against us noble Experimentators, who questionless are entred into the right way of detecting the True of things. 
2. Sprachliche und mathematische Symbole
Die auf die Konstruktion einer "philosophischen" oder "vollkommenen" Sprache gerichteten Forschungen fanden in der soeben kurz skizzierten kulturellen Atmosphäre ein günstiges Terrain. Die Anforderungen an Klarheit und Strenge und die Projekte einer symbolischen Sprache wurden ohne Zweifel auch durch die Fortschritte der mathematischen Studien bestärkt; aber nachzuweisen, daß die Universalsprachen von solchen Entwicklungen abhängig oder aus ihnen historisch herzuleiten seien, wäre ein hoffnungsloses Unterfangen. Dennoch bestärkte die "Strenge" der mathematischen Beweise und die weitreichende Verwendung von "Symbolen" in der Mathematik zweifelsohne die Vorstellung, daß es den Wissenschaftlern möglich sei, ihren Stil zur jener "mathematische Simplizität" zurückzuführen, von der der Baconianer Thomas Sprat in seiner History of the Royal Society sprach:
Sie waren fest entschlossen gewesen, alle Amplifikationen, Digressionen und Schwülstigkeiten des Stils abzuwerfen: sie wollten zur Zeit der ursprünglichen Reinheit und Kürze zurückkehren, als die Menschen die vielen Dinge mit einer annähernd gleichen Anzahl von Worten ausdrückten. Von allen Mitgliedern der Gesellschaft verlangten sie: eine deutliche Art zu reden, nackt und natürlich; positive Ausdrücke; klare Bedeutungen {R:sensi chiari}; eine natürliche Leichtigkeit; die Fähigkeit, alle Dinge in möglichste Nähe zur Klarheit der Mathematik zu bringen; und eine Bevorzugung der Sprachen der Handwerker, der Bauern, der Kaufleute vor jener der Gelehrten.
Zu präziseren Ergebnissen als denen von Sprat gelangten jene Wissenschaftler, die zumindest teilweise den Einfluß der Positionen Hobbes erfahren, und seine Definition der "Termini" als Symbole für Relationen und Quantitäten und seine Auffassung der Sprache als "Kalkül" übernommen hatten. Typisch dafür ist die Position von Seth Ward, Professor der Astronomie in Oxford, der in dem "symbolicall way invented by Vieta, advanced by Harriot, perfected by Mr. Oughtred and Des Cartes"  das beste Heilmittel gegen die exzessive Verbosität der Mathematiker sah. Dieser Typ von Schrift kann nach Ward dergestalt auf die ganze Sprache ausgedehnt werden, daß "for every thing and notion" geeignete "symboles might be found", die jede Art von Konfusion eliminieren könnten. Mit Hilfe von Logik und Mathematik (by the helpe of logick and mathematicks) können alle Diskurse in Sätze {R:enunciati} aufgelöst werden (resolved in sentences), diese in Wörter (words), und da die Wörter einfache Begriffe {R:nozioni semplici} bezeichnen oder in sie zerlegt werden können (either simple notions or being resovible into simple notions), wird man, einmal die einfachen Begriffe aufgefunden und ihnen Symbole zugewiesen, zu einem streng beweisführenden Diskurs gelangen, der (und dieser Zusatz ist wichtig) die Natur der Dinge (the natures of things) offenbaren kann:
Ein Sprache dieser Art, in der jeder Ausdruck {R:termine} eine Definition wäre und die Natur der Dinge enthielte, könnte zu Recht eine natürliche Sprache genannt werden und das Unternehmen vollenden, das Kabbalisten und Rosenkreuzer vergeblich begonnen hatten, als sie im Hebräischen die von Adam den Dingen gegebenen Namen suchten.
An einer Universalsprache aus "unvergleichlich deutlicheren Charakteren als den derzeitigen" und an einem Dictionary of sensible words mit der für den hobbesianischen Mechanismus notwendigen Terminologie arbeitete auch seit der Mitte des Jahrhunderts William Petty, Mitglied der Royal Society und großer Pionier der politischen Ökonomie. "Das von mir erwähnte Wörterbuch - schrieb er in einem Brief an Southwell - sollte alle in der Beweisführung {R:nell'argumentazione} und in wichtigeren Materien benutzten Begriffe in andere equivalente Begriffe übersetzten, die signa rerum et motuum wären". Auch Robert Boyle hatte in einem Brief vom März 1647 in dem interliguistischen Charakter der mathematischen Symbole einen Beweis für die Möglichkeit gesehen, eine aus Realcharakteren gebildete Sprache zu konstruieren:
Wenn das Projekt eines Realcharakters verwirklicht werden sollte, wird es dem Menschengeschlecht das wiederbringen können, was es auf Grund seines Hochmutes zur Zeit des Turms von Babel verlieren mußte. Und wahrlich, da unsere arithmetischen Charaktere von allen Nationen Europas auf diegleiche Weise verstanden werden ... sehe ich es als nicht unmöglich an, bei den Worten das zu erreichen, was wir schon bei den Zahlen erreicht haben.
Den Liebhabern der Algebra und der Mathematik ihrerseits waren diese Diskussionen über die Sprache, die Schrift und die Symbole nicht fremd. Wir haben schon gesehen, welcher Art die Meinungen des Astronomen und Mathematikers Seth Ward zu diesen Themen waren, aber auch in den Schriften des Mathematikers John Wallis wurde das Problem der in der Algebra anzuwendenden Charaktere oder Noten als ein Aspekt des allgemeineren Problems der Zeichen, Chiffren und der Schrift präsentiert. Auch Wallis war sehr an den historischen Entwicklungen der Algebra interessiert und hob in De algebra die Vorteile hervor, die die characteres oder die notae compendiosae von William Oughtred gegenüber der allzu prolixen Symbolik von Viète boten. In der Mathesis universalis von 1657 finden wir zahlreiche Hinweise auf das Problem der Schrift "in genere" und der okkulten Schrift "in specie". In De loquela sive sonorum formatione, dem Vorwort der Grammatica linguae anglicanae, hatte Wallis sich ausführlich mit Problemen der Grammatik und der Laute beschäftigt. Schließlich finden wir in De algebra neben einer äußerst heftigen Attacke auf die mathematische Inkompetenz von Hobbes und seine "schamlosen Paralogismen" {CU: turpissimis paralogismis ubique scatet liber iste} ein langes Kapitel, das den Vorteilen gewidmet ist, die der Mathematik die Techniken zur Stärkung der Memoria bieten. 
3. Die comenianischen Gruppen: Universalsprache und universales Christentum.
Der Einfluß, den die Lehre von Comenius auf die Projekte einer Universalsprache ausübte, ist minuziös dokumentiert worden. Vor Comenius' Reise nach London 1641 war kein der perfekten Sprache gewidmetes Buch in England erschienen: nach jenem Jahr erschienen sie in Hülle und Fülle. Das war kein Zufall. Samuel Hartlib - der lange Jahre mit Comenius korrespondiert hatte und den Menschen seiner Zeit als Verteidiger und Verbreiter des comenianischen Werkes in England erschien - war ein leidenschaftlicher Verfechter und Herausgeber von Werken über die Universalsprache. Hartlib publizierte 1646 das Werk von Lodowick (A Common Writing), ermutigte viele Versuche zur Schaffung eines Vokabulars der essentiellen Begriffe, korrespondierte mit Boyle über diese Probleme und wirkte mit an der Veröffentlichung der Ars signorum von Dalgarno. Explizite Hinweise auf Comenius finden wir in den Schriften von Henry Edmundson (Lingua linguarum) und von John Webster (Academiarum examen, 1654), während John Wilkins, der bekannteste und gefeiertste unter den Theoretikern der perfekten Sprache, von einem anderen englischen Schüler von Comenius, mit dem er in enger Freundschaft stand, unterstützt und ermutigt wurde: Theodor Haak. Comenius selbst, der 1668 der Royal Society die Via lucis vestigata et vestiganda widmete, beteuerte, daß das im selben Jahr veröffentlichte Werk von Wilkins die Verwirklichung seiner Pläne und seiner allerhöchsten Aspirationen darstellte.
Gerade in der Via lucis, die seit 1641 in England als Handschrift zirkulierte, hatte Comenius in weitaus größerem Umfang die Untersuchungen Bacons über die "Realcharaktere" wieder aufgenommen. Die von den Chinesen benutzten symbolischen Charaktere - schrieb er - erlauben es Menschen mit verschiedenen Sprachen sich untereinander zu verständigen: wenn solche Charaktere eine gute und nützliche Sache sind, warum soll man nicht unsere Forschungen der Entdeckung einer "realen Sprache" widmen: der Entdekung nämlich "nicht nur einer Sprache, sondern des Denkens und der Wahrheiten der Dinge selbst?" Wenn die Vielfalt der Sprachen
aus dem Sündenfall oder der Sprachverwirrung {confusio} kommt, warum sollte man nicht in einem bewußten und rationalen Vorgehen eine einzige Sprache konstruieren, die elegant, ingeniös und imstande wäre, diese verderbliche Verwirrung zu überwinden? Wenn wir die Möglichkeit haben, unsere Begriffe den Formen der Dinge anzugleichen, warum sollten wir nicht auch jene haben, die Sprache mit genaueren Ausdrücken und präzisieren Begriffen einzurichten.
Das Thema der Universalsprache nimmt im comenianischen Werk eine zentrale Stelle ein: in seinem Denken ist zweifelsohne der Anspruch auf größere terminologische Präzision und eine klarere, verständliche und rigoros genaue Sprache gegenwärtig, aber zu Grunde lagen seinem Projekt nicht Bemühungen um "metodologia", sondern jene typisch "religiösen" Aspirationen, die einmal in den Werken des Lullismus und des Neoplatonismus ihren Ausdruck gefunden hatten und dann in den Ideen einer universalen, auf einer gemeinsamen Sprache gegründeten Pazifizierung, wie sie von Pantheisten, Kabbalisten und Rosenkreuzern gehegt wurden.
Eher als an die Werke der Lullisten sollte man sich an den Glauben eines der Lehrer von Comenius - Johann Valentin Andreä - an eine mystische, durch eine neue Universalsprache erreichbare Harmonie der Nationen (die respublica christianopolitana) erinnern und an den Comenius wohlbekannten Jakob Boehme und seine Bemerkungen zu einer ursprünglichen Sprache der Natur (Natursprache), einst in der Konfusion der Sprachen untergegangen und nun zum Heil des Menschengeschlechts wiederhergestellt und wieder verstanden. Auch für Comenius - wie schon für die Anhänger des Lullus und für Andreä - hat die reale oder "perfekte philosophische Sprache" zwei fundamentale Ziele: 1) den Menschen in erneuerten Kontakt mit der im Universum gegenwärtigen göttlichen Harmonie zu bringen und ihm die volle Übereinstimmung zwischen dem Rhytmus des Denkens und dem der Wirklichkeit, zwischen den Dingen und den Worten zu zeigen; 2) sich selbst als die einzig mögliche Grundlage für eine volle Versöhnung des menschlichen Geschlechts und für einen stabilen religiösen Frieden zu begreifen.
In der Vielzahl und Verschiedenheit der Sprachen hatte Comenius das größte Hindernis für die Verbreitung des Lichtes und den Durchbruch der Pansophie bei allen Völkern gesehen. Wenn "eine absolut neue, absolut klare und rationale, eine pansofische Sprache konstruiert ist, dann werden die Menschen einem einzigen Geschlecht {R:razza} und einem einzigen Volk angehören." Pax philosophica, concordia mundi und die Einheit des menschlichen Geschlechts {R:genere umano}, darauf hatten Pico und Sabunde, Cusanus und Guillaume Postel beharrt, und genau auf diese Tradition beriefen sich die millenaristischen Hoffnungen von Comenius. Aber über die Wichtigkeit und Bedeutung der Uneinigkeiten terminologischen Charakters, über die Notwendigkeit einer gemeinsame Sprache und über die Möglichkeit, die gemeinsamen Elemente des Glaubens zu bewahren und die nichtigen "Redegefechte" aufzugeben, hatte man auch während der Reformation lang und breit in sehr verschiedenen Gruppierungen diskutiert. Es ist hier sicher nicht der Ort, ein solch komplexes Problem anzugehen, aber es lohnt durchaus die Mühe - auch wenn nur im Hinblick auf ziemlich begrenzte Ziele - einige charakteristische Positionen aufzuzeigen.
William Bedel (1571-1642), der in England einer der größten Verfechter des Irenismus und der Versöhnung zwischen Lutheranern und Calvinisten war, schrieb den Kontroversen unter den Sekten hauptsächlich verbalen Charakter zu und war sehr an den Universalsprachprojekten von Comenius und der englischen Comenianer interessiert. Aber auch in den Schriften der Theoretiker der Universalprache steht dieses "religiöse" Interesse in vorderster Linie. Die philosophische Sprache - versichert Wilkins - wird die aktuellen Divergenzen in religiösen Dingen klären und diese werden sich als inkonsistent erweisen, wenn einmal die Sprache von allen Unvollkommenheiten und Zweideutigkeiten befreit sein wird. Die Ausmerzung der linguistischen Zweideutigkeiten wird für Cave Beck ein großartiger Beitrag zur Verbreitung der {christlichen} Religion in der Welt sein. William Petty will alle Begriffe, die in den Argumentationen gebraucht werden, in andere Begriffe übersetzen, die signa rerum sind ("translate all words used in argument and important matters into words that are signa rerum"); er vertritt eine Unterscheidung zwischen bedeutenden und bedeutungslosen Begriffen und begreift sein Wörterbuch als Beitrag zu einer Klärung der Begriffe des religiösen Lebens. Wenn man die genaue Bedeutung von God, und devil, angel und world, heaven und hell, religion und spirit, church und christian, catholic und pope bestimmt hat, muß man zu der Folgerung gelangen, daß die Streitigkeiten und Kriege zwischen den verschiedenen Sekten auf terminologischen Divergenzen beruhen und daß tatsächlich die Möglichkeit einer effektiven Einigung /Absprache {R:intesa} über die Begriffe und Dinge existiert. Auch mit der Ars signorum von Dalgarno liegt ein solcher Versuch vor, der über ein kompliziertes System von Rückführung der Begriffe auf geeignete Symbole realisiert wird. In der History of the Royal Society spricht Thomas Sprat von einer "Philsophie der Menschheit", die die Differenzen und Feindseligkeiten religiösen Charakters überwinden kann: "not to lay the foundation of an English, Scotch, Irish, Popish or Protestant philosophy, but a philosophy of mankind". Es handelt sich nicht nur um die Überzeugung, daß die neue "experimentelle Philosophie" die Menschen jenseits aller politischen Fraktionen und verschiedenen religiösen Überzeugungen verbrüdern könne, es handelt sich auch um die Hoffnung, daß gerade die wissenschaftliche Organisation {die Royal Society?} ein Mittel zur Wiederherstellung der concordia mundi und der religiösen und spirituellen Einheit des menschlichen Geschlechts sein kann. Nicht anders übrigens war die Neue Wissenschaft von Bacon verstanden worden: als ein Instrument universaler Erlösung von der Ursünde.
Wenn wir darauf verzichten, unsere Probleme in der Zeit zurückzuprojizieren, um sie den Männern zuzuschieben, die um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts schrieben, müssen wir uns klar machen, daß die Projekte einer "vollkommenen" oder "universalen" Sprache, an denen sich in jenen Jahren nicht wenige Gelehrte abmühten, sich auch aus der kulturellen Atmosphäre nährten, die mit der Geburt der Neuen Wissenschaft und den Forschritten von Physik und Mathematik verbunden war, daß sie aber den Naturphilosophen nicht nur semantische Klärungen anbieten wollten. Diese "Sprachen" hatten viel weiter greifende und ehrgeizigere Ziele: sie wollten Instrumente totaler Erlösung und Schlüssel zur Entzifferung des göttlichen Alphabets sein. Historisch verbanden sie sich mit den Pazifizierungsträumen und den millenaristischen Utopien der Autoren, denen wir in den vorangehenden Kapiteln unsere Aufmerksamkeit gewidmet haben.
4. Die Konstruktion einer perfekten Sprache
In der Ars Signorum von George Dalgarno und im Essay Towards a Real Character von John Wilkins finden wir Überlegungen zu Hieroglyphen und Alphabeten, zu normalen und chriffrierten Schriften; Kapitel mit Diskussionen über Sprache und Logik, Grammatik und Syntax; Seiten über Seiten, in denen eine minuziöse Klassifizierung der Elemente und der Meteore, der Steine und der Metalle, der Pflanzen und der Tiere, der menschlichen Aktivitäten und der liberalen und mechanischen Künste vorgenommen werden, Wörterbücher essenzieller Begriffe der verschiedenen Sprachen und "parallele" Wörterbucher. Hier finden wir schließlich den Vorschlag einer künstlichen Sprache. 
Das ist dasselbe Geflecht von Themen, so außerordentlich und chaotisch für uns Moderne, das wir so oft in den Werken und Enzyklopädien gefunden haben, die sich direkt oder indirekt auf die logisch-enzyklopädische Bewegung des Lullismus berufen. Der Klarheit und Kürze zuliebe und um dem Leser entgegenzukommen, soll auf den folgenden Seiten versucht werden, nacheinander einige grundsätzliche und von einander abhängige Thesen bezüglich der perfekten oder universalen Sprache zu entwickeln. Die Darstellung des Inhalts der verschiedenen Werke wird dazu dienen, von Mal zu Mal die Bedeutung jeder der folgenden Behauptungen zu dokumentieren und zu klären:
1) Die Theoretiker der "vollkommenen" oder "philsophischen" oder "universalen" Sprache gehen von der Gegenüberstellung von "natürlichen" und "künstlichen" Sprachen aus und wollen eine künstliche Sprache oder ein Zeichensystem konstruieren, das unabhängig von der "natürlichen" Sprache, die man wirklich spricht, kommunizierbar und verständlich (und also sowohl in schriftlicher wie in gesprochener Sprache anwendbar) ist . Die Charaktere, aus denen diese Sprache gebildet wird, sind in jeder "distinct language" "effables" und auf keinen Fall müssen die Regeln der Universalsprache mit denen der natürlichen Sprachen übereinstimmen.
2) Die künstliche Sprache ist deshalb möglich, weil die innerlichen Begriffe oder Apprehensionen der Dinge (internal notions or apprehension of things) oder mentalen Bilder (mental images) allen Menschen gemeinsam sind, während die den Begriffen und Dingen in den verschiedenen Sprachen zugeteilten Namen aus Vereinbarung oder aus Zufall entstandene Laute oder Worte (sounds or words) sind, durch welche die inneren Begriffe oder mentalen Bilder von Sprache zu Sprache verschieden ausgedrückt werden. Den gemeinsamen Begriffen entsprechen also beim gegenwärtigen Stand der Dinge keine gemeinsamen Ausdrücke (expressions): diese künstlich herzustellen ist genau die Aufgabe, die sich die Theoretiker der Universalsprache stellen. 
3) Die künstliche Sprache (die der schon in der Sphäre der mentalen Bilder vorhandenen Übereinstimmung auch die Übereinstimmung in den Ausdrücken entsprechen läßt) bildet also ein wirksames Heilmittel gegen die babylonische Sprachverwirrung und soll die Absurditäten und Schwierigkeiten, die Ambiguitäten und Zweideutigkeiten eliminieren, von denen die "natürlichen" Sprachen wimmeln.
Der ganze erste Teil (Prolegomena) des Werkes von Wilkins ist einer ziemlich umfassenden und genauen Untersuchung der Situation, in der sich die verschiedenen Sprachen befinden, der Veränderungen und Korruptionen (changes and corruptions), die in ihnen eintreten, ihrer Defekte (defects), sowie der Frage des Ursprungs der Sprache gewidmet. Wilkins geht von der - all diesen Gelehrten gemeinsamen - Voraussetzung aus, daß jede natürliche Sprache notwendigerweise unvollkommen ist: jede Veränderung, die im sprachlichen Erbe eintritt, fällt mit einem Prozess "stufenweiser Korruption" zusammen: "every change is a gradual corruption". In der Vermischung der Nationen durch den Handel, in den Heiraten der Souveraine, in den Kriegen und Eroberungen, in der Sucht der Gelehrten nach Eleganz, die zur Verachtung der traditionellen sprachlichen Formen führt, sieht er ebensoviele Faktoren der Korruption. Alle Sprachen sind mit Ausname der ursprünglichen durch Imitation (imitation) geschaffen worden und entstammen der Willkür oder dem Zufall; in allen Sprachen finden sich also Mängel, die mithilfe der Kunst eliminiert werden können. "Weder die Buchstaben noch die Sprachen sind den Regeln der Kunst entsprechend ordnungsgemäß gebildet": die Unkünstlichkeit der Sprachen, die wir ihre Spontaneität nennen, erscheint Wilkins als eine Art Urübel und Erbsünde, als Quelle eines unausweichlichen Degenerierungsprozesses und als Wurzel einer immer weiter wachsenden Verwirrung. In wenigen Jahrhunderten - behauptet er - können einige Sprachen völlig verloren gehen; andere verändern sich so weit, bis sie unverständlich werden; die Grammatik (die einzige Kunst, die Ordnung in die Sprache hätte bringen können), hat sich später entwikelt als die Sprachen selbst und hat sich darauf beschränkt, von einer Situation Kenntnis zu nehmen, die von der Ambiguität der Begriffe beherrscht ist, welche je nach Kontext eine Unzahl von Bedeutungen annehmen. Die von Dalgarno vertretenene Position ist in diesem Punkt identisch: die Kunst hat die Aufgabe, "Abhilfe gegenüber den Schwierigkeiten und Verwirrungen zu schaffen, von denen die verschiedenen Sprachen wimmeln, indem sie jede Redundanz eliminiert, jede Anomalie berichtigt und jede Ambiguität und Zweideutigkeit aus dem Wege räumt". 
4) Die künstliche Sprache wird als ein außerordentlich einfacheres Kommunikationsmittel als alle gegenwärtig gebräuchlichen präsentiert. In den Texten von Dalgarno und Wilkins finden wir genau jene großartigen Versprechungen wieder, die für zwei Jahrhunderte die Frontispizen der lullianischen und mnemotechnischen Werke gefüllt hatten. Innerhalb eines Zeitraums von zwei Wochen, bekräftigt Dalgarno, können Menschen verschiedenster Sprachen dazu gelangen, schriftlich und mündlich "auf nicht weniger verständliche Weise als in ihren natürlichen Sprachen" zu kommunizieren {CU 1960: non minus intelligibiliter quam linguis propriis vernaculis}. Innerhalb eines Monats kann laut Wilkins ein Mensch von normaler intellektueller Fähigkeit sich der Universalsprache bemächtigen und sich in ihr mit der gleichen Klarheit ausdrücken, mit der man sich nach vierzigjährigem Lateinstudium ausdrücken würde.
5) Die künstliche Sprache hat eine therapeutische Funktion gegenüber der Philosophie, die durch sie von ihren Krankheiten (dem Gebrauch von Sophismen und der Neigung zur Logomachie) befreit werden kann; sie ist aufgrund ihrer Exaktheit ein wertvolles Instrument zur Vervollkommnung der Logik: "die Ars signorum ist nicht nur ein Heilmittel gegen die Sprachverwirrung und ein besseres Kommunikationsmittel als jedes bis jetzt bekannte, sondern heilt auch die Philosophie von der Krankheit der Sophismen und Logomachien und versieht sie mit elastischeren und handhabbareren operativen Instrumenten (wiedly and manageable instruments of operation) zum Definieren, Zerlegen, Beweisen usw."
6) Durch die Übernahme der künstliche Sprache wird die Übermittlung der Ideen unter den Völkern erleichtert. Die Grenzen des Wissens können erweitert werden und mit neue Kraft kann das allgemeine Wohl der Menschheit (general good of mankind) verfolgt werden. Die neue Sprache trägt schließlich entscheidend zur Festigung eines wahren religiösen Friedens bei: "dieses Projekt trägt dazu bei, einige unserer modernen Divergenzen in Sachen Religion zu beseitigen, indem es viele extravagante Irrtümer entlarvt, die sich unter den gekünstelten Phrasen verbergen; wenn diese einmal philosophisch auseinandergenommen und gemäß der genuinen und natürlichen Bedeutung der Wörter rückübersetzt sind, werden sie sich als inkonsistent und widersprüchlich erweisen."
7 ) Die Zeichen, aus denen die universale Sprache gebildet wird, sind (im Sinne von Bacon) "Realcharaktere": konventionale Zeichen, die nicht die Laute und die Worte repräsentieren oder bedeuten, sondern direkt die Begriffe und die Dinge.
Indem er die Thesen Bacons aufnimmt und sich auf die (damals ziemlich verbreiteten) Diskussionen über die Hieroglyphen bezieht, unterscheidet Wilkins von den (ursprünglich von Adam erfundenen) normalen Buchstaben des Alphabets die Noten (notes), die for secrecy und for brevity sind. Zur denen for secrecy gehören "die mexikanische Art, mit Bildern zu schreiben" und die ägyptischen Hieroglyphen, die "Darstellungen von lebenden Kreaturen oder anderer Körper sind, hinter denen die Ägypter die Mysterien ihrer Religion versteckten"; zu denen for brevity gehören die letters oder marks, derer man sich wie einer Art von Kurzschrift bedienen kann, um jedes beliebige Wort auszudrücken. Ganz anders ist die Funktion des "universalen Realcharakters", der "nicht Worte, sondern Dinge und Begriffe bedeutet und der infolgedessen von jeder Nation in ihrer eigenen Sprache gelesen werden kann".
Alle Charaktere bedeuten laut Wilkins naturally oder by institution. Die "natürlich" bedeutenenden sind pictures of things oder andere Bilder oder symbolische Darstellungen; die anderen erhalten ihre Bedeutung aus einer frei angenommenen Übereinkunft. Zu letzterem Typ gehören die "Realcharaktere", die einfach, verständlich, deutlich unterscheidbar, von gefälligem Klang und graziöser Form sein sollen; vor allem sollen sie methodical sein: das heißt, sie sollen die Anwesenheit von Korrespondenzen, Relationen und Rapporten aufdecken.
8) Zwischen den Zeichen und den Dingen besteht eine univoke Beziehung und jedes Zeichen entspricht einer Sache oder Handlung ("to every thing and notion there were assigned a distinct mark"): das Projekt einer Universalsprache impliziert also die vollständige und geordnete Aufzählung und die rigorose Klassifizierung all der Dinge und Begriffe, denen in der perfekten Sprache ein Zeichen entsprechen soll. Weil das Funktionieren der Universalsprache von der Ausdehnung des Feldes der Erfahrung abhängt, das ihr zu umfassen und über das ihr Buch zu führen gelingt, erfordert die vollkommene Sprache im Grenzfall eine vorgängige Klassifizierung von allem, was im Universum existiert und was zur Rede stehen kann, sowie eine totale Enzyklopädie und die Konstruktion von "vollkommenen Tafeln". Im Hinblick auf diese totale Klassifizierung und diese "reductio" der Dinge und Begriffe "auf Tafeln" wird eine klassifikatorische Methode entwickelt, die auf der Aufteilung in generelle Kategorien, in Arten und in Differenzen beruht. Nur über diese enzyklopädische Konstruktion kann jedes benutzte Zeichen als Zeichen einer vollkommenen Sprache funktionieren, das heißt eine exakte Definition der bedeuteten Sache oder des Begriffes liefern. Eine Definition liegt dann vor, wenn das Zeichen den "Ort" {R:posto} enthüllt, den die (vom Zeichen bezeichnete) Sache oder Handlung in dem geordneten Ganzen aus realen Gegenständen und realen Handlungen einnimmt, für das die Tafeln als Spiegel fungieren.
Anfänglich, etwa zwischen 1640 und 1657, waren die Konstruktöre von Universalsprachen einen teilweise anderen Weg gegangen: sie hatten mit der Sammlung aller primitiven Worte (primitive oder radical words) begonnen, die in den verschiedenen Sprachen enthalten waren, um zur Konstruktion eines essentiellen Wörterbuches zu gelangen. In diese Richtung hatte sich auch Wilkins in einem Werk von 1641 bewegt, das im Titel eine Formulierung von Comenius wieder aufnahm: Mercury or the Secret and Swift Messenger. Die Wurzelbegriffe {R:termini radicali} erschienen Wilkins hier in einer "weniger zweideutigen Beziehung zu den Dingen", als die derived words Auf dieselbe Suche nach den primitiven Begriffen (man erinnere hierbei die Tafeln der Fundamentalbegriffe von Bisterfield) hatten sich in England Francis Lodowick in seinem Werk über die perfekte Sprache und Cave Beck im Universal character gemacht. Letzterer hatte als Charaktere die arabischen Zahlen von 0 bis 9 benutzt; die Kombinationen solcher Charaktere, die alle primitiven Begriffe einer jeden Sprache ausdrückten, waren in fortschreitender Ordnung von 1 bis 10.000 angeordnet, eine Zahl, die Beck ausreichend erschien, um alle allgemein verwendeten Begriffe auszudrücken. Jeder Zahl entsprach ein Begriff einer jeden Sprache: das ergab ein "numerisches Wörterbuch", dessen Begriffe dann alphabetisch (je nach den verschiedenen Sprachen) in einem anderen "alphabetischen Wörterbuch" angeordnet wurden. Jedes der beiden Wörterbücher diente auf diese Weise als "Schlüssel" für das andere.
Die Anwendung der Realcharaktere und das damit verbundenen Projekt einer Konstruktion von "vollständigen Tafeln" ließ dann die Suche nach den radical words in die zweite Linie treten: es handelte sich jetzt darum, "zur Rückführung aller Dinge und Begriffe auf die Tafeln" zu schreiten. Eine Sammlung dieser Art zu bilden, erscheint Wilkins als eine Aufgabe, für die eher eine Akademie und eine ganze Epoche als eine einzelne Person geeignet wäre: die prinzipielle Schwierigkeit bestand gerade in der Vollständigkeit und Systematizität. Das Problem der primitiven oder radikalen Begriffe konnte dennoch nicht umgangen werden. Die Tafeln konnten offensichtlich nicht wirklich alles enthalten. Die "ordnungsgemäß in den Tafeln aufgezählten und beschriebenen" Dinge und Begriffe waren nur die, welche (per Beschluß) in die Universalprache übernommen wurden oder "in den Bereich des Diskurses fielen".
Die Vollständigkeit der Sprache hing also von der Vollständigkeit der Tafeln ab, die ein Spiegel der Ordnung der wirklichen Welt waren. Um eine nicht unrealisierbare Vollständigkeit (vollständige Aufzählung) zu erreichen, nahm Wilkins die Forderung wieder auf, die der Suche der radical words zugrundegelegen hatte. Die Tafeln durften nicht alles enthalten, sondern nur die Dinge "allereinfachster Natur; die mit "gemischterer oder komplizierterer" Bedeutung mußten auf die primären zurückgeführt und durch Umschreibungen (periphrastically) ausgedrückt werden. Das englische alphabetische Wörterbuch, das Wilkins als Anhang beistellte, sollte diesem Ziel entsprechen: zeigen, wie alle Begriffe der englischen Sprache auf irgendeine Weise auf die in den Tafeln aufgelisteten und angeordneten zurückzuführen wären .
Um die Einordnung aller Dinge und Begriffe auf Tafeln zu verwirklichen, liefert Wilkins ein Verzeichnis von vierzig Gattungen, von denen jede nach den Differenzen unterteilt wird, die (mit Ausname einiger zoologischen und botanischen Klassifikationen) sechs an der Zahl sind. Die sechs ersten Genera umfassen "such matters {R:argomenti}, as by reason of their generalness, or in some other respect, are above all those common head of things called predicaments" ; es sind dies:
1. Allgemeines Transzendental
2. Gemischte transzendentale Relation
3. Transzendentale Relation der Aktion
4. Diskurs
5. Gott
6. Welt
Die anderen vierundreißig Genera sind wie folgt unter den fünf Prädikamenten eingeordnet:
 
 
 
 
 
Pflanzen
hinsicht-
lich:

 
 
 
 
Tiere:

 
 
Teile:
Substanz
7. Element
8. Stein
9. Metall

│ 10. Blatt
┤ 11. Blüte
│ 12. Samen

13. Strauch
14. Baum

│ 15. blutlose
┤ 16. Fisch
│ 17. Vogel
│ 18. Tier

┤ 19. spezielle Teile
│ 20. generelle Teile

Quantität
21. Größe
22. Raum
23. Maß
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
private:

 
 
 
öffentliche:
Qualität
24. natürliches Vermögen
25. Habitus
26. Sitten
27. sensibl. Qualität
28. Krankheit

Aktion
29. geistige
30. körperliche
31. Bewegung
32. Operation

Relation
│ 33. ökonomisch
┤ 34. Eigentum
│ 35. Vergütung {Vorrat;
      R:provvigione}
│ 36. bürgerliche
│ 37. rechtliche
┤ 38. militärische
│ 39. nautische
│ 40. kirchliche
Jedes dieser vierzig Genera wird nach seinen Differenzen unterteilt und dann werden die verschiedenen jeder Differenz zugehörigen Spezies "in solcher Ordnung und Abhängigkeit aufgezählt, daß sie zu einer Definition der Diffferenzen und der Spezies führen und so die Grundbedeutung bestimmen können." Vom achten Genus (Stein) werden zum Beispiel sechs Differenzen aufgezählt:
Die Steine können unterschieden werden je nachdem sie sind:
│ gewöhnliche oder ohne Wert
│ von mittlerem Wert
│ wertvoll:
I
II

        │ weniger transparent
        │ mehr transparent
III
IV

Die Konkretionen der Erde sind:
   löslich
   nicht-löslich
V
VI
Jede der Differenzen ist in die verschiedenen Spezies unterteilt. Die "gewöhnlichen Steine" (erste Differenz) umfassen zum Beispiel acht Spezies, die nicht (dieser Dreh ist wesentlich für die Technik von Wilkins) einfach aufgezählt werden, sondern verschieden in den Tafeln gruppiert und klassifiziert werden: entsprechend ihrer stärkeren oder minderen Größe, dem Gebrauch, den man von ihnen in den Künsten macht, der An- oder Abwesenheit von metallischen Elementen, usw....
Solcherart sind die Tafeln von Wilkins, die nur wenig unter dreihundert Seiten seines Werkes in Kleindruck einnehmen. Durch diese Klassifikation der Dinge und Begriffe, "denen die Namen entsprechend ihrer jeweiligen Natur zugeordnet werden müssen", wurde jene universal philosophy realisiert, die der perfekten Sprache zugrunde liegt und welche die Ordnung, die Abhängigkeit und die Relationen zwischen den Begriffen und den Dingen anzeigt. Unter Verwendung von Buchstaben und konventionalen Zeichen ist nun eine Universalsprache als Gegenstück der "Universalphilosophie" möglich. Die Genera (wir beschränken uns hier auf die ersten neun) werden wie folgt angezeigt:
allgemeines Transzendental
gemischte transzendentale Relation
Transzendental der Aktion
Diskurs
Welt
Element
Stein
Metall
Ba
Ba
Be
Bi
Da
Da
Di
Do
Um die Differenzen auszudrücken, werden in der Reihenfolge die Konsonanten B, D, G, P, T, C, Z, S, N angegeben; die Spezies werden bezeichnet, indem nach dem Konsonanten, der die Differenz anzeigt, die folgenden Zeichen folgen: a, a, e, i, o, o, y, yi, yo. Zum Beispiel: Di bedeutet "Stein"; Dib bedeutet die erste Differenz, die "gewöhnlicher Stein" heißt; Diba bezeichnet die zweite Differenz, die da heißt "Gestein"; De bedeutet Element; Deb bedeutet die erste Differenz, das heißt "Feuer"; Deba bezeichnet die erste Spezies, nämlich "Flamme", Det die fünfte, "Meteor" und Deta die erste Spezies der fünften Differenz: "Regenbogen".
Durch die Bestimmung der Position, die ein gegebener Begriff in den Tafeln einnimmt, kann er definiert und so "die Grundbedeutung der Dinge" mit hinreichender Klarheit bestimmt werden. Wilkins' Tafeln liefern zweifelsohne nicht wenige Informationen: zum Beispiel ergibt sich die Bedeutung von "Diamant" mithilfe der Tafeln als die eines Steines, eines wertvollen Steines, transparent, gefärbt, sehr hart, glänzend. Aber es wäre der Mühe wert, sich bei einigen typischen Definitionen wie der von "Güte", von "Mäßigung" oder von "Fanatismus" aufzuhalten. Die Codierung der Plurale, der Adjektive, der Präpositionen, der Pronomen usw. ermöglicht Wilkins, wenn auch unter großen Mühen, die Konstruktion einer wirklichen Sprache. Von ihrem Gebrauch gibt er uns, indem er zuerst die alphabetischen Buchstaben benutzt, dann die komplexeren Realcharaktere, ein Beispiel mit der Übersetzung des Pater noster und des Credo.
Nicht sehr viel anders war George Dalgaro vorgegangen, als er in der Ars signorum, vulgo character universalis et lingua philosopica eine logische Klassifikation aller Ideen und aller Dinge konstruiert und sie in siebzehn Oberklassen aufgeteilt hatte.
A. Wesen, Dinge M. mathematische Konkreta
h. Substanzen N. physische Konkreta
E. Akzidenzien F. künstliche Konkreta
I. konkrete Wesen B. mathematische Akzidenzien
   (zusammengesetzt aus Sub-
   (stanzen und Akzidenzien)
D. allgemeine physische
   Akzidenzien
G. sensible Qualitäten
O. Körper P. sensible Akzidenzien
v. Geist T. rationale Akzidenzien
U. Mensch K. politische Akzidenzien
   (zusammengesetzt aus
   Körper und Geist)  
S. gewöhnliche Akzidenzien
Jede der siebzehn Oberklassen wird in Unterklassen unterteilt, die sich durch die Veränderung des zweiten Buchstaben unterscheiden. So zum Beispiel die unterklasse von K:
Ka. Relation des Amtes Ko. richterliches Amt
Kh. gerichtliche Relation Kv. Straftaten
Ke. gerichtliche Materie Ku. Krieg
Ki. Rolle der Parteien Ska. Religion
Die in jeder der Unterklassen umfaßten Begriffe unterscheiden sich durch Variation des letzten Buchstabens. Bei diesen Begriffen ist das nicht-intitiale s "dienstbar" und hat keinen bestimmten logischen Sinn, r zeigt Opposition an, l  das Mittlere zwischen den Extremen, v ist die Initiale der Zahlwörter. Unter Ska (Religion) sind die folgenden Begriffe umfaßt:
Skam: Gnade Skag: Opfer
Skan: Seligkeit Skap: Sakrament
Skaf: anbeten Skat: Myterium
Skab: richten Skak: Wunder
Skad: beten  
Die Einführung des Buchstaben r ermöglicht die Bestimmung der Gegensätze, in diesem Fall: "Natur" gegenüber "Gnade", "Elend" gegenüber "Seligkeit", "profanieren" gegenüber "anbeten", "loben" gegenüber "beten".
Indem er diese Klassifikation im Detail reproduziert, wird Leibniz zwischen 1702 und 1704 jene umfassenden Definitionstafeln komponieren, die das wichtigste Dokument seines Projekts einer universalen Enzyklopädie bilden.
9) Die Funktionalität dieser komplizierten artifiziellen Sprache hängt offensichtlich (sowohl im Fall von Wilkins wie auch in dem von Dalgarno) von der größeren oder geringeren Funktionalität ihrer machinösen Klassifikation der Dinge und der Begriffe ab. Im Hinblick auf letztere muß eine These hervorgehoben werden, die für diese Positionen charakteristisch und fest mit diesen Programmen verbunden ist: die Enzyklopädie, das Gesamt der Tafeln und mithin die künstliche Sprache, die deren Korrelat ist, bilden den "Spiegel" der Ordnung der Wirklichkeit. Die Klassifikation muß auf der Ordnung der Dinge gegründet sein; die Relationsbeziehungen unter den Begriffen geben die realen Verhältnisse und Relationen wieder: "By learning the character and the names of things, we should be instructed likewise in their natures, the knowledge of both which ought to be conjoyed. For the accurate effecting of this, it would be necessary, that the theory itself, upon which such a design were to be founded, should be exactly suited the nature of things".
Nicht zufällig formulierte Wilkins, der ebenfalls den Sprachproblemen nicht wenige seiner Energien gewidmet hatte, mit Bacon und den Baconianern: "as things are better then words, as real knowledge is beyond the elegancy of speech" .
5. Die mnemonische Funktion der Universalsprachen: die klassifikatorische Methode in den Naturwissenschaften
Mithilfe der Zeichen der perfekten oder universalen Sprache läßt sich präzise der "Ort" {R:il posto} bestimmen, den jedes Ding (oder jede Handlung) in den Tafeln einnimmt, und läßt sich jedes einzelne natürliche Objekt in jener universalen Ordnung lokalisieren, die von der universal philosophy oder Enzyklopädie widergespiegelt wird. Durch diese "Lokalisierung" {R:collocazione} können die Relationen zwischen dem bedeuteten Ding und den anderen zur selben Klasse oder Spezies gehörigen erkannt und die Beziehungen zwischen ihm und den Differenzen und Genera, in denen es als Element enthalten ist, bestimmt werden. Um mit der notwendigen Geschwindigkeit diese Lokalisierungen und damit präzise Definitionen zu erreichen, hatte Wilkins eine Reihe von Kniffen mnemonischer Art ersonnen.
Wenn diese Zeichen oder Noten so konstruiert werden, daß sie in einem der Natur der bedeuteten Dinge angemessenen wechselseitigen Abhängigkeits- und Beziehungsverhältnis stehen, und wenn gleichermaßen die Namen der Dinge so geordnet werden, daß sie in den sie bildenden Buchstaben oder Lauten eine Art von Affinität und Opposition enthalten, die den Affinitäten und Oppositionen der bedeuteten Dinge entspricht, dann hätten wir weitere Vorteile: neben einer optimalen Unterstüztung der Memoria (helping the memory) würde der Intellekt sehr gekräftigt werden.
Benjamin De Mott {Autor von Science versus Mnemonics} hat in seinem Kommentar zu diesem Passus sehr klar geschrieben: "es war sehr einfach, sich an den Ausdruck zur Bezeichnung des Gegenstandes Lachs zu erinnern, wenn man wußte, daß dieser Ausdruck aus zwei Silben zusammengesetzt war und mit Za, dem Symbol der Gattung Fische begann... War einmal der Ausdruck Zana erinnert, würde der Wissenschaftler, wenn er mit der alphabetischen Progression der Charaktere vertraut war, deutlich die Stelle {R:il posto} des Lachses innerhalb der Gattung Fische und, in letzter Analyse, innerhalb des Plans der Schöpfung erkannt haben." 
Die Betonung des mnemonischen Wertes der Universalprache im Werk von Wilkins war nicht zufällig: eine Sprache dieser Art schien die Hoffnungen und Apsirationen all jener Theoretiker des künstlichen Gedächtnisses zu erfüllen, die (in den Worten von Giulio Camillo) versucht hatten, "in ihren hochkomplizierten Theatern alle jene Plätze geordnet zu disponieren {R:luoghi; disporre ordinatamente}, die nötig sind, alle menschlichen Begriffe und alle Dinge aus aller Welt im Geist aufzubewahren und zu verwalten." Die größten Theoretiker der Universalsprache bestehen einstimmig auf dem mnemonischen Wert der perfekten Sprachen. Cyprian {?;R:Cipriano} Kinner, der 1640 mit Comenius zusammengearbeitet und als erster das Projekt einer Universalsprache im Detail formuliert hatte, verstand seine Sprache nicht nur als ein Heilmittel gegen die "babylonische Verwirrung der natürlichen Sprachen", sondern auch und vor allem als eine mächtiges "Hilfmittel für die Memoria". Mit seiner Methode könnten die Forscher in den Naturwissenschaften die kompliziertesten und schwierigsten Begriffen behalten: "welcher auch noch so erfahrene Botaniker könnte sich bei einer solchen Vielfalt von gegensätzlichen Autoren die Naturen und Namen aller Pflanzen im Gedächtnis einprägen?". Die Benutzung der künstlichen Sprache, deren Ausdrücke die Natur und die Eigenschaften jeder einzelnen Pflanze sowie den Platz anzeigen, den jede Planze in der Klassifikation nach Genus und Spezies einnimmt, wird diese scheinbar verzweifelte Aufgabe ermöglichen und erleichtern: "mittels der künstlichen Sprache wird alles erinnert und ohne Unterbrechung aufgesagt werden können, so wie in einer goldenen Kette aus tausenden von Ringen, wenn der erste Ring bewegt wird, sich alle anderen bewegen, auch wenn wir eigentlich nicht wollen, daß sie sich bewegen." Nicht anders als Kinner, heben Lodowick, Edmundson und Dalgarno den mnemonischen Wert der Universalsprache hervor, während Wilkins mehrmals im Verlauf des Essay seine Sprache als ein Hilfsmittel gegen die Schwäche der natürlichen Memoria präsentiert. Die dreitausend Begriffe, aus denen seine Sprache zusammengesetzt ist, sind sicher zahlenmäßig viel geringer als jene, die in irgendeiner wirklich gesprochenen Sprache benutzt werden, und dennoch sind diese dreitausend Begriffe "in der Weise angeordnet, daß sie viel leichter als dreitausend Begriffe irgendeiner natürlichen Sprache behalten werden können." In einem Brief an Robert Boyle von 1663 empfahl John Beale, Mitglied der Royal Society, den Gebrauch der mnemonical characters (so nannte er die Realcharaktere), weil diese geeignet erschienen, endlich Ordnung in alle möglichen Kombinationen von Buchstaben, Silben und Wörtern zu bringen.
Wie Kinner genau gesehen hatte, zeigte sich das Problem der mnemonischen Funktion der künstlichen Sprachen eng mit dem der Klassifikation der Mineralien, Pflanzen und der Tiere verbunden. Gerade über dieses Thema entbrannte seit 1666 eine interessante Diskussion, deren Wortführer John Ray war, Autor der monumentalen Historia plantarum generalis (1686-1704) und einer der größten Wissenschaftler des 17.Jahrhunderts. Zusammen mit Willoughby arbeitete Ray aktiv am Werk von Wilkins mit, indem er eine den typischen Zielen und Ansprüchen der Univeralsprache entsprechende Klassifikation der Pflanzen erstellte.
Den Tafeln der großen Enzyklopädie, die in dem Essay Towards a Real Character and a Philosophical Language enthalten waren, kam laut Wilkins sicher nicht nur eine Hilfsfunktion zu. Nach seinem Verständnis hätten die Tafeln, "vor allem jene, die die natürlichen Körper betrafen", "die Erkenntnis der Natur fördern und erleichtern", das heißt direkt zu der von den Mitgliedern der Royal Society entfalteten Forschungsarbeit beitragen sollen. Indem er sich an den Präsidenten und die Mitglieder der illustren Akademie wandte, bekräftigte Wilkins: "auf den Tafeln habe ich die Dinge in einer Ordnung disponiert, welche die Gesellschaft billigen wird: in ihr werdet ihr eine optimale Methode für die Konstruktion eines repository finden, das einerseits dazu dient, die schon gewonnenen Erkenntnisse zu ordnen, und andererseits dazu, die eventuellen Lücken zu auszufüllen". Die Ambitionen von Wilkins sollten bald enttäuscht werden, aber es ist sicher, daß sein Versuch einer geordneten, vollständigen Klassifikation all die stark interessierten mußte, die in den Naturwissenschaften mit der Konstruktion von Klassifikationen für begrenzte Versuchsfelder /Erfahrungsfelder {R:campi limitati di esperienza} beschäftigt waren. Es ist sehr scharfsinnig bemerkt worden, daß Wilkins das mit den Worten machen wollte, was Linné später mit den Pflanzen tun sollte:
Hauptziel dieser Tafeln - schrieb der Bischhof von Chester - ist es, eine hinreichende Aufzählung aller Dinge und Begriffe zu bieten und sie gleichzeitig in solcher Ordnung zu disponieren, daß der einem jeden Ding zugeschriebene Platz zur Beschreibung seiner Natur beitragen kann, indem er die allgemeine und besondere Spezies anzeigt, in der das Ding plaziert ist, und die Differenz, durch die es von den anderen Dingen dergleichen Spezies unterschieden ist.
Auf der Basis dieser Konvergenz von Interessen und Problemen entstand eine Zusammenarbeit zwischen Wilkins auf der einen und Willoughby und John Ray auf der anderen Seite. Die in dem Essay präsentierten Klassifikationen der Tiere und Pflanzen sind in der Tat das Werk der beiden Wissenschaftler. An sie hatte sich Wilkins 1666 gewandt, um in sein Werk eine "regelrechte Aufzählung aller Familien der Pflanzen und Tiere" einzufügen. Das Interesse Rays an Wilkins' Projekt war nicht nebensächlich. Der bedeutende Wissenschaftler unterzog sich der undankbaren Mühe, den ganzen Text des Essay ins Lateinische zu übersetzen, um ihn allen zugänglich zu machen. Die Divergenzen mit Wilkins entstanden dennoch auf dem Gebiet der Methode und betrafen gerade die mnemonischen Aspekte der Universalsprache:
Bei der Konstruktion dieser Tafeln - schrieb Ray an Lister - hat man von mir nicht verlangt, den Befehlen der Natur zu folgen, sondern die Pflanzen dem System des Autors anzupassen. Ich muß die Kräuter {R:erbe} in drei möglichst gleiche Klassen einteilen, dann jede Klasse in Differenzen unterteilen und dabei darauf achten, daß die in jeder Differenz eingeordneten Pflanzen nicht eine bestimmte Zahl überschreiten ... Wer könnte hoffen, daß eine solche Methode befriedigend sei? Sie erscheint absurd und höchst unvollkommen, und ich muß ganz offen sagen, daß es sich um eine absurde Methode handelt, weil ich mehr Wert auf die Wahrheit als auf meinen persönlichen Ruf lege.
Auch Wilkins hatte, wie Ray, gewollt, daß seine Schemata "genau der Natur der Dinge folgten", aber im Unterschied zu Wilkins fand Ray es zumindest in der Botanik ziemlich schwierig, das Alphabet und die Natur, die Ordnung der Memoria und die der Wirklichkeit in Übereinstimmung zu bringen. Angesichts der Schwierigkeiten der Klassifikation der Tiere und Pflanzen geriet die absolute, für das Funktionieren der perfekten Sprache wesentliche Regularität der Tafeln in eine Krise: die vierzig Genera
may be subdivided by its peculiar differences, which, for the better convenience of this institution, I take leave to determine (for the most part) to the number of six. Unless it be in those numerous tribes of herbs, trees, exanguious animals, fishes, and birds, which are of too great variety to be comprehended in so narrow a compass.
Auf die Methode als geordnete Klassifikation, Aufteilung und Konstruktion von Tafeln und Hierarchien hatten übereinstimmend über Jahrhunderte die Theoretiker der ars reminiscendi Wert gelegt. Gerade in der Konstruktion der "Theater" und "Bäume", und in den Ordnungen und Klassifikationen hatten sie das wichtigste Instrument zur Verwirklichung eines künstlichen Gedächtnisses gesehen. Aus diesem historischen Terrain hatte sich die im ganzen siebzehnten Jahrhundert so weit verbreitete Idee einer logica memorativa genährt: einer substanziellen Affinität zwischen Logik (Methode) und Memoria (der Fähigkeit, das geordnete System aller Wissenschaften zu erinnern). In diesem Sinne hatte Ramus der Memoria eine ordnende Funktion zugeschrieben und hatte in ihr einen Teil oder Bereich der Methode gesehen; in diesem Sinne hatte Bacon die ministratio ad memoriam (der die Aufgabe zukam, "die Verwirrung zu beseitigen" und die Konstruktion der Tafeln zu besorgen) als integralen Bestandteil der neuen Logik aufgefaßt; indiesem Sinne hatte schließlich Cartesius die enumeratio als ein Hilfsmittel gegen die natürliche Schwäche der menschlichen Memoria verstanden. In denselben Jahren hatte Alsted in der Memoria eine "Technik der Ordnung der Begriffe" gesehen und die völlige Absorption der Memoria, "der Mutter der Ordnung", durch eine Logik vertreten, die als Kunst des Klassifizierens und als Methode zur Konstruktion des systema mnemonicum oder der Universalenzyklopädie der Wissenschaften verstanden wurde.
Auf nicht unähnliche Weise wurde die "Methode" von den Menschen verstanden, die sich im Laufe des siebzehnten Jahrhunderts der nicht leichten Aufgabe einer integralen, geordnenten und kohärenten Klassifikation der Mineralien, Pflanzen und der Tiere zuwandten. Methode bedeutete für sie "methodische Aufteilung der verschiedenen Hervorbringungen der Natur in Klassen, Genera und Spezies", die Einrichtung einer Nomenklatur, deren Ausdrücke die Beziehungen zwischen dem einzelnen Element und den einschlägigen Genera und Spezies anzeigten und den Platz eines jeden Elements in einem umfassenderen System bestimmten. Gerade als um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts die "Methoden" in die Krise gerieten und die traditionellen Klassifikationen verworfen wurden, sehen wir, wie in Polemik gegen eine jüngste Vergangenheit die mnemonische Funktion der Klassifikationen und der Methoden expliziert erörtert wurde. Indem er im Namen einer exakten Beschreibung die Idee des "Systems" verwirft und gegen die botanische Tradition des sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts polemisierte, lehnte Buffon energisch "alle die Methoden ab, die aufgehäuft worden waren, um die Memoria zu unterstützen". Und genau auf dieser mnemonischen Funktion der Methoden insistierten übereinstimmend die größten Exponenten der Botanik des achtzehnten Jahrhunderts: "Die immense Menge an Pflanzen beginnt auf den Botanikern zu lasten - schreibt Adanson im Vorwort zu Familles des plantes {1763} - welches Gedächtnis konnte so vielen Namen genügen? Um diese Wissenschaft zu erleichtern, ersannen die Botaniker daher die Methoden." Und Fontenelle schrieb in der vor der Akademie anläßlich des Todes von Tournefort gehaltenen Eloge: "er machte es möglich, Ordnung in die außerordentliche Anzahl der kreuz und quer über die Erde und auch unter den Gewässern der Meere verstreuten Pflanzen zu bringen und sie in die verschiedenen Genera und Spezies aufzuteilen, die so ihre Memorierung erleichtern und verhindern, daß das Gedächtnis der Botaniker unter dem Gewicht einer Unzahl von Namen zusammenbricht".
Es handelt sich dabei um nicht zufällige Annäherungen: um das zu sehen, muß man nur das Stichwort Botanique in der großen aufklärerischen Enzyklopädie lesen:
Die Methode dient dazu, eine Vorstellung der wesentlichen Eigenschaften jedes Gegenstandes zu geben und die Relationen und Kontraste zwischen den verschiedenen Hervorbringungen der Natur darzustellen... Für den, der sich zum Studium der Natur entschließt, ist die Methode ein Faden, der als Führer in einem hochkomplizierten Labyrinth dient, für die anderen (die schon in den Wissenschaften erfahren sind) ist er ein Bild, das manche Fakten darstellt, die andere, falls man sie schont kennt, in Erinnerung rufen können ... eine einzige Methode ist ausreichend für die Nomenklatur: es handelt sich darum, eine Art von künstlichem Gedächtnis zu erbauen, um die Idee und den Namen jeder Planze zu behalten, da die Anzahl der Pflanzen zu groß ist, als daß eine solche Unterstützung vernachlässigt werden könnte; zu diesem Ziel ist jede Methode gut...
Die Gewaltsamkeit dieser Polemik und die Vehemenz dieser Ablehung bilden für sich allein eine Bestätigung für eine sich das ganze vorangehende Jahrhundert durchhaltende Auffassung der Methode als "Memoria", Gegen diese Auffassung polemisieren die Enzyklopädisten : "diese methodischen Aufteilungen - steht auf den dem Stichwort Histoire naturelle gewidmeten Seiten - unterstützen das Gedächtnis und scheinen mit dem aus den Gegenständen der Natur gebildeten Chaos fertig zu werden ... aber man darf nie vergessen, daß diese Systeme allein auf willkürlichen menschlichen Konventionen gegründet sind und daß sie nicht mit den unveränderlichen Gesetzen der Natur übereinstimmen". Hier wurden nicht nur jene "Hilfsmittel der Memoria" verworfen, die von illustren Exponenten der Philosophie und Wissenschaft des siebzehnten Jahrhunderts erörtert und verteidigt worden waren; hier wurde auch im Namen eines entschlossenen Konventionalismus die alte Idee einer vollen Korrespondenz zwischen den Begriffen der Enzyklopädie und der Realität der Dinge verworfen.
6. Cartesius, Leibniz und die Universalsprache
Auch der Mathematismus cartesischer Herunkunft hatte zweifelsohne dazu beigetragen, eine für die Konstruktionen der künstlichen Sprachen günstige Atmosphäre zu schaffen, aber der Einfluß, den Cartesius auf die Projekte einer Universalsprache ausgübte, ist schwer zu bestimmen. In einem Brief an Mersenne vom November 1629, der in Paris in der Sammlung von Clerslier (1657, wiedergedruckt 1663 und 1667) veröffentlicht wurde und der daher von einigen Theoretikern der Universalsprache gelesen worden sein konnte (aber wir bewegen und auf der Ebene von Hypothesen und haben keine Dokumentation dieser Lektüre gefunden), hatte sich Cartesius, obwohl er präzise die Eigenarten und Ziele einer philosophischen Sprache erhellt hatte, ziemlich zweideutig geäußert. Das Unterfangen einer philosophischen Sprache war ihm zumindestens theoretisch möglich erschienen: "indem man eine Ordnung unter all den Gedanken, die in den menschlichen Geist eindringen können, auf die gleiche Weise festsetzt wie eine natürlich festgelegte Ordnung unter den Zahlen existiert", könnte man eine Sprache aus sehr leicht und sehr schnell erlernbaren Charakteren bilden. Die Erfindung dieser Sprache - fügte er hinzu - hängt deshalb von der "Einrichtung der wahren Philosophie ab, denn anders wäre es unmöglich, alle Gedanken der Menschen aufzuzählen und in Ordnung zu bringen". Eine solche Sprache wäre auf der Feststellung der "einfachen Ideen gegründet, die in der Imagination der Menschen liegen und aus denen sich alles zusammensetzt, was die Menschen denken"; sie wäre leicht zu erlernen und zu schreiben und, was das wichtigste ist, "würde das Urteil unterstützen, indem sie die Dinge so deutlich darstellte, daß es unmöglich wäre, sich zu täuschen, während die Worte, über die wir gegenwärtig verfügen, im Gegenteil nur verworrene Bedeutungen haben, an die sich seit langem der Geist der Menschen gewöhnt hat: deswegen wird gewissermaßen kein Wort vollkommen verstanden".
Aber kurz vorher hatte Cartesius den utopistischen Charakter eines Unternehmens dieser Art untertrichen und hatte radikalen Skeptizismus gegenüber der Möglichkeit einer praktischen Realisierung zum Ausdruck gebracht.
Ich halte dafür, daß diese Sprache möglich ist und daß sich die Wissenschaft finden ließe, von der sie abhängig ist: durch sie werden die Bauern besser über die Wahrheit der Dinge urteilen können, als es jetzt unsere Philosophen tun ... aber hofft nicht, sie jemals in Gebrauch zu sehen: das setzt große Veränderungen in der Ordnung der Dinge voraus und und würde erfordern, daß die ganze Welt ein irdisches Paradies wäre, was man sich nur im Land der Romane vorstellen kann
Eines hatte Cartesius ganz klar gesehen: die enge Beziehung zwischen der vollkommenen Sprache und der wahren Philosophie (die Wilkins universal philosophy oder Enzyklopädie nennt). Cartesius hatte diese Beziehung als Abhängigkeitverhältnis aufgefaßt: der Mangel eines geordneten Verzeichnisses aller Gedanken der Menschen, aus der das Verzeichnis der einfachen Ideen zu gewinnen wäre, machte die Konstruktion einer Universalsprache unmöglich und illusorisch. Dalgarno und Wilkins hatten die Durchführung einer totalen Klassifikation der Begriffe und Dinge versucht. Leibniz, der diese Versuche weitgehend benutzt, wird in einem Kommentar zu dem gerade erwähnten Brief an Mersenne ausdrücklich die cartesianische Position verwerfen:
Wenn auch diese Sprache von der wahren Philosophie abhängt, hängt sie doch nicht von ihrer Vollendung ab. Das heißt: diese Sprache kann eingerichtet werden, auch wenn die Philosophie noch nicht vollkommen ist; im Maße wie die Wissenschaft der Menschen wachsen wird, wird auch diese Sprache wachsen. Einstweilen wird sie ein wunderbares Hilfsmittel sein: sowohl um uns dessen zu bedienen, was wir wissen, als auch um klar zu sehen, was uns mangelt und um die Mittel zu finden, es zu erlangen; vor allem aber, um die Kontroversen in den Disziplinen auszurotten, die vom Raisonnement abhängen. Denn Raisonnieren und Rechnen wird dann dasselbe sein.